Teil 3: Roadtrip Kalifornien: Alleine von San Francisco nach Los Angeles

Nach der tollen Zeit in Santa Cruz, Cambria und Pismo Beach geht es auf die letzte Etappe: Ich fahre nach Santa Monica bevor ich von Los Angeles zurückfliege. Der letzte Teil meines Roadtrips alleine. Fest steht: Lange Autofahrten mag ich noch immer nicht. Jeder Zwischenstop am Meer lohnt sich. Lest hier wie das letzte Stück meiner Reise war. Am Ende habe ich Tipps für euren Roadtrip zusammengefasst.

Hier gelangt ihr zu Teil 1 und Teil 2 des Trips.

Zwischenstopp in Santa Barbara und Malibu

Auf dem Weg halte ich erst in Santa Barbara und schaue den Skatern zu. Sie sausen durch die Halfpipe und springen mit ihrem Mut um die Wette. Und ich bewundere sie wie damals mit 13 am Elisenbrunnen in Aachen.

Mit dem Herzen voller Nostalgie fahre ich weiter in Richtung Süden. Und stoppe in Malibu. Das hatte ich mir ewig vorgenommen. Die Sonne strahlt wie erhofft. Ich drehe Malibu von Miley Cyrus auf dem Handy auf und stehe da – mit Blick auf das Meer; Und die Vögel; Und den Strand. Es ist einfach ein kleiner Popsong. Weil aber gerade alles zusammenpasst, werden die Noten zu fliegenden Glücksgefühlen, die um mich herumfliegen und mich einhüllen in Freude und Dankbarkeit. Ich habe es fast geschafft. Bald bin ich in Santa Monica. Ich kann anhalten wo ich möchte. Mit mir an meiner Seite fühle ich mich vollkommen und frei.

Es macht unendlich viel Spaß. Diesen Trip und diese Reise hätte ich mir vorher nie ausmalen können.

Santa Barbara

Santa Monica & Los Angeles

In Santa Monica wohne ich bei einem Bekannten meiner besten Freundin. Bill hat zwei kleine Gartenhäuser hinter seinem Haupthaus. Und in einem davon darf ich wohnen. Er zeigt mir das Häuschen mit den großen Fenstern. Und ich fühle mich wie Ryan in seinem Pool-Haus in O.C. California. Mit dem feinen Unterschied, dass es hier keinen Pool gibt. Aber das sind Details. Ich habe ein Bad, ein Bett, eine Küche und bin in 10 Minuten zu Fuß am Strand. Was will ich mehr.

Santa Monica

L.A.: City of Cars

Ich stelle mein Auto ab und beschließe nur noch wenig zu fahren. Denn Los Angeles ist voller Stau. Mein Handy bestätigt es. Für ein paar Kilometer zur Melrose Avenue brauche ich mindestens eine Stunde. Das tue ich mir nicht an und bestelle mir ein Lyft-Line – ein geteiltes Taxi.

Gemeinsam mit anderen Fahrgästen machen wir uns auf den Weg durch die vollen Straßen von Los Angeles. City of Stars? Das ist wirklich die City of Cars!

Stehen. Rollen. Stehen. Stehen. Der Lyft-Fahrer erzählt, dass er diese Fahrt nur angenommen hat, um ein paar Dollar extra zu verdienen. Denn wer fünf Fahrten am Stück macht (5 in a row) verdient ein bisschen was dazu. Ich merke wie sehr er diese Entscheidung bereut. Er ist müde. Das lohnt sich nicht. Die zusätzlichen Dollar werden für den Sprit im Stau draufgehen. Traurig. So viele Menschen mit Träumen ziehen jeden Tag durch L.A. Und so wenige Träume werden am Ende wahr.

Melrose Avenue Los Angeles

Melrose Avenue

Zwei mal baut der müde Fahrer fast einen Unfall. Ich bin froh, als ich nach 90 Minuten aussteigen darf und muss lachen:

Ich gestehe, ich bin hierher gefahren, um ein paar der typischen „Los Angeles-Fotos zu machen.“ Lohnt sich das? Keine Ahnung. Aber mir macht es Spaß durch die Straße zu laufen, die Schaufenster der bunten und teuren Boutiquen zu bewundern und nach Wandgemälden zu suchen.

Melrose Avenue

Im Abendlicht knipse ich die Neonbilder. Und stelle mich an, um auch ein Bild vor dem Engel zu haben. Als Andenken. Das ist längst nichts besonderes mehr. Und doch finde ich das Motiv wunderschön. Es passt zum Ort und zu meiner Reise. Und ich bin dankbar, als ein junges Mädchen ein paar Bilder von mir vor den Flügeln aufnimmt. Meine Reise. Mein Moment. Mein Andenken. Meine Flügel.

Melrose Avenue

Hinterher gehe ich in ein hübsches Restaurant. „How many?“ „Just me“. Kurz werde ich rot, als ich einen Tisch nur für mich bestelle. Und sobald ich sitze, genieße ich es. Ich habe Ruhe und Zeit. Zwischendurch schnappe ich Gesprächsfetzen um mich herum auf. Es geht um… Filmemacher und Storytelling. Ironisch, denke ich. Als gäbe es in Los Angeles keine anderen Themen als Filme und Hollywood. Ein lustiger Zufall.

Ich bestelle eine Burger-Bowl und in Vorfreude auf Fleisch läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Umso enttäuschter bin ich, als ich hinterher merke: Das Restaurant ist vegan. Und mein Burger auch. Mist – da hätte ich besser aufpassen müssen. Gleichzeitig finde ich es unfassbar komisch, dass ich gerade in Kalifornien in so ein Restaurant laufe. Schade nur, dass hier nicht nur am Fleisch sondern auch an Salz und Geschmack gespart wird. Morgen gibt es definitiv wieder mexikanisch!

Santa Monica Beach

Zurück am Strand bin ich froh, dass es alles wieder ruhig und entspannt ist. Und dankbar, dass mir diese Reise so viel Freude macht.

