Hochzeit feiern? Auf jeden Fall! Aber mit wem? Und mit wievielen Gästen? Darüber kann man sich stundenlang den Kopf zerbrechen. Familie, Freunde, Bekannte… und was ist mit Leuten aus der Familie, mit denen man wenig zu tun hat? Partner mit einladen – ja oder nein? Tausend Dinge, die man berücksichtigen muss. Lest hier, wie unsere Gästeliste mit ca. 100 Gästen zustande gekommen ist. Und wie wir eine Sitzordnung zusammengestellt haben.
Eine Verlobung ist unendlich aufregend! Schon am Morgen nach dem Antrag habe ich mich an die Gästeliste gesetzt. Wir hatten keinen Termin, keine Preisvorstellung, keine Location. Aber ich war um sechs Uhr morgens hellwach und musste etwas mit meiner Energie anstellen. Das waren wohl die Brauthormone. Also Laptop auf und Namen hinschreiben. So hatten wir einen ersten Überblick und wussten: Es werden keine 50 Leute, sondern deutlich mehr.
Wen muss man einladen? – Niemanden!
Die Antwort darauf ist denkbar einfach: Niemanden. Aber trotzdem bekommt man in der Familie schnell das Gefühl man müsse noch diese oder jene Person auf die Gästeliste packen. Und deren Partner und deren Kinder. Und überhaupt. Was ist eigentlich mit Großonkel XY und mit der Cousine zweiten Grades in den USA? Man könnte gefühlt die ganze Welt einladen, wenn man zu viel Geld rumliegen hat oder einen Kredit aufnehmen möchte. Wir wollten das nicht. Aber unsere Familien sind relativ groß, wir haben Kontakt zu allen Onkels und Tanten und zu deren Kindern auch. Wo zieht man da die Grenze? Und was ist mit den Freunden? Die fehlen ja bis dahin noch komplett.
Puh.
Bei uns war schnell klar, dass wir eine Location brauchen, wo mehr als 90 Leute reinpassen. Sonst hätten wir nur mit Eltern, Geschwistern und engsten Freunden feiern können. Wir sind aber beide Familienmenschen und wollten das Fest gerne mit Freunden und Verwandten teilen. Darum geht es ja schließlich bei einer Hochzeit: Familie.
Familie und engste Freunde
Also haben wir uns darauf geeinigt, dass wir bis hin zu Onkels und Tanten einladen. Genauso Cousins und Cousinen und deren feste Partner. Außerdem natürlich die Großeltern, die noch dazu in der Lage waren, dabei zu sein. Und mit dieser Entscheidung waren wir dann bei knapp 80 Personen. Da mussten wir einmal schlucken, denn inzwischen hatten wir bei der Recherche nach der passenden Location erfahren, dass man pro Gast mit mindestens 80 Euro rechnen sollte. Eher mehr. Im Kopf habe ich sofort alle Hebel auf Sparmodus umgestellt.
Die Schwierigkeit: Den Spagat hinbekommen zwischen niemanden in der Familie enttäuschen und trotzdem keine Leute einladen zu müssen, mit denen man eigentlich nichts zu tun hat. Klar haben auch wir zu vereinzelten Leuten aus der Familie wenig Kontakt. Aber nur sie nicht einladen, das konnten und wollten wir uns einfach nicht vorstellen.
Aber bis dahin standen noch keine Freunde auf der Gästeliste. Gar keine! Da mussten wir uns stark begrenzen, denn es stand fest, dass maximal etwa 100 Leute in der Scheune sitzen und essen können. Mehr Platz ist nicht da.
Eigentlich hätten wir gerne ca 125 Leite eingeladen. Aber davon, dass über 20 Leute absagen, kann man leider nicht ausgehen. Bei der Location haben sie uns später gesagt, dass bei Hochzeiten ca 10 – maximal 15 % absagen. Bei uns waren es leider am Ende doch etwas mehr. Auch sehr kurzfristig. Aber das konnten wir zum Zeitpunkt der Planung noch nicht wissen.
Über die Gästeliste haben wir tatsächlich lange diskutiert und am Ende entschieden: Nur enge Freunde, mit denen wir noch viel zu tun haben und deren feste Partner werden zum Abendessen und zur Zeremonie eingeladen. Exfreunde etc. nicht. Auch kein generelles +1. Gute Freunde, die man gerne noch dabei hätte, die aber nicht zum engsten Kreis gehören, haben wir ab 22 Uhr zur Party eingeladen. Da haben wir auch bei den Einladungen von Anfang an mit offenen Karten gespielt. Damit sich keiner am Ende wundert, dass andere Leute schon früher eingeladen waren.
