Wedding Diaries 3: Der Tanz mit den Behörden

Wir sagen „Ja“ zueinander – vor unseren Freunden und Verwandten und hinterher ein rauschendes Fest. Ich gebe zu, ich habe es mir deutlich einfacher vorgestellt den Papierkram bei den Behörden zu erledigen. Nach dem ersten Anruf beim Standesamt dachte ich echt: Das schaffen wir nie. Aber lest selbst.

Antrag an Heiligabend, Location-Suche zwischen den Jahren und der Versuch alle Papiere möglichst schnell zusammenzubekommen. Die Feiertage rund um Weihnachten haben mich und meine Nerven stark herausgefordert. Ich dachte bei mir: „Geh ich halt kurz ins Internet auf die Seiten des Standesamtes und finde heraus, welche Unterlagen wir so brauchen“. Tja. Und dann steht da sinngemäß: Wer im Ausland geboren ist, findet hier keine Infos und muss erst einmal bei uns vorsprechen. Ganz schön lange können Feiertage dauern, wenn man darauf wartet, jemanden im Amt zu erreichen. Als es endlich soweit ist, haben wir eine Dame am Telefon, die uns erklärt, dass sie keine Beratung am Telefon macht. Der nächste freie Termin sei in 5 Wochen.

„Der nächste freie Termin beim Standesamt – in 5 Wochen“

Ich war – mal wieder – kurz vorm Ausrasten. Ungerecht. Da will man nur seine Hochzeit planen und alle stehen einem im Weg mit ihren Regeln und ihrer Bürokratie. Klar, auch 5 Wochen gehen zugegebenermaßen irgendwann vorbei. Aber in der Zeit bis dahin konnten wir uns um nichts kümmern. Und all das, weil man in einem anderen Land – in meinem Fall in Chile – geboren worden ist. Wenn beide Partner deutsche Staatsbürger sind, nicht im Ausland geboren wurden und noch nicht verheiratet waren, ist es deutlich einfacher. Die Facts dazu habe ich euch unten zusammengefasst.

Anmeldung zur Eheschließung

Im Wesentlichen sind es die folgenden Schritte, bis man in Deutschland heiraten kann: Frühestens sechs Monate vor dem Hochzeitstermin kann man die sogenannte „Anmeldung zur Eheschließung“ im Standesamt vornehmen lassen. Ab dem Termin hat man dann sechs Monate Zeit auch wirklich zu heiraten. Wenn man einfach in einem normalen Trauzimmer unter der Woche heiraten möchte, ist das normalerweise auch kein Problem. Wer etwas Spezielles möchte oder an einem besonderen Ort heiraten will, muss den natürlich länger im Voraus reservieren. Ihr seht: Hier ist viel Orga nötig und wie so oft ist der, der genau weiß was er will, klar im Vorteil.

Der „Weiße Saal“ im Aachener Rathaus

Wunschort: Der Weiße Saal im Aachener Rathaus

Nachdem wir uns dazu entschieden haben auf Gut Hebscheid zu feiern, wollten wir auch standesamtlich in Aachen heiraten – und zwar an einem besonders historischen Ort: Dem „Weißen Saal im Rathaus“. Ein wunderschöner, leuchtender Raum im Rokoko-Stil: Ab 1727 haben ihn italienische Stukkateure zum kleinen Festsaal des Rathauses verziert. Ich könnte mir wirklich keinen märchenhafteren Ort im Zentrum Aachens für meine Hochzeit vorstellen!

Es gibt mehrere besondere Trau-Orte in Aachen. Diese sind allerdings schnell ausgebucht und reserviert. Und im Aachener Standesamt ist es nicht leicht jemanden ans Telefon zu bekommen. Eines Freitags habe ich innerhalb von 4 Stunden ca. 50 Mal dort angerufen, bis ich endlich eine Dame am Telefon hatte, die mir den Saal für den Vormittag unseres Wunschtermins reserviert hat. Allerdings nur bis Ende April. Bis dahin sollten unsere Unterlagen beim Aachener Standesamt vorliegen. Das heißt: Bis dahin musste es mit der Anmeldung der Eheschließung beim Karlsruher Standesamt geklappt haben.