Ich dachte vorher schon: Das läuft alles zu gut. Wo sind die Schatten? Klar, die gibt es immer. Da sind die Lyft-Fahrer. Die vielen zersplitterten Träume am Wegesrand. Leute, die hier wegziehen, weil sie es sich einfach nicht leisten können. Wer genau hinsieht, kann viele dunkle Flecken finden.

Aber in Santa Monica wirkt alles ein bisschen zu einfach und schön. Am nächsten Tag mache ich mich auf den Weg an den Strand.

Die Straßen sind doppelt so breit wie nötig wäre. Überall ist Platz und Palmen. Ich fühle mich als wäre ich in die Kulisse einer meiner Serien gefallen. Plums.

Neben mir joggen Leute mit ihrem Hund in Richtung Strand. Andere tragen Yoga-Matten zu den Palmen an der Steilküste. Und trainieren dort mit Blick auf das Meer. Ich stelle mir vor, wie es wohl wäre, hier zu leben. Was könnte ich hier wohl arbeiten? Keine Ahnung. Aber Yoga in Strandnähe würde ich jeden Tag machen. Das steht fest.

Santa Monica Pier

Santa Monica Pier

Über eine lange Holztreppe geht es runter an den Strand von Santa Monica. Er ist wirklich endlos. Kilometer voller Sand. Rechts geht es nach Malibu und links nach Venice.

Über drei Kilometer ist Venice entfernt, sagt mir mein Handy. Und ich laufe los. Erstmal geht es zur Kirmes: Zum Santa Monica Pier.

Am Strand fahren viele Leute mit Fahrrädern oder mit kleinen Elektro-Rollern, die man sich hier mieten kann. Ich entscheide mich zu laufen. Dabei bekomme ich mehr von meiner Umgebung mit.

Mal laufe ich vorne an der Brandung und mal spaziere ich über den befestigten Weg. Immer wieder sausen Menschen mit strahlenden Gesichtern an mir vorbei. Manche wagen sich sogar zu zweit auf die kleinen Elektro-Roller. Sie werden richtig schnell. Wahnsinn!

Kalifornien Santa Monica Pier

Santa Monica

Auf dem Boulevard spielt ein Typ Schlagzeug und pimpt damit die Popmusik, die aus seinen billigen Boxen scheppert. Er macht eine große Show daraus und ich stehe mit vielen anderen Bewunderern drum herum und feiere ihn. Über mir donnert die kleine Achterbahn vorbei. „Der Blick von da oben muss der Hammer sein – so aufs Meer,“ denke ich und traue mich doch nicht drauf.

Zuckerwatte, Churros, Nüsse, Äpfel im Schokomantel – oder doch lieber Hot Dogs, Tacos, Chili Cheese Fries oder Pizza? Hier gibt es jedes erdenkliche Fastfood für teures Geld. Ich begnüge mich damit die vielen bunten Schilder zu bewundern bevor ich weiter in Richtung Venice ziehe.

Gleich hinter dem Pier kann man alles wieder abtrainieren, wenn man mag: Denn hier stehen vielerlei Sportgeräte herum: Ringe, Reck und andere Dinge, mit denen ich im Sportunterricht schon nichts anfangen konnte. Und daneben Slacklines und Yoga-Matten im Sand. Fitness ist hier Lifestyle. Nach Feierabend treffen sich hier viele Leute und machen Sport mit Blick aufs Meer. Es ist wirklich sehr viel schöner als mein olles Fitness-Studio in Karlsruhe.

Santa Monica Beach

Santa Monica

Venice Beach

Der Weg zieht sich. Das macht aber nichts, weil die Weite und der Blick aufs Meer entschädigt. Schließlich erreiche ich Venice Beach. Schilder am Strand heißen mich Willkommen. Rechts unter den Palmen stehen Zelte. Daneben liegen Schlafsäcke. Hier wohnen einige Obdachlose und organisieren sich in kleinen Wohngruppen.

Venice Beach

Ich flaniere durch die bunten Straßen. Zum Glück gibt es auch hier in Abbot Kinney einige schöne Gemälde an der Wand. Und viele kleine, ausgefallene Boutiquen auch. Wer nicht will, muss nicht bis zur Melrose Avenue fahren. In einem kleinen mexikanischen Restaurant bestelle ich mir Margeritas und Tacos und stelle fest: Ans alleine essen gewöhnt man sich schnell.

Die Sonne wird orange und zeigt an, dass es Abend wird. Ich bin anfällig für schönes Licht und es überkommt mich. Auf einmal ist dieses Gefühl da: Angekommen. Geschafft. Endstation. Ich. Hier und jetzt.

Venice Beach Kalifornien

Freigelassener Mut ist schwer zu fangen

Da wo vorher ein großer Haufen Zweifel, Angst und „Was wäre wenn“-Gedanken waren, ist plötzlich diese Ruhe.

Ich sitze in Venice am Strand und schaue den Surfern zu. Unter mir der warme Sand, der den ganzen Tag von der Sonne angelacht worden ist. Er kuschelt sich an. Meine Füße buddeln sich tiefer zwischen die Körner.

Weder an Morgen noch an Übermorgen denke ich. Auch nicht an gestern. Da ist nur das „Jetzt“. Das Meer, ich, das Herzklopfen, die Wellen. Da ist das Salz in der Luft. Und Wind im Haar. Und ein Gefühl von: Ich bin auf dem richtigen Weg. Alles ist gut. Ich fühle mich unbesiegbar und stark. Ein Gefühl, das ich ewig vermisst hatte. Und auf einmal ist es da. Als hätte sich in mir eine Tür geöffnet. Die Tür zu meiner Stärke, von der ich vergessen hatte, wo sie ist. Ich hatte gehofft, dass es sie gibt, aber den Weg zu ihr habe ich nicht mehr gefunden.

Es fühlt sich an, als würden mir Flügel wachsen. Unsichtbar – aber haltbar. Ich mache mit dem Herzen ein Foto von diesem Moment, um mich daran zu erinnern, wenn die Flügel schwach werden.

 

Venice Beach
Me, my Mut and I
Kalifornien Los Angeles
Venice Beach

Tipps für euren Roadtrip alleine:

Wie lange traut ihr euch?

