Es ist mein erster Roadtrip alleine durch Kalifornien. Mit dem Auto starte ich in San Francisco. Eine Woche habe ich insgesamt Zeit und stoppe in Santa Cruz, Cambria und Pismo Beach. In Los Angeles gebe ich das Auto zurück. Die ersten Kilometer kämpfe ich mit großer Angst und danach geht es mir langsam besser. Ich komme immer mehr zur Ruhe. Innerlich. Lest jetzt Teil 2 meines Roadtrips. Teil 1 findet ihr hier. Und hier gelangt ihr zur Teil 3.
Von Santa Cruz fahre ich nach Cambria. Leider kann ich diese Strecke nicht komplett am Meer fahren, da der Highway 1 noch repariert werden muss und daher gesperrt ist. Ich schalte die Klimaanlage ein und gebe Gas. Warum zur Hölle fahren in Deutschland noch nicht alle Menschen Automatik?
Carmel by the Sea
Unterwegs mache ich Halt in Carmel by the Sea. Ein kleines, schmuckes Städtchen. Eine Kunstgalerie steht neben der anderen. Es gibt teure Cafés in Fachwerkhäusern. Unendlich viele Gucci-Brillen, teure Handtaschen und Stöckelschuhe laufen an mir vorbei. Wow! Ich hatte gehört, dass hier die Reichen und Schönen umherlaufen. Aber in so einem Ort war ich wirklich noch nie.
Um nicht zu sehr aufzufallen, lege ich Lippenstift auf. Hoffentlich hilft das, denke ich. Und merke, dass ich noch immer die ausgelatschten Sneaker trage. Da ist nichts zu machen. Du bist underessed as hell. Also steh dazu.
Der Sand am Strand in Carmel ist unglaublich hell, aber der Wind geht so stark, dass man es keine 5 Minuten hier aushält. Trotzdem kann ich mir gut vorstellen, dass hier Autoren wie Hemingway auf gute Ideen gekommen sind. Die Natur ist wirklich klasse. Aber mich zieht es weiter.
Cambria
Die Autobahn 101 ist unscheinbar und führt durchs Nirgendwo. Die Sonne brennt und neben der Straße gibt es Gestrüpp und Geröll. Ich sehne mich nach mehr Meer. Und werde müde. Lange Autofahrten machen mir generell keinen Spaß. Und alleine ist es noch schwieriger.
Weit und breit gibt es kein Café. Um wachzubleiben, suche ich immer wieder nach neuen Radiosendern. Und ich freue mich immer wieder, wenn ich eine Popwelle finde, die Ariana Grandés „No tears left to cry“ spielt. Schon jetzt ist das der epische Soundtrack zu meiner Reise. Zusammen mit Clean Bandit und „Solo“. Einfach weil diese Songs gerade auf der Hot Rotation laufen und so oft gespielt werden, dass sie mich für immer an diese Reise erinnern werden.
Und das mag ich sehr.
Als ich Cambria näher komme, wird die Natur grüner. Ich fahre viele Kurven bergab bis ich schließlich im Wald ankomme. Und am Haus von Terri. Sie vermietet gleich mehrere Zimmer bei Airbnb, damit ihre Tochter irgendwas mit Film in Hollywood – Los Angeles studieren kann. Ich habe ein Zimmer und nebenan im Yoga-Studio wohnen nochmal zwei Mädels. Terri entschuldigt sich im voraus für alles, was US Präsident Trump während seiner Amtszeit noch so anstellen könnte und gibt mir einige Tipps in der Umgebung.
Moonstone Beach und Fiscalini Ranch
Am nächsten Morgen fahre ich zum Moonstone Beach. Ein wilder Strand mit etwas dunklerem Sand. Er passt zur rauen Küste. Mutige Surfer werfen sich in die Wellen und tanzen auf ihnen. Ich sitze auf Treibholz und bewundere sie. Und durch den Wind merke ich gar nicht wie sehr die Sonne auf mir brennt. „Anfänger!“ – denke ich als ich hinterher im Auto meine rote Nase bewundere.
An der Küste in Cambria ist mein nächster Halt das Fiscalini Ranch Preserve. Ein großes Naturreservat, das ich mir – wegen des Namens – fälschlicherweise als Ranch vorgestellt habe. Ich staune nicht schlecht, als ich endlos über ein Hochplateau am Ozean laufe. Der Weg führt mitten durch ein Meer aus gelben und lila Blumen. Hin und wieder gibt es eine Bank, auf der man sich ausruhen und die Aussicht genießen kann. Wahnsinn! Unten die Wellen im wilden Pazifik, endlose Sicht in die Ferne und um mich herum strahlen wilde Blüten.
Nur der fehlende Schatten bringt mich nach einer Weile dazu, weiterzufahren.
Pismo Beach & Grover Beach
Nach einer kurzen Fahrt erreiche ich Grover Beach. Eine kleine Strandwelt mit einfachen Häusschen. Bungalows, die gebaut worden sind, damit Menschen am Strand eine gute Zeit haben. Keine Villen – einfache süße Häuschen sind es. In einem wohnt Charlene. Mein Airbnb-Host. Eine ältere Dame von über 70 Jahren, der der Schalk im Nacken sitzt. Sie erzählt mir von ihren vielen Reisen durch die Welt. Damals als sie noch jünger war und als ihre Schwester gerade nicht an der Hüfte operiert wurde. Damals saßen sie in den Bars dieser Welt und machten alle Männer schwach. „Und überhaupt: Gucken wird ja wohl noch erlaubt sein.“
Sie zeigt mir mein Zimmer mit dem gemütlichsten Bett der Welt darin. Und ich weiß wieder was ich mir zu Weihnachten wünsche: Eine amerikanische Matratze. Unglaublich, dass ein Bett so gemütlich sein kann. Ich überlege, ob ich meine Zeit am Strand einfach im Bett verbringe, bin dann doch zu neugierig und mache mich auf den Weg.
Grover Beach ist ein riesiger Strand mit Dünen und unendlich viel Platz. Wer will, kann sogar sein Auto auf dem Strand parken. Kostet halt ein paar Dollar extra.
Pismo Beach
Der Ort und die Restaurants sind in Pismo Beach – ein paar Kilometer die Küste entlang. Ein Ferienort für viele Amerikaner, die ein paar Tage am Strand verbringen wollen. Unendlich viel Platz am Strand gibt es hier. Ich bleibe im warmen Sand liegen bis es zu kalt wird und ich Hunger bekomme.
Charlene hat mir den Tipp gegeben, die traditionelle Muschelsuppe zu probieren. Allerdings sind die Fischrestaurants so voll und die Schlangen vor den Restaurants so lang, dass mir mein Hunger vergeht. Und für einen kleinen Moment fühle ich mich klein und einsam.
Ich hole mir Fish-Tacos und schaue mir den Sonnenuntergang an. Und mein Herz wird wieder wärmer.
Allein an der Bar
Zum ersten Mal auf meiner Reise setze ich mich allein an die Bar, quatsche mit den Barkeepern und fühle mich unglaublich amerikanisch. Ich bestelle mir ein Bier und fühle mich wieder awesome, wild und frei. Neben mir sitzen flirtende Menschen, die sich nach heute vermutlich nicht wiedersehen. Ich lausche den Gesprächen und stelle mir vor, welches Leben sie führen, wenn sie gerade nicht in einer Strandbar sitzen. Und plötzlich fällt mein Blick auf eine Frau Anfang 40. Sie hat viel erlebt, das sieht man ihr an. Und sie wiederum beobachtet mich. Und ich stelle mir vor, welche Geschichte sie sich gerade über mich ausgedacht hat.
In der Nacht schlafe ich wie ein Baby. Kein Wunder – schließlich liege ich im gemütlichsten Bett der Welt. Am nächsten Morgen werde ich von Charlene mit Donuts und Kaffee versorgt. Sie ist etwas enttäuscht, dass ich nicht Party machen war, wie sie es an meiner Stelle getan hätte. Trotzdem bekomme ich noch einen zweiten Kaffee to go. Und mache mich auf den Weg nach Santa Monica. Mit einem Lächeln im Gesicht starte ich den Motor und und habe das Gefühl, mein Rückenwind bringt mich wie von allein Richtung Süden! Unglaublich was bisher alles geschehen ist seit ich losgefahren bin.
Im nächsten Teil lest ihr wie meine Reise zu Ende geht.
Nach der Hochzeit sind Fotos aus dem Honeymoon ein unvergessliches Andenken. Aber normalerweise steht bei uns im Urlaub immer einer hinter der Kamera. Und die einzigen Bilder von uns beiden sind Handy-Selfies. Deshalb haben wir uns in den Flitterwochen in Gran Canaria und Sri Lanka zwei Shootings mit großartigen Fotografen gegönnt. Heute verrate ich euch, wie ich unseren Fotograf auf Gran Canaria gefunden habe.
Diesen einen Wunsch wollte ich uns unbedingt erfüllen: Hochzeitsfotos am Strand. Mit Brautkleid an einem dieser Lieblingsorte in der Welt. Raphael und ich reisen viel – wie ihr wisst. Deshalb war es ein riesiger Traum von mir, Bilder am Strand von uns zu haben. Natürlich mit Hemd, Blumenkranz und Brautkleid. Nach der Hochzeit wollte ich es unbedingt mit auf die Reise nehmen.
Und ich kann sagen: Es gibt so geniale Fotografen da draussen. Solche Shootings können süchtig machen. Nachdem ich völlig geflasht war von unserem Fotoshooting in Maspalomas, Gran Canaria stand für mich fest: Auch bei unserer Backpacker-Tour durch Sri Lanka soll es ein Strandshooting mit Fotograf geben. Dazu an anderer Stelle mehr. Beide Male haben wir tolle Erfahrungen gemacht. Beide Fotografen habe ich via Instagram gefunden.
Wie finde ich einen passenden Fotografen für mein Honeymoon-Shooting?
Für diese Suche habe ich mich kreuz und quer durch Instagram geklickt. Das ist die perfekte Plattform für die Suche, da die meisten Fotografen ihre Arbeiten regelmäßig dort teilen. Du siehst also sofort, ob dir der Stil des Fotografen gefällt. Bei der Recherche habe ich festgestellt, dass die Unterschiede wirklich riesig sein können. Und obwohl viele Fotografen handwerklich top sind, gefallen mir ihre Bilder trotzdem nicht unbedingt. Gerade bei Paarfotografie gibt es riesige Unterschiede. Und dann sollte der Fotograf auch noch an dem Ort verfügbar sein, wo wir Urlaub machen. Das schränkt die Auswahl natürlich ein.
Wie funktioniert die Suche bei Instagram?
Bei der Suche bei Instagram helfen Standort und Hashtags. Bevor es für uns nach Gran Canaria ging, habe ich also nach Hashtags wie #photographergrancanaria #grancanaria oder #grancanariawedding gesucht. Und nach den Orten, die mir dort gefallen haben. Wie die Dünen von Maspalomas. Und darüber habe ich den Fotografen Aljosa Petric gefunden. In seinem Profil stand aufgelistet, wohin er in den kommenden Wochen reisen wird. Nachdem ich alle seine Bilder geliked hatte, habe ich ihm eine Anfrage geschickt. Darin habe ich nach dem Preis gefragt und ob er in unserer Urlaubswoche noch Kapazitäten hat. Und wir hatten Glück!
Er hatte Zeit und sein Angebot hat uns überzeugt. Für alle Fälle hatte ich zwar noch eine Liste mit weiteren Fotografen angelegt. Aber die Fotos von keinem davon haben mir im Ansatz so gut gefallen wie Aljosas. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass es geklappt hat. Daraufhin haben wir uns per email zu einem Sunset-Shooting in Maspalomas verabredet.
Brautkleid im Koffer
Bei manchen Airlines kann man sein Brautkleid ohne Aufpreis mitnehmen. Bei Tuifly haben wir für das Kleid einen weiteren Koffer hinzugebucht. Darin konnte ich das Kleid und den Reifrock unterbringen – mehr allerdings nicht. Denn ich wollte es natürlich nicht quetschen. Vorsichtig habe ich es einmal gefaltet und die Volants zusammengelegt, damit es sicher verstaut ist. Auf der Insel angekommen, habe ich das Kleid auf seinem Bügel an die Küchentür gehängt. So konnte es sich bis zum Shooting ein wenig ausbreiten. (Inklusive dreckigem Saum, den es von der Hochzeit hatte. Denn ich habe es erst nach der Reise reinigen lassen.) Zwischendurch habe ich es in den Wasserdampf im Badezimmer gehängt. Dadurch wird das Kleid ein wenig gedämpft und Falten verschwinden.
Am Tag des Shootings haben wir uns in unserer Ferienwohnung gestylt: Natürlich ganz allein – ohne professionelle Hilfe. Das war echt aufregend! Meinen Blumenkranz und die Haare musste ich ca 10 mal stecken bis ich zufrieden war. Raphael hatte es da deutlich leichter. Für ihn hatten wir eine dunkelblaue Stoff-Hose gekauft. Dazu hat er sein Hochzeitshemd und die dazugehörige Krawatte getragen. Er sah ganz wundervoll aus! Nach dem Styling haben wir uns in den gemieteten Mini-Fiat gequetscht und sind nach Maspalomas gefahren. Dem Sonnenuntergang entgegen.
Shooting in den Dünen
Für unser Shooting in den Dünen von Maspalomas hatten wir zwei Stunden Zeit. – Bis die Sonne weg war. Ich hatte vorher großen Respekt vor dem Shooting. Denn Aljosas Bilder strahlen Liebe aus. Er kann Gefühle zwischen zwei Menschen einfangen, wie es fast keiner sonst kann. Ich habe mir vor allem Sorgen gemacht, dass wir keine guten „Models“ sein würden. Dass wir es nicht hinbekommen, so gefühlvoll als Paar zu performen. Schließlich stehen wir eher selten vor einem Fotografen. Aber die Sorge war wirklich unbegründet. Ein guter Fotograf schafft es, dass man sich wohlfühlt vor der Kamera. – Dass echte, ungestellte Momente entstehen. Und das sind meiner Meinung nach die schönsten Fotos und die besten Andenken an eine Reise.
Die Zeit während des Shootings verging wie im Flug. Wir liefen durch die wunderschönen Dünen – durch den Sand. Mit dem Kleid habe ich mich nochmal wie eine richtige Prinzessinnen-Braut gefühlt. Aber ein wenig surreal war das schon: In diesem Kleid im Urlaubsparadies. Raphael und ich haben getanzt und rumgetollt. Haben im Sand gesessen und sind gerannt. Sogar in die Brandung des Meeres sind wir gelaufen, wo eins meiner liebsten Bilder entstanden ist. Das Kleid kann schwimmen!
Der Weg durch die Dünen ist wirklich weit – vor allem im Brautkleid. Ich habe kiloweise Sand mitgeschleppt auf dem Rückweg. Die nasse Schleppe wurde immer schwerer. Aber ich war voller Freude und Adrenalin, weil die Zeit in Maspalomas so wundervoll war. Immer wieder habe ich kurz zum Meer geschaut und konnte nicht fassen, dass wir wirklich an diesem märchenhaften Ort waren. Falls wir in ein paar Jahren unser Eheversprechen erneuern wollen, dann machen wir es bestimmt dort.