Als in der Woche vor der Hochzeit spontan noch Menschen abgesagt haben, konnten wir einige Gäste vorziehen: Wir haben Freunde der 22 Uhr-Liste gefragt, ob sie spontan früher kommen möchten. Und siehe da: Sie wollten alle! Darüber habe ich mich unendlich gefreut.
Und am Ende? Es wurde bis spät getanzt und gerade auch die Leute, die erst später kamen, haben nochmal frischen Wind auf die Feier gebracht. Das war wirklich fantastisch.
Die Sitzordnung
Wer neben wem? Die Sitzordnung wollte ich eigentlich schon im August machen. Dann kam das Leben dazwischen und am Ende bin ich froh drum. Denn kurz vor der Hochzeit hat sich nochmal so viel an der Gästeliste geändert, dass ich sie komplett neu hätte machen müssen.
Für die Sitzordnung gibt es die unterschiedlichsten Optionen: Man kann beispielsweise nur vorgeben, wer alles an einem Tisch sitzt und die Menschen suchen sich an dem Tisch ihren Platz aus. Andere setzen die Menschen zusammen, die sich kennen. Wieder andere machen unvorstellbares und setzen alle Singles an einen „Single-Tisch“. Davon kann ich nur abraten. Und nochmal andere trennen alle, die sich kennen (auch die Paare) und setzen dich neben komplett fremde Menschen. Das habe ich auf der Hochzeit eines adeligen Freundes erlebt. Hat auch Vor- und Nachteile. Man fühlt sich erstmal ziemlich verloren und allein, lernt aber so gezwungener Maßen neue Leute kennen.
Uns war das eine zu kuschelig und das andere zu krass. Wir haben uns daher für die Mischung entschieden: Niemand sollte ganz allein sitzen (ohne jemanden, den er kennt), aber auch nicht nur unter Bekannten. Also haben wir die Tische gemischt: Zu Leuten, die sich kennen, haben wir immer auch ein paar gesetzt, die sie noch nie gesehen hatten. Auch damit sich unsere Familien kennenlernen. Das war viel Arbeit, denn immer wieder hat ein Platz gefehlt und es blieb jemand alleine übrig. Oder die Mischung an einem Tisch hat nicht gestimmt (zwischen Raphaels Familie und meiner und zwischen jung und alt). Mir war es wichtig, dass die Tische ausgeglichen sind. Und das war hoch komplex. Aber am Ende war ich zufrieden.
Bis heute habe ich das Gefühl, dass das ganz gut funktioniert hat und dass die Idee aufgegangen ist. Auch wenn wir nicht an jedem Tisch Mäuschen spielen konnten: Hinterher haben Menschen Tanzgruppen gebildet, die sich definitiv vorher nicht kannten. Und das allein hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.
Hier die unterschiedlichen Optionen und Tipps:
- Engster Familienkreis zur Hochzeit. Separate Party für Freunde. So haben es Bekannte von uns gemacht. Allerdings fühlt es sich dann nicht mehr so nach Hochzeit an, sondern nach Geburtstagsfeier.
- Nur Leute aus der Familie einladen , mit denen man wirklich etwas zu tun hat. Und hoffen, dass es einem nicht für immer nachgetragen wird.
- Familie und enge Freunde zur Hochzeit – klappt gut bei kleineren Familien.
- Große Feier mit Freunden und Familie – und einige Freunde erst zur Party am Abend einladen. So haben wir es gemacht und es hat gut funktioniert. Birgt aber natürlich einige Schwierigkeiten: Man muss aufpassen, dass das Programm so geplant ist, dass die neuen Gäste auch wirklich willkommen sind, wenn sie ankommen. Und, dass dann nicht gerade noch ein Programmpunkt stattfindet oder ähnliches. Wenn Leute spontan kurz vor der Hochzeit absagen, kann man so außerdem noch die Party-Gäste fragen, ob sie Lust haben, früher zu kommen. Das hat bei uns hervorragend funktioniert.
- Auf der Suche nach der eigenen Linie muss ich euch das großartige und bekannte Buch von Thomas Sünder ans Herz legen: „Wer ja sagt, darf auch Tante Inge ausladen“.
Fotos: Tomek Wozniakowski