Für mich war klar: Ich reise keine drei Wochen alleine. Ich probiere es aus. Und starte daher mit einer Woche. Rückblickend kann ich sagen: Auch zwei Wochen wären kein Problem gewesen. Aber da ist jeder anders. Überleg dir vorher genau, wieviel alleine du aushalten – und dir gönnen möchtest.

Welche Länder kommen in Frage?

Ich habe mich für Kalifornien entschieden. Wohl wissend, dass es mir das Land leicht machen wird. Ich war vorher mal dort und ich kann die Sprache. Und das ist meiner Meinung nach der Schlüssel: Die erste Reise kann gut in ein Land gehen, dessen Sprache man beherrscht. Das macht den Kontakt und das Verständnis für die Kultur leichter.

Welche Unterkünfte sind passend für mich?

Ich habe mich bewusst für Unterkünfte entschieden, bei denen ich nicht komplett allein bin. Motels kamen für mich bei dieser Reise nicht in Frage. (Schon allein, weil ich die ultra gruselig finde). Ich habe in Privatzimmern übernachtet, die ich alle bei Airbnb gefunden habe. Und damit habe ich mich sehr wohlgefühlt.

Was tun gegen Angst?

Dagegen habe ich kein Patentrezept. Wenn jemand eins gefunden hat, möge er es mich wissen lassen. Ich kann nur aus Erfahrung sagen: Nimm deine Angst ernst. Aber lass nicht zu, dass sie dich lähmt.

Denn meine Angst kommt immer wieder. Und trotzdem stelle ich mich der Angst: Beim Fliegen, Surfen oder Auto fahren. Egal. Es gehört dazu. Und wenn ich es schaffe, mich der Angst zu stellen, wachse ich über mich hinaus. Und das macht stärker.

Hier gibt es Teil 1 und Teil 2 des Roadtrips

P.S.

Am allerliebsten reise ich nach wie vor mit meinem Mann Raphael. Das wusste ich schon bevor wir zusammengekommen sind. Denn wir sind auf einer Reise ein Paar geworden. Ich wollte aber immer auch mal ausprobieren alleine zu reisen. Und ich bin unglaublich froh, es getan zu haben. Es ist ein „Plus“ in meinem Leben. Denn es gibt noch so vieles da draussen zu sehen. Und Raphael hat nich so viele Hummeln im Arsch wie ich. Und so kann ich in Zukunft  beides genießen: Reisen mit ihm und reisen mit mir.

Abbott Kinney
Venice Beach

Teil 2: Solo-Roadtrip Kalifornien: Cambria und Pismo Beach

Es ist mein erster Roadtrip alleine durch Kalifornien. Mit dem Auto starte ich in San Francisco. Eine Woche habe ich insgesamt Zeit und stoppe in Santa Cruz, Cambria und Pismo Beach. In Los Angeles gebe ich das Auto zurück. Die ersten Kilometer kämpfe ich mit großer Angst und danach geht es mir langsam besser. Ich komme immer mehr zur Ruhe. Innerlich. Lest jetzt Teil 2 meines Roadtrips. Teil 1 findet ihr hier. Und hier gelangt ihr zur Teil 3.

Von Santa Cruz fahre ich nach Cambria. Leider kann ich diese Strecke nicht komplett am Meer fahren, da der Highway 1 noch repariert werden muss und daher gesperrt ist. Ich schalte die Klimaanlage ein und gebe Gas. Warum zur Hölle fahren in Deutschland noch nicht alle Menschen Automatik?

Carmel by the Sea

Unterwegs mache ich Halt in Carmel by the Sea. Ein kleines, schmuckes Städtchen. Eine Kunstgalerie steht neben der anderen. Es gibt teure Cafés in Fachwerkhäusern. Unendlich viele Gucci-Brillen, teure Handtaschen und Stöckelschuhe laufen an mir vorbei. Wow! Ich hatte gehört, dass hier die Reichen und Schönen umherlaufen. Aber in so einem Ort war ich wirklich noch nie.

Um nicht zu sehr aufzufallen, lege ich Lippenstift auf. Hoffentlich hilft das, denke ich. Und merke, dass ich noch immer die ausgelatschten Sneaker trage. Da ist nichts zu machen. Du bist underessed as hell. Also steh dazu.

Der Sand am Strand in Carmel ist unglaublich hell, aber der Wind geht so stark, dass man es keine 5 Minuten hier aushält. Trotzdem kann ich mir gut vorstellen, dass hier Autoren wie Hemingway auf gute Ideen gekommen sind. Die Natur ist wirklich klasse. Aber mich zieht es weiter.

Cambria California

Cambria

Die Autobahn 101 ist unscheinbar und führt durchs Nirgendwo. Die Sonne brennt und neben der Straße gibt es Gestrüpp und Geröll. Ich sehne mich nach mehr Meer. Und werde müde. Lange Autofahrten machen mir generell keinen Spaß. Und alleine ist es noch schwieriger.

Weit und breit gibt es kein Café. Um wachzubleiben, suche ich immer wieder nach neuen Radiosendern. Und ich freue mich immer wieder, wenn ich eine Popwelle finde, die Ariana Grandés „No tears left to cry“ spielt. Schon jetzt ist das der epische Soundtrack zu meiner Reise. Zusammen mit Clean Bandit und „Solo“. Einfach weil diese Songs gerade auf der Hot Rotation laufen und so oft gespielt werden, dass sie mich für immer an diese Reise erinnern werden.

Und das mag ich sehr.

Als ich Cambria näher komme, wird die Natur grüner. Ich fahre viele Kurven bergab bis ich schließlich im Wald ankomme. Und am Haus von Terri. Sie vermietet gleich mehrere Zimmer bei Airbnb, damit ihre Tochter irgendwas mit Film in Hollywood – Los Angeles studieren kann. Ich habe ein Zimmer und nebenan im Yoga-Studio wohnen nochmal zwei Mädels. Terri entschuldigt sich im voraus für alles, was US Präsident Trump während seiner Amtszeit noch so anstellen könnte und gibt mir einige Tipps in der Umgebung.