Das Rathaus

Als der Termin im Standesamt in Karlsruhe endlich gekommen war, hat uns dort eine bezaubernde Mitarbeiterin empfangen. All meine Vorurteile, die sich nach dem ersten Telefonat breitgemacht hatten, waren wie weggeblasen. Endlich ein netter Mensch hinter der Behörde. Sie hat uns Mut gemacht, dass wir früh genug dran sind und, dass das sicher alles klappen würde. Puh. Gut für meine Nerven. Meine verschiedenen Unterlagen aus Chile und Deutschland sind daraufhin geprüft worden und Raphael musste sich eine Abschrift aus dem Geburtenregister im Amt seines Geburtsortes besorgen. Das hat sogar funktioniert ohne, dass er hinfahren musste. 2017er Style: Online beantragen und per Online-Überweisung bezahlen. Fertig.

Sechs Monate vor dem geplanten Hochzeitstermin waren wir wieder beim Standesamt: Ich konnte es kaum glauben, aber unsere Unterlagen haben soweit gepasst. Und der große Berg an Arbeit, der im Januar vor uns zu liegen schien, war auf einmal gar nicht mehr so groß.

Der Eingang vom Rathaus. Das wird der Ausblick nach der Eheschließung im „Weißen Saal“ sein – auf den Marktplatz

 Soll es ein Familienname sein?

 

Am Morgen dieses Termins hat Raphael mich beiseite genommen und mir erklärt, dass er sich Gedanken über unseren künftigen Namen gemacht hat. Ich war aufgeregt wie damals an Heiligabend, als er sich auf einmal vor mich gekniet und mir den Antrag gemacht hat. Wenn man über 30 ist und heiratet, ist es -meiner Meinung nach – nochmal eine viel größere Entscheidung, ob man einen Familiennamen haben möchte, einen Doppelnamen, oder ob jeder weiterhin seinen Namen behält.

Man hat sich so oft mit Nachnamen vorgestellt, unterschrieben und seinen Namen am Telefon diktiert. Ein Name ist ja auch ein großer Teil der eigenen Identität.

Wie oft habe ich schon folgendes Gespräch geführt:

Ich: „Athene Pi Permantier heiße ich.“

Irgendjemand: „Athene Pi was?“

Pi Permantjeeeee – Pi, neues Wort, kein Bindestrich. P E R M A N T I E R.“

Oha! Das habe ich ja noch nie gehört. Woher kommt der Name? Ist das ein Künstlername?“

Ne, ein Künstlername ist es nicht. Ich bin in Chile geboren worden. Da bekommen alle Kinder den ersten Nachnamen des Vaters und den ersten der Mutter. Mein Vater heißt Pi Garcia mit Nachnamen und meine deutsche Mutter heisst Permantier. So bin ich zu den zwei Nachnamen ohne Bindestrich gekommen.“

Ach krass! Und Athene? Warum kein deutscher oder chilenischer Vorname?“

Ehrlich gesagt einfach so: Die zwei haben Homer gelesen, als meine Mama schwanger war und da haben sie über Athene gelesen und sich für diesen Vornamen entschieden.“

Familie Pi Permantier

Das ist die Kurzversion. Dadurch, dass der Nachname international zusammengesetzt ist, hat ihn niemand anderes. Und deshalb habe ich mir gewünscht, meinen Namen behalten zu können. Ich kann aber auch jeden anderen verstehen, der seinen Namen nicht ändern möchte und das hatte ich Raphael auch so gesagt. Umso geflashter war ich, als er beim morgendlichen Kaffee zu mir gesagt hat, dass er sich wünscht, dass wir einen gemeinsamen Familiennamen haben. Und dass er sich deshalb vorstellen kann, seinen Namen zu ändern.

Natürlich habe ich vor Freude Rotz und Wasser geheult, als er mir das eröffnet hat.

Und später als die Standesbeamtin uns nach Namenswünschen gefragt hat und Raphael sein Vorhaben wiederholt hat, da habe ich gleich nochmal geweint – Ganz viele Freudentränen. Es ist einfach viel zu schön: Wir werden eine Familie. Mit einem Familiennamen. Wir werden die „Pi Permantiers“. Hihi.

