Nordseeinsel Juist: Das perfekte Reiseziel, um Alleinsein zu üben

Spontan bin ich im Herbst 2018 an die Nordsee gefahren: Mit dem Zug und der Fähre. Und ich habe festgestellt: Ich hatte jahrelang viel zu viele Vorurteile, die mich um die halbe Welt getrieben haben. Dabei ist es auch an der deutschen Küste wunderschön. Juist ist der perfekte Ort für Menschen, die alleine reisen wollen – sich bisher aber nicht getraut haben. Das perfekte Reiseziel für den Test: Ist alleine reisen etwas für dich?

Warum immer weit weg, wenn es auch in Deutschland schöne Reiseziele gibt? Das haben mich jahrelang Menschen in meinem Umfeld gefragt. Und ich muss zugeben: Ich hatte keine gute Antwort darauf. Die Nordsee lag irgendwie einfach außerhalb meines Planungsgebiets. Und ich hatte viele Vorurteile: „Nordsee gleich spießig… langweilig… zu wenige Berge… zu deutsch…“

Aber es reicht mir auf Dauer nicht, mich auf den Vorurteilen auszuruhen. Urteile über nichts, das du nicht kennst! – Das ist eins meiner Mottos. Und nachdem mir immer mehr Menschen von der Zauberinsel Juist vorgeschwärmt haben, habe ich relativ spontan ein Zugticket nach Norddeich Mole gebucht. – Für Oktober 2018. Wer einmal allein verreist ist, läuft Gefahr, daran Freude zu entwickeln. Es macht süchtig.

Die Anreise mit Zug und Fähre

Im neuen Doppelstock-InterCity sitze ich oben. Wir lassen das Ruhrgebiet hinter uns und die Landschaft wird immer flacher. Überall Ortsnamen, von denen ich noch nie gehört habe. Leer. Norden. Schlechtes Gewissen macht sich breit, weil ich wirklich viele Teile Deutschlands noch gar nicht kenne. Aber dann schiebe ich das Gefühl beiseite, denn ich tue ja gerade etwas dagegen und besuche einen neuen Ort. Genauer gesagt zwei, denn ich übernachte einmal in Norddeich, um am nächsten Vormittag die Fähre zu nehmen.

Schon die Buchung der Pension in Norddeich war ein Abenteuer! Kurz vor der Anreise hatte mich aufgebracht eine Frau angerufen, ob ich denn tatsächlich an ihrem Ruhetag am späten Nachmittag anreisen wolle? Eigentlich sei die Anreise am Montag nur bis 10 Uhr morgens möglich. Soweit – so unpraktisch, denke ich bei mir und stelle fest: Das ist mir tatsächlich noch nirgendwo auf der Welt passiert. Aber Freundlichkeit siegt auch hier. Und ich werde in die Pension gelassen.

Die Fähre am nächsten Vormittag ist rappelvoll. Irgendwo sind immer Ferien. Bei den Gepäckwagen gebe ich meinen kleinen Trolli ab, denn das ist so gedacht: Alle Koffer werden sicher verstaut und man bekommt ihn erst auf der Insel wieder. Merke dir den Wagen, denn sie sehen alle gleich aus. Und beim Ausladen hilft dir niemand.

Ich setze mich an Deck in die strahlende Sonne und schaue zu, wie wir im Schneckentempo in Richtung Insel schippern. Das mag ich. Das ist gemütlich und entspannt: Und sofort macht sich Urlaubsfeeling bei mir breit.

Urlaubsfeeling an Bord

Das Salz in der Luft. Der Wind. Das Meer. Die Möwen. Wenige Wolken. Nur der Fakt, dass alle um mich herum deutsch sprechen, verwirrt mich.

Nach 90 Minuten gehen wir pünktlich von Bord. Im Fährhaus zahle ich sofort meinen Tourismusbeitrag für den Aufenthalt. Praktisch, denn so kann ich ins Schwimmbad gehen, das im Beitrag enthalten ist. Und bei der Abreise muss ich mich darum nicht mehr kümmern. Gut, dass eine Freundin mich vorher mit diesen Tipps versorgt hat. Sonst hätte ich sicher einige Fehler gemacht bei der Anreise. Ganz schön viele Regeln für so eine kleine Insel.

Juist Nordsee Sonnenuntergang

Juist Dorf sonnenuntergang

Meine Unterkunft

Mit meinem Trolli im Gepäck laufe ich über die Insel. Die Räder von meinem kleinen Koffer kommen mir heute unglaublich laut vor. Vielleicht liegt das daran, dass es ansonsten hier so ruhig ist. Keine Autos weit und breit. Nichts als Wind und Pferdegeklapper. Juist ist autofrei und auch die Taxen hier sind Pferdekutschen. Viele Menschen sausen mit ihren Fahrrädern durch die Gegend. Es riecht nach Salz und Pferdeäpfeln.

Nach fünf Minuten Fußweg komme ich am Ziel an: Am Nordseehotel Freese. Schon in der Eingangshalle mache ich eine kleine Zeitreise: Der Boden besteht aus wunderschönen Kacheln aus einer anderen Zeit. Rechts stehen Sessel mit buntem Blumenmuster bedruckt. Und von den Stühlen im Restaurant springt mich ein 90er Jahre Stoff an. Hier haben sich gleich mehrere Jahrzehnte verewigt.

Mein Einzelzimmer befindet sich im ersten Stock – und ist klein, aber klein. Und fein auch. Ich mag es – auch wenn ich nichts gegen mehr Platz gehabt hätte. Aber Juist ist teuer. Und schon der Preis von diesem Zimmer hat mich bei der Buchung schlucken lassen. Der erste Test des Betts überzeugt aber sofort: Es ist unglaublich gemütlich, obwohl es kein bisschen danach aussieht.

Nordseehotel Freese Pool JuistNachdem ich mich eingerichtet habe, werfe ich mir Bikini und Bademantel über und gehe in den Pool.

Niemand da. Außer mir.

Ich genieße das Wasser und fühle mich schwerelos. Mit jedem Zug, den ich schwimme lasse ich ein bisschen Alltag hinter mir. Perfekt.