Kalifornien
Moonstone Beach

Moonstone Beach und Fiscalini Ranch

Am nächsten Morgen fahre ich zum Moonstone Beach. Ein wilder Strand mit etwas dunklerem Sand. Er passt zur rauen Küste. Mutige Surfer werfen sich in die Wellen und tanzen auf ihnen. Ich sitze auf Treibholz und bewundere sie. Und durch den Wind merke ich gar nicht wie sehr die Sonne auf mir brennt. „Anfänger!“ – denke ich als ich hinterher im Auto meine rote Nase bewundere.

An der Küste in Cambria ist mein nächster Halt das Fiscalini Ranch Preserve. Ein großes Naturreservat, das ich mir – wegen des Namens – fälschlicherweise als Ranch vorgestellt habe. Ich staune nicht schlecht, als ich endlos über ein Hochplateau am Ozean laufe. Der Weg führt mitten durch ein Meer aus gelben und lila Blumen. Hin und wieder gibt es eine Bank, auf der man sich ausruhen und die Aussicht genießen kann. Wahnsinn! Unten die Wellen im wilden Pazifik, endlose Sicht in die Ferne und um mich herum strahlen wilde Blüten.

Nur der fehlende Schatten bringt mich nach einer Weile dazu, weiterzufahren.

Fiscalini Ranch Kalifornien California Cambria

Kalifornien
Fiscalini Ranch

Pismo Beach & Grover Beach

Nach einer kurzen Fahrt erreiche ich Grover Beach. Eine kleine Strandwelt mit einfachen Häusschen. Bungalows, die gebaut worden sind, damit Menschen am Strand eine gute Zeit haben. Keine Villen – einfache süße Häuschen sind es. In einem wohnt Charlene. Mein Airbnb-Host. Eine ältere Dame von über 70 Jahren, der der Schalk im Nacken sitzt. Sie erzählt mir von ihren vielen Reisen durch die Welt. Damals als sie noch jünger war und als ihre Schwester gerade nicht an der Hüfte operiert wurde. Damals saßen sie in den Bars dieser Welt und machten alle Männer schwach. „Und überhaupt: Gucken wird ja wohl noch erlaubt sein.“

Sie zeigt mir mein Zimmer mit dem gemütlichsten Bett der Welt darin. Und ich weiß wieder was ich mir zu Weihnachten wünsche: Eine amerikanische Matratze. Unglaublich, dass ein Bett so gemütlich sein kann. Ich überlege, ob ich meine Zeit am Strand einfach im Bett verbringe, bin dann doch zu neugierig und mache mich auf den Weg.

Grover Beach ist ein riesiger Strand mit Dünen und unendlich viel Platz. Wer will, kann sogar sein Auto auf dem Strand parken. Kostet halt ein paar Dollar extra.

Pismo Beach

Pismo Beach

Der Ort und die Restaurants sind in Pismo Beach – ein paar Kilometer die Küste entlang. Ein Ferienort für viele Amerikaner, die ein paar Tage am Strand verbringen wollen. Unendlich viel Platz am Strand gibt es hier. Ich bleibe im warmen Sand liegen bis es zu kalt wird und ich Hunger bekomme.

Charlene hat mir den Tipp gegeben, die traditionelle Muschelsuppe zu probieren. Allerdings sind die Fischrestaurants so voll und die Schlangen vor den Restaurants so lang, dass mir mein Hunger vergeht. Und für einen kleinen Moment fühle ich mich klein und einsam.

Ich hole mir Fish-Tacos und schaue mir den Sonnenuntergang an. Und mein Herz wird wieder wärmer.

Pismo Beach Kalifornien Roadtrip

 Allein an der Bar

Zum ersten Mal auf meiner Reise setze ich mich allein an die Bar, quatsche mit den Barkeepern und fühle mich unglaublich amerikanisch. Ich bestelle mir ein Bier und fühle mich wieder awesome, wild und frei. Neben mir sitzen flirtende Menschen, die sich nach heute vermutlich nicht wiedersehen. Ich lausche den Gesprächen und stelle mir vor, welches Leben sie führen, wenn sie gerade nicht in einer Strandbar sitzen. Und plötzlich fällt mein Blick auf eine Frau Anfang 40. Sie hat viel erlebt, das sieht man ihr an. Und sie wiederum beobachtet mich. Und ich stelle mir vor, welche Geschichte sie sich gerade über mich ausgedacht hat.

In der Nacht schlafe ich wie ein Baby. Kein Wunder – schließlich liege ich im gemütlichsten Bett der Welt. Am nächsten Morgen werde ich von Charlene mit Donuts und Kaffee versorgt. Sie ist etwas enttäuscht, dass ich nicht Party machen war, wie sie es an meiner Stelle getan hätte. Trotzdem bekomme ich noch einen zweiten Kaffee to go. Und mache mich auf den Weg nach Santa Monica. Mit einem Lächeln im Gesicht starte ich den Motor und und habe das Gefühl, mein Rückenwind bringt mich wie von allein Richtung Süden! Unglaublich was bisher alles geschehen ist seit ich losgefahren bin.

Im nächsten Teil lest ihr wie meine Reise zu Ende geht.

Mein Roadtrip durch Kalifornien

Hassliebe USA: Zahnpastalächeln, Leichtigkeit & Zuckerwatte

Wie findest du die USA? Schwierige Frage, finde ich. Immerhin geht es hier um 50 Bundesstaaten und viele Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen. Es gibt Teile von mir, die haben sich geschworen nie wieder hierher zu kommen. Und nun sitze ich in einem Airbnb in Santa Cruz. Und habe wieder dieses wundervolle Herzklopfen. Es ist eben nicht so einfach. Ich versuche euch dieses Gefühl näher zu bringen. Vielleicht könnt ihr es nachempfinden.

In die USA reise ich vorerst nicht mehr!“ Mehrmals habe ich diesen Satz laut ausgesprochen und ernst gemeint. Ich war ja schonmal in Kalifornien und gebe zu: Es war schön. Aber nochmal hin? Spätestens seit ein gewisser Mr T. Präsident ist, hatte ich keine Lust mehr den weiten Flug auf mich zu nehmen, um dann stundenlang an der Grenze zu stehen. Und darauf zu warten, dass ich gnädigerweise in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten gelassen werde. Für drei Wochen Urlaub. Und diese ganzen Fragen schon vor dem Abflug am Flughafen: „Was machen sie genau in den USA? Und wie heisst ihr Freund? Und haben sie auch ständig auf ihr Gepäck geachtet? Bla bla bla…“ Ihr kennt das Spiel.