Nicht planbar: Das Wetter hat perfekt mitgespielt
Das Wetter an jenem Tag war perfekt: Es waren ca 23 Grad und es gab ein paar Wolken am Himmel. Das Licht war wunderbar. Falls ihr selbst gerne fotografiert, wisst ihr wie wichtig das Licht für schöne Bilder ist. Zwei Wochen nach dem Shooting haben wir alle bearbeiteten Bilder bekommen. Und ich war unendlich begeistert! Eins der Bilder hängt groß bei uns im Wohnzimmer. Und mit den anderen haben wir ein echtes Fotoalbum gemacht. Ein Buch voller Lieblings-Kitsch-Momente.
Falls ihr Bilder ebenso liebt wie wir, kann ich euch ein Shooting mit einem wundervollen Fotografen wie Aljosa nur ans Herz legen.
An den Stränden Italiens ist es wunderschön. – Aber im Hochsommer einfach zu voll für meinen Geschmack. In diesem Jahr probieren wir etwas Neues aus und fahren nach unserer Woche in Pettenasco in die Weinberge Norditaliens: nach Piemont. Eine Woche verbringen wir in Costigliole d’Asti und verbinden Urlaub mit Arbeit: In einem Airbnb mit großer schattiger Terrasse.
Die Straßen werden schmaler und mein Puls steigt. „Hoffentlich kommt uns hinter der nächsten Ecke kein LKW entgegen und hoffentlich kommen wir bald an. Und hoffentlich…“ die Gedanken drehen sich im Kreis. Um uns herum wird es immer grüner. Das Auto klettert die Hügel hinauf und lässt Weinberge links und rechts liegen. Hier war ich noch nie: In den Weinbergen von Piemont in Norditalien. Wir kommen an einer Villa vorbei und ein paar Meter später erreichen wir das Ziel: Unsere Unterkunft mitten im Grünen.
Die Unterkunft: Das Airbnb „La Luna e lo Stagno“
Über Airbnb habe ich das Zimmer bei Owen und seinem Mann Claudio gefunden. Es befindet sich im ersten Stock von einem alten Bauernhaus auf einem Hügel in Piemont. Der Teil des Hauses in dem wir wohnen steht hier wohl schon seit 1860. Die beiden haben das Haus renoviert und mit Liebe zum Detail eingerichtet. Das ist mir schon vorher auf den Bildern im Netz aufgefallen. In Realität ist es noch viel schöner!
Kühle Fliesen, helle Vorhänge: Grau, braun, beige – alles in angenehm-erdigen Farben. Es gibt ein helles Badezimmer mit Blick auf den Weinberg, einen kleinen Schreibtisch und ein ganzes Ankleidezimmer. Das Bett ist total weich und gemütlich – man merkt, dass hier der Amerikaner Owen am Werk war. Und gleich neben unserer Unterkunft ist die schattige Terrasse: Früher war das mal ein Raum. Aber die Hosts haben ein offenes Wohn- und Esszimmer mit Küchenecke daraus gemacht und der Blick auf die Berge ist frei. Wunderschön!
Übrigens: Owen und sein Mann vermieten noch ein zweites Zimmer in dem Haus, das auch wunderschön ist. Darin steht sogar noch ein Bett mehr. Es gibt allerings keinen Schreibtisch.
Raphael schreibt diesen Sommer seine Abschlussarbeit und ich werde an meinen Hochzeitsreden arbeiten. Deshalb haben wir diese Unterkunft gewählt. Unsere Kriterien waren: Schatten, Platz, ein gemütliches Bett und Internet. Hier gibt es dazu sogar noch Frühstück inklusive. Und on top: Nette Gastgeber und einen supersüßen Hund!
Der Blick kann in die Ferne streifen
Der Blick von der schattigen Terrasse reicht über den Garten mit kleinem Pool bis zum nächsten Dorf: Costigliole d’Asti. Unser Gastgeber erklärt uns den schnellsten Weg zu Fuß ins Dorf. Es gibt eine „Abkürzung“ – einen „Short Cut“, der seinem Namen alle Ehre macht, denn er führt quer durch Pflanzen und Gestrüpp. Für einen kurzen Moment habe ich Angst, dass wir uns verlaufen haben. Aber dann erreichen wir eine befestigte Straße und das malerische Dorf erhebt sich vor uns.
Arbeiten im Airbnb in Piemont
Stundenlang frühstücken wir und lassen den Blick über die verschiedenen Grün-Töne auf den Hügeln streifen. Wie kleine orange-rote Tupfer sehen die Häuser in den Weinbergen aus. Es gibt Espresso, frische Früchte, Müsli und Joghurt. Und dazu Käse, Wurst und Brot. Mir fehlt es an nichts. Einziges Manko: Wir kommen erst spät an die Arbeit. Das Frühstück macht einfach zu viel Spaß.
Gegen Mittag setzen wir uns mit den Laptops an den großem Tisch auf der Terrasse. Es heißt doch immer wieder, dass man bei der Arbeit am PC Pausen machen soll, um den Blick in die Ferne schweifen zu lassen. Um uns herum streift der kühle Wind.
Produktiv durch die Aussicht
Arbeiten geht hier wirklich ganz ausgezeichnet. Aber vermutlich werden die Pausen hier etwas länger als sonst. Aber die Umgebung motiviert mich. Ich bin positiv überrascht.
Die Reden schreiben sich fast wie von selbst. Ich tauche ein in die Liebesgeschichten meiner Paare und freue mich mit ihnen, dass sie nun heiraten werden. Hin und wieder fließt eine Freudenträne. Diese Geschichten sind aber auch einfach inspirierend.
Hinterher schreibe ich für den Blog, editiere Fotos und freue mich, dass die Aussicht mich immer wieder belohnt.
In der Mittagspause kühlen wir uns im Pool ab. Er ist klein und trotzdem groß genug für eine Erfrischung auf dem aufblasbaren Donut.
Und sobald abends die Mücken kommen, ist es Zeit für den Feierabend und Aperol. Ich könnte immer von Italien aus arbeiten. Das Licht wird wärmer, die Burg im Dorf wirft Schatten und die Farbe der Abendsonne hüllt die Weinberge in einen unwirklichen Zauber. Darf ich bitte hier bleiben?
Das Dorf: Costigliole d’Asti
Ein kleiner Haufen Häuser – eingekuschelt in kleine Hügel. In der Mitte ein Kirchturm und eine Burg, die an frühere Zeiten erinnert. 6.000 Menschen leben hier in dem Dorf in den Weinbergen Piemonts zwischen Asti und Alba.
Die befestigte Burg in Costigliole wurde zum ersten Mal im Jahr 1.041 erwähnt. Drum herum stehen inzwischen viele kleine und größere Gebäude. Und in der Region leben viele Weinbauern.
Im Ortskern gibt es eine gemütliche Konditorei mit angeschlossenem Café und einen kleinen Supermarkt, in dem jeder jeden kennt. Als wir dort einkaufen, fallen wir sofort auf wie bunte Hunde. Und als eine Kundin mehr Wurst einkaufen will als gerade vorrätig ist, wird schnell neue beim Metzger bestellt. Und nur 5 Minuten später ist sie im Laden. Wow!
Costigliole ist ruhig und verschlafen. Automatisch werden die Schritte langsamer, wenn man dort rumläuft. In 30 Minuten hat man hier allerdings auch alles gesehen. Mich stört das nicht solange ich in der Konditorei guten Kaffee und Kuchen bekomme. Mehr brauche ich nicht. Diese Ruhe und die entspannte Stimmung in Piemont ist ansteckend.
Weinprobe bei Paola Massa
Unser Host Owen organisiert eine Weinprobe für uns bei Paola Massa. „She is the best and she has the best wines,“ schwärmt er immer wieder und trägt uns auf, ihm zwei Kisten Weißwein mitzubringen. Er ist eindeutig Fan.
Wir haben null Erfahrung mit Weinproben und sind gespannt. Nach einem gemütlichen Zwischenstopp im schönen Alba sitzen wir mit ca. zehn anderen Gästen bei Paola im Haus und probieren uns durch ihr Sortiment. Dazu tischt sie uns unendlich viele leckere Kleinigkeiten auf: Salami, Schinken, Käse, Nüsse, Omelette, Foccacia. Unfassbar lecker. Wir wissen gar nicht wie uns geschieht.
Zuerst genießen wir einen Schluck von ihrem Weißwein: Ich bin kein Weinkenner, aber ich trinke gerne mal ein Gleis Wein und finde: ihr Arneis schmeckt ausgezeichnet.
Keine Weinkenner – alle Fan
Ehe wir uns versehen bekommen wir Rosé eingeschenkt. Er ist fruchtig, frisch und gleichzeitig nicht zu süß. „Den nehmen wir“, rufe ich bei fast jedem Wein in den Raum und merke, dass es langsam teuer wird. Darauf erstmal Salami. Und Schinken. Und Wasser.
Beim Rotwein wird es langsam kompliziert. Der erste „Dolcetto“ war uns eindeutig zu süß. Aber dann geht es erst richtig los. Wir trinken den „Barbera d’Alba“ und alle im Raum sind gemeinsam begeistert von diesem Rotwein.
Leider war es das noch nicht. Paola erklärt, dass es noch einige „hochwertigere“ Weine gibt. Und schenkt schon den „Nebbiolo“ aus. Wow. Schon wieder eine Geschmacksexplosion. Der ist wirklich NOCH besser. – Irgendwie schmeckt er etwas satter.
Der Belgier vor Kopf versucht es so zu erklären: „Der Barbera ist wie die 20-jährige Frau. Schön und keck. Der Nebbiolo dagegen ist wie die 40-jährige Donna. Gereift, noch schöner und leckerer.“ Kann man darüber denken, was man will. Ich weiß worauf er hinaus will. Und da ist was dran. Wir kaufen eine Kiste von beiden. Mir war gar nicht klar, dass die Weine in Piemont so ausgezeichnet schmecken.
Um uns herum sitzen Gäste aus Belgien, aus den USA, aus Kanada, England und Österreich. Wir werden an diesem Abend zu einer kleinen Familie. Vereint durch die neu entdeckte Liebe zu Paolas Weinen.
Am Ende des Abends ist es als würden wir uns schon ewig kennen. Mit 4 Kisten Wein bepackt verlassen wir den Hof und sind uns einig, das beste Andenken an den Italienurlaub ergattert zu haben.
Und bei Paola waren wir sicher auch nicht zum letzten Mal.
Dörfer in den Weinbergen: Neive und La Morra
In der Region gibt es einige kleine Dörfer, die man nachmittags besichtigen kann. Wir haben uns Neive und La Morra angeschaut. In jedem dieser Orte kann man flanieren, auf der Plaza sitzen und den Blick über die Weinhügel schweifen lassen. Und natürlich gibt es überall „Cantinas“, Weinproben und schicke Restaurants.
Besonders gut haben mir allerdings die Weinberge selbst in Piemont gefallen. This is where the magic happens.
Mission: Der Stadtteil in San Francisco für alle, die es bunt und lateinamerikanisch mögen. Ich war von der ersten Sekunde an in dieses Viertel verliebt. Stundenlang bin ich durch die Straßen gelaufen und habe Graffitis gesucht – und gefunden. Hier zeige ich euch meine liebsten Ecken in Mission.
Große Städte erkunde ich am liebsten zu Fuß. Schritt für Schritt. Viertel für Viertel. Und in den Ecken, wo es mir besonders gut gefällt, setze ich mich hin und genieße den Ort. So auch auf meiner Reise durch Kalifornien. Der erste Stopp vor meinem Roadtrip war San Francisco. Und den Mission District habe ich ab der ersten Sekunde geliebt. – Aus ganzem Herzen. Auf der Suche nach einer SIM-Karte lief ich die Valencia Street runter und es säuselte immer wieder in meinen Ohren. Alle um mich herum sprachen mexikanisches Spanisch. Als großer Mexiko-Fan war es mir unmöglich wegzuhören.
In jedem Shop steht es dir frei, Spanisch oder Englisch zu sprechen. Oder beides gemischt. Kein Problem. Ich biege auf die 24th Street: Das Herzstück des Latino-Viertels. Bei jedem Taco-Laden läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Es riecht so unendlich gut. Sogar mexikanische Bäckereien gibt es hier. Wer einmal süße Streuselbrötchen in Mexiko probiert hat, versteht mein Glücksgefühl, als ich sie in der Auslage entdecke. Sie schmecken einfach himmlisch.
Streetart in Mission
Ganze Gassen voller Bilder und Graffitis warten in Mission auf euch. Ganze Wände leuchten euch in bunten Farben entgegen: Kunst, die ihr im vorbeigehen bewundern könnt. Wunderschöne Murals, die sich mit den unterschiedlichsten Themen befassen: mit der Kunstszene in Mission zum Beispiel. Viele Bilder sind aber auch große politische Statements. Viele Kunstwerke spiegeln die vielen Schicksale der Einwanderer in San Francisco wider. Menschen, die in die USA gekommen sind. Auf der Suche nach Hoffnung und einer besseren Zukunft. Viele von ihnen haben ihre Familien zurückgelassen, um Geld zu verdienen. Wer sich Zeit nimmt, kann bei einem Spaziergang durch Mission viel staunen und lernen.
Balmy Alley
Zwischen 24th Street, 25th Street und Treat Street und Harrison Street
In dieser kleinen Gasse reiht sich ein Kunstwerk neben das andere. Gelb, gün, orange, lila – leuchtend und grell: Alle erdenklichen Farben reihen sich aneinander. Immer wieder bleibe ich stehen um jedem einzelnen Werk Aufmerksamkeit zu schenken. Denn jedes erzählt eine ganz eigene Geschichte. Die ersten Bilder in dieser Straße sind in den 80ern gemalt worden. – Schon damals haben sich viele der Kunstwerke mit Menschenrechten und Politik beschäftigt. Heute geht es bei vielen der Werke aber auch um den Wandel San Franciscos: Teure Mieten, Gentrifizierung und die Probleme der Bewohner das Leben in ihrer eigenen Stadt bezahlen zu können.
Manche Wandbilder erzählen so eine starke Geschichte, dass mir bei ihrem Anblick die Tränen kommen. Ja, ich bin nah am Wasser gebaut. Vor allem die Geschichten der getrennten Paare gehen mir nah. Geschichten über Menschen, die nicht wissen, ob sie sich jemals wiedersehen. Weil einer von beiden versucht, Geld in den USA zu verdienen.
Andere Gemälde sind wiederum so hoffnungsvoll und farbenfroh, dass ich minutenlang davor stehen bleibe, um mich mit der Freude, die sie ausstrahlen aufzuladen.
Clarion Alley
Zwischen der 17th und 18th Street und Mission Street und Valencia Street.
Auch in dieser Gasse sind alle Wände voll mit bunten Kunstwerken. Immer wieder trifft man Künstler, die ihr neustes Werk an die Wand bringen. Die unterschiedlichsten Kunst-Stile reihen sich aneinander. Mein Lieblingsbild: Einhörner, die sich küssen und die Demokratie bejubeln. Natürlich unter Regenbogen Farben.
Weitere Kunstwerke:
Carnaval Mural – Ecke 24th Street und South Van Ness Ave. Dieses Bild ist auch bekannt als „Golden Dreams of the Mission.“
Women’s Building Maestra Peace Mural – 18th Street und San Francisco.
Ein Kunstwerk, um die Frauen in aller Welt zu würdigen.
Second Hand Shops
In Mission kannst du endlos Thrift shoppen gehen. Und es macht so viel Spaß! Warum immer neu kaufen?
Richtig günstig ist es im „The Salvation Army Family Store“ und im „Community Thrift“. Das sind eher klassische Second Hand Läden, in denen du viel suchen musst. Wenn du etwas findest, ist es dann aber sofort ein richtiger Schnapper.