Nachdem wir alles auf dem Amt unterschrieben haben, ging unser Papierkram auf die Reise nach Aachen.

Aachener Altstadt

Einmal bezahlen bitte und die Trauung kann kommen

Anfang April bekamen wir endlich Post aus Aachen. Im Brief stand, dass unsere Unterlagen angekommen sind und wir nun die letzten Formalitäten erledigen können. Nach einem kurzen Telefonat mit dem Aachener Standesamt war klar: Auch da müssen wir nochmal persönlich vorbei. Wer im „Weißen Saal“ heiraten will, zahlt dafür nämlich zusätzlich 200 Euro Raummiete. Außerdem kosten Heiratsurkunden und die Eheschließung selbst nochmal Geld und das Aachener Standesamt „möchte gern, dass das in bar oder mit Karte bezahlt wird. Online Überweisung geht leider nicht.“

Im Nachhinein bin ich aber froh, dass wir auch nochmal dort waren. Der lustige Standesbeamte hatte noch viele nützliche Infos für uns. Zum Beispiel wünsche ich mir, dass ich etwas später als die restlichen Gäste in den Raum komme. (Wie man es sonst aus der Kirche kennt.) Und uns wurde versichert, dass das möglich ist. Und: Wir können auch den Standesbeamten vorher Infos über uns schicken. Zum Beispiel darüber wie der Antrag war und wie wir uns kennengelernt haben. Das wird dann in die Rede bei der Eheschließung einfließen. Das hätte ich bei einer standesamtlichen Trauung gar nicht für möglich gehalten und finde es großartig! Ich bin sehr gespannt, was der Standesbeamte aus den Infos machen und wie er die Eheschließung im „Weißen Saal“ gestalten wird.

Und damit haben wir den Tanz mit den Behörden geschafft – der große Tag kann kommen.

Der Katschhof in Aachen

Facts

  • Unterlagen, die in Karlsruhe für die „Anmeldung der Eheschließung“ nötig sind: Gültiger Personalausweis oder Reisepass, Auszug aus dem Geburtenregister, Aufenthaltsbescheinigung
  • Sobald einer der EheparterInnen im Ausland geboren worden ist oder schon verheiratet war, wird es deutlich komplizierter.
  • Kosten in Karlsruhe: Anmeldung der Eheschließung mit Einbezug der ausländischen Dokumente 80 Euro. – Und für den Abgleich mit der Meldedatei 11 Euro
  • Kosten für Trauung in Aachen im Weißen Saal: 200 Euro Raummiete, Eheschließung selbst 40 Euro und drei Eheurkunden 20 Euro
  • Wichtig: Früh anfangen, Nerven bewahren und immer freundlich bleiben.

Fotos: Raphael Timm & Athene Pi Permantier

Wedding Diaries 2: Die Suche nach unserer Location in Aachen

Nach dem Antrag ist vor dem größten Batzen Planung! Die Location ist eindeutig das Herzstück der Feier und – wenn man zwischen Juni und September feiern will – lange im Voraus ausgebucht. Das mussten auch wir auf die harte Tour lernen. Lest hier, wie wir trotzdem eine geniale Location gefunden haben. Die Facts fasse ich euch – wie immer – unten zusammen.

Am Morgen nach dem Antrag war ich um 6 Uhr hellwach und habe angefangen eine provisorische Gästeliste zu tippen. Ich war voll mit Endorphinen, (und mit Whiskey vom Vorabend – Anmerkung Raphael) die mich wacher machten, als es ein Kaffee jemals könnte! Wach und voller Tatendrang. Es soll ja Paare geben, die sich verloben und danach erstmal ein paar Jahre verlobt sind bis die heiraten. Das kam für uns nicht in Frage: 2017 sollte unser Jahr werden, heiraten wollten wir am liebsten an einem Samstag Ende August oder Anfang September.

Nach einem gemeinsamen Blick auf die erste Gästeliste war klar: Mit kleiner Feier wird das bei uns nichts: Kannste vergessen, unsere Verwandschaft ist groß.

Wo soll die Feier stattfinden?