Aber das Leben hört nunmal nicht auf meine Pläne und fixen Sprüche. Jetzt lebt meine beste Freundin in San Francisco und ist vor kurzem Mutter geworden. Für mich war das der beste Grund überhaupt, nochmal nach Kalifornien zu reisen. Ich hatte im Prinzip keine Wahl, wenn ich das Baby noch im Babyalter kennenlernen möchte. Die wachsen aber auch wirklich so schnell. Ja ja, ein Omaspruch. Ist aber so! Also habe ich mir einen Flug gekauft und mich kurz darauf daran erinnert, dass mein ESTA inzwischen natürlich abgelaufen ist. War ja klar. Das kommt also auch noch dazu. Alle Kästchen online richtig anklicken und hoffen, dass man „durchgewunken“ wird.

San Francisco Mission Mural

Liften ohne Erfolg

Dann geht es los. Zusammen mit meiner Flugangst setze ich mich in den Flieger nach San Francisco. Nach zwei Stunden Wartezeit bei der Einreise bin ich endlich im Land. Ich bestelle mir ein „Lyft Line“ per App. Zum ersten Mal möchte ich diesen Service ausprobieren. Mir gefällt die Idee, dass ich mir ein Taxi mit mehreren Leuten teile, die in die gleiche Richtung fahren möchten. Allerdings kenne ich mich in San Francisco noch gar nicht aus und habe kein Internet. Als der Fahrer hält, steige ich aus und denke: Endlich angekommen! Aber nein. Ich suche vergeblich nach der Hausnummer, wo ich hinmöchte und merke: Ich befinde mich sechs Blocks davon entfernt.

Schade. Mit Groll im Bauch und meinem riesigen Koffer an der Hand laufe ich über die Hügel San Franciscos. Keine Ahnung, warum das passiert ist. Vielleicht einfach ein Fehler? Oder hatte der Fahrer großen Zeitdruck, um genug Geld zu verdienen und hat daher einfach eine beliebige Stelle gewählt? Alles ist möglich. Ich werde es wohl nie erfahren. Nach 15 Minuten Krafttraining bin ich endlich angekommen und müde in die Arme meiner Freundin gefallen.

Kalifornien: Menschen aus aller Welt

Als ich kurz darauf durch die Straßen von Mission in San Francisco laufe, im Tacos essen zu gehen, bin ich wieder total begeistert. Viele lächelnde und wohlwollende Gesichter und spanischer Singsang in meinen Ohren. Ich merke: Der Groll ist weg. Es ist eben nicht so einfach. Schublade auf. Schublade zu. Das funktioniert nicht. Dieses Land hat so viele Seiten. Hier leben so viele verschiedenste Menschen. Und viele davon sind hergekommen, weil sie Träume hatten. Für sich oder ihre Kinder. Sie wollten etwas erreichen und sind in die USA eingewandert. Haben Mut, Hoffnung und ihre Kultur eingepackt und haben sich in den Staaten ein neues Leben aufgebaut. In Tijuana haben wir einige kennengelernt, die monatelang auf ihre Einreisemöglichkeit gewartet haben.

Und die, die ich an jenem Tag in San Francisco sehe, haben es geschafft. Da, wo sich viele Menschen treffen und zusammenleben, entsteht etwas Neues.

USA San Francisco

Etwas Smalltalk to go

Es gibt viele kleine Details dieser Kultur, die ich schön-schrecklich finde. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich in einen Shop gehe und angestrahlt werde. Und gefragt werde, wie es mir heute geht. Und genauso schnell bin ich wieder traurig, wenn ich merke, dass die Antwort eigentlich keinen interessiert. Schade. Warum fragt ihr dann?

Aber es schwingt eine Leichtigkeit mit in jedem „How are you today?“ Die gefällt mir sehr.

First come – first drive

Ein anderes Thema sind die Autos. Innerlich raste ich jedes Mal wieder aus, wenn ich sehe, wieviel Platz die Autos in den USA bekommen. Und wie wenig Platz die Menschen im Vergleich dazu haben. Sobald ich aber im Auto sitze und die Perspektive ändere, bin ich wieder hellauf begeistert. Kein stressiges Hupen. Kein nahes Auffahren. Im Verkehr geht es hier vergleichsweise ruhig zu. Die Autos halten brav an jedem der vielen Stop-Schilder an. Auch wenn weit und breit kein Mensch und kein Auto zu sehen ist. Und dann geht es gemächlich weiter. Casual 35 Miles per hour. Maximal.

Als ich das erste mal an einer Kreuzung stand mit 4 Stop-Schildern – also einem an jeder Ecke – hatte ich viele Fragezeichen im Kopf. „Und nun?“ habe ich mich gefragt. Die Antwort ist leicht: Es fährt, wer als erster an der Kreuzung angekommen ist. Und so geht es dann weiter. Einer nach dem anderen. Ganz entspannt. Wenn mal unklar ist, wer zuerst da war. Einfach kurz warten und per Blickkontakt abstimmen. Auch das funktioniert hier einwandfrei. Da macht Auto fahren noch viel mehr Spaß als zu Hause. Auch die mega großen Parkplätze machen beim Einparken Spaß. Nehmen aber natürlich leider viel Platz weg. Zugegebenermaßen gibt es hier aber auch einfach mehr Platz.

Geh bitte, sobald du aufgegessen hast.

Oder nehmen wir diese Situation im Restaurant: Möchten Sie noch etwas?“ „Nein danke.“ „Ok, hier die Rechnung.“ Was ist da los? Eben war die Kellnerin noch meine beste Freundin und hatte einen flotten Spruch nach dem anderen auf den Lippen. Und jetzt will sie mich loswerden?

