Wedding Diaries 1: Der Antrag – wenn das eigene Leben süßer schmeckt als Schokolade

Oh hi! Eine kleine Warnung vorweg – Zu Risiken und Nebenwirkungen sozusagen: Es wird kitschig. Ab jetzt. Dieser Text ist voller rosaroter Gefühle. Also einfach mal gar nichts für alle, die es rational und analytisch mögen. Obwohl – sowas bekommt man bei mir ja eh nie. Aber diesmal ist es besonders krass. Romantik-Overload an Weihnachten 2016: Als ich an Heiligabend den Heiratsantrag bekommen habe.

Ich habe schon immer davon geträumt mal zu heiraten. In einem langen Kleid. Obwohl ich mir das eigentlich ja gar nicht vorstellen kann, weil ich es noch nicht gemacht habe. Es ist wohl auf der einen Seite der Traum davon, dass einen jemand anderes so einzigartig findet, dass er sein Leben mit dir verbringen will. Auf der anderen Seite aber natürlich auch, dass ich so für jemanden empfinde. Und dass sich genau das für mich in genau diesem Moment perfekt anfühlt.

Ich gebe zu: Mit der Zeit habe ich nicht mehr so wirklich daran geglaubt, dass es wirklich passiert. Es ist eine unpraktische Eigenschaft von mir, dass ich manchmal vom Schlechten ausgehe – nur um nicht schlimmer enttäuscht zu werden.

Was ich allerdings sicher wusste, als er in meinem Leben angekommen war: In Raphael hatte ich einen Gefährten gefunden. Einen Freund, Liebhaber, Kindskopf, Reisenden und besten Freund in einem. Manchmal lernt man Menschen kennen und alles ist einfach: Kochen, reisen, schlafen, sitzen, Filme schauen und auch mal schweigen. Den anderen im Leben zu haben fühlt sich einfach angenehm und kuschelig warm an. Und dadurch zu gut um wahr zu sein.

Der Disney-Moment beim Heiratsantrag

Seit wir zusammen sind verbringen wir Weihnachten beispielsweise wie selbstverständlich zusammen. An Heiligabend sitzen wir immer in meinem Elternhaus im Wohnzimmer. So auch im Dezember 2016. Bei uns ist es Tradition, dass jeder nacheinander ein Geschenk auspacken darf. Einer nach dem anderen. Ganz am Ende stand da noch ein relativ großes Päckchen mit meinem Namen darauf. Ich öffne es, es ist so unwirklich leicht, als wäre eine wertvolle Feder darin versteckt. In diesem Päckchen drin versteckt sich ein etwas kleineres Päckchen – und da steht „Raphael“ drauf geschrieben. Also reiche ich das Paket weiter und er beginnt zu erzählen:

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Als alles begann: Roadtrip Italien

Vor drei Jahren haben wir uns kennengelernt. Auf der Arbeit – in der Redaktion. Als „die neue“ habe ich an Weihnachten und Silvester einige Schichten übernommen und war auf einmal ziemlich einsam in Baden-Baden. Ich kannte da ja fast niemanden! – Außer Raphael. Wir haben uns von Anfang gut verstanden und so haben wir uns verabredet Silvester zusammen zu feiern. Keine große Party. Silvester wird meiner Meinung nach eh überbewertet. Raphael hat nur gesagt: „Du und ich wir machen was an Silvester. Das steht fest.“ Und das war das beste was er mir sagen konnte. Unsere Freundschaft bestand damals nur aus kleinen Fäden, die schnell durchtrennt werden können. Aber wir haben nicht nur Silvester zusammen verbracht. Wir haben gekocht, Tatort geschaut, uns unsere Geschichten und unsere kleinen Monster anvertraut und so wurden aus den kleinen Fäden erst Bänder und dann immer festere Seile.

Aus Freundschaft wurde Liebe

Zusammengekommen sind wir auf einem spontanen Roadtrip nach Italien: Wir hatten genau vier Tage Zeit zu verreisen, haben das Auto genommen und Richtung Süden gefahren. Im Februar. Übrigens ein echter Geheimtipp: Genua und Livorno im Februar. Aber das ist ein anderes Thema. Wir saßen am Strand, haben Eis gegessen und natürlich viel Pizza und dazu gab es Wein und Geschichten aus dem Leben: Am letzten Abend der Reise haben wir uns an der Promenade geküsst und sind seitdem fest zusammen. Es ist abends passiert – auf der Promenade von Livorno, die nichts mit den prunkvollen anderen Städten in der Gegend, wie Pisa gemeinsam hat. Livorno ist bodenständig und als großer Hafen-Fan finde ich es ausgezeichnet, dass unsere Liebe genau dort begonnen hat.