 

Alleine frühstücken im Hotel

Nachts schlafe ich so tief, wie seit Jahren nicht mehr. Liegt es an der Ruhe auf der Insel? Oder am Bett? Oder an meiner aufgestauten Müdigkeit? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich seit Wochen nicht so gut geschlafen habe. Und mich überkommt das Gefühl, dass die Insel etwas damit zu tun hat.

Mit meinem Buch bewaffnet, gehe ich zum Frühstücksbuffet. Und bin erstmal aufgeschmissen, weil ich keine Ahnung habe wo ich sitze. Ein junger Mitarbeiter, der höchstens 20 ist, bringt mich zu meinem Platz. Und liest mir jeden (Kaffee-)wunsch von den Augen ab.

Nordseehotel Freese Frühstück

„Latte Macchiato?“ „Noch einen Kaffee?“ „Noch einen Wunsch?“

Für die nächsten drei Tage wird er mein bester Bekannter im Hotel. Ich bin eindeutig die jüngste Alleinreisende hier und das scheint ihn zu erfreuen. Ob er denn aus Juist sei, frage ich ihn. „Gott bewahre“, antwortet er. Er sei ja wohl aus Bremen. Und keiner, ob er ewig auf Juist bleibe.

Ich verstehe: Er findet es auf der Insel zu ruhig, um auf die Dauer zu bleiben. Das Gefühl kenne ich von früher. Und zack – fühle ich mich für eine Sekunde alt. Dann muss ich grinsen.

Ich probiere mich quer durch das leckere Buffet und genieße die Zeit. In Ruhe Frühstücken – das ist für mich ganz besonderer Luxus. Und das macht auch alleine Spaß. Nach dem dritten Kaffee, Rührei, Brötchen, Bacon, Obstsalat, Quark und 50 Seiten in meinem Buch, rolle ich zurück in mein Zimmer und überlege was als Nächstes ansteht.

Eins nach dem anderen. Wenn du alleine unterwegs bist, musst du nicht auf die Bedürfnisse anderer achten. Nur auf deine eigenen.

Juist Strand Nordsee

Die Insel Juist

Das Dorf auf Juist ist klein und gemütlich. Hier kann man sich sofort gut zurechtfinden und wohlfühlen. Auf der einen Seite der Strand. Auf der anderen der Hafen und die Wiesen. Dazwischen lauter Hotels, Ferienwohnungen, Radvermietungen, Geschäfte, Restaurants und ein Yoga-Studio: Also wirklich alles was das Herz begehrt. Und solange man in der Nähe des Ortes bleibt: Keine weiten Wege.

Überall strahlende Gesichter und Menschen, die dich grüßen. – Obwohl sie sich noch nie gesehen haben. Das scheint man hier so zu machen und es ist wirklich angenehm: Familiär! Auch im dunklen fühle ich mich immer sicher hier im Dorf.

Strandkorb Juist Nordsee

Der Juister Strand

Am zweiten Tag gehe ich bei strahlendem Sonnenschein und 18 Grad mittags an den Strand. Eigentlich will ich das Abenteuer Strandkorb ausprobieren. Es ist mir schleierhaft, warum Menschen sich in einen Strandkorb setzen.

Vielleicht liegt das daran, dass wir immer Campingurlaub gemacht haben. Allerdings ultra-basic. Ohne Campingstühle oder Tisch. Man hat grundsätzlich auf dem Boden gesessen – oder am Strand gelegen. Das war immer so.

Am Strand liege ich gerne herum – in einem Strandkorb kann man ja nur sitzen. Warum tut man das?

Mein kühnes Vorhaben, das herausfinden zu wollen, wird enttäuscht: Ich frage in einem kleinen Wohnwagen nach einem Strandkorb und der Mann brummelt mir entgegen: Alle vermietet.

Kein Strandkorb für mich.

Es war einen Versuch wert!

Am Fuß einer Düne lege ich mich auf mein Strandtuch und komme an: An den vielen meiner Lieblingsorte – den Stränden dieser Welt. Da fühle mich sofort zu Hause. Der Blick schweift in die Ferne. Auf das Meer. Das bricht Barrieren auf. Alle Zweifel, alles „was wenn“ vergeht mir, wenn ich am Meer bin. Es fühlt sich nach unendlichen Möglichkeiten an. Und nach neuen Wegen. Die Ideen kommen wie von allein angetanzt, während die Möwen nach essbarem suchen und die Wellen unaufhörlich am Strand brechen. Alles fügt sich perfekt zusammen.

Erst als die Sonne auf meinen Kopf brennt, als wäre es Juli, stehe ich auf und gehe zurück in den Ort.

Meer Juist Strand Strankorb

Waffeln und Nostalgie

Im Lütjes Teehuus esse ich eine Waffel mit Kirschen, Eis und Sahne und trinke dazu einen Milchkaffee. Hier ist es gemütlich und lecker. Und gleichzeitig sehr voll. Der Ruf eilt dem Ort voraus. Die meisten der Gäste sehen aus, als würden sie seit ihrer Kindheit herkommen und Waffeln verputzen. Inzwischen gibt es für diese Leute dazu den Kaffee mit Baileys.

Juist Teehaus Ostfriesentee

Yoga auf Juist

Meinen Plan ein paar ruhige Tage auf Juist zu verbringen, möchte ich gerne mit einer Yoga-Stunde krönen. An der Tür zum Yoga-Raum-Juist steht ganz entspannt: Einfach 10 Minuten vor Beginn der Stunde vorbeikommen – und mitmachen. Das gefällt mir und meiner Spontanität in diesen Tagen auf der Insel.

Kurz vor 17 Uhr gehe ich hinein und nehme an einer Stunde mit Dorothee teil. Insgesamt sind wir drei Teilnehmer. 90 Minuten lang dehnen wir uns, kommen zur Ruhe und sind ganz bei uns. Der Tag könnte schöner nicht enden, denke ich, als ich mit Ruhe im Herzen das Studio verlasse und mich des Lebens freue. Darum geht es hier: Entschleunigung. Zeit mit mir. Und sonst nichts. Jedenfalls für mich. Wie schön, denke ich, dass ich schon im Frühling zurückkomme, um hier Yoga und Pilates zu machen.