Auch das habe ich auf die harte Tour gelernt. Sobald du nichts mehr bestellst im Restaurant liegt sofort die Rechnung auf deinem Tisch. Zack zack zahlen tschö. Aber Trinkgeld bitte dalassen.

Dabei sitze ich so gerne stundenlang am Tisch und nippe an meinem Wein. Das gefällt mir gar nicht. Aber aus betriebswirtlicher Sicht: So kann man bestimmt einige Leute mehr durch den Betrieb schleusen. Das sehe ich ein.

Santa Cruz Beach Kalifornien Strand
Santa Cruz Broadwalk

Be part of our family

Als ich auf meinem Roadtrip in Santa Cruz ankomme, wartet mein Airbnb-Host Brenda mit einem Lächeln auf mich. Es fühlt sich gleich an, als würden wir uns schon ewig kennen. Sie zeigt mit das kunterbunte Haus und die Hühner im Garten. Und ich fühle mich sofort wohl bei dieser Familie. Ich darf die komplette Küche mit benutzen und abends laden sie mich ein, mit ihnen am Feuer zu sitzen. Die Großmütter sind dabei, denn auch sie wohnen im Haus.

Außerdem sind Freunde gekommen. Mit denen tauschen sich die Hosts über ihre Businesses aus. Den davon haben sie alle mehrere: Wellness-Angebote, Kältekammer, Floatation-Pools… und alle hoffen darauf, dass sie mit ihrem Unternehmen durchstarten. Und sind dabei total optimistisch, Feuer und Flamme und voller Freude. Überall funkelt die Begeisterung.

So viel Hoffnung bei kleinen eigenen unternehmerischen Ideen. Das habe ich bei einem Feierabendbierchen in Deutschland lange nicht gesehen. Das macht Mut. Gespannt lausche ich stundenlang und wünsche ihnen von Herzen, dass die Pläne aufgehen. Aber falls nicht: Keine Sorge! Ein echter Unternehmer hat sicher bald eine neue Idee.

Amerika: Grenzenloser Optimismus

Dieser grenzenlose Optimismus ist für mich blauäugig und inspirierend zugleich. Diese Leichtigkeit nimmt mich in ihren Bann. Was würdest du tun, wenn du keine Angst mehr vorm Scheitern hättest? Und wo kann ich mir diese Leichtigkeit antrainieren? Gibt es dafür einen Kurs? Oder kann man die kaufen?

Amerika. Anziehend und abstoßend zugleich. Tag und Nacht. Schön und schaurig. Kunterbunt und grau. Süß und sauer. Zuckerwatte und Zahnschmerzen. Dieses Land passt ganz sicher in keine Schublade.

Kirmes Kalifornien USA
Santa Cruz Broadwalk

Auf ein buntes Abenteuer

Amerika. USA. Du erinnerst mich ein bisschen an diesen einen Typen mit dem Zahnpasta-Lächeln. Das war nichts ernstes. Aber er war süß und spannend. Die perfekte Begleitung für die Kirmes. Aber gleichzeitig war er immer etwas unverbindlich und für meinen Geschmack zu sehr „easy going“. Ich wusste nie genau woran ich bei ihm bin. Und wohin das führt – mit uns. Er war so geheimnisvoll. Hat aber vielen gleichzeitig schöne Augen gemacht. Deshalb konnte aus uns nicht „mehr“ werden. Aber das muss es auch nicht.

Manchmal ist es einfach ein schönes buntes Abenteuer. So eins, das auch nach vielen Jahren Abstinenz noch Spaß macht. Deshalb, Kalifornien: Ich werde wiederkommen. Wahrscheinlich.

Venice Beach Kalifornien USA

Tipps für Kalifornien: Venice Beach oder Los Angeles?

Wenn ich an Venice Beach denke, erinnere ich mich an endlosen Sand, entspannte Menschen und Surfer. Ein richtiges Urlaubs- und Entspannungsparadies im Vergleich zu Los Angeles. Ich war heilfroh, dass wir uns für eine Unterkunft in der Nähe des Strandes entschieden haben: In Venice! Hier gibt es alle Tipps für euch.

Stop and Go. Ganz langsam geht es rein nach Los Angeles. Wir kommen auf unserem Roadtrip aus dem Norden. Wir wollen noch bis nach San Diego weiterfahren. Unsere Unterkunft auf dieser Etappe liegt in der Nähe des Strandes in Venice Beach und der Weg dorthin scheint endlos. Es ist schon dunkel. Ein Lichtermeer aus Scheinwerfern und Straßenlaternen rechts und links. Dieses gepunktete Dunkel, das einem vor allem dann Kribbeln im Bauch macht, wenn man die Stadt noch nicht gut kennt. City of Stars. Wer wohnt hier wohl in der Gegend? Wir sind nicht in den berühmten Hollywood Hills, die spätestens in jeder GNTM-Staffel wieder gezeigt werden. Der Sunset Boulevard ist das auch nicht. Es ist einfach eine Straße in L.A.

Los Angeles
Walk of fame

Unsere Unterkunft in Venice Beach

Als wir irgendwann dann doch – gefühlt nach Stunden – an unserer Unterkunft in Venice Beach ankommen, empfängt uns Gastgeber Matthew freundlich und ich möchte fast sagen: Typisch amerikanisch. Er ist Airbnb Host, er kennt das Spiel: Fragt uns woher wir sind, was wir bisher gesehen haben, wie uns Kalifornien gefällt, wie oft wir Airbnb machen, ob wir WLAN brauchen und überhaupt: „Amaaaaaaaazing, dass wir am Start sind.“

Matthews Wohnung ist viel zu groß für ihn und seine zwei alten Hunde: Das sind Bruce und Arnold, benannt nach Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger. An den Namen sind angeblich seine Eltern schuld. Es sind in die zwei ältesten Hunde, die ich je kennengelernt habe. Angeblich haben sie auch Wachhundqualitäten. Ich wage allerdings zu bezweifeln, dass sie einen Einbrecher früh genug hören würden. Die Gäste, die hier regelmäßig übernachten, passen wahrscheinlich einfach mit auf die Wohnung auf. Wir bekommen noch 20 Tipps, wo wir überall Essen gehen könnten, obwohl wir nur wenige Nächte hier sind und dann fallen wir wie Steine ins Bett.