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Ich schweife ab. Raphael hat sich da an Weihnachten deutlich kürzer gefasst. Vom Grundstein unserer Liebe kam er zu den vielen unterschiedlichen Reisen, die wir unternommen haben: Chile, Bali, Kalifornien, Neuseeland und und und. Und während er gesprochen hat, war ich wie im Trance. Ich kann mich nur daran erinnern, weil meine Familie zum Glück auch da war und mir hinterher geholfen hat alle Puzzleteile dieses Abends zusammenzubekommen.

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Auf Bali

Raphael hat mit seiner warmen Stimme von unseren bisherigen gemeinsamen Reisen erzählt und dann sagte er auf einmal: „Aber eigentlich ist es egal wohin wir gereist sind, denn das einzig wichtige war, dass wir zusammen sind. Und dann: Jetzt steh bitte auf“. Und während ich seiner Bitte gefolgt bin, ist er auf die Knie gegangen und hat die großen Worte gefragt:

Willst du mit mir gemeinsam auf die Reise dieses Lebens gehen? Willst du mich heiraten?“

„Ja“ – das habe ich sofort gesagt. – Allerdings nicht mit der festen Stimme, mit der ich es mir vorgenommen habe. Rotz und Wasser habe ich geheult und „Ja“ gestammelt. Dieser Moment als der Heiratsantrag da war, hat mich einfach komplett umgehauen. Ich bin nicht oft sprachlos. Da war ich es fast. Ich habe mich gefühlt, als würde ich fliegen. Und dann hat er mir auch noch einen zauberhaften Prinzessinnen-Ring an den Finger gesteckt. – Viel schöner als alle anderen Ringe, die ich bisher gesehen habe. Erst hinterher, viel später habe ich realisiert, was da an diesem Abend passiert ist.

Atacama Wüste Chile

Das war die größte Magie in meinem Leben bisher. Dieser Moment, diese Gefühle und die Gewissheit: Das ist genau das richtige. Das ist Liebe. Wahre Liebe. Und in meinen Romantik-Filmen hatten sie doch ein bisschen recht. Manchmal ist das Leben genauso kitschig und großartig. Zum Glück. Das macht Mut. Wir werden heiraten. Wahnsinn.

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P.S. Ja, viele Selfies – die sind in diesem Fall auch mal erlaubt.

Aachen: Das Heimkehr-Gefühl

Heimat. Kein Geländer wackelt so sehr wie das in meinem Elternhaus. In dem kleinen 50er Jahre Reihenhaus, wo ich aufgewachsen bin, steht noch immer die alte Treppe. Das alte Geländer daneben ist so instabil, dass ich mich aus Gewohnheit nie daran festhalte. Würde ja eh nichts nützen. Das wackelnde Geländer ist eine Daheim-Konstante. Das war schon immer so. Zumindest denke ich das. Auf genau diese Treppe setze ich mich besonders gern, wenn ich ein paar Erinnerungen zusammenkratzen und nochmal im Kopf durchleben will. Es gab Zeiten da war ich nicht so gern zu Hause. Aber seit ich weit weg gezogen bin und in Karlsruhe wohne, genieße ich jeden Heimatbesuch noch mehr.

Aachen

Dinge, die man nur in Aachen sagt: „Och herm“

Aachen. Das Nest, das ich früher so häufig verflucht habe, wenn ich den letzten Bus um 23:30 nach Hause genommen habe – danach fuhr nämlich keiner mehr. Und die Burtscheider Brücke in der Nacht rauflaufen – dazu hatte ich selten Bock.

Aachen. Die Stadt, wo wir im Sommer auf dem Marktplatz gesessen und Bier vom Kiosk getrunken haben. Angeblich hat meine Mama das damals einst auch schon gemacht.

Die Stadt, mit dem ordinärsten und doch charmanten Dialekt, der uns erlaubt ganz laut „och herm“ zu brüllen, wenn wir das Gefühl haben jemanden bemitleiden zu müssen. Großartig bescheuert.

Aachen

Die Zeit als ich kreuz und quer durch die Stadt mit der Aseag und meinem „School & Fun – Ticket“ gefahren bin, ist lange vorbei. – Die Busse fahren ja auch unfassbar selten. Jetzt laufe ich meistens aus Burtscheid über die Burtscheider Brücke in die Innenstadt und ich bin wirklich jedes Mal wieder überwältigt von der zauberhaften Aachener Altstadt. Die Aussicht bis rüber zum Lousberg: Inmitten der uralte, malerische Dom und drum herum die vielen alten Häuser. Dagegen ist Karlsruhe mit seinen 300 Jährchen ein Teenager-Städtchen.