Wir leben in Karlsruhe, allerdings verbindet uns mit der Stadt nicht viel. Raphaels Familie ist in Deutschland verteilt und der größte Teil meiner Familie wohnt in Aachen. Deshalb – aber auch, weil wir Aachen einfach sehr schön finden, haben wir uns für diese Stadt entschieden: beschauliches, altes, kleines Aachen. Wir sind also nach Weihnachten zurück nach Karlsruhe gefahren, haben uns im Internet einmal quer durch die Aachener Hochzeitsbranche gelesen und diverse Locations in der passenden Größe angefragt. Um dann zu merken: Wir haben uns das zu einfach vorgestellt. Die meisten Orte waren an unseren Wunschdaten schon ausgebucht. Außerdem wollten viele Veranstalter die Preise erst nach persönlicher Besichtigung herausgeben. Und wir saßen in Karlsruhe. Na toll.

Viele Locations sind ein Jahr im Voraus ausgebucht

Wir sind also zack zack nochmal nach Aachen gefahren, haben Termine bei jeder schönen Location vereinbart und einen Besichtigungs-Marathon veranstaltet: Zwei Tage mit jeweils drei Terminen. Das war anstrengend und effizient zugleich. Außerdem konnten wir uns so schnell an den Gedanken gewöhnen, dass eine Party, wie wir sie uns wünschen teuer ist. Denn wenn viele Menschen mit Musik, Essen und Getränken versorgt werden, wird es schnell teuer: Pro Gast kann man mit mindestens 80 Euro Kosten rechen. Aber bei den meisten Locations geht die Rechnung erst ab 100 Euro pro Gast auf und das sind am Ende DIE Kosten, die eine Hochzeitsfeier mit vielen Gästen teuer machen.

Locations besichtigen

Ich kann euch nur raten: Nehmt euch die Zeit und besichtigt die Locations, die für euch in Frage kommen persönlich. So bekommt ihr nicht nur ein besseres Gefühl für den Raum und die Umgebung, sondern auch für die Veranstalter. Hat man das Gefühl im Gespräch mit ihnen gut aufgehoben zu sein? Wie reagiert er auf Fragen nach Extrakosten? Was ist es für ein Gefühl im Raum zu stehen? Passt der Raum von der Größe her? Er sollte ja auch nicht zu groß sein…

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Vaalsbroek

Kleiner Einblick in einige der Besichtigungen:

Das Kasteel Vaalsbroek in den Niederlanden, ein kleines romantisches Schloss mit toller Umgebung. Hier haben wir uns bei der Planerin sofort gut aufgehoben gefühlt und es hätte sogar noch einen freien Termin an einem Samstag im August gegeben. Allerdings waren die Kosten für die Veranstaltung hier für uns einfach zu hoch und uns hat der Partyraum nicht gefallen: Vor allem wegen seines bunten Teppichs: Ich bin mir sicher, dass man vom Anschauen des Musters „high“ werden kann. Eigentlich verwunderlich, denn das Schloss selbst ist wunderschön und ansonsten stilvoll eingerichtet.

Da war viel Schönes dabei. Und viel Unschönes

Im Hotel zum Walde fanden wir ursprünglich die Idee toll, dass viele Gäste mit uns dort übernachten könnten: Eine Party in einem Hotel im Grünen. Auch hier haben wir mit einer herzlichen Veranstalterin gesprochen, die uns alles gezeigt und erklärt hat. Günstige Hotelzimmer für uns und die Gäste, netter Betrieb. Preislich wäre eine Feier hier im Rahmen geblieben, allerdings war für uns der Partyraum einfach keine Option: Es ist eigentlich eine Kegelbahn, die für Feiern umgebaut wird. Stellt ihn euch vor wie einen großen, dunklen Partykeller. Die Menschen, die den Raum damals in meiner Snapchat-Story bewundern durften, waren sich alle einig – genau wie Raphael und ich: Das ging gar nicht. Für Paare mit kleinerer Gästezahl könnte dieses Hotel aber eine gute Option sein. Es gibt hier nämlich einen wunderschönen antiken Raum, der für uns leider zu klein war.