Stylish ist der „Buffalo Exchange“ in der Valencia Street. Hier sind die Klamotten ausgewählt und wunderbar sortiert. Dafür aber natürlich etwas teurer. Ich habe bei Buffalo bisher bei jedem meiner San Francisco Besuche etwas gefunden. „Mission Thrift“ ist ähnlich: Hier sind die Kleider sogar nach Farben sortiert. Das sieht echt klasse aus!
Schöne Cafés in Mission
Auf der 24th gibt es unendlich viele Cafés und Restaurants. Leider hatte ich nicht genügend Zeit, in jedem einen Kaffee zu probieren. Aber zwei Cafés möchte ich euch besonders ans Herz legen. Beide befinden sich in dieser Straße.
Philz Coffee
In San Francisco ist Philz ein großer Name: Hier wird der sogenannte Drip Coffee ganz langsam zubereitet. Du suchst dir die passende Kaffeebohne aus und dann wartest du bis der Kaffee für dich durchgelaufen ist. Inzwischen gibt es in Kalifornien mehrere Läden von Philz Coffee. Der erste hat aber im Jahr 2003 in San Francisco – im Mission District. Die Idee dahinter: Trinke den Kaffee, der besonders gut zu dir passt. Also die perfekte Bohne. Obwohl du hier keinen Caffe Latte bekommst, fand ich Philz Coffee außerordentlich gut.
Haus Coffee
Dieses Café ist der feuchte Traum für alle, die unabhängig am Laptop arbeiten. Ein Café voller MacBook Pros. Eins neben dem anderen. Und hinter den Computern sitzen Menschen, die in die Tasten hauen und vor sich hin denken. Sie sehen wirklich alle sehr produktiv aus. Ich war alleine unterwegs und habe mich an einen der Tische am Fenster gesetzt. Ein Einzeltisch mit Blick auf die Straßen. Stundenlang habe ich hier gesessen und einen Barista-Café nach dem anderen genossen. Günstig ist dieses Café nicht, aber wirklich angenehm. Und lecker.
Mission: Gefühl von einer Reise nach Lateinamerika
Allein die frische Brise in San Francisco erinnert mich daran, dass ich in Kalifornien bin. Und nicht in Mexiko. Und natürlich die hübschen Häuser im typischen San Francisco-Style.
Aber, sobald ich die Augen schließe und nur den Menschen zuhöre, reise ich kurz in mein geliebtes Mexiko. Im Taco-Laden bestelle ich mir alles mit der extra scharfen Sauce. Und während mir deshalb die Tränen kommen, fühle ich die Wärme, die in meinem Bauch aufsteigt. Für mich ist Mission das schönste Viertel in San Francisco. Und das liegt vor allem an den Menschen, die dort leben.
Wie findest du die USA? Schwierige Frage, finde ich. Immerhin geht es hier um 50 Bundesstaaten und viele Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen. Es gibt Teile von mir, die haben sich geschworen nie wieder hierher zu kommen. Und nun sitze ich in einem Airbnb in Santa Cruz. Und habe wieder dieses wundervolle Herzklopfen. Es ist eben nicht so einfach. Ich versuche euch dieses Gefühl näher zu bringen. Vielleicht könnt ihr es nachempfinden.
„In die USA reise ich vorerst nicht mehr!“ Mehrmals habe ich diesen Satz laut ausgesprochen und ernst gemeint. Ich war ja schonmal in Kalifornien und gebe zu: Es war schön. Aber nochmal hin? Spätestens seit ein gewisser Mr T. Präsident ist, hatte ich keine Lust mehr den weiten Flug auf mich zu nehmen, um dann stundenlang an der Grenze zu stehen. Und darauf zu warten, dass ich gnädigerweise in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten gelassen werde. Für drei Wochen Urlaub. Und diese ganzen Fragen schon vor dem Abflug am Flughafen: „Was machen sie genau in den USA? Und wie heisst ihr Freund? Und haben sie auch ständig auf ihr Gepäck geachtet? Bla bla bla…“ Ihr kennt das Spiel.
Aber das Leben hört nunmal nicht auf meine Pläne und fixen Sprüche. Jetzt lebt meine beste Freundin in San Francisco und ist vor kurzem Mutter geworden. Für mich war das der beste Grund überhaupt, nochmal nach Kalifornien zu reisen. Ich hatte im Prinzip keine Wahl, wenn ich das Baby noch im Babyalter kennenlernen möchte. Die wachsen aber auch wirklich so schnell. Ja ja, ein Omaspruch. Ist aber so! Also habe ich mir einen Flug gekauft und mich kurz darauf daran erinnert, dass mein ESTA inzwischen natürlich abgelaufen ist. War ja klar. Das kommt also auch noch dazu. Alle Kästchen online richtig anklicken und hoffen, dass man „durchgewunken“ wird.
Liften ohne Erfolg
Dann geht es los. Zusammen mit meiner Flugangst setze ich mich in den Flieger nach San Francisco. Nach zwei Stunden Wartezeit bei der Einreise bin ich endlich im Land. Ich bestelle mir ein „Lyft Line“ per App. Zum ersten Mal möchte ich diesen Service ausprobieren. Mir gefällt die Idee, dass ich mir ein Taxi mit mehreren Leuten teile, die in die gleiche Richtung fahren möchten. Allerdings kenne ich mich in San Francisco noch gar nicht aus und habe kein Internet. Als der Fahrer hält, steige ich aus und denke: Endlich angekommen! Aber nein. Ich suche vergeblich nach der Hausnummer, wo ich hinmöchte und merke: Ich befinde mich sechs Blocks davon entfernt.
Schade. Mit Groll im Bauch und meinem riesigen Koffer an der Hand laufe ich über die Hügel San Franciscos. Keine Ahnung, warum das passiert ist. Vielleicht einfach ein Fehler? Oder hatte der Fahrer großen Zeitdruck, um genug Geld zu verdienen und hat daher einfach eine beliebige Stelle gewählt? Alles ist möglich. Ich werde es wohl nie erfahren. Nach 15 Minuten Krafttraining bin ich endlich angekommen und müde in die Arme meiner Freundin gefallen.
Kalifornien: Menschen aus aller Welt
Als ich kurz darauf durch die Straßen von Mission in San Francisco laufe, im Tacos essen zu gehen, bin ich wieder total begeistert. Viele lächelnde und wohlwollende Gesichter und spanischer Singsang in meinen Ohren. Ich merke: Der Groll ist weg. Es ist eben nicht so einfach. Schublade auf. Schublade zu. Das funktioniert nicht. Dieses Land hat so viele Seiten. Hier leben so viele verschiedenste Menschen. Und viele davon sind hergekommen, weil sie Träume hatten. Für sich oder ihre Kinder. Sie wollten etwas erreichen und sind in die USA eingewandert. Haben Mut, Hoffnung und ihre Kultur eingepackt und haben sich in den Staaten ein neues Leben aufgebaut. In Tijuana haben wir einige kennengelernt, die monatelang auf ihre Einreisemöglichkeit gewartet haben.
Und die, die ich an jenem Tag in San Francisco sehe, haben es geschafft. Da, wo sich viele Menschen treffen und zusammenleben, entsteht etwas Neues.
Etwas Smalltalk to go
Es gibt viele kleine Details dieser Kultur, die ich schön-schrecklich finde. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich in einen Shop gehe und angestrahlt werde. Und gefragt werde, wie es mir heute geht. Und genauso schnell bin ich wieder traurig, wenn ich merke, dass die Antwort eigentlich keinen interessiert. Schade. Warum fragt ihr dann?
Aber es schwingt eine Leichtigkeit mit in jedem „How are you today?“ Die gefällt mir sehr.
First come – first drive
Ein anderes Thema sind die Autos. Innerlich raste ich jedes Mal wieder aus, wenn ich sehe, wieviel Platz die Autos in den USA bekommen. Und wie wenig Platz die Menschen im Vergleich dazu haben. Sobald ich aber im Auto sitze und die Perspektive ändere, bin ich wieder hellauf begeistert. Kein stressiges Hupen. Kein nahes Auffahren. Im Verkehr geht es hier vergleichsweise ruhig zu. Die Autos halten brav an jedem der vielen Stop-Schilder an. Auch wenn weit und breit kein Mensch und kein Auto zu sehen ist. Und dann geht es gemächlich weiter. Casual 35 Miles per hour. Maximal.
Als ich das erste mal an einer Kreuzung stand mit 4 Stop-Schildern – also einem an jeder Ecke – hatte ich viele Fragezeichen im Kopf. „Und nun?“ habe ich mich gefragt. Die Antwort ist leicht: Es fährt, wer als erster an der Kreuzung angekommen ist. Und so geht es dann weiter. Einer nach dem anderen. Ganz entspannt. Wenn mal unklar ist, wer zuerst da war. Einfach kurz warten und per Blickkontakt abstimmen. Auch das funktioniert hier einwandfrei. Da macht Auto fahren noch viel mehr Spaß als zu Hause. Auch die mega großen Parkplätze machen beim Einparken Spaß. Nehmen aber natürlich leider viel Platz weg. Zugegebenermaßen gibt es hier aber auch einfach mehr Platz.
Geh bitte, sobald du aufgegessen hast.
Oder nehmen wir diese Situation im Restaurant: Möchten Sie noch etwas?“ „Nein danke.“ „Ok, hier die Rechnung.“ Was ist da los? Eben war die Kellnerin noch meine beste Freundin und hatte einen flotten Spruch nach dem anderen auf den Lippen. Und jetzt will sie mich loswerden?
Auch das habe ich auf die harte Tour gelernt. Sobald du nichts mehr bestellst im Restaurant liegt sofort die Rechnung auf deinem Tisch. Zack zack zahlen tschö. Aber Trinkgeld bitte dalassen.
Dabei sitze ich so gerne stundenlang am Tisch und nippe an meinem Wein. Das gefällt mir gar nicht. Aber aus betriebswirtlicher Sicht: So kann man bestimmt einige Leute mehr durch den Betrieb schleusen. Das sehe ich ein.
Be part of our family
Als ich auf meinem Roadtrip in Santa Cruz ankomme, wartet mein Airbnb-Host Brenda mit einem Lächeln auf mich. Es fühlt sich gleich an, als würden wir uns schon ewig kennen. Sie zeigt mit das kunterbunte Haus und die Hühner im Garten. Und ich fühle mich sofort wohl bei dieser Familie. Ich darf die komplette Küche mit benutzen und abends laden sie mich ein, mit ihnen am Feuer zu sitzen. Die Großmütter sind dabei, denn auch sie wohnen im Haus.
Außerdem sind Freunde gekommen. Mit denen tauschen sich die Hosts über ihre Businesses aus. Den davon haben sie alle mehrere: Wellness-Angebote, Kältekammer, Floatation-Pools… und alle hoffen darauf, dass sie mit ihrem Unternehmen durchstarten. Und sind dabei total optimistisch, Feuer und Flamme und voller Freude. Überall funkelt die Begeisterung.
So viel Hoffnung bei kleinen eigenen unternehmerischen Ideen. Das habe ich bei einem Feierabendbierchen in Deutschland lange nicht gesehen. Das macht Mut. Gespannt lausche ich stundenlang und wünsche ihnen von Herzen, dass die Pläne aufgehen. Aber falls nicht: Keine Sorge! Ein echter Unternehmer hat sicher bald eine neue Idee.
Amerika: Grenzenloser Optimismus
Dieser grenzenlose Optimismus ist für mich blauäugig und inspirierend zugleich. Diese Leichtigkeit nimmt mich in ihren Bann. Was würdest du tun, wenn du keine Angst mehr vorm Scheitern hättest? Und wo kann ich mir diese Leichtigkeit antrainieren? Gibt es dafür einen Kurs? Oder kann man die kaufen?
Amerika. Anziehend und abstoßend zugleich. Tag und Nacht. Schön und schaurig. Kunterbunt und grau. Süß und sauer. Zuckerwatte und Zahnschmerzen. Dieses Land passt ganz sicher in keine Schublade.
Auf ein buntes Abenteuer
Amerika. USA. Du erinnerst mich ein bisschen an diesen einen Typen mit dem Zahnpasta-Lächeln. Das war nichts ernstes. Aber er war süß und spannend. Die perfekte Begleitung für die Kirmes. Aber gleichzeitig war er immer etwas unverbindlich und für meinen Geschmack zu sehr „easy going“. Ich wusste nie genau woran ich bei ihm bin. Und wohin das führt – mit uns. Er war so geheimnisvoll. Hat aber vielen gleichzeitig schöne Augen gemacht. Deshalb konnte aus uns nicht „mehr“ werden. Aber das muss es auch nicht.
Manchmal ist es einfach ein schönes buntes Abenteuer. So eins, das auch nach vielen Jahren Abstinenz noch Spaß macht. Deshalb, Kalifornien: Ich werde wiederkommen. Wahrscheinlich.
„Wenn dir Bali heute noch gefällt, fahr nach Sri Lanka! Da sind die Vibes noch wie früher auf Bali.“ Das hat mir ein Reisender auf Bali gesagt, als wir uns über Surf-Reiseziele ausgetauscht haben. Im Februar 2018 war es dann endlich soweit: Zeit für unsere Rundreise in Sri Lanka. Hier stelle ich euch unsere Route vor.
Rund drei Wochen Zeit haben wir uns genommen für die Reise nach Sri Lanka. Es war unsere Hochzeitsreise und daher lange herbeigesehnt. Wir haben uns entschieden, nicht alle Top-Tipps und Must-Sees abzuklappern. Anstelle dessen wollten wir lieber langsam reisen und an jedem Ort mindestens drei Nächte verbringen. Außerdem wollten wir natürlich ans Meer und surfen. Da wir Ende Februar nach Sri Lanka gereist sind, haben wir uns daher für ein paar Stationen im Landesinneren und die Südküste entschieden: Denn dort kann man im Februar und März besonders gut surfen. Darauf sollte man bei einer Buchung achten, denn in Sri Lanka gibt es unterschiedliche Klimazonen. Wir haben uns für die folgende Reiseroute entschieden:
Kandy – Ella – Tissamaharama – Matara (Meddawatta) – Hikkaduwa
Und das war – für uns – die perfekte Route. Wir haben so viele wunderbare Kleinigkeiten erlebt. Deshalb wird es noch weitere Artikel über Sri Lanka geben. Hier gibt es einen Überblick über unsere Rundreise mit vielen kleinen Tipps.
Die Ankunft
Nach einem langen Flug mit wenig Schlaf sind wir in Colombo am Flughafen angekommen. Es war wuselig und warm. Überall standen Menschen in Schlangen. Kein effizientes System, um einen Einreisestempel zu bekommen. Aber das gehört dazu. „Ayubowan“ – das wünschten wir allen Menschen an den Schaltern. Denn das bedeutet „Guten Tag“. Auf dem Weg nach draussen haben wir uns noch Handy-SIM-Karten zu einem günstigen Preis bei Dialog gekauft und haben uns dann ein Taxi nach Kandy gebucht. Denn wir haben uns gegen einen Aufenthalt in Colombo entschieden. Es gibt viele inoffizielle Taxistände, die Phantasiepreise für die Taxifahrten berechnen. Es lohnt sich daher zu „Airport Taxi“ zu gehen und ein offizielles Taxi zu buchen, bei dem der Preis feststeht. Für die 3,5 Stunden-Fahrt nach Kandy haben wir so rund 7000 Rupien (ca.36€) bezahlt.