Wanderung zur Domäne Bill

Das wunderschöne sonnige Wetter bleibt mir erhalten. Und ich fühle mich verpflichtet, noch ein wenig mehr der Insel kennenzulernen. Ein Tipp, den ich von mehreren Seiten bekommen habe, war ein Besuch in der Domäne Bill. Dahin sind es vom Dorf aus allerdings einige Kilometer. Das bedeutet: Wandern. Und – es ist kein Geheimnis: Wandern ist nicht mein Ding. Aber die Neugierde siegt, ich ziehe meine alten Turnschuhe an und laufe los: An der Landseite entlang, immer weiter bis Loog. Und danach an der rechten Seite des Hammersees entlang.

Ab hier tun mir die Füße weh und ich verfluche meine Neugierde. Rechts und links Büsche und Gestrüpp. Und ein Weg, der nicht enden will. Und ich fühle mich für einen kurzen Moment einsam. Alle Bänke, an denen ich vorbeikomme, sind von Pärchen belegt. Also weiterlaufen. You can do it. Als ich schon gar nicht mehr damit rechne, erblicke ich ein Haus – davor viele Fahrräder und ein Pferdetaxi.

 Domäne Bill! Es gibt dich wirklich!

Ich setze mich dankbar ins Restaurant und verputze den Klassiker, den hier alle bestellen: Den hausgemachten Stuten mit Marmelade und ganz viel Butter. Und er schmeckt wirklich vorzüglich! Dabei mag ich eigentlich gar keinen Stuten. Keine Ahnung, ob das an meiner Müdigkeit liegt oder an diesem Rezept. Es ist, als hätte ich nie was besseres gegessen.

Strand Juist Sonnenuntrgang Oktober

Nach einer Stunde mache ich mich auf den Rückweg. Diesmal geht es am Strand entlang. Und es ist wie immer: Kaum sehe ich das Meer, ist die Müdigkeit wie vergessen. Und ich genieße jede Sekunde der Wanderung. Der Strand auf Juist wirkt unendlich. Ich habe viel Platz für mich alleine. Nur von weitem sehe ich hier und da einen Menschen. Welch ein Luxus!

Das Licht wird wärmer, der Tag neigt sich dem Ende zu. Die Sonne spiegelt sich auf dem Meer und dem Wasser, das sich noch vor dem Meer sammelt. Ich quietsche vor Freude bei dem Anblick und kann mein Glück nicht fassen. Wie kann ein Strand nur so schön sein? Und wie kann es sein, dass die Sonne jeden Tag mit so einem Spektakel untergeht – an so vielen Orten auf der Welt? Es prickelt und sprudelt vor Freude in mir. Gänsehaut macht sich im Herzen breit. Und ich versuche möglichst viel von dem Gefühl einzuspeichern – für schlechte Tage.

Denn dieses Gefühl bekomme ich tatsächlich nur am Meer. Und es ist unbezahlbar.

Juist Strand

Die Abreise und Melancholie

Nach drei Tagen stehe ich wieder am Hafen und laufe auf die Fähre. Mit einer alten Frau teile ich mir einen Tisch unter Deck. Eine der vielen allein Reisenden auf Juist, wie ich. Der Kapitän begrüßt uns und wirft den CD-Player an. Und auf einmal scheppert James Last aus den Boxen. Die Töne legen sich um mich wie ein Mantel aus Melodie. Kuschelig und warm. Und gleichzeitig voller Abschiedsschmerz und Freude über das Erlebte. Wie eine Welle ergreift mich die Melancholie.

Ich schaue mich um und merke, dass es mir geht wie den meisten hier. Ich bin eine von ihnen geworden. Der Juister Zauber hat mich bekommen und komplett eingenommen. Mit all seiner schönen Spießigkeit. Ich klappe mein Buch auf und freue mich schon auf den nächsten Besuch im Frühling. Wie die alte Dame gegenüber auch.

Sonnenuntergang Sunset Juist Germany

Tipp für eure Reise nach Juist: Pilatesurlaub

Im Frühling habt ihr die Chance Juist kennenzulernen und die Reise mit einem Pilatesurlaub zu verbinden. Carolin veranstaltet dazu zwei Retreats! Auch ich werde bei einem der beiden dabei sein. Plätze frei sind allerdings nur noch im ersten Retreat: Und zwar vom 20. bis zum 24. April 2019. Meldet euch schnell an. Weitere Infos findet ihr hier.

Das ist eure Möglichkeit eine Auszeit am Meer mit einem Wellness-Pilates-Urlaub zu verbinden. Insgesamt nehmt ihr an acht Kursen Teil: Yoga und Pilates. Ihr habt Anschluss an andere Teilnehmer des Pilatesurlaubs und könnt trotzdem den restlichen Tag, wenn gerade keine Kurse stattfinden, alleine genießen und Abstand vom Alltag bekommen. Ich freue mich schon total darauf! Wer kommt mit? Essen und Unterkünfte organisiert jeder für sich selbst.  Für die tägliche Portion Yoga und Pilates mit netten Menschen ist gesorgt.

Unterkünfte und Essen auf Juist

Unterkünfte auf Juist gibt es viele, aber günstig sind sie alle nicht. Es kommt vor allem darauf an was ihr sucht: Wollt ihr selber kochen und dadurch sparen? Dann lohnt sich in jedem Fall eine Ferienwohnung. Falls ihr lieber faul sein möchtet, kann ich euch Pensionen mit Frühstück – oder auch mein Hotel ans Herz legen. Ich habe mich im Nordseehotel Freese sehr wohlgefühlt, auch wenn ich die jüngste Alleinreisende dort war.

Das Personal war sehr nett, locker und hilfsbereit. Der Pool ist klasse, es gibt sogar eine Sauna und wer will kann sich Wellness-Pakete buchen. Ich hatte dort eine unvergessliche Zeit – auch wenn mein Zimmer sehr klein war.

Juist ist eine Insel – das Essen, das dorthin gebracht wird, legt einen weiten Weg zurück – unter anderem mit der Fähre. Das sollte man sich immer bewusst machen, wenn man einen Blick auf die Speisekarten wirft. Die Restaurants sind teurer als am Festland und es gibt viel Fastfood und „Klassiker“ wie Burger oder Spaghetti Bolognese. Da ich diesmal nur in wenigen Restaurants war, kann ich noch kein abschließendes Urteil fällen. Das kommt beim nächsten Mal.