Los Angeles Surfer
Venice Beach

Im Vergleich zu LA gibt es in Venice frische Luft

Am nächsten Morgen bin ich froh, das wir hier in der Nähe des Meeres übernachten und nicht in Downtown Los Angeles. Auf der Fahrt hierher war die Luft so stickig, doch seit wir in Venice sind, ist sie wie ausgewechselt: Von irgendwoher kommt immer eine salzige frische Brise vom Meer.

Unser Gastgeber leiht uns alte Beachcruiser. Das sind Fahrräder, die genau zu einer Sache gut sind: Die Strandpromenade in einem Gang entlangfahren, also cruisen. Ich empfehle jedem, der nach Venice kommt ein Fahrrad: Wie so häufig in den USA sind die Wege weiter als sie auf der Karte vorher wirken. Mit dem Rad kannst du im Venedig Kaliforniens in kurzer Zeit alles sehen und dich dabei noch fühlen wie der schönste Beachboy oder das schönste Beachgirl der Welt. Die Kanäle schlängeln sich durch Venice und ich kann mir genau vorstellen, warum sich Abbot Kinney damals gefühlt hat wie in Venedig in Italien.

Los Angeles USA
Kanäle in Venice Beach

Ein Muss: Die Promenade von Venice

Die Strandpromenade von Venice ist ein ganz besonderer Ort: Am Muscle Beach stehen jeden Tag muskelbepackte Menschen und stählen ihre Körper in der prallen Sonne. Drum herum immer ein paar Menschen, die wie wir gucken, ob das wirklich so klischeehaft ist. Und ja: So ist es.

Unendlich viele Souvenirläden reihen sich aneinander, mit Fahrtwind im Haar geht es immer weiter am Strand entlang: Auf der einen Seite die Geschäfte, auf der anderen Seite etwas grün, Palmen und dahinter dieser unfassbar weite Strand, der wie so vieles in den USA sehr groß geraten ist. – Und damit ein Gefühl von Freiheit suggeriert: einfach weil Strand da ist, hast du das Gefühl du könntest ewig da langrennen, surfen, Rad schlagen oder dich verbuddeln. Einfach sein.

Surfer Los Angeles USA
Veniche Beach: Mittags und abends schön!
Los Angeles Sunset
Venice Beach

Tipp: Mit dem Beachcruiser den Strand entlang

Zwischen Promenade und Strand schlängelt sich noch ein extra Radweg entlang. An einer extra dafür vorgesehenen Mauer sprayen den ganzen Tag lang Menschen ihre Graffiti-Kunst. Venice Beach ist ständig in Bewegung. Und zwischen den vielen Touristen fallen die Unikate auf, die dort zu leben scheinen: Ein Mann mit Klamotten als wolle er einem Papagei Konkurrenz machen gleitet grazil wie eine Eiskunstläuferin auf alten Rollschuhen an uns vorbei und erntet – wie wahrscheinlich jeden Tag – anerkennende Blicke von: „Das will ich mich auch trauen. Und überhaupt: Cooler Mensch.“

Los Angeles Streetart
Venice Beach

In einem kleinen Laden werden Longboards verkauft, originale Longboards aus Kalifornien – noch so ein Fortbewegungsmittel, das zu Venice einfach dazugehört. Auf jeder Straße fahren neben Autos Menschen auf Longboards herum. Und es scheint mit, als würden alle Locals sich kennen. Oder wenigstens schätzen. Als wir zum Stand kommen, wo Surfboards verliehen werden, sollen wir dem Owner „liebe Grüße“ von Gastgeber Matthew sagen. Dann gibt es angeblich ein wenig Rabatt. Ich sehe zwar in den Augen des Boardverleihers, dass er nicht wirklich weiss, wer Matt sein soll. Aber egal. Er sollte ihn wohl kennen und gibt uns die Boards zwei Dollar günstiger.

Urlaub in der Serienkulisse

Als ich nach dem Surfen am Strand sitze, fühle ich mich wie in einer amerikanischen Serie. Als wäre ich in einem Fernwehmoment in meinen Fernseher geklettert: Sonne pur, kleine Wellen und lauter Menschen die auf ihren (Surf-)Longboards über die glitzernden Wellen tanzen, als wäre das das Leichteste von der Welt. Ist es nicht, aber es sieht fantastisch aus. Dazu der helle Sand unter den Füßen, warm mit diesem Gefühl nach Ferien von früher.

Los Angeles USA
Venice Beach

Ich merke schnell, dass Venice der Ort ist, wo ich mich wirklich wohlfühlen kann. Wir fahren nur kurz für einen Tagesausflug nach Los Angeles. Ich bin sicher wir haben viel verpasst. Aber im Zweifel bin ich für den Ort, der einen wirklich Urlaub machen lässt – ganz ohne Stress. Und ich hatte das Gefühl: Venice ist so ein Ort. Dort könnte ich mir auch vorstellen einmal hinzukommen und länger zu bleiben. Natürlich hätte ich dann einen eigenen Beachcruiser und ein Surfboard.

P.S. In der Nähe ist auch das Diner von O.C. California! Es lohnt sich, einen Abstecher zu machen.

Los Angeles
Huntington Beach: Surf-Car

Fotos: Raphael Pi Permantier

Nostalgie: Einmal frühstücken im Diner von O.C. California

Es ist mein cheesy Mädchenherz was da hin und wieder nostalgisch wird. Ich habe die Serie O.C. California verschlungen! Als ich angefangen habe unseren Roadtrip durch Kalifornien zu planen, war für mich klar, dass ich mindestens einen echten Drehort aus der Serie O.C. besuchen will. Was passt da besser als ein Besuch im echten Diner aus der Serie? Ich finde: Nichts!