Wohliges Gefühl im Bauch

Jedes einzelne Mal, wenn ich über die alte Burtscheider Brücke in die Stadt laufe überkommt mich ein wohliges warmes Gefühl im Bauch. – Aachen kommt mir jedes Mal noch ein bisschen schöner vor. Meine Heimat. Klar, es gibt immer ein paar eigenwillige Gebäude – wer dachte eigentlich jemals, dass so etwas wie das Globus Center schön sein könnte? Naja. Aber taucht man dahinter in die Altstadt und flaniert durch die Körbergasse, am Hof vorbei zum Dom, dann ist es als wäre die Zeit stehen geblieben. Und genauso fühle ich mich dann. Unter den Füßen das alte Kopfsteinpflaster und im Kopf laufen Szenen ab, die früher in einer anderen Zeit hier und dort passiert sind. – Zum Teil mit Menschen die an einem vorüber gezogen sind und zum Teil mit anderen, die sich für immer einen Platz in meinem Herz erkämpft haben. Diese gewissen Freunde, die man manchmal ewig nicht sieht und wenn man sich wiedertrifft, hat sich nichts geändert. Es fühlt sich gut und richtig an.

Die Alstadt verändert sich nicht

Ich muss zugeben: Ich bin Aachen dankbar dafür, dass sich die Altstadt nicht verändert. Denn so kann ich mich immer genauso fühlen wie damals mit 15 als ich zum Bus gerannt bin, weil ich nur bis 22 Uhr draussen bleiben durfte. – Oder mit 19 als wir auf dem Katschhof unser Abi gefeiert haben. Die Kulisse bleibt – sie hilft mir die Erinnerungen einzufrieren und wieder kurz für einen Moment aufzutauen und mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. – Jedes Mal: In der Altstadt und auf der alten Treppe bei uns zu Hause.

P.S. Im Jahr 2017 haben wir in Aachen geheiratet. Im Rathaus – in meiner Heimat. Noch eine Erinnerung mehr, die mich für immer mit der Stadt verbindet.

Weihnachten in Chile: Wie kommt man in Stimmung bei 40 Grad

Dieses gemütliche Kuschelgefühl vor Weihnachten, wenn alles nach Keks riecht und die Lust auf Glühwein jeden Tag wiederkommt. Wo ist das in diesem Jahr? Wie komme ich in Weihnachtsstimmung? Bei mir hat sich das Gefühl jedenfalls nicht blicken lassen. Es weihnachtet sehr – allerdings nur auf dem Kalender, denn es ist der 20. Dezember. Wir haben sogar schon Plätzchen gebacken, aber es ändert nichts.

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Wahnsinn! Eben habe ich die vierte Kerze auf unserem Adventskranz angezündet und gehofft das würde irgendetwas ändern und das Weihnachtsgefühl doch noch herschicken. Bisher vergeblich. Irgendwie auch klar: Draussen ist es 15 Grad warm, ich traue mich noch nicht einmal an Schnee zu denken, ich glaube ich habe sogar vergessen wie der aussieht.

Das wird nicht das erste Weihnachtsfest sein, dass ich bei warmen Temperaturen verbringe. Ich bin in Chile geboren – an die ersten Feste da kann ich mich allerdings nicht erinnern, wohl aber an ein Weihnachtsfest dort mit 16. Ich war im Schüleraustausch für sechs Monate in Santiago bei meiner Gastfamilie und habe da zum ersten Mal Weihnachten bei 40 Grad erlebt. Das ironischste war damals für mich, dass in diversen Shopping-Malls in Santiago riesige Weihnachtsbäume standen – oft mit Kunstschnee bedeckt und manchmal saß daneben noch ein Weihnachtsmann, der sich die Wünsche der Kinder angehört hat. Das wirkte immer wie im falschen Film: Strahlender Sonnenschein draussen, alle rennen im leichten T-Shirt rum und in der Mall läuft Jingle Bells in Dauerschleife. Damals dachte ich schon: Darauf könnt ich jetzt auch verzichten.