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Hotel zum Walde: Hier kam bei uns einfach keine Partystimmung auf

Auf der Burg Wilhelmstein hatten wir ein tolles Gespräch mit einem unfassbar netten Veranstalter. Einer dieser Originale, ein Selfmade Man, denen man alles abkauft. Wisst ihr: So ein Mensch, bei dem man aus Prinzip schon gern gebucht hätte. Leider war sein größter Raum dann doch viel zu klein für unsere Partygesellschaft: Wir hätten komplett aufs Tanzen verzichten müssen. Noch heute trauere ich dem kleinen Garten mit Apfelbaum hinterher, wo die freie Trauzeremonie stattgefunden hätte. Seufz. Man kann nicht alles haben.

(Die weiteren Besichtigungen erspare ich euch. Falls ihr Fragen habt, schreibt mir: Vielleicht war ich ja auch bei eurer Traumlocation zu Besuch. Eine Übersicht mit weiteren Möglichkeiten gibt es hier.)

Und so landeten wir schließlich bei der Location, die uns schon im Netz am besten gefallen hatte, die aber keinen Samstag mehr frei hatte: Gut Hebscheid.

Wann heiraten? Muss es ein Samstag sein?

Natürlich haben auch wir uns gewünscht an einem Samstag zu heiraten und die Feier so mitten an ein Wochenende legen zu können. Nach den vielen Besichtigungen haben wir irgendwann gemerkt, dass wir entweder Ende Oktober feiern oder an einem Freitag. Nach einer kurzen Umfrage in der Familie, bei engsten Freunden und bei Snapchat stand fest, dass nicht viel gegen eine Feier am Freitag spricht, wenn man den Gästen frühzeitig ein „Save The Date“ schickt. Es wird also ein Freitag. Mit viel Zeit hinterher, um mögliche Kater auszukurieren und mit Freunden und Familie noch ein ganzes Wochenende die Feier Revue passieren zu lassen. Inzwischen freue ich mich richtig darüber!

Hier ein paar Eindrücke von Gut Hebscheid:

Die wichtigste Frage: Was wollen WIR als Brautpaar wirklich?

Familie hilft, Familie ist wichtig, aber am Ende soll es doch DIE Hochzeit sein, die wir uns als Brautpaar erträumt haben. Nach den Besichtigungen haben wir dagesessen und rumgerechnet. Die Excel – Tabellen haben uns am Ende eins gezeigt: Es wird teuer. Egal wo.

Hm, dann feiern wir doch einfach da, wo Herz und Bauch sagen: Ja, ich will! Denn darum geht’s doch bei der ganzen Sache, oder? Wir entschieden uns da zu feiern, wo wir komplett hinter stehen können und das war Gut Hebscheid: Ein Biohof, wo etwa hundert Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten. Hier kann man sich eine Biokiste für zu Hause bestellen oder eben Hochzeitsessen für die Feier auf dem Gut zubereiten lassen. Die Zeremonie kann im Innenhof stattfinden und die Feier in der großen, renovierten Scheune. Der Ort, die Idee, der Raum: Es hat einfach alles zu uns gepasst. Und deshalb ist uns die Entscheidung am Ende leicht gefallen. Wir mussten uns nur darauf konzentrieren, was uns wirklich wichtig ist.

Jetzt hoffe ich natürlich, dass die Feier genauso schön wird, wie ich es mir wünsche.

P.S. Sie wurde noch viel schöner als jemals erträumt. Inklusive Deko.

 

Tipps:

  • Falls ihr nicht zwei Jahre im Voraus bucht: Versucht flexibel mit dem Hochzeitsdatum zu sein. So bekommt man oft doch noch die Traumlocation und bisher hat uns niemand abgesagt, weil wir an einem Freitag feiern.
  • Schaut euch die Locations vorher genau an und bewertet sie, um eine leichte Entscheidung fällen zu können.
  • Macht euch vorher klar, wieviel ihr ausgeben wollt und könnt. Im Zweifel ist der Weg bei kleinerem Budget die kleinere Feier.
  • Lest euch die genauen Vertragsbedingungen durch. Bei manchen Locations steigt der Preis ab einer bestimmten Uhrzeit rapide an, zum Beispiel weil der Stundenlohn für die Kellner dann teurer wird.
  • Tipp: Vielleicht gibt es ja jemanden in eurer Familie mit Veranstaltungsraum, einem Bauernhof mit großer Scheune oder großem Grundstück? Da könnte man zum Beispiel ein großes Zelt aufstellen und schon wird die Feier günstiger. Aber das ist vor allem etwas für Menschen, die in der Stadt feiern, wo sie wohnen. Denn bei Self-Made-Hochzeiten ist natürlich mehr Manpower gefragt.
  • Und es sollte eigentlich klar sein, aber wenn sich die Familie einmischt, gerät das schonmal in den Hintergrund. Vergesst nie, dass es eure Feier ist. Es zählt nur, was EUCH gefällt.