Die Fahrt nach Kandy
Rein ins Taxi und schon ging unser Abenteuer los. Der Fahrer war total sympathisch und hat uns von seiner Familie und seinem Kind erhzählt. Und dann hat er uns in gebrochenem Englisch gefragt, ob wir kurz vorbeifahren und sie abholen sollen. „Ok“, sagten wir ohne genau zu wissen, was er meint. Und kurz darauf saßen wir in der Lobby eines wunderschönen Hauses, haben frischen Papaya-Saft getrunken und Kekse gegessen. Währenddessen haben sich Frau und Kind bereit gemacht, um mit uns zu fahren. Und plötzlich ist mir gedämmert, worum es eigentlich ging: Der Fahrer würde den ganzen Tag unterwegs sein, um uns abzuliefern und wieder heimzufahren. Wenn er die beiden mitnimmt, kann er mehr Zeit mit ihnen verbringen. Gute Idee!
Die Fahrt nach Kandy zog sich, die Straßen waren voll: Überall Vans, TukTuks und Busse: Die Könige der Straße in Sri Lanka. Wenn ein Bus kommt, müssen alle anderen weichen. Hier hat der Stärkere das Recht. Und das sind nunmal die Busse.
Kurz vor Kandy haben wir an einer Teefabrik halt gemacht und eine kleine Führung bekommen. Eine Frau hat uns erklärt, wie der schwarze Tee hergestellt wird, für den das alte Ceylon damals weltberühmt geworden ist. Hinterher durften wir den Tee probieren – und natürlich kaufen. Leider waren wir sehr müde und haben nicht gemerkt, dass wir einigen teuren Tee eingepackt haben. Das fällt uns erst an der Kasse auf. Zu spät. Hoffentlich schmeckt der Tee nach Gold, dachte ich noch, als wir weiterfahren.
Kandy und unsere Unterkunft
In Kandy haben wir in einem Airbnb von einem alten, lieben Ehepaar gewohnt. Die Stadt war wuseliger und größer als ich vorher dachte. Daher war ich froh, dass unsere Unterkunft nicht direkt an der Straße liegt, sondern in zweiter Reihe. Dadurch war es deutlich ruhiger. Wir haben im 1. Stock in einem gemütlichen Zimmer geschlafen und haben morgens ein reichhaltiges Frühstück serviert bekommen. Und dazu genügend Tipps zur Umgebung: Kandy und das kulturelle Dreieck.
Drei Nächte hatten wir in Kandy. Deshalb haben wir gleich am ersten Tag noch den Zahntempel besucht: Der berühmte buddhistische Tempel, wo – gemäß Überlieferung – der linke Eckzahn Buddhas aufbewahrt wird. Deshalb ist hier immer viel los. Auch an jenem Abend als wir das Tempelgelände betreten. Es war so voll, dass wir das Gelände überqueren und den Tempel umrunden, aber nicht hineingehen wollten. Es lag aber eine interessante, entspannte Stimmung über dem Ort, die ich sehr anziehend fand.
Kandy: Der Botanische Garten – das grüne Herzstück der Stadt
In Kandy kann ich jedem Besucher den Botanischen Garten ans Herz legen. Als wir in diese grüne Oase gelaufen sind, war ich komplett geflasht: Der Garten ist riesig und an jeder Ecke gibt es massige, majestätische Bäume, die ich noch nie gesehen habe. Dazu viele Palmen, die eine Allee säumen. Affen und viele andere Tiere laufen über das Gelände und bunte, exotische Blumen sprießen am Wegesrand.
Wir sind durch Gewächshäuser mit tausend und einer bunten Orchidee gelaufen und haben uns auf Parkbänke gesetzt, um den Ort auf uns wirken zu lassen.
Das ist wirklich der schönste Botanische Garten, in dem ich je gewesen bin.
Tour: Lieber Pidurangala als Sigiriya Rock
Das kulturelle Dreieck Sri Lankas haben wir nur zum Teil besucht. Kandy ist ein Eckpunkt des touristischen Dreiecks. Ansonsten gehören die Städte Anuradhapura und Polonnaruwa, die wir nicht besucht haben. Unbedingt sehen, wollten wir aber den berühmten Sigiriya – Löwenfelsen: Ein riesiger Felsen, der einfach und plötzlich aus dem Boden emporragt und sehr majestätisch daherkommt. Er gehört inzwischen zum UNESCO – Weltkulturerbe und ist dementsprechend überlaufen. Wir haben uns daher für die deutlich günstigere Alternative in nächster Nähe entschieden: Den Pigurangala Felsen. Er ist etwas kleiner, weil er noch nicht so bekannt ist, ist der Eintritt aber auch deutlich günstiger und vor allem ist er nicht so voll.
Wir haben uns für eine Tagestour von Kandy mit dem TukTuk entschieden. Ein aufregendes Abenteuer, denn wir waren viele Stunden unterwegs zwischen Bussen, Abgasen, Autos und anderen TukTuks. Unser Host hatte uns aber einen richtig guten Fahrer empfohlen, mit dem auch ich Angsthase mich wohlgefühlt habe. Und TukTuk-fahren macht richtig Spaß, wenn man sich darauf einlässt. Nach mehreren Stunden merkt man die Fahrt und die Schlaglöcher aber im Körper und wird müde. Auf dem Weg haben wir mehrere Tempel besucht: Allesamt schön, aber überfüllt.
Tipp: Geht nicht in einen Herbal Garden
Leider hat unser Fahrer auch Halt an einem sogenannten „Herbal-Garden“ gemacht. Wir dachten erst: „Geil! Da kann man bestimmt Gewürze kaufen.“ Aber tatsächlich sind diese Gärten die reinste Verkaufsveranstaltung von überteuerten Kosmetikprodukten. Das haben wir leider erst gemerkt, als wir am Ende an der Kasse standen.
Die Masche läuft so: Jemand führt dich durch einen „Garten“ und zeigt die die verschiedenen Produkte: Zahnpasta, Minz-Paste, Anti-Mücken-Zeugs… und am Ende gibt er dir einen Zettel und sagt: „Na, welche Produkte hättest du gern? Bitte ankreuzen. Dann kann ich helfen, sie im Laden herauszusuchen.“ Ein Schelm, denn so kommst du auf keinen Fall selbst mit irgendwelchen Preisschildern in Kontakt. Und sie setzen darauf, dass man am Ende an der Kasse keinen Rückzieher mehr macht. Bei uns hat das jedenfalls geklappt. Und wir haben 50 Dollar für Zahnpasta und Minz-Paste bezahlt. Das tat weh.
Pidurangala
Als wir endlich am Pidurangala Felsen angekommen sind, wurde es aufregend. Wir haben den günstigen Eintritt von ca. 500 (noch nicht mal 3 Euro) Rupien gezahlt und sind losgelaufen: Treppenstufen, Weg, Stufen. Rechts haben wir eine Buddha-Statue passiert und sind immer weiter den Pfeilen gefolgt, die jemand auf den Boden und die umliegenden Felsen gemalt hat. Damit niemand vom Weg abkommt.
Der Weg war recht entspannt bis zu diesem Punkt, an dem wir nach Pfeilen suchen mussten und uns klar wurde: Ab jetzt heisst es klettern! Zum Glück hatten wir Turnschuhe an. Aber etwas mulmig war mir schon zumute, als ich zwischen den großen Felsbrocken nach Halt gesucht habe. Zwei ältere Frauen vor uns haben aufgegeben. Wir wollten uns damit nicht geschlagen geben. Es sind die letzten Schritte, bis wir oben auf dem Felsen stehen würden. Das stand fest. Nur wie dahin kommen? Außen am Fels klettern schien uns zu gefährlich. Da sahen wir auf einmal eine Spalte, durch die man sich schieben konnte. – Um auf den Felsen zu kommen. So machen es auch die Hunde. Und wir. Es sah enger aus als es ist.
Und plötzlich war da diese außergewöhnlich tolle Aussicht auf den berühmten Sigiriya Felsen. Wir haben geschwitzt und gekeucht. Die Sonne brannte. Aber mit einem Mal war all das egal. Wir wussten, warum wir da waren. Warum es sich lohnt zu klettern. Und weiter zu gehen, als man sich zugetraut hätte. Von weitem haben wir die Menschenmassen beobachtet, die wie Ameisen den Sigiriya hochgestiegen sind. Wir haben uns hingesetzt, die Aussicht genossen und waren einfach nur dankbar. Dankbar da zu sein. Dankbar zu leben und dankbar diese Aussicht genießen zu dürfen.
Tipp: Ich kann natürlich nicht beurteilen, wie die Aussicht vom Sigiriya selbst ist. Persönlich würde ich euch aber den Pidurangala empfehlen: Für die etwas andere Aussicht und Ruhe.
Restaurants und Essen in Kandy
In Kandy gibt es viele geniale Restaurants für alle Reis- und Curry-Liebhaber. Besonders ans Herz legen möchte ich euch aber den Hela Bojun Food Stall in der Nähe des Botanischen Gartens. Hier gibt es traditionelles vegetarisches Essen aus Sri Lanka zu unfassbar günstigen Preisen. Man sucht sich jedes einzelne kleine Gericht aus, das man essen möchte und zahlt diese einzeln bei den Frauen, die dieses Gericht verkaufen: Von Teigtaschen, über Bohnen und Reis bis hin zu Suppe. Unfassbar lecker!
Diese Food Stalls gibt es in vielen Orten in Sri Lanka. Sie sind von der Regierung unterstützt. Es lohnt sich, danach zu suchen.
Die berühmte (Massen-)Zugfahrt von Kandy nach Ella
Das Internet ist voll von Artikeln über diese magische Zugfahrt ins Hochland von Sri Lanka. Ich werde diesem Thema auch noch einen eigenen Artikel widmen. Aber auch hier soll die Fahrt nicht fehlen. Wie sehr hatte ich mich darauf gefreut: In offenen Türen stehen. Den Fahrtwind genießen. Die Teeplantagen angucken. Stundenlang Zug fahren. Die kleine Ernüchterung kam kurz vor der Reise als klar wurde: Plätze reservieren ist nicht mehr drin. Ein paar Travel Agencies kaufen die reservierten Plätze vorher auf und man kann nur noch am Morgen der Fahrt „Last-Minute-Tickets“ kaufen. Ohne Reservierung. Natürlich wollten auch wir wie alle anderen Backpacker am liebsten in der berühmten zweiten Klasse fahren. Als wir am Morgen der Abfahrt am Bahnhof von Kandy angekommen sind, war aber schnell klar: Es wird voll. Und zwar in JEDER Klasse.
Es ist wirklich kein Problem Tickets Lastminute zu kaufen. Aber der Zug wird voll. Sehr voll. Der ganze Bahnsteig war vollgestopft mit Backpackern: mit so Leuten wie wir, die unbedingt die 150 Kilometer nach Ella in mehr als sechs Stunden mit dem Zug fahren wollten. Once in a Lifetime. Selber schuld. Wir machen das beste draus – das stand für uns fest. Als wir dann dicht an dicht im Waggon standen und nichtmal aus dem Fenster gucken konnten, war es doch etwas ernüchternd.
Zum Glück haben wir schnell eine nette Familie aus Sri Lanka kennengelernt, mit denen wir uns unterhalten und Snacks tauschen konnten. Und als sie alle ausgestiegen sind, hatten wir nach 90 Minuten sogar Sitzplätze. Aber es war nicht daran zu denken, sich in eine offene Tür zu stellen und tausend Bilder zu schießen. Der Weg dahin war einfach zu voll und alle Türen belegt.
Nach vier Stunden Fahrt habe ich mich dann doch durchgedrängelt für das eine Andenken. Das Foto in der Tür. Es war echt nicht einfach durchzukommen. Denn da standen Menschen. Das Foto habe ich bekommen. Aber es bleibt dieser Beigeschmack. Vor 3 Jahren war diese Fahrt sicher noch ein anderes Erlebnis. Spaß gemacht hat es uns trotzdem: Zug fahren ist einfach genial!
Ella
Ach Ella! Du zauberhaftes kleines Ding. Nach der langen Zugfahrt sind wir durch den Ort in unsere Unterkunft am Rande des Ortes gelaufen und haben schnell gemerkt: Ella ist genau unser Ding! Überschaubar und hübsch. Aber auch hierher kommen inzwischen natürlich sehr viele Touristen.
Wir hatten ein Zimmer in den Country Homes mit großem Balkon und Wahnsinns-Aussicht auf die Berge, Felsen und ins Grüne. Das flasht mich noch heute, wenn ich daran zurückdenke. Tausend Grüntöne neben- und übereinander. Berge. Wasserfälle. Und alles sieht so saftig aus. Ich hätte die Tage dort damit zubringen können auf diesem Balkon zu sitzen und zu gucken. Morgens haben uns die Gastgeber zum Glück dort unser Frühstück serviert. Das war unglaublich lecker und schön.
Ella – Little Adams Peak
In Ella sind wir auf den Little Adams Peak gestiegen. Ich bin kein großer Fan vom Wandern, aber das hat auch mir viel Spaß gemacht: Ein großer Spaziergang durch Teeplantagen. Immer wieder kann man anhalten und ein Bild machen vom unendlichen Grün. Und auf dem Berg angekommen, wird man von weiter Aussicht belohnt: Über grüne Täler und Berge. Dieses satte grün, das so reichhaltig ist und voller Energie. Wunderschön. Wir haben uns auf einen Stein gesetzt und den Moment genossen. Ein wertvoller Moment.
Alle, die nicht so gern wandern, kann ich beruhigen: Der Weg ist wirklich machbar! Aber haltet euch auf jeden Fall an die Schilder, damit ihr nicht klettern müsst.
Nine Arches Bridge
Am Abend sind wir zur Nine Arches Bridge gelaufen.
Das ist eine der schönsten Eisenbahnbrücken, die ich je gesehen habe. Sie nimmt einen mit in die Zeit, als Sri Lanka noch Ceylon hieß und eine britische Kolonie war. Ein echtes Bau-Kunstwerk aus einer anderen Zeit inmitten der grünen Felder. Der perfekte Spot, um zu träumen und berühmte Sehnsuchts-Bilder auf Gleisen zu schießen. Ich hätte Stunden hier verbringen können. Aber als es dunkel wurde, haben wir uns auf den Heimweg gemacht.
Zur Brücke kann man besonders gut bei einem Spaziergang über die Gleise laufen. Das machen hier auch die Einheimischen so. Züge kommen nur alle paar Stunden und man hört sie von weitem, da sie laut hupen. Sobald ihr einen Zug von weitem hört, stellt euch abseits der Gleise ins Grüne und wartet ab, bis er vorbeigefahren ist. Abseits der Gleise wohnen viele Menschen und verkaufen einem Kokosnuss, wenn man durstig wird. Das lohnt sich immer.
Restaurants in Ella
Jade Green: Wir waren total begeistert vom „Jade Green“ Restaurant. Hier gibt es ausgezeichnete Currys zu einem top Preis-Leistungs-Verhältnis. Normalerweise mag ich Aubergine nicht so gern, aber so wie ich sie hier probieren durfte, kannte ich sie bis dahin nicht.
Café Guru: Dieses Restaurant hat uns auch gut gefallen: Sehr schön eingerichtet und gemütlich. Und das Essen war lecker.
Chill Restaurant & Bar: Von diesem Restaurant hatten wir vorher im Internet gelesen und sind wegen der guten Bewertungen hin. Wir konnten die Begeisterung leider nicht teilen und waren nicht überzeugt: Zu voll, zu teuer, zu wenig Geschmack.