Beste Aussicht Kaliforniens

Surfboards, Zuckerwatte und Milkshake

Die Magie der Serie O.C. besteht für mich darin, dass sie mitten im Urlaubsparadies gedreht worden ist. „Wenn das Kalifornien ist, dann muss ich da mal hin“, dachte ich. Sandy kommt vor oder nach der Arbeit von einer Surfsession nach Hause und Seth hat natürlich ein Longboard. Ryan wohnt im Poolhouse – wie der Name vermuten lässt mit Blick auf den klaren, blauen Pool. Und wenn Seth, Summer, Ryan und Marissa mal Hunger haben, dann geht’s ins Diner auf dem Pier, denn da gibt es die besten Chili Cheese Fries und dazu einen Milkshake. Natürlich überhaupt nicht gesund, klingt auch als könne einem davon schlecht werden – aber es hat auch was. Der Blick aus dem Fenster des Diners geht natürlich – wie soll es auch anders sein – direkt auf’s Meer.

Bilder von Sonne, Strand, Surfern und Meer haben sich auch lange nach dem Ende der Serie noch in mein Gedächtnis gebrannt. Ein Wattebausch von vier Menschen, die noch nicht erwachsen werden wollen, nach dem Sinn des Lebens suchen und ihn mehr oder weniger, naja wohl nur zum Teil finden. (Wie so viele von uns) Für immer geblieben ist in meinem Kopf das Bild von den vier Freunden im Diner.

In der Nähe: Reiche Leute Gegend Balboa Island

Im Diner aus der Serie O.C. können wir auch sitzen!

Es war ein kleiner Glückstag, als ich herausgefunden habe, dass es das Diner aus der Serie wirklich gibt. Es ist keine sterile Filmkulisse in irgendeinem Studio in Hollywood. Es ist einfach ein ganz normales Diner auf einem Pier. Ein bisschen enttäuschen muss ich euch allerdings schon: Es befindet sich nicht auf dem Pier von Newport Beach, sondern in Redondo Beach. – Es liegt also deutlich näher an Los Angeles als Newport Beach selbst. – War wohl praktischer für die Dreharbeiten.

Das Diner von außen

Vor dem Besuch war ich aufgeregt, wie an Weihnachten

Auf dem Weg von Venice nach Newport Beach kamen wir da ziemlich genau vorbei. Ich war aufgeregt wie früher an Weihnachten: Wird es da wirklich so aussehen wie in der Serie? Hoffentlich schmeckt es da und mein Nostalgieherz wird nicht enttäuscht. Haben sie vielleicht inzwischen umgebaut und die Sitze sind nicht mehr dunkelgrün und einmal dreiviertel um den Tisch herum? Hoffentlich nicht!

IMG_0182
Direkt neben dem Diner aus O.C.: Ein Pelikan

Der Pier selbst ist alt, aus Holz – etwas abgegessen, aber stylish. Auf den großen, tragenden Balken sitzen Pelikane und sonnen sich. Daneben stehen ein paar ältere Männer und angeln. Und da ist es auch schon: blau auf gelb leuchtet das große Schild mir entgegen! Der „Redondo Coffee Shop“ hat den besten rundherum-Blick auf das Meer. Ich kann es nicht wirklich fassen, dass das Diner einfach so da ist. Ganz natürlich – als hätte es auf uns gewartet.

IMG_6113
Redondo Coffee Shop

Im Redondo Coffee Shop ist die Zeit stehen geblieben

Zumindest sieht es da drinnen genau so aus, wie in der Serie. Erinnert ihr euch noch daran als Ryan und Seth versuchen durch den Hinterausgang zu verschwinden, weil Marissas Noch-Freund Luke mit seinen Freunden am Tisch neben dem Eingang sitzt? – Und die zwei Schiss haben, dass er sie verprügelt? Genau diese Bilder hatte ich vor Augen, als ich im Laden stand. Ich habe mich im Kreis gedreht und einen Tisch ausgesucht. Sogar die Speisekarte erinnert an die Serie.

Amerikanisches Frühstück im O.C. Diner: Viel Fett!

Ein Must-Stop an der Küste Kaliforniens

Wir sind zum frühstücken da. Daher habe ich nicht wirklich Lust auf Pommes mit Milkshake. Also bestellen wir ein großes typisches amerikanisches Breakfast: Coffee, Buttermilk-Pancakes mit Sirup, Egg, Bacon und Toast. Ja, wir hatten Hunger. Und vor allem Bock. Auch wenn es nicht der Ort wäre, wo O.C. gedreht worden ist: Das ist ein tolles, typisch amerikanisches Diner mit fantastischem Ausblick aufs Meer. Für mich ein absoluter Must-Stop auf dem Weg die Küste Kaliforniens entlang. An der Wand des Diner hängt übrigens sogar ein Beweisbild: Eine Autogrammkarte mit Bild der Hauptdarsteller der Serie.

Der Unterschriften-Beweis im Diner: Autogramme der O.C.-Stars

Warum bleibt die Serie O.C. auch Jahre später noch genial?

Ich frage mich manchmal was diese Serie auch Jahre später noch so großartig für mich macht. Vielleicht ist es, weil ich inzwischen selbst surfe und sie nochmal mit anderen Augen sehe? Oder weil ich jedesmal laut lachen muss, wenn Julie Cooper wieder übertrieben fies und doch so ein genial gezeichneter Charakter ist? Vielleicht auch, weil Sandy der Vater ist, den wir uns heimlich alle wünschen, weil er immer auf unserer Seite sein würde? Oder weil Seth Cohen der eigentliche männliche Star der Serie ist. Schließlich ist es total ok, wenn Männer Gefühle zeigen, manchmal albern sind und gleichzeitig liebenswert und sarkastisch.

Ein Leben am Meer allein macht nicht glücklich

Am Ende ist es aber wohl das was uns die Serie über das große Glück lehrt: Du kannst auch in einer Hollywood-Kulisse leben und Kohle haben – Das allein macht eben doch nicht glücklich. Ein Kaffee im Redondo Beach Coffee Shop allerdings schon – für einen Moment.

Fröhlich.

Tipps:

Adresse für andere Fans oder Menschen, die einen guten Frühstücksort in Kalifornien suchen:

Redondo Coffee Shop

141 Fishermans Wharf, Redondo Beach, CA 90277, Vereinigte Staaten

Infos über den Pier gibt es hier

Wir waren im September 2014 da

 

Fotos: Raphael Pi Permantier