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„Weihnachtsbaum“ in der Innenstadt von Santiago

Selbst bei meiner Gastfamilie zu Hause gab es einen Weihnachtsbaum. Nein, der wurde nicht von weit her geschickt, der war einfach 1 Meter groß, aus Plastik und komplett weiss. Äh ja. Weil ja Schnee und so. Egal. Jedenfalls hatten wir so einen Ort, wo wir unsere Geschenke drunterlegen konnten. Aber ansonsten war dieses Weihnachten eher eine große Sommerparty mit Grillen und zum Nachtisch sind wir alle in den Pool gesprungen. – Auch so kann Weihnachten sein. Auch wenn die Stimmung nicht wirklich besinnlich war. Es war ein großes Fest mit großartigen Menschen und viel Wärme – in jedem Sinne.

Weihnachten am Strand – ungewohnt großartig

Als ich 2007 im Juli für ein Jahr nach Chile gegangen bin, um in Valparaiso zu studieren, war klar: Das wird wieder ein Weihnachten ohne Schnee und Minusgrade. Diesmal war aber etwas anders: Meine Mutter hatte sich angekündigt. Sie hat mich von Anfang Dezember bis Januar besucht und diesmal sind wir gemeinsam in die weihnachtlichen Traditionen meiner Gastfamilie eingetaucht. Hol dein schönstes Sommerkleid raus und es geht los: Am 25. Dezember sitzen dort immer alle an einer langen Tafel im Garten – dazu natürlich: gegrilltes Fleisch und Fisch, chilenischer Wein und Pisco Sour. (Das beste chilenische Getränk überhaupt!) So also auch in diesem Jahr. Hinterher werden Geschenke ausgetauscht – irgendjemand bekommt immer etwas mit „Hello Kitty“ – Aufdruck geschenkt. Ich glaube in jenem Jahr war ich es selbst. Ganz angenehm ist insgesamt, dass die Geschenke eher klein sind – kleine Aufmerksamkeiten.

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Weihnachten am Strand: Reñaca

Am zweiten Weihnachtstag sind wir ans Meer gefahren, durch den warmen Sand gelaufen und konnten unser Glück nicht fassen. – Wir hatten so viel auf einmal: Wieder wenig besinnliches mit Plätzchenduft, aber dafür Menschen, die wir gern haben um uns herum und einen Sommerurlaub mit Entspannung am Meer in Reñaca bei Valparaiso.

Auch ohne selbstgebackene Kekse, Glöckchen und Glühwein werde ich dieses Weihnachtsfest nie vergessen, denn das wichtigste an Weihnachten ist und bleibt für mich die Zeit mit Freunden und Familie: Das Beisammensein, essen, Unsinn reden, Witze machen und die Menschen, die man besonders gut kennt, necken.

Meine Gastfamilie ist für mich mehr „Familie“ als „Gast“ geworden. Auch da bekomme ich seit jeher viel Wärme – jedes Mal wenn ich da bin, ganz egal wie lang das letzte Mal her ist. Ihr werdet es schon gemerkt haben: Familie ist für mich weit mehr als direkte Verwandtschaft. Familie sind alle Menschen, mit denen ich gelebt habe und die mich über die Jahre geprägt haben. Das sind die Menschen mit denen ich lachen und weinen kann. – Und die, an denen ich mich reiben kann! Familie, das ist ein Ort, wo Streit ok ist und schnell wieder vergessen wird. Wo man nach den Weihnachtstagen wegfahren kann und sich kurz denkt: Zum Glück kann ich wieder heim. Und zwei Tage später vermisst man sie schon wieder.

Ich denke es ist ein Geschenk, wenn nicht jedes Weihnachtsfest genau gleich nach Schema F abläuft. – Wenn Weihnachten nicht nur Routine und Tradition ist.

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Sonnenuntergang an Weihnachten in Reñaca

Nach einem solchen Jahr in Chile mit Sommer-Weihnachten konnte ich mich wieder richtig auf die ganzen Weihnachtsdates mit den Verwandten in Aachen und Umgebung freuen. – Auch auf den Glühwein und die wuselige Stimmung in den Innenstädten kurz vor Weihnachten.

Vielleicht ist es ja mit diesem warmen 2015 auch so: Es ist einfach ein etwas anderes Weihnachtsfest. Ich war dieses Jahr zum Beispiel noch kein einziges Mal auf dem Weihnachtsmarkt. Es war einfach nicht kalt genug. Aber 2016 gibt es ja hoffentlich wieder die Möglichkeit. Und bis dahin freue ich mich auf die kommenden Weihnachtstage in Aachen und die Frankfurter Umgebung. Am 24. werden wir auf der Fahrt nach Aachen eine Weihnachtsplaylist auflegen, mitsingen und spätestens am Weihnachtsbaum ist es dann wieder da: Das warme Familiengefühl.