Es gibt aber auch ein paar Supermärkte, die mit „Festlandpreisen“ werben. Da können sich alle eindecken, die eine Wohnung mit Küche haben. Das ist definitiv die günstigste Variante.

 

Sonnenuntrgang Nordsee Meer Wattenmeer Juist

Teil 1 – Roadtrip Kalifornien: Alleine reisen als Frau

Vom Fernweh gepackt, buche ich eine Reise nach Kalifornien. Hinflug nach San Francisco und zurück geht es von Los Angeles. Ich möchte nicht mehr warten bis irgendwer Zeit hat. Reisen kann ich. Warum also nicht mal ganz alleine? Ich will und gleichzeitig habe ich eine Scheißangst. Ein Klick auf „Buchung abschließen“ und während aus der fixen Idee ein Plan wird, fängt mein Herz an zu klopfen. Ich miete ein Auto und mache einen Roadtrip. Und – Spoiler – es war der Hammer!!! Hier gibt es meine Tipps für alle, die auch mit dem Gedanken spielen. 

Von San Francisco nach Santa Cruz

Soll ich? Kann ich? Will ich? Vor der Reise schlagen die Gedanken Purzelbäume. Und tausend und ein Zweifel macht sich breit. Die Angst krabbelt den Nacken hoch. „Da wollen wir doch mal sehen, ob ich alleine reisen kann“, denke ich und steige ins Flugzeug. Meine Knie zittern wie damals als ich in eine neue Klasse kam. Unbekanntes Terrain. Dabei bin ich schon so oft geflogen. Nur noch nie so. Auf eine Reise ins Ungewisse. Allein.

Wie unpraktisch, dass ich in den letzten Jahren Flugangst bekommen habe. Seitdem bin ich nicht mehr alleine geflogen.

Als das Flugzeug in Richtung Himmel rast, pocht mein Herz so laut, dass ich denke: Das muss jeder hören um mich herum. Der Boden vor mir hebt sich. Es geht los. Meine Hände sind nass und kalt – voller Schweiß. Ich atme langsam ein und aus. Und versuche mir einzureden, dass alles gut wird. Dass fliegen tausend mal sicherer ist als Auto fahren. Dass alle anderen es auch hinbekommen. Und muss gleichzeitig lachen. Alle anderen… Was macht das schon? Es bedeutet nichts. Meine Angst gehört zu mir.

Die Anschnallzeichen gehen aus und auf einmal macht sich Vorfreude breit. Auf geht’s: Rotwein, ein paar Liebesfilme. Und das Abenteuer geht los. Allein. Mit mir.

Mission Dolores Park

Ans Meer mit dem Mietwagen

Mein Lyft-Fahrer setzt mich vor dem Mietwagen-Verleih ab und ich verabschiede mich betont cool. „Fake it until you make it,“ hatte mir meine Freundin zum Abschied mit auf den Weg gegeben.

Wird schon. Muss schon. Geht schon. Wird schon.

Bin ich denn schon soweit?

Das Datum der Mietwagen-Buchung schreit: Ja! Das Auto ist fest gebucht und wartet. Mir ist kotzübel als ich alleine ins dunkle Parkhaus geschickt werde, um das Auto abzuholen.

Ich drücke auf den Zündschlüssel und warte. Und ein weißer Toyota Corolla leuchtet auf und sagt: „Hi! Ich bins. Dein Begleiter für die kommende Woche.“ „Tach – du bist aber groß, dude.“ Denke ich und hiefe meinen Koffer in die Limousine.

Ich werfe das Navi auf meinem Handy an. Meine Beine zittern, als ich losfahre. Im gemütlichen Schneckentempo verlasse ich San Francisco. Und mache mich mit dem Auto vertraut. Hügel rauf. Hügel runter. Immer weiter in Richtung Meer. Die Stadt kommt mir unendlich vor. Groß und unbekannt. Viele Locals überholen mich. Ich habe vor allem ein Ziel: Raus aus der Stadt und keinen Unfall bauen. Für mehr habe ich in diesem Moment keinen Kopf.

Nach einer Stunde wird es leerer auf den Straßen. Und entspannter. Vor mir verteilt sich Dunst und Nebel. Und auf einmal sehe ich vor mir das Meer.

Ich mache eine kleine Pause auf einem Parkplatz, schaue den Möwen zu und auf einmal ist die Angst wie weggeblasen.

Das ist es! Deshalb bin ich hier. Salz in der Luft, weite Sicht, raue Wellen und Freiheit.

Ich nehme den berühmten Highway 1 nach Santa Cruz und werde auf der Reise am Meer bleiben solange es geht. Denn weiter in Richtung Süden ist die Küstenstraße leider gesperrt: Bauarbeiten.

Kalifornien

Strand Santa Cruz Kalifornien
Santa Cruz

Unterkunft in Santa Cruz

Ich wohne in Santa Cruz bei Familie Twohig, die in ihrer Villa ein Zimmer bei Airbnb vermieten. Im großen Haus wohnen Großmütter, Eltern und Sohn Tio. Die Twohigs sind selber viel unterwegs und durch ein Jahr durch Europa gereist. Sie teilen meine Faszination fürs „Unterwegs sein“ und werden in diesen Ferien selber noch mit dem Auto einen Roadtrip durch die USA machen.

Surfcity Santa Cruz

Santa Cruz ist eine Stadt, die sich wie ein Dorf anfühlt. Gemütlich und entspannt. Es fühlt sich an, als sich ob der Surf-Vibe über die Stadt gelegt hat, wie eine gemütliche Decke. Stress muss leider draussen bleiben. Und Hektik auch.

Ich liebe diese Stadt seit ich 2014 schon einmal hier war. Und doch kommt sie mir verändert und neu vor, als ich durch die Straßen laufe. Was ist anders? Santa Cruz oder ich?

Meine Wahrnehmung ist scharf und genau. Ich sehe jede kleine Blume am Straßenrand. Immer wieder halte ich an und mache Fotos auf meinen langen Spaziergängen in die Stadt.