Von Panama Stadt auf die San Blas Insel Chichime: Ein echtes Paradies

Das kleine Boot bahnt sich seinen Weg durch das flache Wasser. Es glitzert in blau-türkis Tönen. Rechts und links von uns eine kleine Insel neben der anderen: Kleine Tupfer im Meer – vollbepackt mit Palmen. Und schon auf dem Weg zu unserer San Blas Insel steht fest: So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen! Kommt mit nach Chichime.

Ausblick von Chichime auf Chichime chico

4:30 am Morgen – eine Stunde früher als ausgemacht – klopft es an unsere Tür im Hostel in Panama Stadt: „Euer Transfer zur San Blas Insel ist da!“ ruft eine verschlafene Frau. Im Halbschlaf setzen wir uns in den Jeep mit Allradantrieb und noch ehe wir richtig wach sind, hat das Abendteuer begonnen: Unser Fahrer hat einen sehr eigenen „Fahrstil“, Whatsappt am laufenden Meter, überholt, gibt Gas und bremst abrupt ab. „Schlaf nachholen“ können wir auf dieser Fahrt vergessen. In einem riesigen Supermarkt decken wir uns mit Getränke- und Snackvorräten für die 3 Tage auf „Chichime“ ein: Chips, viel Wasser und Rotwein; und schon geht die Fahrt weiter.

Eine Fahrt wie mit der Achterbahn

Zweieinhalb Stunden lang folgen wir einer Straße, die viel mit einer Achterbahn gemeinsam hat. Wir fahren einmal quer durchs Grüne. Wir halten zur Passkontrolle als wir das semi-autonome Gebiet der indigenen Bevölkerung „Kuna“ erreicht haben und bald darauf erreichen wir den kleinen Hafen. Ein Auto nach dem anderen spuckt Touristen aus. Sie suchen sich einen Platz im Schatten, bis sie auf ein kleines Boot verfrachtet werden, das sie zur Insel bringt. Immer wieder legen Boote an, bringen Touristen zurück und nehmen kurz darauf ein paar von uns Neuankömmlingen mit zu ihren Inseln.

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San Blas Insel Chichime: Wunderschöne Ausblicke

Die Bootsfahrt zur San Blas Insel

Als wir endlich an der Reihe sind, hatte ich fast vergessen, dass ich aufgeregt war wegen der anstehenden Bootsfahrt. Wir hatten echt lange gewartet und ich war unfassbar gespannt auf die Insel. Anfangs ging es gemütlich los – einmal tanken an einer improvisierten Tankstelle und danach haben die Jungs Vollgas gegeben. „Uuuuuiii“ kommt immer wieder wie automatisch aus meinem Mund. Denn manchmal fühlt es sich kurz an, als würden wir fliegen. Ich gebe zu: Vor jeder Achterbahn habe ich Schiss. Und das Gefühl, das in meinem Magen aufkommt, wenn es in der Achterbahn plötzlich nach unten geht, ähnelt dem bei dieser Bootsfahrt. Aber meine Angst ist vergessen, als ich die ersten von mehr als 360 San Blas–Inseln sehe: Kleine Häufchen Sand im Meer, voll bepackt mit Palmen. Auf manchen stehen kleine Holzhütten – andere sind unbewohnt.