Tipp: Wenn euch der Zug von Kandy nach Ella zu voll war, nehmt den Zug bis zur Endstation: Fahrt an einem anderen Tag nochmal mit dem Zug – als Event. Hinter Ella ist der Zug leer, ihr fahrt über die Nine Arches Bridge und könnt endlich in den Türen sitzen und Bilder machen.
Tissamaharama
Tissa – der Ort für eure Safari. Auch wir wollten in die Wildnis und Tiere beobachten im Yala Park. Deshalb haben wir Halt in Tissamaharama gemacht und uns drei Nächte im Thaulle Resort gegönnt. Ein deutlich schickeres Hotel, das wir uns ausgesucht haben, weil wir auf Hochzeitsreise waren. Da ist man schließlich nur einmal – da soll es was besonderes sein.
Yala Nationalpark
Wir haben uns für eine Halbtagestour in den Yala Nationalpark entschieden. In aller Frühe wurden wir abgeholt und haben uns vor dem Nationalpark in eine lange Schlange Autos gestellt. Wow. Hier schien jeden Morgen richtig was los zu sein! Jeder im Ort scheint einen Jeep zu haben, um Menschen durch den Yala-Park fahren zu können. Auf der Suche nach den berühmten Leoparden. Die gibt es hier nämlich noch in freier Wildbahn. Und deshalb kommen Menschen aus aller Welt her – und suchen nach den Tieren. Wir auch.
Ich kam mir schon etwas blöd vor: Wir saßen immerhin zu zweit in einem Jeep für 6 Leute. Und vor und hinter uns sehen wir das immer wieder: Jeeps, in denen nur zwei Menschen sitzen, obwohl man sie viel voller machen könnte. Hm.
Unterwegs sehen wir Elefanten, Wasserbüffel, Krokodile, wunderschöne Pfauen… Wildkatzen. Aber keine Leoparden.
Man könnte sagen: Wir hatten kein Glück. Mir hat es aber ehrlich gesagt nichts ausgemacht. Wir haben so viele außergewöhnliche Tiere gesehen an jenem Tag, die ich vorher nichtmal kannte… das war wirklich eine besondere und tolle Erfahrung.
Außerdem sind die vielen Jeeps regelrecht von rechts nach links gefahren – auf der Jagd nach Leoparden. Das war mir fast zu viel. Und zu laut. Als Leopard hätte ich mir auch ein ruhigeres Plätzchen gesucht.
Wir haben von anderen Reisenden gehört, dass sich die Ganztagestouren mehr lohnen, weil man sich da auch einfach mal hinstellt und wartet. – Ob ein Tier vorbeiläuft.
Thaulle Resort
Unser Hotel lag mit Blick auf den Yoda See: Ein riesiges Gewässer, wo Wasserbüffel und viele andere tolle wilde Tiere wohnen. Auf der Internetseite wurde mit „Ayurveda-Anwendungen und Kuren“ geworben. Und wir hatten extra ein Paket mit Ayurveda-Service gebucht. Ich war richtig neugierig auf die traditionelle indische Heilkunst.
Wir bekamen Zettelchen mit unseren Terminen und wurden jeden Tag massiert. Immer genau gleich. Kopfmassage. Gesichtsmassage. Körpermassage und danach Kräuterbad. Wir bekamen aber keinen Besuch vom Arzt und uns wurde nichts über Ayurveda erklärt. Hinterher kam raus, dass man in drei Tagen gar keine Ayurveda-Kur machen kann, weil es zu kurz ist. Schade, denn wir hatten die Kur buchen können für die drei Tage. Das hätte ich gern früher gewusst. Aber insgesamt muss ich sagen: Die Massagen haben natürlich trotzdem sehr gut getan.
Tipp: Falls ihr eine Safari machen möchtet, nehmt am besten die Tagestour. Es gibt auch Unterkünfte auf dem Gebiet des Nationalparks. Das ist bestimmt eine besondere Erfahrung.
Matara – Meddawatta
Matara – hier habe ich meinen Lieblingsstrand gefunden. Deshalb werde ich diesem Ort nochmal einen eigenen Artikel widmen. Diesen Ort haben wir tatsächlich ausgesucht, weil uns das Hotel überzeugt hat. Und die Bilder des Strands.
Ich brauche nicht viel, um glücklich zu sein. Der Blick ins Weite. Das Meer. Ein paar Wellen, ein gemütliches Bett… viel Kaffee am Morgen. Und schon geht es mir gut. In Meddawatta gab es all das. Und noch viel mehr.
Es ist einer dieser besonderen Orte, die dir ein gutes Gefühl machen. Weil hier so vieles stimmt. Und noch nicht zerstört worden ist durch den Tourismus.
The Seascape
Unser Hotel The Seascape haben wir über einen kleinen Weg erreicht, es lag direkt am Strand. Ein kleines Boutique-Hotel mit nur sechs Zimmern und einem riesigen Aufenthaltsbereich mit Pool im ersten Stock. Schon bei der Ankunft konnte ich nur noch vor Freude quietschen. Wunderschön und stilvoll gemacht. Unser Zimmer war eins der kleineren und lag im Erdgeschoss – unsere Terrasse ging über in den Garten und der wiederum führte direkt zum Strand. Vom Zimmer aus konnten wir auf das Meer und die Wellen gucken. Einfach großartig. Die Zimmer sind modern und geschmackvoll eingerichtet: Gemütliche Betten, stylisher Betonboden, Schreibtisch und große Fensterfront. Einziges Manko: Die Küche befindet sich gleich nebenan. Dadurch war es morgens relativ laut. Dieses Problem hat man in den Zimmern im zweiten Stock sicher nicht.
Das Frühstück haben wir jeden Morgen im ersten Stock auf dem Balkon mit Blick auf Wellen und Meer genossen. Stundenlang haben wir da gesessen und eine Tasse Kaffee nach der anderen getrunken. Am Meer kann ich mich einfach nicht satt sehen. Zur Auswahl gab es verschiedene Variationen von Ei, Pfannkuchen und Toast.
Eine ganze Woche waren wir dort und haben unsere Zeit irgendwo zwischen Schatten, Pool, Liegen, Sand und Wellen verbracht. Immer abwechselnd. Im Hotel haben wir uns morgens Surfboards ausgeliehen und uns in die Wellen gestürzt. Zum Glück ist dieser Strand – Meddawatta – auch für Anfänger und Intermediates perfekt geeignet. Immer wieder bin ich über meinen Schatten gesprungen und habe Wellen angepaddelt – und wurde von Glücksgefühlen belohnt. Da der Strand lang ist und viel Platz im Wasser, kam man sich nicht so schnell in die Quere. Ich finde, es ist der perfekte Strand zum Surfen lernen.
Als wir abends am Strand Fisch gegessen und dabei den Sonnenuntergang beobachtet haben, war das Honeymoon-Feeling perfekt. Hier hätte ich auch 3 Wochen bleiben können.
Meddawatta hat wirklich alle meine Wünsche erfüllt. Bis tief ins Herz hinein. Es war entspannt und ruhig. Es gab genügend Wellen für alle. Unser Hotel war der absolute Wahnsinn und die Stimmung am Strand war top. Ich hoffe, dass es so bleibt bis wir wieder nach Sri Lanka kommen.
Restaurants Meddawatta
Das einzige Manko in unserem Hotel war die relativ teure Speisekarte. Wir haben daher nur einmal dort gegessen. Die anderen Abende sind wir ans andere Ende vom Strand gelaufen. Da gibt es ein paar kleine Lokale, wo man gut und günstig typisch sri-lankisches Kottu essen kann. Empfehlen können wir das Red Chillz und das gemütliche Reggae-Restaurant Uprising.
Tipp: Für diesen Strand würde ich mir besonders viel Zeit nehmen. Es gibt auch in der Gegend noch 1001 schöne Strände. Vor allem für Surfer ist Meddawatta der perfekte Ausgangspunkt für eure Sri Lanka Reise.
Wir haben unsere Surfboards zwar immer im Hotel ausgeliehen. Am Strand bekommt man aber auch an ein paar anderen Ständen welche.
Schnorcheln: Polhena Beach
In der Gegend kann man übrigens auch super schnorcheln und Schildkröten treffen. Einen Tag haben wir einen Ausflug mit dem TukTuk nach Polhena Beach gemacht. So nah war ich einer großen, wunderschönen Schildkröte noch nie! Echt beeindruckend. Aber auch viele kleine bunte Fische leben dort. Vor Ort kann man sich Equipment leihen.
Hikkaduwa
Wir sind mit dem Zug nach Hikkaduwa gefahren und haben schon bei der Ankunft gemerkt: Diesen Ort kennt man. Hier ist es touristisch. Das ist erst einmal eine Feststellung gewesen. Aber nach unserer traumhaften Woche in Matara war es schon ein kleiner Downer. Wären wir zuerst in Hikka gewesen, hätten wir den Ort sicher noch mehr lieben gelernt. Das nur vorab. Aber Hikkaduwa ist in jedem Fall ein wunderschöner Urlaubsort.
Sapphire Seas
Unser kleines Hotel Sapphire Seas lag etwas abseits vom Ortskern am Narigama Beach. Wir haben in einem wunderschönen Zimmer im 1. Stock gewohnt – mit Meerblick und allem, was mein Herz sich wünscht. Bei der Ankunft war unser Bett dekoriert mit Handtuch-Herz-Schwänen und besten Wünschen für unseren Honeymoon. Mit solchen Dingen kann man mich wirklich begeistern.
Die Zimmer im Hotel waren rings um einen großen Pool gereiht. Über eine Gartentür ging es direkt an den Strand. Mir hat die Lage abseits vom Gewusel Hikkaduwas sehr gut gefallen. 25 Minuten sind wir über den Strand in den Ort gelaufen – bis zum großen Surfspot. Unterwegs konnten wir immer wieder Pause machen, die Aussicht genießen oder ein Bier in einem der unzähligen kleinen Strand-Cafés trinken. Ich liebe diese kleinen einfachen Bars: Plastiktische und Stühle an den Strand stellen. Schild daneben. Fertig. Das ist nicht schick und nicht geleckt. Das ist einfach und erfüllt seinen Zweck.
Wir saßen jeden Tag dort mit den Füßen im Sand und dachten: Wow. Auch so kann das Leben sein.
Die ca. 2 Kilometer in den Ort sind wir abends auch oft mit dem TukTuk gefahren und haben dafür ca. 150 Rupien gezahlt. Lasst euch nicht davon aus der Ruhe bringen, dass die Fahrer erstmal mehr verlangen. Ihr könnt immer freundlich handeln.
Sobald man das Zentrum Hikkaduwas verlässt, war es ruhig und entspannt am Strand. Das hat uns besonders gut gefallen. Hier konnten wir stundenlang spazieren oder am Wasser liegen. Einfach schön.
Restaurants in Hikkaduwa
In Hikkaduwa gibt es ausgezeichnete Restaurants!
Get Fresh: Am besten geschmeckt hat es uns im „Get Fresh“. Da gibt es unglaublich guten Fisch in Mango-Kokos-Sauce.
Home Grown: Total lecker und gemütlich ist es auch im „Home Grown Rice & Curry Restaurant.“ Das ist ein Familienbetrieb abseits der großen Straße mit frischem, leckeren Essen: Curry oder Fried Noodles fanden wir hier super.
No 1 Roti Restaurant: Auch das „No1 Roti Restaurant“ ist toll: Rotti sind ähnlich wie Crepes und werden mit Ei, Fisch oder anderen leckeren Dingen belegt. Sie sind echt lecker und total günstig.
Tipps Umland von Hikkaduwa
Bus fahren in Sri Lanka
Von Hikkaduwa aus könnt ihr das Umland mit dem Bus erkunden. Bus fahren ist zwar sehr aufregend, weil die fetten Fahrzeuge auf den Straßen das Sagen haben. Es ist aber auch eine wilde und schöne Erfahrung, weil man mit den Einheimischen in Kontakt kommt. Außerdem ist es unglaublich günstig – vor allem mit den roten staatlichen Bussen. Die blauen bunten Busse berechnen für eure Fahrt etwas mehr (aber immernoch sehr wenig). Dafür läuft darin laute Musik und es ist immer Party angesagt. Meistens sind die Bushaltestellen auf den Straßen aufgemalt durch Einbuchtungen. Aber nicht immer. Fragt am besten immer einen Local, denn die können im Zweifelsfall auch lesen, was auf den roten Bussen steht. Das hat uns sehr geholfen.
Unawatuna und Dalawella
Wir sind mit dem Bus zum Beispiel zum Dalawella Beach gefahren, um eine der berühmten Palmenschaukeln auszuprobieren. Da gibt es inzwischen mehrere. Und die jeweiligen Besitzer und Instand-Halter berechnen für die Nutzung ca 200 Rupien. Ich fand das ok und mir hat das Schaukeln total viel Spaß gemacht. Dieser Strand ist aber auch ohne Palmenschaukel einen Besuch wert, denn er ist wirklich paradiesisch. Und auch in der Gegend gibt es Schildkröten und viele bunte Fische zu sehen.
Außerdem haben wir die Stelzen-Fischer in Unawatuna besucht. Sie sind wirklich sehr freundlich und für jeden Schnack zu haben. Sie können es allerdings gar nicht leiden, wenn man sie einfach so fotografiert. Viele wollten dafür inzwischen Geld sehen. Das fand ich erst etwas befremdlich, aber dann auch verständlich: Mit ihren Fischen verdienen sie wirklich wenig. Andauernd kommen Touristen vorbei. Da ist es vermutlich ein natürlicher Schritt, Geld für Fotos zu verlangen.
Diese Fischer haben wirklich viel zu erzählen. Wir saßen sicher eine Stunde bei ihnen und haben Kokosnuss-Wasser getrunken, ihren Geschichten zugehört und beim Fische-zählen zugeschaut.
Alkohol in Sri Lanka
Im Supermarkt in Sri Lanka werdet ihr keinen Alkohol finden. Dafür gibt es sogenannte „Wine Sores“ oder „Wine shops.“ Eigentlich lustig, dass sie so heißen, denn in Sri Lanka trinken die meisten Menschen Bier oder Arrak – eine Spirituose aus Zuckerrohr, Reismaische oder Palmsaft. Wein gibt es zwar auch, aber die Nachfrage ist gering. Es gibt meistens nur eine Sorte – wenn man Glück hat aus Chile.
Ach Sri Lanka – ich komme wieder
Ich muss unbedingt bald wiederkommen. Dieses Gefühl hat Sri Lanka bei mir hinterlassen. Am liebsten würde ich wochenlang im Süden am Meer rumhängen, surfen und in den Tag hinein leben. Falls ihr Sri Lanka auf eurer Reiseliste stehen habt: Fahrt unbedingt bald hin. Im Vergleich zu den Artikeln, die ich vor der Reise gelesen habe, scheint das Land nochmal deutlich beliebter und dadurch auch touristischer geworden zu sein. Wer weiß wie es in fünf Jahren ist. Ich möchte daher unbedingt bald wieder hin.
Ach Italien. Einmal durch die Berge und schon eröffnet sich eine malerische andere Welt mit unendlich leckerem Kaffee, azurblauen Seen, Palästen, verwunschenen Bergdörfern und plötzlich steht man auch schon am Meer. Ich liebe Italien seit ich mit 12 Jahren zum ersten Mal dort war. Aber wie malerisch ist so eine Reise durch das Land im August? Wir haben es getestet.