Santa Cruz Beach Broadwalk
Beach Boardwalk

Mein Weg führt mich über eine alte Eisenbahnbrücke bis hin zur Kirmes: Den Santa Cruz Beach Boardwalk. Amerikanischer Strand-Kitsch, wie ich ihn liebe. An jeder Ecke wird Zuckerwatte verkauft, Twinkies, Hot Dogs und Pommes. Es gibt ein Kettenkarussel, eine Schiffsschaukel und eine alte Holzachterbahn.

In Kalifornien beginnen gerade die Sommerferien. Viele Familien lassen sich auf dem Gelände der Kirmes treiben und feiern die Ferien am Strand. Obwohl es nur 20 Grad warm ist, rennen die Kinder ins Meer. Ich bewundere sie. Und freue mich, dass ich Zeit habe, ihnen zuzusehen.

Kalifornien California Santa Cruz

Kalifornien Roadtrip
Santa Cruz Beach Boardwalk

Pause für den Stress im Kopf

Im Alltag habe ich oft Stress im Kopf. Und Druck und Hektik. Ich denke ich müsste mal eben dies und jenes. Ich müsste und sollte.

Und all das ist auf einmal weg. Vor der Reise hab ich mich gefragt: Wie wird es sich wohl anfühlen alleine am Strand zu sitzen. Den Kopf in den Wind zu halten. Oder rumzulaufen. Und alles alleine entscheiden zu müssen. Und als der Moment da ist, fühlt es sich richtig und leicht an. Unerwartet perfekt.

Stundenlang laufe ich umher und merke auf einmal, dass es schon 14 Uhr ist. Ich habe bisher nicht gefrühstückt – und es nicht vermisst. Ich überlege woher ich wohl um diese Zeit noch Frühstück bekomme und stehe auf einmal an einem mexikanisches Restaurant. Tacos! Das ist es. Wozu frühstücken, wenn ich gleich Tacos essen kann?

Selbstgemachte grüne Sauce mit Chili tropft herunter und ich frage mich, wann ich zuletzt so gut und entspannt gegessen habe. Es scheint eine Ewigkeit her zu sein. Welch eine Geschmacksexplosion in meinem Mund. Wie habe ich das vermisst!

Im nächsten Teil nehme ich euch mit nach Cambria und Pismo Beach. Und im dritten Teil geht es nach Santa Monica.

Santa Cruz Beach

Santa Cruz Beach Broadwalk

Tschechien: Städtetrip nach Prag im Winter

Tschechien meint es gut mit uns. Prag ist ein Traum. Das hatte ich schon vor unserer Reise immer wieder gehört und geglaubt. In Wahrheit ist es sogar noch schöner als erhofft. Sogar mitten im Winter.

Als wir am Rande von Prag ankommen ist es schon spät und dunkel. Wir hatten den Tipp bekommen, das Auto auf einem Park & Ride Parkplatz zu lassen und mit der Metro in die Stadt zu fahren. Spart Geld und Nerven! Ein bisschen mulmig ist mir schon, als wir unseren geliebten Wagen auf dem Parkplatz zurücklassen. Aber ich rede mir gut zu. Es gibt einen Zaun und der Parkplatz ist bewacht. So kann ein Auto in der Stadt gar nicht bewacht werden. Auf geht’s!

Unsere Unterkunft

Nach 45 Minuten erreichen wir unsere Ferienwohnung.

In Prag kann man wirklich schöne Altbau-Wohnungen via Airbnb finden. Wir haben uns dort mit einer befreundeten Familie getroffen und haben uns deshalb für eine zentrale Wohnung entschieden, die gut eingerichtet ist und zwei große Schlafzimmer mit jeweils einem Badezimmer hat. Außerdem gibt es eine top ausgestattete Küche – perfekt für gemütliche Frühstückssessions oder Kaffeepausen. Wir fühlen uns sofort wohl, denn es gibt genug Platz, um gemeinsam Zeit zu verbringen, gemütliche Schlafzimmer und jeder kann sich zurückziehen.

Auch im Januar etwas blauer Himmel

Prag zu Fuß erkunden

Prag ist eine Stadt, die ich immer wieder zu Fuß erkunden würde. An jeder Ecke eröffnet sich einem ein überraschender Blick auf wunderschöne Gebäude, Kirchen, Brücken oder einfach die Moldau. Es lohnt sich immer wieder anzuhalten, den Blick schweifen zu lassen und zu genießen.

Ihr wisst: Ich bin keine von denen, die in eine Stadt kommt und erstmal anfängt Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Das ist einfach nicht mein Ding. Ich genieße es, zu Fuß durch eine Stadt zu laufen. Ich möchte die Stadt genießen und dabei kennenlernen. – Und währenddessen bekomme ich langsam aber sicher ein Gefühl für Stadt und Menschen.

Wir laufen über Kopfsteinpflaster, durch kleine Gassen, vorbei an Restaurants, Geschäften und Cafés. Und wir bewundern alte Galerien und Straßenbahnen. Prag hat Charme. Und mit Charme meine ich: Die Stadt ist nicht gerade, nicht perfekt. Sie ist kantig und bunt und überhaupt nicht aus dem Ei gepellt: Es wird gebaut, repariert oder auch einfach für ok befunden, wenn etwas vor sich hin gammelt. Perfekt unperfekt. Das Gefühl ähnelt meiner Liebe zu Valparaiso. Ein bisschen. Ich liebe es.

Auf dem Weg zur Burg

Die Prager Burg

Es ist DAS Touristen-Ziel ist Prag. Gemeinsam mit vielen anderen Urlaubern drängeln wir uns die Wege zur Burg hoch. Immerhin ist die Prager Burg angeblich das größte geschlossene Burg-Areal der Welt und im 9. Jahrhundert entstanden. Noch vor dem Eingang haben wir eine unfassbar schöne Aussicht über Prag. Allein dafür hat sich der Aufstieg gelohnt: Ein endloser Blick über Dächer, Stadt und Wasser. Eins meiner Highlights in diesen Tagen.

Am Eingang gibt es einen Sicherheitscheck. Durch das Areal kann man umsonst laufen. Für Kirchen und besondere Wege, muss man aber doch Eintritt zahlen. Ich gebe zu: Mir ist es da oben zu voll. Überall Menschenmassen, teurer Kaffee, teure Andenken. Und wenn ich ein Foto machen will, ist meistens ungewollt noch jemand Fremdes darauf zu sehen. An den Kirchen müssen wir anstehen und werden regelrecht durchgeschoben.