Inseln im Robinson Crusoe-Style fliegen an uns vorbei

Ich mache die Augen zu und öffne sie wieder – nur um sicher zu gehen, dass ich mich nicht getäuscht habe. Da sind sie: Die vielen Inseln, die Träume von einem Leben im Robinson Crusoe–Style wahr werden lassen. Die kleine Insel „Pelicano“ zum Beispiel. Da stehen ca. fünf Palmen und eine Hütte. Sie sieht aus wie eine Spielzeuginsel – die jemand dort vergessen hat – mitten im Meer. Jede Insel an der wir vorbeifahren, sieht anders und einzigartig aus und immer wieder denke ich: „Ohhhh die ist schön! Ob das unsere ist?“ Wir fahren weiter bis wir ganz vorne an der vordersten Reihe der Inseln am offenen Meer angekommen sind, vorbei an einigen Segelbooten. Wir werden zwischendurch sehr langsam, weil das Wasser an manchen Stellen keinen Meter tief ist. Unser Kapitän Adrian und sein Steuermann kennen hier jeden Zentimeter im Meer – das merkt man sofort. Schließlich halten wir nach 40 Minuten am Strand von „Chichime.“

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Unser Ziel: Die Insel Chichime

Wow. Einfach wow denke ich, als wir vom Boot klettern und die San Blas Insel von nahem sehen: Wir wohnen in einer kleinen Hütte, einer sogenannten Cabaña. Sie ist aus Bambus und Holz, ungefähr zehn Meter vom Meer entfernt und hat eine kleine Veranda. Innendrin: Kein Schnick Schnack, sondern einfach drei Einzelbetten. Zwei davon wurden für uns zusammengeschoben und darüber hängt ein Moskitonetz. Vor der Tür stehen zwei Plastikstühle in der „front row“ am Wasser. Mit bester Aussicht auf die Nachbarinsel und das Angeber-blaue-Wasser.

Unsere Hütte

Perfekte, rustikale Unterkunft

Ja, diese Unterkunft ist rustikal und einfach. Ehrlich gesagt gehöre ich zu den Menschen, die an einem solchen Ort allein durch die Umgebung schon so geflasht sind, dass sie keinen Luxus mehr brauchen. Die sanitären Anlagen sind gewöhnungsbedürftig, aber es gibt wenigstens fließendes Wasser zum Duschen.

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Fünf Hütten gibt es hier insgesamt, die eine Kuna-Familie vermietet. Außerdem ein paar Zelte und das wars. Es gibt ein Volleyballfeld, wir haben eine eigene Piratenflagge und natürlich viele Palmen.

Auf den San Blas–Inseln bucht man die Unterkünfte immer inklusive Essen, aber ohne Getränke. Das heisst: Morgens, mittags und abends gibt es frisches Essen aus dem Meer. In der Mitte der Insel befindet sich das Haupthaus mit dem kleinen Restaurant: Hier bereitet die Kuna-Familie die Gerichte zu, die alle an langen Tischen im Schatten genießen. Zu Mittag gibt es für jeden einen gebratenen Fisch und dazu Salat und frittierte Bananen. Unfassbar lecker und frisch.

Die Bewohner: Wer sind die Kuna?

Die Kuna sind eine indigene Ethnie. Sie sind ursprünglich vom Festland in Kolumbien gekommen und machen ihr eigenes Ding auf den San Blas–Inseln. Seit 1930 ist das Gebiet der Kuna „Guna Yala“ semi-autonom. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Kuna eigene Verwaltungsrechte haben. Außerdem haben sie eine eigene Sprache.

Massentourismus gibt es auf den San Blas–Inseln bisher nicht, weil die Kuna dagegen sind. Sie erlauben zum Beispiel nicht, dass große Investoren Hotels auf ihren Inseln bauen. Bisher werden die Touristen registriert und erleben die traditionelle Lebensweise auf den Inseln: Dafür werden sie in einfachen Unterkünften untergebracht und bekommen eben auch Essen vor Ort.

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Auf „Chichime“ wohnen mehrere Familien, da diese Insel etwas größer ist. Ganze zwanzig Minuten kann man damit verbringen einmal rund herum zu laufen. Wir wohnen bei der Familie von Aaron. Bei ihnen ist gerade viel los, weil die Kinder noch Sommerferien haben. Während unserer Zeit auf der Insel lernen wir Beatriz kennen. Sie arbeitet mit den Kuna und kümmert sich unter anderem um Programme, die die Kultur der Ethnie schützen soll. Sie hat uns erklärt, dass inzwischen nicht mehr alle Familien die eigene Sprache der Kuna sprechen. Mit den Programmen soll die Kultur erhalten werden.