Nachts in Karlsruhe. 23:30. Ein paar müde Gestalten laufen auf dem schmalen Bürgersteig hinterm Hauptbahnhof auf und ab und warten auf den Flixbus nach Mailand. Es ist unsere erste Reise nach Italien mit dem Bus. Unser Auto war kurz vorher zu Schrott gefahren worden – Bus und Bahn waren für uns das beste Fortbewegungsmittel. Auf einen kurzen Flug hatten wir keine Lust – außerdem liebe ich die Reise durch die Alpen. Sie ist für mich so etwas wie meine Vorbereitung im Kopf auf Italien.
Der Bus rollt heran und wir setzen uns in die erste Reihe. So haben wir freie Sicht auf die Fahrbahn – über den Köpfen der Busfahrer. Ich schlafe wenig, aber das war absehbar. Mit zwei Stunden Verspätung erreichen wir am nächsten Morgen Mailand. Denn vor dem Gotthard Tunnel war der übliche Hochsommer-Stau. Unseren ersten Stopp – Pettenasco am Lago d’Orta erreichen wir allerdings erst Stunden später, nachdem wir noch zwei Regionalzüge genommen haben. Es gibt nämlich von Karlsruhe aus keinen direkten Bus, der am Lago d’Orta entlang fährt.
Pettenasco – der Geheimtipp im Hochsommer
Wir sind zum dritten Jahr in Folge in Pettenasco, diesem kleinen Dorf am Lago d’Orta. Hier treffen wir meine Familie und verbringen eine ruhige Woche am See. Wir wohnen jedes Jahr in einer kleinen Wohnung, die wir über Airbnb mieten. Sie ist wirklich sehr einfach, aber wir sind sechs Personen und kommen in 3 Schlafräumen gut darin unter. Und der See ist gleich um die Ecke. Von der Terrasse aus können wir ihn am Morgen sogar sehen.
Priorität 1: Ausruhen, ausschlafen und runterkommen.
Darin sind wir inzwischen richtig gut. Und auch, wenn ich diesen Ort am liebsten nur für mich behalten würde, damit er niemals überlaufen sein wird, möchte ich ihn euch ans Herz legen.
In Pettenasco gibt es ein paar Restaurants, eine gute Pizzeria, keine Eisdiele, dafür eine Bar und eine Tankstelle. Außerdem einen ganz kleinen historischen Ortskern (bitte nicht zu viel erwarten) und viele kleine Badestellen am See. Und dieser See ist einfach unbeschreiblich schön. Das Wasser ist klar und weich. Beim Schwimmen habe ich oft das Gefühl: „Hier möchte ich ewig drin bleiben.“ In Hotel Giardinetto haben wir uns Stand-Up Paddle-Boards geliehen. Die beste Entdeckung überhaupt! Wir sind damit kreuz und quer über den See gepaddelt und zwischendurch ins Wasser gesprungen, haben auf den Boards gelegen und in den Himmel geschaut.
In dem Moment war es wieder da, dieses Gefühl von: Alles ist perfekt. Hier würd‘ ich einfach bleiben und jeden Tag eine Runde paddeln. Ich brauche kein Entertainment im Urlaub und keine krassen Touren, ich liebe die Natur und wenn ich auch noch genügend Zeit habe, sie zu genießen – dann ist alles top! Vor allem in Italien.
Pettenasco: Abschalten und Ruhe genießen
Für mich persönlich ist der Lago d’Orta der Grund nach Pettenasco zu kommen und einfach mal abzuschalten. Hier ist es auch im Hochsommer leer und entspannt. Die Plätze am Wasser hatten wir oft den halben Tag für uns allein – und am Nachmittag sind manchmal nach Feierabend Italiener dazugekommen. Kein Vergleich zu überfüllten Stränden in Italien. Über Pettenasco habe ich euch schon einen längeren Artikel verfasst. Schaut gern vorbei.
Wandern kann man in der Region übrigens auch ausgezeichnet.
Mein Bruder und meine Eltern sind Wanderfans und haben festgestellt, dass man in der Gegend schöne Tagestouren in die umliegenden Berge machen kann.
Zugfahrt nach Levanto
Nach einer Woche aufstehen – Kaffee trinken – Kaffee trinken – lesen – schwimmen – Kaffee trinken – essen – schwimmen – lesen – Kaffee trinken – schlafen …. haben wir den Zug genommen und sind ans Meer gefahren. Zug fahren in Italien ist günstig und für die schnelleren Züge kann man sich vorab im Netz gute Angebote sichern.
An jenem Tag hatten wir allerdings Pech. In Mailand haben wir uns in einen Intercity gesetzt, der uns in drei Stunden bis nach Levanto bringen sollte. Und kurz vor Genua standen wir auf einmal im Tunnel und es ging GAR NICHTS MEHR. Die Lok war wohl kaputt und wir standen im Dunkeln. Eine Ansage nach der anderen dröhnte durch die Boxen: „wir brauchen 15 Minuten länger… ach ne nochmal 20 Minuten..nochmal 15… nochmal… „ Und nach einer guten Stunde ging es endlich weiter bis Genua. Da gab es dann die nächste lange Pause: Wegen der Hitze und der fehlenden Luft im Tunnel mussten viele Passagiere ärztlich versorgt werden.
Große Aufregung am Bahnsteig, Wasser wurde verteilt und wir haben wieder gewartet bis es weiterging. Kennt ihr diesen Moment auf Reisen, wenn Zeit auf einmal egal ist? Wenn man sich der Situation hingibt und einfach schaut was passiert? So war das bei uns. Wir haben uns mit Händen und Füßen mit den Italienern unterhalten, viel gelacht und einfach gewartet.
Levanto
Am Abend sind wir dann mit 2 Stunden Verspätung in Levanto angekommen. Wir haben auch hier über Airbnb ein Zimmer gebucht – in einer kleinen, feinen Pension direkt am Strand. Giorgio und seine Tochter führen hier ihr Mini-Familienunternehmen. Einfach, sauber und dazu ein kleines Frühstück. Da wir keinen Luxus brauchen, war die Pension für uns eine gute Wahl. Einzig, dass es zum Frühstück nur Instant – Kaffee gab, kann ich echten Italienern nicht verzeihen.
Levanto – Italien. Ursprünglich hatte ich diesen Ort ausgesucht, weil man hier manchmal surfen kann. Wellenreiten im Mittelmeer. Ungefähr an 100 Tagen pro Jahr kann man hier angeblich surfen. In den drei Tagen, die wir hier verbracht haben, allerdings nicht. Das Meer war flach wie ein See, hellblau und ruhig. Die Aussicht auf das Wasser ist wirklich toll. Nur der Strand selbst hat uns etwas geschockt: Ein schmales Band Sand – vollgestellt mit Liegen und Sonnenschirmen, die man sich mieten muss. Kein natürlicher Schatten. Überall Menschen. Darauf muss man sich einstellen: Die Strände in der Region sind im Sommer einfach voll. Aber auch hier gilt: Wenn keine Wellen da sind, kann man sich am Strand Stand-Up-Paddle Boards ausleihen und aufs Wasser flüchten. Von da aus ist die Perspektive auf den Strand gleich viel besser: Um einen herum viel kühles Blau und wenige Menschen. Man kann hervorragend die Sicht auf den Ort ändern.
Trotz der vielen Touristen ist Levanto einfach schön: Wundervoller alter Ortskern, prachtvolle Gebäude an den Hängen am Meer, eine Burg. Abends sind die Leute alle auf der Straße und die Stimmung ist sommerlich ausgelassen. Außerdem ist die Stadt der perfekte Ausgangspunkt, um die Dörfer der Cinque Terre zu besuchen.
Cinque Terre – zauberhaft, aber besser nicht im Hochsommer
Riomaggiore
Bunte Häuschen, die waghalsig an Felsen am Meer angebracht sind. Da war doch was: Ja! Als großer Valparaiso-Fan, haben mich Fotos der Cinque Terre Dörfer schon immer umgehauen. Seit 1997 sind die Cinque Terre Weltkulturerbe: Die fünf Dörfer Monterosso al Mare, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore befinden sich alle entlang der steilen Küste. Für alle Wanderer gibt es Wege zwischen den Dörfern. Für die Wanderwege braucht man eine Eintrittskarte – für die Dörfer selbst allerdings nicht. Wir haben zwei der Dörfer mit dem Zug besucht, denn wandern ist einfach nicht meins und bei 33 Grad schon gar nicht.
Als wir am Bahnhof in Levanto in den Zug gestiegen sind, war ich mir aber nicht mehr so sicher, ob ich überhaupt in eins der Dörfer fahren will. Überall Menschen über Menschen. Alle wollten auch ein Foto dieser malerischen Orte abgreifen. (Wie wir ja auch…) Als erstes sind wir nach Riomaggiore gefahren und ich muss zugeben: Der Anblick dieser bunten, malerischen Häuschen hat für alles entschädigt. Unendlich schön dieser Blick auf das kleine Dorf, das da so unpraktisch zwischen den Felsen hängt. Hier und da bröckelt der Putz, aber das ist egal. Riomaggiore ist einfach perfekt unperfekt – und dadurch wunderschön. Unten auf den Hauptstraßen und am Wasser war das Dorf überfüllt, aber sobald wir über ein paar Seitengässchen nach oben geklettert sind, waren wir auch schon unter uns.
Vernazza
Geblendet von der Schönheit Riomaggiores sind wir nach Vernazza gefahren. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber dieser Ort war noch viel voller als das vorherige. Auch hier sind wir über kleine Gassen aus dem Zentrum geflohen, um ein bisschen originale Schönheit von Vernazza abzubekommen. In einer Seitengasse haben wir uns auf alte Treppenstufen gesetzt und die frische Brise genossen, die vom Meer durch die Gassen fegt. Mit geschlossenen Augen habe ich mir das Dorf in einer anderen Zeit vorgestellt. Damals vor 1997, als es noch nicht zu den Top-Zielen in Italien gehört hat. Und ein bisschen wehmütig musste ich mir eingestehen, dass man Vernazza wohl nicht mehr so erleben kann. Trotzdem: Wenn man sich auf viele Menschen einstellt, ist es noch immer einen Besuch wert.
Zu den Cinque Terre möchte ich unbedingt wiederkommen und die anderen Dörfer kennenlernen. Ich möchte mich hinsetzen und mit Aussicht auf Häuser und Wasser schreiben. Und die Umgebung wirken lassen. Allerdings nicht mehr im Hochsommer.
Mailand im Sommer: Wo sind die Italiener?
Auf Mailand war ich besonders gespannt – vor allem weil ich vorher so viel Unterschiedliches darüber gehört hatte. Die einen jubeln: Zauberhaft – andere rufen: „dreckig… gar nicht so schön wie Rom. Nicht so malerisch wie Venedig und überhaupt. Viel zu voll.“
Ich kann euch gleich sagen: Im Hochsommer ist Mailand das Gegenteil von voll. – Weil die Mailänder selbst Urlaub machen, wegfahren und ihre Lokale schließen. Die paar Touristen, die übrig bleiben, tummeln sich in der Innenstadt rund um den Dom. Sobald man das Zentrum verlässt, ist es im August ziemlich leer und angenehm. Und ich muss sagen: Mailand hat mich sofort gepackt: Mit seiner Unperfektheit, seinen alten Gebäuden und ruhigen Vierteln habe ich mich total wohlgefühlt. Es ist einfach keine Angeberstadt.
Brera
Wir haben uns kreuz und quer durch die Stadt treiben lassen und sind durch das wunderschöne Viertel Brera flaniert. Hier lohnt sich ein Abstecher in die Kunstakademie. Es gibt Vintage-Shops (die allerdings im Hochsommer geschlossen sind) und malerische Gassen mit kleinen Obst- und Gemüsegeschäften. Das ist ein Viertel komplett nach meinem Geschmack: Entspannte Stimmung, wunderschöne alte Gebäude und man weiß nie welche Geheimnisse sich hinter der nächsten Ecke verbergen.
Zwischendurch gab es natürlich unendlich viel Cappuccino für uns an jeder Ecke. Bei Preisen um 1,30€ pro Tasse gab es Kaffee zum satt trinken. Und für mich kann es nie genug guter Kaffee sein.
Dom
Kein Besuch in Milano ohne ein Foto vom Dom. Auch wenn ich grundsätzlich eine Abneigung gegen typische Touristen-Orte habe, muss ich zugeben: Der Dom in seiner riesigen Pracht hat mich umgehauen. Dagegen kann der Kölner Dom einpacken. Echt. Und das sage ich, obwohl Köln meine Lieblingsstadt ist.
Navigli
Am späten Nachmittag sind wir dann weiter in Richtung Navigli gelaufen: Durch dieses Viertel ziehen sich viele Wasserkanäle, an denen entlang man flanieren kann. Sie geben Mailand einen ganz eigenen Flair. Abends öffnen am Wasser viele Bars, in denen man Cocktails trinken und dazu vom Buffet naschen kann. Fast alle bieten einen Kombi-Preis an: Cocktail und Buffet 8 Euro. Für alle, die vom Laufen Hunger bekommen haben, ist das wirklich ein guter Deal. Und die Wasserkanäle werden in der Abendsonne noch schöner als tagsüber!
Abends mussten wir uns erst an die sommerliche Stimmung in der Stadt gewöhnen: Viele der Restaurants, die wir uns im Netz rausgesucht hatten, waren wegen der Ferien geschlossen. Als wir nach einem langen Tag mit schmerzenden Füßen vor verschlossener Tür standen, haben wir schon geflucht. Aber schließlich sind wir losgezogen und einfach weitergelaufen und haben den alten Trick angewendet: Da wo Italiener sitzen, muss es gut sein. Und so war es auch. Lecker!
Shoppen in Mailand
„Ey am Wochenende bin ich shoppen in Mailand.“ Aha. Ich weiß schon warum ich kein Fashion-Blogger geworden bin. Ich beschäftige mich gern mit Mode. Aber ich bin darin kein Profi und ich stehe einfach nicht auf 0815 Modegeschäfte a la Zara, H&M und Co. Immer dasselbe. Deshalb hatte ich gehofft in Mailand, der Modestadt auf einen Haufen außergewöhnlicher Läden zu treffen. Ganz so einfach war das am Ende aber nicht, denn im Zentrum gab es vor allem die typischen Geschäfte – eins nach dem anderen, wie wir es aus den Einkaufsstraßen hier bei uns in Köln, Berlin, Karlsruhe oder Düsseldorf kennen. Viele der vielversprechenden Vintage-Shops in den umliegenden Vierteln hatten den Sommer über geschlossen.
Im Navigli bin ich schließlich fündig geworden. In der Vintage Boutique „Porquimoivintage“ von Juliana. Ein kleiner bunter Shop mit Klamotten-Juwelen aus den unterschiedlichsten Jahrzehnten. Das Besondere ist hier, dass man der Inhaberin anmerkt, dass sie jedes einzelne Stück mit Liebe auswählt: Egal ob Rock oder Kleid, alles top in Schuss und kein bisschen „Fast Fashion.“ Für alle, die auf Vintage und Nachhaltigkeit beim Shoppen stehen, ist das mein Tipp. Wer Flohmarkt-Preise sucht, braucht allerdings nicht herzukommen. Die vielen Markenteile haben ihren Preis. Den ganzen Sommer über hatte ich nach einem Maxikleid gesucht und bin hier endlich fündig geworden.