Am besten gefällt mir in diesem Burg-Areal das „Goldene Gässchen“.

Erbaut worden im 16. Jahrhundert für die Unterkünfte der Burgwachen. Später hat hier sogar mal der große Schriftsteller Frank Kafka gewohnt, gedacht und geschrieben. Die Häuschen in dieser Straße sind bunt und wirklich sehr hübsch und malerisch.

Auch wenn man vorher weiß, dass es ein großes Burgareal ist, bin ich überrascht davon wieviele Höfe es gibt. Es kommt mir unwirklich vor: Immer wieder eröffnet sich vor uns ein neuer Hof, eine neue Kirche, ein neuer Ausblick. Und jedes einzelne Gebäude ist beeindruckend!

Im Goldenen Gässchen

Die Karlsbrücke

Diese Brücke war wohl das erste, was ich lange vor meinem Besuch in Prag von Bildern kannte: Das Wahrzeichen der Stadt. Die Steinbrücke besteht aus sechzehn Bögen und ist einfach schön anzusehen. Deshalb würde ich vor allem empfehlen, die Brücke von den Nachbar-Brücken aus zu bewundern. Denn auf der Karlsbrücke selbst ist unglaublich viel los: Viele Touristen und am Straßenrand Künstler, die ihre Werke anbieten.

Brücken regen mich immer zum Träumen an: Von neuen Zielen, Wegen und Entscheidungen. Ich könnte stundenlang am Wasser stehen und auf Brücken schauen! Und währenddessen über verpasste und kommende Chancen nachdenken. Diese Brücke ist wirklich ein außergewöhnliches Exemplar.

Vermutlich werden Frühaufsteher mit einem besonderen Brückenerlebnis belohnt: Ich nehme an, dann ist weniger los und man kann entspannter darüber flanieren.

Blick auf die Karlsbrücke

John Lennon Wall

Mein Streetart-Herz kichert und wird belohnt, als wir an der John Lennon Wall ankommen. Eine Wand mitten in der Stadt von Prag, die einem in allen erdenklichen bunten Farben entgegen strahlt. Seit den 80er Jahren wird sie immer wieder neu bemalt – und das alte Bild von John Lennon ist unter vielen neuen Farbschichten verschwunden. Die Mauer leuchtet einen wild an und sieht nach Kreativität, Ideen und Inspiration aus. Ich mag die Idee, dass die Wand beim nächsten Besuch vermutlich schon ganz anders aussehen wird!

John Lennon Wall

Cafés und Restaurants

Wer Fleisch isst, hat es leicht in Prag! Es gibt unendlich viele gute Restaurants, in denen man leckeren Gulasch bekommt. Etwas abseits der Touristen-Straßen, ist das Essen auch noch unfassbar günstig und gut. – Genauso das obligatorische Bier dazu! Das tschechische Bier schmeckt einfach fantastisch. Wir haben im Ferdinanda gegessen und haben zu zweit für 20 Euro mega lecker gegessen und haben 2 große Bier getrunken.

Für mich wird ein Städtetrip genau dann entspannt, wenn ich ein ruhiges Café finde, in dem ich mich wohlfühle und Kaffee nach meinem Geschmack bekomme. Ich weiß, ich bin da anspruchsvoll. Aber in Prag gibt es wirklich viele schöne und gemütliche Cafés. Besonders gefällt mir das Tricafe: Ein bisschen abseits der großen Straßen, in der Nähe der Karlsbrücke befindet sich dieses kleine Café, wo es unfassbar guten Cappuccino gibt.

Wenn ich wieder nach Prag komme, möchte ich die Stadt gerne im Sommer kennenlernen. Ich möchte draussen sitzen und den Flair des Sommers dieser Stadt atmen. Den Blick über Prag genießen – ohne dass meine Füße zu Eis werden. Fest steht: Ich komme wieder. Und unser Auto wird in jedem Fall wieder auf dem Park & Ride Platz stehen.

Städte: Am liebsten zu Fuß

Fotos: Raphael Pi Permantier

Einmal Mexiko und zurück: Welcome to Tijuana

Zehn Dollar für einen Parkplatz? Bisher waren wir auf unserer Reise durch Kalifornien meistens günstiger weggekommen. Als wir unser gemietetes rotes Cabrio auf dem letzten Parkplatz zwischen San Diego und Tijuana abstellen, haben wir nicht die Wahl, denn den Mietwagen können wir nicht mit über die Grenze nehmen. Will ich auch gar nicht: Viel aufregender ist es doch einmal in ein anderes Land zu laufen! Wir bezahlen und ziehen los.

Schilder weisen uns den Weg in Richtung Mexiko. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, dass ich nicht mehr dort war. Einige Jahre sind seitdem vergangen und ich muss zugeben: Ich habe Mexiko sehr vermisst.

Mexiko: Ich habe dich vermisst

Mexiko: Das Land, wo jeder mindestens zwei kitschige Liebeslieder von Luis Miguel auswendig kann und wo du an jeder Ecke mit scharfen, fettigen Tacos versorgt wirst. Ein Land voller Sehnsucht und Stolz. Ich sollte bald länger herkommen, denke ich. Diesmal ist es nur ein kleiner Besuch, ein paar Stunden in dieser Stadt an der Grenze: Das Tor zu den USA.

Der Weg zur „anderen Seite“

Durch die Drehtür in eine andere Welt

Wir laufen durch Gänge, immer den Schildern nach bis wir an einer Drehtür ankommen. Darüber steht groß und breit: Mexico. Irgendwie skurril, dass uns zwei Schritte durch dieses Tor in ein anderes Land bringen sollen. Die Drehtür sieht nicht anders aus als der Ausgang des Freibads in Aachen und doch bedeutet es so viel mehr.