Unser Hotel in Mailand
Ich achte bei den Unterkünften immer auf Bewertung, Preis und Flair, der sich auf den Fotos im Netz erahnen lässt. Und das Hotel Delizia war ein echter Glücksgriff. Ca 60 Euro haben wir pro Nacht für ein Doppelzimmer (inkl. Frühstück) gezahlt und uns total wohlgefühlt. In dem kleinen Hotel gibt es maximal 10 Zimmer. Nach einem Tag kannten wir alle drei Mitarbeiter, die sich im Schichtdienst abgewechselt haben. Zwar ist dieses Hotel nicht im Zentrum, aber man kann dahin laufen. Ich persönlich bevorzuge charmante Hotels in normalen Wohngegenden, wo es nachts auch meistens deutlich ruhiger ist. Außerdem bekommt man so mehr davon mit, wie die Menschen in Mailand wirklich leben. Hierher würde ich sofort wiederkommen! Und nach Italien und Mailand im Hochsommer sowieso.
Tipps:
Der Hochsommer ist der perfekt Zeitpunkt für eine Reise nach Italien an den Lago D’Orta. Auch wenn in ganz Europa Sommerferien sind, wird es dort einfach nicht voll.
Auch Mailand ist einen Besuch im Hochsommer wert, da die Stadt in der Zeit zur Ruhe kommt. Viele Mailänder machen Urlaub oder renovieren ihre Restaurants. So lernt man ein ruhiges, entspanntes Mailand kennen.
Unser Hoteltipp: Hotel Delizia – kleines, feines Hotel in einer entspannten Gegend. Zum Dom kann man in 20 Minuten zu Fuß laufen.
Am italienischen Mittelmeer ist es im Hochsommer einfach voll. Viele Menschen drängen sich an die Strände. Wer das nicht mag und kein Geld für eine Liege am Strand ausgeben will, sollte lieber off Season fahren.
Fotos: Raphael Pi Permantier & Athene Pi Permantier
Wenn es ein Rezept gäbe für Städte, damit man sie sich nach Lust und Laune kochen und zurechtzaubern kann, dann wären meine liebsten Zutaten: Nähe zu Wasser, Hügel, Aussichtspunkte, bunte Häuser, Treppen und schmale Gassen. Ein Glück, dass es einige dieser Städte schon gibt. Man muss nur hinfahren und sich in die Gassen fallen lassen. Lissabon hat bei mir tiefe Abdrücke im Herzen hinterlassen. Aber ein Auto nehme ich dahin nicht mehr mit.
Schon lange bevor ich Lissabon kennengelernt habe, hatte ich das Gefühl, dass mir die Stadt gefallen könnte: Hügel, Wasser, Gassen, bunte Kacheln an den Häusern. Mag ich.
Inzwischen war ich zwei Mal dort. Diesmal hatten wir die dämliche Idee unser Gepäck erst mit dem Auto zu unserer Ferienwohnung zu bringen. – Quer durch die Altstadt.
Ich bin schon auf dem Beifahrersitz durchgedreht. Zum Glück musste ich nicht fahren. Autos von allen Seiten, vor einem schießen plötzlich Poller aus dem Boden und überall Menschen. Als wir schließlich kurz in einer „Parkgasse“ gehalten haben, um unsere Rucksäcke nach oben zu bringen, haben wir schlussendlich verstanden, warum man dort nur ein Auto besitzt, wenn man muss: Huuup Huup drang es nach oben. Die Parktaschen sind nämlich so gebaut, dass man gar nicht anders kann: Man parkt sich immer gegenseitig ein. Das Prinzip also: Möchte jemand spontan raus, startet er ein Hupkonzert, bis der Fahrer am Auto ist und es aus der Gasse hinausfährt und so Platz macht. Verrückt. Aber gängiges Prinzip. Ihr könnt euch also vorstellen, wie froh wir waren, als wir das Auto abgegeben hatten und Lissabon zu Fuß entdecken konnten.
Lissabon: Ein bisschen unpraktisch, aber unendlich schön
Lissabon. Beim Spaziergang durch das Gassenmeer werden wir immer wieder mit atemberaubenden Ausblicken belohnt. Es ist eine der Städte, wo ich mir nie ein Ziel vornehme. Alles ergibt sich unterwegs. Wer hier Zeit hat und sich treiben lässt, sieht unendlich viel. Nicht nur die Streetart hat es mir angetan. Die vielen unterschiedlich gefliesten Häuser strahlen mit bunten Mustern in der Sonne. Treppe rauf, Gasse runter, stehen bleiben, umdrehen, inne halten und da ist er wieder: Der Ausblick bis runter zum Wasser. Wahnsinn. Natürlich ist es keine praktische Stadt, wenn man mal viel zu tragen hat oder so. Aber die vielen alten Gebäude sind einfach schön. Für einen Städtetrip – Unschlagbar.
Der perfekte Ort für Träumer und Querdenker
Lissabon ist der perfekte Ort für Träumer und Querdenker. Für Menschen, die sich gern auf eine Bank setzen, die Aussicht genießen und dabei wilde Ideen in ihr kleines Heft kritzeln. Wir klettern den Berg rauf, immer weiter, bis wir eine ausgezeichnete Aussicht haben: Unter uns das orangene Dächermeer, weit hinten das Wasser und die Brücke, die einen immer an San Francisco erinnert. Das ist übrigens kein reiner Zufall. Die Brücken wurden von der gleichen Firma gebaut.
Ich denke mir: „Besser kann die Sicht ja wohl nicht werden“, drehe mich um und sehe einige Meter weiter oben noch einen Aussichtspunkt (Mirador). Wir keuchen und gehen weiter bis wir endlich oben sind. Jeder Ausblick hier belohnt einen und schon sind die schmerzenden Füße vergessen. Wir sitzen kurz im Schatten unter einem Baum und versuchen den Ausblick mit unseren Augen abzufotografieren. Ich hoffe immer, dass er so für immer bleibt.
Unterkunft in der Altstadt von Lissabon
Unsere Ferienwohnung über Airbnb ist ein echter Glücksgriff: Eine kleine Wohnung in einem urigen alten Haus in der Rua da Bica. Erst muss man über eine schmale Treppe nach oben in den dritten Stock klettern, oben wird man aber belohnt. – Schlafzimmer, Wohnzimmer und Küche und Esszimmer gehen ineinander über. Die perfekte kleine Wohnung für ein Pärchen, dass auf alte Gebäude steht. Es gibt sogar einen Balkon, der einmal rund um die Wohnung führt. Darauf kann man zwar keine Partys feiern, aber frühstücken geht dort sehr gut. Die Sicht reicht dabei bis hin zum Wasser und zur Brücke.
Und unten auf der Straße quietscht immer wieder der „Elevador da Bica“ vorbei. Eine Standseilbahn, die es schon seit 1892 gibt. Die zwei gelb-weißen Wagen sehen der alten Straßenbahn in Lissabon ähnlich und werden jeden Tag vielfach von neugierigen Touristen fotografiert. Es ist ein lebhaftes, schönes Viertel zum Wohnen für alle, die Altstadt, Bars und kleine Restaurants lieben.
Party geht immer
Nachts stromern wir herum, fallen in die Bars ein als wären wir wieder 19 und nach dem dritten Mojito für 3 Euro fühlen wir uns auch so, vergessen unsere Vornamen und tanzen zu Reggaeton. Ich bin wunschlos glücklich in dieser Stadt. Da kann uns noch nicht einmal der Kater am nächsten Morgen die Laune verderben. Sonnenbrillen auf und erstmal einen Kaffee trinken gehen. Oder zwei oder drei. Und dazu ein paar dieser süßen, leckeren Teilchen (Pastel de Nate), die die Portugiesen einfach unverschämt lecker hinbekommen.
Wer Inspiration sucht, findet sie in Lissabon
Lissabon ist für mich keine klassische Urlaubsstadt. Runterkommen stelle ich mir schwierig vor. Aber auf andere Ideen kommen – dafür ist die Stadt perfekt. Perspektive ändern, in den Tag hinein leben, loslaufen und gucken, wo man ankommt.
Hier könnte ich mir vorstellen ein paar Monate zu leben und in der Region surfen zu gehen. Einen Alltag zu haben. Ein Stamm-Café. Und einen Lieblings-Aussichtspunkt. Hier ist es nicht entspannt. Es ist bunt, an manchen Ecken kaputt und immer wieder schaut man dem ganz normalen Leben ins Gesicht. Und das inspiriert mich noch immer am meisten.
Tipps:
Aussichtspunkte erkunden
Aquarium besuchen
Ferienwohnung in der Altstadt buchen und den Flair der Stadt leben
Den Mojito im Studentenviertel am besten erst ab 5 Euro genießen. – Oder den Kater hinnehmen.
Ach Santa Catalina. Hast du einen Platz für mich? Einen für immer? Ich würde ja bleiben.
Ja, ich bin ein richtiges Fan-Girl von diesem kleinen Dorf an der Pazifikküste von Panama. Das ist einer der Orte, wo ich mir wirklich vorstellen könnte zu leben. Kommt mit, ich erkläre euch warum.
Boot-Boot-Taxi-Bus-Bus-Minibus. Einen ganzen Tag sind wir von Bocas del Toro nach Santa Catalina unterwegs und gegen Nachmittag werden die Busse immer kleiner. Als wir im Minibus über die Hügel in Richtung Santa Catalina fliegen, während Reggaeton aus den Boxen dröhnt, steigt meine Aufregung. Wird der Ort so schön sein, wie ich ihn mir ausgemalt habe?
Ein umwerfender Sonnenuntergang begrüßt uns
Schließlich – nach vielen Stunden – halten wir an einer Häuseransammlung an der Straße und wir sind da. Neben uns: Hostel, Tour-Agency… Supermarkt.. Hostel.. Restaurant. Wir verlassen den Ortskern und laufen mit den Rucksäcken bepackt in Richtung Playa Estero. Unsere Unterkunft befindet sich neben dem Strand, angeblich 15 Minuten zu Fuß. – Latino-Minuten versteht sich. Nach 25 Minuten laufen wir endlich auf das Grundstück der „Rancho Cosa Mia.“ Rechtzeitig um mit unserem Gastgeber Billy von der großen Terrasse aus den Sonnenuntergang und die Aussicht auf das Meer zu genießen. „Wow. Einfach wow.“ denke ich und bin begeistert von dem kleinen Holzhaus auf Stelzen, das einer der ersten bekannten Surfer in Santa Catalina gebaut hat.
Santa Catalina: Eine bewegense Surf-Geschichte
Ein Rückblick
In der Surferszene ist Santa Catalina inzwischen ein Brett. Menschen kommen aus der ganzen Welt hierher um ein paar Wellen am berühmten Surfspot „La Punta“ zu erwischen. Auch große Surfwettbewerbe haben hier schon stattgefunden.
Vor vielen Jahren war Santa Catalina allerdings einfach nur ein kleines Fischerörtchen in der Nähe der früheren Gefängnisinsel „Coiba“. Hierher kam nur, wer sich durch den Dschungel und über rote unbefestigte Matsch-Straßen seinen Weg gebahnt hat. Vor mehr als 45 Jahren – im Jahr 1970 – haben ein paar junge Männer die berühmte Welle in Santa Catalina entdeckt. Sie hatten sich auf eine große Reise begeben – die Küste von Panama entlang. Auf der Suche nach perfekten Wellen. Wie krasse Surfer es so an sich haben, müssen sie alle ein bisschen verrückt und ein bisschen zu abenteuerlustig gewesen sein, denn der Weg nach Santa Catalina war wild und gefährlich – auch wegen der Schlangen und Skorpione im Dschungel. Im Dorf heisst es, dass eine Fahrt von Panama-Stadt nach Santa Catalina damals 12 Stunden gedauert hat. Heute ist die Fahrt mit den Bussen ungefähr halb so lang.
Die vier ersten Surfer sind – so erzählt man es sich – in Santa Catalina angekommen, standen am Strand und waren wohl erstmal enttäuscht, weil es dort keine Wellen gab. Daraufhin entdeckten sie in der Ferne hinter ein paar Felsen eine Welle – und „Punky“, der eigentlich Ricardo Icaza hieß, hat es sich nicht nehmen lassen ins Wasser zu gehen und loszusurfen. Angeblich hat er eine perfekte „Righthander“ nach der anderen genommen. Die Geschichten, die ich im Dorf erzählt bekommen habe, konnte ich mit dieser Erzählung vervollständingen.
Es muss ein geniales Gefühl sein, einen Surfspot zu finden
Wenn ich mich heute in die vier Entdecker hineinversetze, muss es ein unglaubliches Gefühl gewesen sein: Sie hatten tatsächlich einen bis dahin unbekannten Surfspot gefunden. Sie haben also als erste diese Wellen in Santa Catalina gesurft und waren die einzigen im Line-up. Der weite Weg durch den Dschungel hatte sich gelohnt. Ihren Surfspot wollten sie wohl nicht sofort mit der ganzen Welt teilen. Santa Catalina blieb lange ein echter Geheimtipp. Aber diese Jungs haben nach und nach Land gekauft, Surfcamps eröffnet und den Spot ihren Freunden gezeigt und so wurde der Ort immer bekannter. Aus dem Geheimtipp wurde irgendwann ein echter Tipp.
Wir wohnten im Haus des Machers der „Cosa Mia Boards“
Mit unter den ersten, die nach Santa Catalina kamen, dort Land gekauft und ein Business gegründet haben, waren zwei Kenneth: Kenneth Myers und Kenneth O’Brian. Der letztere war einer der ersten Surfboard-Shaper in Panama, der seine eigenen Boards gefertigt hat: Cosa Mia Surfboards.
Santa Catalina im März 2017
Wir wussten es bei unserer Airbnb – Buchung nicht, aber wir haben tatsächlich im Haus von „Kiki“ Kenneth O’Brian gewohnt. Er selbst lebt allerdings inzwischen in Italien. Kiki besitzt ein großes Grundstück gleich neben der Playa „Estero“ mit einem Trampelpfad runter an den Strand. Auf dem Grundstück steht kleines Haus aus Holz mit einer Bomben-Aussicht, weil er es auf Stelzen gebaut hat. Im Schatten unter dem Haus hängen alte „Cosa Mia – Surfboards“ und einige Hängematten, in denen wir viele Stunden verbracht haben. Im ersten Stock gibt es eine Wohnküche, eine große Terrasse und darüber zwei Schlafzimmer. Als wir dort waren, wurde die Unterkunft von Billy und Ollie verwaltet.
Heute ist dieses wunderschöne Haus leider keine Airbnb-Unterkunft mehr. Wir waren die letzten Gäste. Vom Rancho Cosa Mia aus waren wir in fünf Minuten am Strand. Und auch wenn es in den Ort länger gedauert hat, war die Lage für uns perfekt: Geniale Aussicht, Ruhe, Strand und einige Restaurants in der Nähe. Übrigens: In den meisten Unterkünften in Santa Catalina gibt es kein WLAN. Das macht es einem tatsächlich noch leichter runterzukommen.
Im gemütlichen Gang ist man in einer knappen halben Stunde im Ort, wo man einkaufen oder eine Tour zur Isla Coiba machen kann. Und die ist wirklich zu empfehlen: Wir waren einen Tag lang unterwegs, haben an vier verschiedenen Orten geschnorchelt und eine beeindruckende Unterwasserwelt gesehen: Riffhaie, Rochen, wunderschöne Schildkröten und tausend bunte Fische. Oft habe ich hingeschaut und konnte gleichzeitig nicht glauben, was ich da sehe: Sobald man unter Wasser umher schaut, ist es als hätte man eine andere Welt betreten. Auch wenn die Bootsfahrt zur Insel ungefähr 90 Minuten dauert, lohnt sie sich sehr.