Wir schauen uns an und gehen weiter. Hinter dem Tor führt eine ewige Brücke über einen fast ausgetrockneten, stinkenden Fluss. Die Hitze brennt auf unseren Köpfen und auf der Haut und ich stelle mir vor, dass es hier jeden Tag so ist. Auf einmal fallen mir die Menschen auf, die unten am Fluss zu wohnen scheinen. Sie sitzen da unter provisorischen Sonnensegeln und scheinen zu warten. Nur worauf? Auf ihre Möglichkeit in die USA zu kommen? Vielleicht. Allerdings scheint es von dort aus fast unmöglich – andauernd fahren Grenzposten am Fluss entlang. Ich habe einen Kloß im Hals: So oft habe ich schon über die Grenze gelesen, zum Beispiel in Büchern von T.C. Boyle. Aber ich hatte sie mir wohl weniger trostlos vorgestellt. Warum auch immer.

Der „Fluss“

Als wir den „Fluss“ hinter uns gelassen haben, wollen wir ins Zentrum laufen. Immer wieder halten uns Männer an und wollen uns überreden doch lieber das Taxi zu nehmen. Es wäre viel zu weit zu Fuss. Die Karte auf unserem Handy sagt da allerdings was anderes, also lehne ich dankend ab und freue mich über den mexikanischen Singsang in meinem Ohr.

Viagra und Flitterwochen

Tijuana scheint ein beliebtes Ziel für Hochzeitsreisen zu sein: „Hello Honeymooners“ dröhnt es uns immer wieder entgegen. Kauft doch bitte hier! Wir haben Alkohol.. und Drogen und Nutten im Angebot! Und Viagra! Und überhaupt. Hier scheint es einfach alles zu geben, was der Mensch gerne günstiger als in den USA kaufen möchte. – Tijuana wirkt in diesem Moment auf mich wie ein großes Einkaufszentrum.

So viele zauberhafte Farben!

Es zieht uns immer weiter in die Stadt hinein, unter bunten Girlanden hindurch – vorbei an den berühmten Zebra-Eseln, die extra so angemalt werden, damit Touristen mit ihnen Fotos schießen können. Was denkt wohl ein Esel, wenn er sich im Zebra-Style im Spiegel sieht?, frage ich mich.

„Tijuana ist nicht schön“, sagt sie. Wir sehen das anders

Die Hitze drückt, es wird Zeit für eine kleine Pause. Ich bestelle einen Oreo-Eiskaffee in einem kleinen Laden bei einem etwa zwanzigjährigen Mädchen, denn er wird groß und breit auf einer Tafel angepriesen. Anscheinend wird der hier allerdings nicht so oft  bestellt. Das Mädchen reagiert nervös und schickt erstmal ihre Freundin zum Oreo-Kekse shoppen. Ich liebe diese Spontanität: Hauptsache die Karte macht was her. Hinterher vergisst sie vor lauter Aufregung Kaffee in unser Getränk zu tun – dann also Oreo-Milchshake für uns. Gern würde ich mehr von ihr erfahren, frage sie nach Geheimtipps aber da ist nicht viel zu holen. „Tijuana ist nicht schön,“ sagt sie. In den USA sei alles besser. Da wolle sie auch irgendwann hin. Immer wieder habe ich an diesem Tag den Eindruck, dass die meisten weg wollen oder auf der Durchreise sind. Schade.

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Mexikanisches Essen

Chili-Süßkram und Tacos

Kein Besuch in Mexiko ohne eine große Portion mexikanisches Essen. Nachdem ich mich mit Chili-Süßkram eingedeckt habe und mehrere „Pelon – Pelo Rico“ mit mir herumtrage, setzen wir uns in ein Restaurant. Es gibt frische Säfte und ich bestelle einfach alles quer durch die Karte, was ich vermisst hatte: Tostadas, also getostete Tortillas mit Krabben und Avocado. Außerdem gibt es Enchiladas verdes. Tortillas mit Hühnchen, grüner scharfer Sauce drüber und Bohnenmus. Lecker.

Als ich mit den Kellnern ins Gespräch komme, muss ich allerdings feststellen, dass hier eigentlich niemand aus Mexiko ist. Die kommen aus Honduras und aus Nicaragua und sind mehrere Tage zu Fuß unterwegs gewesen. Sie sind geflohen und wollen alle eigentlich in die USA. Nun sind sie in Tijuana, verdienen etwas Geld und warten auf ihre Chance „al otro lado“ zu kommen. – Also rüberzumachen.

Als die Sonne sich senkt und der Tag sich dem Ende zuneigt laufen wir zurück, immer den „USA-Schildern“ nach und dabei im Bauch dieses mulmige Gefühl. Es war mega lecker und es war schön wieder auf mexikanischem Boden unterwegs zu sein. Und doch habe ich das Gefühl: Ich konnte nicht genug von Tijuana selbst sehen. Gerne wäre ich noch an den Strand gegangen und hätte mir die Grenze dort angeschaut. Gerne wäre ich durch abgelegenere Viertel gelaufen und hätte mir das alltägliche Leben angeschaut.

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Auf dem Weg in die USA

In einer langen Schlange warten wir darauf wieder in die USA reingelassen zu werden. Es dauert 1,5 Stunden bis wir die Grenze passiert haben. Ironisch: Auf dem Hinweg mussten wir nirgends warten. An der Drehtür war keine Schlange. Auch wollte niemand unseren Ausweis sehen. Verrückte Welt. Verkehrte Welt.

Ich werde wiederkommen.

Valparaíso ist eine Schatzkiste – un cofre del tesoro

Von weitem – vom Meer aus – sieht Valparaíso aus wie ein Farbenmeer: Lauter bunte Flecken am Hang. Wenn wir uns der Stadt nähern, wird bald klar: Diese vielen bunten Tupfer sind eigentlich Häuser am Hang. Aber sie sind unfassbar bunt geraten und die vielen Häuser reichen bis weit hoch auf die Hügel. Vor zehn Jahren habe ich mich in Valparaiso verliebt. Hier erzähle ich euch, wie es dazu kam. 

Ich wusste vorher nicht, dass ich eine Stadt vermissen könnte, wie einen Freund. Und dass Abschied aus einer Stadt sich anfühlen könnte, wie ein Abschied von tollen Menschen am Flughafen.