Die Surfspots in Santa Catalina
La Punta
Die Wellen am Point-Break „La Punta“ sind weltberühmt. – Und alle erfahrenen Surfer lieben sie. Für alle anderen ist der Spot schön anzusehen – vor allem bei Sonnenuntergang lohnt es sich ein Bier im Surfcamp „Surfers Paradise“ zu trinken und dabei die Aussicht zu genießen.
Playa Estero
Für Anfänger und Intermediates ist die Playa „Estero“ als Surfspot perfekt. An diesem Beachbreak kann man sowohl im Weißwasser surfen lernen, als auch grüne Wellen surfen. An diesem Strand liegt sich auch das Oasis Surfcamp, wo man Soft-Tops ausleihen kann. Leider haben sie keine anderen Boards.
Der Strand ist lang und dadurch gibt es im Wasser genug Platz für alle. An unserem letzten Tag waren die Bedingungen für unsere Surf-Level perfekt: Viele kleine grüne Wellen liefen in die Bucht hinein: Jede einzelne war eine perfekte Option für einen Ritt zum Strand. Wie jedes Mal musste ich meine Angst überwinden und habe auf mich eingeredet: „Das ist JETZT deine Chance. Nimm sie. Du kannst das. Du willst das. JETZT.“ Und als mich der Push der Welle erreicht hat, war alles andere vergessen. Glück – überall in meinem Körper haben sich die Glücksgefühle ausgebreitet und sind bis in die letzten Winkel gekrabbelt. Es hat sich angefühlt als könne ich fliegen. Als die Welle vorbei war und ich wieder auf dem Brett lag, habe ich die Freudentränen auf meinen Wangen gespürt. Diese perfekten Momente sind mein Antrieb immer wieder aufzustehen und es nochmal zu versuchen.
Gekommen, um zu bleiben
In Santa Catalina geht die Zeit anders. Alles ist ruhig und entspannt. Viele kommen hierher und wollen bleiben: Host Ollie aus England versucht es jetzt zum Beispiel mit einem Stand-Up-Paddle Unternehmen und den kleinen Surfshop leitet eine Frau aus Deutschland, die vor Jahren hergekommen ist. In den Hostels, Hotels und Reiseagenturen arbeiten Volunteers aus der ganzen Welt, um eine Zeit in San Cat verbringen zu können. Und natürlich gibt es hier Restaurants mit Essen aus aller Welt. Dieser Ort hat etwas Magnetisches: Wer sich in Santa Catalina wohlfühlt, versucht alles, um bleiben zu können. Die Stimmung nimmt dich ein und zeigt dir eine andere Art zu leben: Ohne Hektik und Stress. Ohne schnelles Internet und ohne großen Supermarkt. Aber dafür mit unbeschreiblich schöner Natur, Gelassenheit und mit unendlich vielen schönen Wellen.
Tipps für Santa Catalina:
Günstige Unterkünfte kann man über Airbnb finden. Außerdem habe ich mir das Oasis Surfcamp genauer angeschaut und fand es sehr schön.
Es gibt sehr viele tolle Restaurants. Zum Beispiel das argentinische Restaurant „Los Pibes“ ist ausgezeichnet. Außerdem solltet ihr unbedingt das mexikanische Restaurant an der Straße zur Playa „Estero“ besuchen. Es ist ein süßer Familienbetrieb in bunten Farben mit tollem Essen.
Falls ihr Internet haben wollt, kauft euch am besten vorher eine SIM-Karte.
Wer ein eigenes Surfboard hat, ist klar im Vorteil. Denn die meisten Rentals verleihen vor allem Soft-Tops.
In Santa Catalina gibt es (noch) keinen ATM. Hebt also unbedingt vorher genügend Bargeld ab. Im kleinen Supermarkt und in vielen Restaurants kann man mit Karte zahlen.
Das kleine Boot bahnt sich seinen Weg durch das flache Wasser. Es glitzert in blau-türkis Tönen. Rechts und links von uns eine kleine Insel neben der anderen: Kleine Tupfer im Meer – vollbepackt mit Palmen. Und schon auf dem Weg zu unserer San Blas Insel steht fest: So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen! Kommt mit nach Chichime.
4:30 am Morgen – eine Stunde früher als ausgemacht – klopft es an unsere Tür im Hostel in Panama Stadt: „Euer Transfer zur San Blas Insel ist da!“ ruft eine verschlafene Frau. Im Halbschlaf setzen wir uns in den Jeep mit Allradantrieb und noch ehe wir richtig wach sind, hat das Abendteuer begonnen: Unser Fahrer hat einen sehr eigenen „Fahrstil“, Whatsappt am laufenden Meter, überholt, gibt Gas und bremst abrupt ab. „Schlaf nachholen“ können wir auf dieser Fahrt vergessen. In einem riesigen Supermarkt decken wir uns mit Getränke- und Snackvorräten für die 3 Tage auf „Chichime“ ein: Chips, viel Wasser und Rotwein; und schon geht die Fahrt weiter.
Eine Fahrt wie mit der Achterbahn
Zweieinhalb Stunden lang folgen wir einer Straße, die viel mit einer Achterbahn gemeinsam hat. Wir fahren einmal quer durchs Grüne. Wir halten zur Passkontrolle als wir das semi-autonome Gebiet der indigenen Bevölkerung „Kuna“ erreicht haben und bald darauf erreichen wir den kleinen Hafen. Ein Auto nach dem anderen spuckt Touristen aus. Sie suchen sich einen Platz im Schatten, bis sie auf ein kleines Boot verfrachtet werden, das sie zur Insel bringt. Immer wieder legen Boote an, bringen Touristen zurück und nehmen kurz darauf ein paar von uns Neuankömmlingen mit zu ihren Inseln.
Die Bootsfahrt zur San Blas Insel
Als wir endlich an der Reihe sind, hatte ich fast vergessen, dass ich aufgeregt war wegen der anstehenden Bootsfahrt. Wir hatten echt lange gewartet und ich war unfassbar gespannt auf die Insel. Anfangs ging es gemütlich los – einmal tanken an einer improvisierten Tankstelle und danach haben die Jungs Vollgas gegeben. „Uuuuuiii“ kommt immer wieder wie automatisch aus meinem Mund. Denn manchmal fühlt es sich kurz an, als würden wir fliegen. Ich gebe zu: Vor jeder Achterbahn habe ich Schiss. Und das Gefühl, das in meinem Magen aufkommt, wenn es in der Achterbahn plötzlich nach unten geht, ähnelt dem bei dieser Bootsfahrt. Aber meine Angst ist vergessen, als ich die ersten von mehr als 360 San Blas–Inseln sehe: Kleine Häufchen Sand im Meer, voll bepackt mit Palmen. Auf manchen stehen kleine Holzhütten – andere sind unbewohnt.
Inseln im Robinson Crusoe-Style fliegen an uns vorbei
Ich mache die Augen zu und öffne sie wieder – nur um sicher zu gehen, dass ich mich nicht getäuscht habe. Da sind sie: Die vielen Inseln, die Träume von einem Leben im Robinson Crusoe–Style wahr werden lassen. Die kleine Insel „Pelicano“ zum Beispiel. Da stehen ca. fünf Palmen und eine Hütte. Sie sieht aus wie eine Spielzeuginsel – die jemand dort vergessen hat – mitten im Meer. Jede Insel an der wir vorbeifahren, sieht anders und einzigartig aus und immer wieder denke ich: „Ohhhh die ist schön! Ob das unsere ist?“ Wir fahren weiter bis wir ganz vorne an der vordersten Reihe der Inseln am offenen Meer angekommen sind, vorbei an einigen Segelbooten. Wir werden zwischendurch sehr langsam, weil das Wasser an manchen Stellen keinen Meter tief ist. Unser Kapitän Adrian und sein Steuermann kennen hier jeden Zentimeter im Meer – das merkt man sofort. Schließlich halten wir nach 40 Minuten am Strand von „Chichime.“
Unser Ziel: Die Insel Chichime
„Wow. Einfach wow denke ich, als wir vom Boot klettern und die San Blas Insel von nahem sehen: Wir wohnen in einer kleinen Hütte, einer sogenannten Cabaña. Sie ist aus Bambus und Holz, ungefähr zehn Meter vom Meer entfernt und hat eine kleine Veranda. Innendrin: Kein Schnick Schnack, sondern einfach drei Einzelbetten. Zwei davon wurden für uns zusammengeschoben und darüber hängt ein Moskitonetz. Vor der Tür stehen zwei Plastikstühle in der „front row“ am Wasser. Mit bester Aussicht auf die Nachbarinsel und das Angeber-blaue-Wasser.
Perfekte, rustikale Unterkunft
Ja, diese Unterkunft ist rustikal und einfach. Ehrlich gesagt gehöre ich zu den Menschen, die an einem solchen Ort allein durch die Umgebung schon so geflasht sind, dass sie keinen Luxus mehr brauchen. Die sanitären Anlagen sind gewöhnungsbedürftig, aber es gibt wenigstens fließendes Wasser zum Duschen.
Fünf Hütten gibt es hier insgesamt, die eine Kuna-Familie vermietet. Außerdem ein paar Zelte und das wars. Es gibt ein Volleyballfeld, wir haben eine eigene Piratenflagge und natürlich viele Palmen.
Auf den San Blas–Inseln bucht man die Unterkünfte immer inklusive Essen, aber ohne Getränke. Das heisst: Morgens, mittags und abends gibt es frisches Essen aus dem Meer. In der Mitte der Insel befindet sich das Haupthaus mit dem kleinen Restaurant: Hier bereitet die Kuna-Familie die Gerichte zu, die alle an langen Tischen im Schatten genießen. Zu Mittag gibt es für jeden einen gebratenen Fisch und dazu Salat und frittierte Bananen. Unfassbar lecker und frisch.
Die Bewohner: Wer sind die Kuna?
Die Kuna sind eine indigene Ethnie. Sie sind ursprünglich vom Festland in Kolumbien gekommen und machen ihr eigenes Ding auf den San Blas–Inseln. Seit 1930 ist das Gebiet der Kuna „Guna Yala“ semi-autonom. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Kuna eigene Verwaltungsrechte haben. Außerdem haben sie eine eigene Sprache.
Massentourismus gibt es auf den San Blas–Inseln bisher nicht, weil die Kuna dagegen sind. Sie erlauben zum Beispiel nicht, dass große Investoren Hotels auf ihren Inseln bauen. Bisher werden die Touristen registriert und erleben die traditionelle Lebensweise auf den Inseln: Dafür werden sie in einfachen Unterkünften untergebracht und bekommen eben auch Essen vor Ort.
Auf „Chichime“ wohnen mehrere Familien, da diese Insel etwas größer ist. Ganze zwanzig Minuten kann man damit verbringen einmal rund herum zu laufen. Wir wohnen bei der Familie von Aaron. Bei ihnen ist gerade viel los, weil die Kinder noch Sommerferien haben. Während unserer Zeit auf der Insel lernen wir Beatriz kennen. Sie arbeitet mit den Kuna und kümmert sich unter anderem um Programme, die die Kultur der Ethnie schützen soll. Sie hat uns erklärt, dass inzwischen nicht mehr alle Familien die eigene Sprache der Kuna sprechen. Mit den Programmen soll die Kultur erhalten werden.
Drei Tage auf einer San Blas Insel: Fühlen wie im Paradies
Chichime berauscht uns schnell mit seiner Schönheit: Feiner Sand, viele Palmen und egal wohin man schaut diese Aussicht auf das türkise Meer. Auch wenn es auf dieser Insel im Vergleich zu einigen anderen Strom gibt, gehen wir abends früh schlafen: Nach dem Abendessen mit Languste und Fisch sitzen wir vor unserer Hütte und schauen der Sonne zu, wie sie in unendlichem Kitsch im Meer versinkt. Gelb – orange – rosa – blau. Ich frage mich: „Wie kann man einen Sonnenuntergang schon so oft gesehen haben und doch noch so benebelt davon sein?“ Ich merke, wie ich durch die Ruhe auf der Insel in mir drin immer ruhiger werde. Heimlich wünsche ich mir, ich könnte ewig bleiben und jeden Abend dieses Sonnenschauspiel sehen.
Wasser wie in der Badewanne
Morgens wache ich vor dem Sonnenaufgang auf und mache vor der Hütte im Sand Yoga während die Sonne den Tag einläutet. Von Langeweile keine Spur. Ich bin da aber auch nicht der Typ für. Es ist für mich der größte Genuss, wenn ich mich der kompletten Entschleunigung hingeben kann: Aufstehen, Yoga, Frühstück, Meer, lesen im Schatten, Aussicht genießen, Meer, Mittagessen…, an ausgefallenen Tagen mal ein Spaziergang über die Insel und wieder ins Meer. Es ist so warm wie eine Badewanne. Auf der einen Seite der Insel kann man ewig ins Meer laufen, sich hinsetzen und vorstellen wie hier früher Piratenschiffe auf Grund gelaufen sind.
Am zweiten Tag nimmt uns Adrian mit auf eine kleine Tour. Wir fahren zu einer sogenannten „Piscina natural“ – natürliches Schwimmbad. Es heisst so, weil das Wasser hier so flach ist, dass es einem nur bis zur Hüfte geht. Und für den Wow-Effekt sorgen die vielen Seesterne: Einer liegt neben dem anderen auf dem Grund. Kein Wunder, dass wir alle wie kleine Kinder im Wasser planschen und um die Sterne tanzen.
In diesen Tagen auf Chichime merke ich, wie schnell Stress und Alltagsprobleme aus dem Herzen verbannt werden können. Die immer wieder endlos schöne Aussicht auf das Meer und die Ruhe auf der Insel polieren die dunklen Flecken des Alltags aus meinem Herzen und hinterlassen ein Gefühl von: Alles ist gut – manchmal ist das Leben einfach perfekt. Also dann: Zulassen, Foto mit den Augen machen, Gefühl im Herzen für schlechte Tage speichern.
Sobald ich kann, werde ich wieder auf die San Blas Inseln reisen, denn für mich sind sie das absolute Paradies.
Man kann unterschiedliche Pakete buchen. Wegen der Buchung aus der Ferne haben wir uns für ein Paket entschieden, bei dem der Transfer mit organisiert wurde. Man kann es aber auch einzeln buchen und dabei wohl sparen. Wir waren auf Aarons Seite der Chichime Insel: Pro Person pro Nacht 65 US-Dollar, inklusive 3 Mahlzeiten pro Tag und einer Tour.
Hinzu kommt: Transfer von Panama-Stadt im Allradjeep für 60 US Dollar pro Person hin und zurück. (Abholung angeblich zwischen 05:30 und 06:00 morgens, aber bei uns stand er schon um 04:30 vor der Tür.)
Der Eintritt ins Guna Yala Gebiet – für Ausländer 22 US-Dollar pro Person
Bootstransfer zur Insel und wieder zurück: 30 US-Dollar pro Person
Wichtig: Genügend Wasser (Mindestens 1,5 Liter pro Person/Tag) und andere Getränke mit zur Insel nehmen. Es gibt dort zwar welche zu kaufen, sie sind aber vergleichsweise teuer
Außerdem: Mückenschutz und Sonnenmilch einpacken
Praktisch ist eine Wasserschutzhülle fürs Handy und Tüten für andere Elektrogeräte, da Gepäck auf der Bootsfahrt nass werden kann.