Valparaiso
Kunst auf dem Bauzaun

Bald ist es wieder soweit: Ich werde wieder in Chile sein. Endlich. Und auf Valparaíso freue ich mich am meisten. Ich habe Schmetterlinge im Bauch, wenn ich daran denke. Ein berühmter Song über Valpo beginnt mit den Worten: „Eres un arco iris de múltiples colores“ – du bist ein Regenbogen aus vielen Farben. Ja, das ist kitschig, gleichzeitig wunderbar, denn es stimmt einfach. Nicht nur die vielen Häuser auf den Hügeln, den so genannten Cerros sind bunt angestrichen.

Vor 10 Jahren habe ich mich in die Stadt verliebt

Du kannst stundenlang durch die kleinen Gassen schlendern und immer neue Streetart finden. Es gibt immer neue Wandgemälde. Die ganze Stadt ist praktisch eine Schatzkiste für alle die, die sie öffnen und wirklich sehen wollen. Viele andere verlassen Valparaíso wieder. Wie oft bin ich schon von Chilenen gefragt worden: „Was? Deine Lieblingsstadt ist Valparaíso? Enserio? Da ist es doch so dreckig und unordentlich.“ Ja das stimmt auch.

Die vielen Facetten von Wellblech und Rost

Das gehört einfach dazu. Der Regenbogen ist nämlich für alle da, die ihn wollen – in allen Farben. Jeder der will, kann hier etwas finden: Liebe, Streetart, Mode, Kunst, Architektur, Menschen, urige Hafenkneipen…

Streetart
Murales
Valparaiso
Zwischen „Ascensor Reina Victoria“ und Cerro Alegre

Ich bin schon sehr gespannt darauf wie sich Valparaíso verändert hat und werde es euch natürlich dann zeigen. Bis dahin schwelge ich in Erinnerungen. Ich finde es faszinierend wieviele Emotionen diese Bilder auch Jahre später noch bei mir auslösen.

Auto passt sich seiner Umgebung an.

Wenn ich die Augen schließe, rieche ich wieder das Meer in der Luft, ich höre ein Schiffshorn aus der Ferne und meine Beine schleppen sich den Hügel hinauf. Wieder und wieder. Ich bleibe stehen. Halte inne. Und alles ist perfekt.

 Chile

Valparaiso – amor de mi vida

Desde el barco Valparaíso se ve como un mar de múltiples colores. De cerca vemos que los colores son casitas construidas arriba en los cerros. Hace 10 años me enamoré de Valparaíso. Antes no sabía que es posible extrañar a una ciudad como un amigo. Pero si: Es posible. Lo he vivido y lo sigo viviendo.

Mural Cerro Alegre

Luego estaré denuevo en Chile. Por fin. Y tengo muchas ganas de ver a Valparaíso. Tengo mariposas en el estomago cada vez que pienso en Valparaiso y su belleza eterna. Muchos conocen el comienzo de la famosa la canción: Eres un arco iris de múltiples colores. Y eso es verdad. Así es mi Valparaiso querido. Muchas casas están pintadas en múltiples y además puedes caminar por los cerros, pasear por los callejones e encontrar obras y murales en las paredes. Increible.

Apaga la tele
Dieses Andenken haben viele aus Valparaiso. Aber es gehört dazu. Dafür steht Valpo.

La ciudad es como un cofre del tesoro para todos aquellos que lo quieren abrir y ver que hay ahí. Los demás se van de Valparaíso diciendo que es un lugar sucio y peligroso. Claro que hay lugares sucios ahí. Pero eso no es todo. Los que quieren pueden encontrar algo bello en Valparaiso: Amor, murales, streetart, arte, moda, arquitectura, personas, bares y mas.

Fundstück vom alten „Parque cultural Ex-Carcel“

Tengo muchas ganas de ver como Valparaíso ha cambiado. Como se ve ahora. Hasta verlo en un més tengo mis memorias. Es impresionante cuantas emociones se suben a mi cuerpo, mirando estas fotos antiguas. Cuando sierro mis ojos siento el olor del sal en el aire y escucho un cuerno de la nave. Mis piernas están cansadas por caminar subiendo y bajando los cerros bellos. Me detengo, hago un pausa y todo es perfecto.

Chile
Ja, die Schönheit von Valparaiso ist schwer in Worte zu fassen

Reisetipps: Die Top3 Highlights auf Bali

Bali ist wirklich der ein Traum: So viele malerische Orte gibt es auf dieser Insel. Da ist es schwierig, die passenden für die eigene Reise auszuwählen. Hier habe ich euch meine Top 3 Highlights zusammengefasst. Natürlich gibt es aber noch viele weitere wunderschöne Stellen.

Sonnenuntergang Uluwatu

Du läufst durch die Straßen von Kuta und kannst dich vor Straßenverkäufern nicht retten, überall Touristen und du sehnst dich nach Einsamkeit – und dann erkundest du die Insel auf dem Roller, kannst zwischendurch vor Staub nicht atmen, aber es lohnt sich: Irgendwann landest du an atemberaubenden Felsen mit Aussicht auf eins der vielen Surferparadiese. Zum Beispiel Uluwatu: Vom Warung (Restaurant) aus siehst du wie die Sonne verschwindet und all den Zaber unwirklich erscheinen lässt. Auch ein „Kneifmichmalbitte“ kann daran nichts ändern. Bali hat unfassbar schöne Ecken. Man muss sich nur aufmachen und sie suchen – jenseits der Hotelburgen und Fake-Klamottenläden.

Rutschen im Waterbom

Das schönste in Kuta ist eindeutig der Wasserrutschenpark: „Waterbom„. Da kannst du den ganzen Tag über deinen Mut testen und Spaß haben. Auch wenn der Eintritt nicht ganz günstig ist: Es hat sich gelohnt – vor allem wegen der vielen kreativen Rutschen dort: Von Boomerang, über Rutschen, wo sich unter einem eine Klappe öffnen, bis hin zu ewig langen Reifenrutschen ist alles vorhanden.

Dinner in Jimbaran

In Jimbaran kannst du das romantischste Dinner deines Lebens genießen. Die Tische stehen abends direkt im Sand am Strand, so dass die Brandung bis kurz vor die Stühle rauscht. Den Fisch gibt’s da nur im Kilopreis – immer frisch und lecker. Zu zweit sind wir für 20 Euro satt geworden und hatten den schönsten Abend der Reise.

Skurrile Geschichten aus Bali findet ihr hier. Und das ist mein Lieblingsstrand: Thomas Beach.