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Überall schönstes Wasser um Chichime herum

Drei Tage auf einer San Blas Insel: Fühlen wie im Paradies

Chichime berauscht uns schnell mit seiner Schönheit: Feiner Sand, viele Palmen und egal wohin man schaut diese Aussicht auf das türkise Meer. Auch wenn es auf dieser Insel im Vergleich zu einigen anderen Strom gibt, gehen wir abends früh schlafen: Nach dem Abendessen mit Languste und Fisch sitzen wir vor unserer Hütte und schauen der Sonne zu, wie sie in unendlichem Kitsch im Meer versinkt. Gelb – orange – rosa – blau. Ich frage mich: „Wie kann man einen Sonnenuntergang schon so oft gesehen haben und doch noch so benebelt davon sein?“ Ich merke, wie ich durch die Ruhe auf der Insel in mir drin immer ruhiger werde. Heimlich wünsche ich mir, ich könnte ewig bleiben und jeden Abend dieses Sonnenschauspiel sehen.

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Wasser wie in der Badewanne

Morgens wache ich vor dem Sonnenaufgang auf und mache vor der Hütte im Sand Yoga während die Sonne den Tag einläutet. Von Langeweile keine Spur. Ich bin da aber auch nicht der Typ für. Es ist für mich der größte Genuss, wenn ich mich der kompletten Entschleunigung hingeben kann: Aufstehen, Yoga, Frühstück, Meer, lesen im Schatten, Aussicht genießen, Meer, Mittagessen…, an ausgefallenen Tagen mal ein Spaziergang über die Insel und wieder ins Meer. Es ist so warm wie eine Badewanne. Auf der einen Seite der Insel kann man ewig ins Meer laufen, sich hinsetzen und vorstellen wie hier früher Piratenschiffe auf Grund gelaufen sind.

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Am zweiten Tag nimmt uns Adrian mit auf eine kleine Tour. Wir fahren zu einer sogenannten „Piscina natural“ – natürliches Schwimmbad. Es heisst so, weil das Wasser hier so flach ist, dass es einem nur bis zur Hüfte geht. Und für den Wow-Effekt sorgen die vielen Seesterne: Einer liegt neben dem anderen auf dem Grund. Kein Wunder, dass wir alle wie kleine Kinder im Wasser planschen und um die Sterne tanzen.

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Mitten im Meer in der Mittagssonne

In diesen Tagen auf Chichime merke ich, wie schnell Stress und Alltagsprobleme aus dem Herzen verbannt werden können. Die immer wieder endlos schöne Aussicht auf das Meer und die Ruhe auf der Insel polieren die dunklen Flecken des Alltags aus meinem Herzen und hinterlassen ein Gefühl von: Alles ist gut – manchmal ist das Leben einfach perfekt. Also dann: Zulassen, Foto mit den Augen machen, Gefühl im Herzen für schlechte Tage speichern.

Sobald ich kann, werde ich wieder auf die San Blas Inseln reisen, denn für mich sind sie das absolute Paradies.

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Tipps zur Reise auf die San Blas Inseln

  • Man kann unterschiedliche Pakete buchen. Wegen der Buchung aus der Ferne haben wir uns für ein Paket entschieden, bei dem der Transfer mit organisiert wurde. Man kann es aber auch einzeln buchen und dabei wohl sparen. Wir waren auf Aarons Seite der Chichime Insel: Pro Person pro Nacht 65 US-Dollar, inklusive 3 Mahlzeiten pro Tag und einer Tour.
  • Hinzu kommt: Transfer von Panama-Stadt im Allradjeep für 60 US Dollar pro Person hin und zurück. (Abholung angeblich zwischen 05:30 und 06:00 morgens, aber bei uns stand er schon um 04:30 vor der Tür.)
  • Der Eintritt ins Guna Yala Gebiet – für Ausländer 22 US-Dollar pro Person
  • Bootstransfer zur Insel und wieder zurück: 30 US-Dollar pro Person
  • Wichtig: Genügend Wasser (Mindestens 1,5 Liter pro Person/Tag) und andere Getränke mit zur Insel nehmen. Es gibt dort zwar welche zu kaufen, sie sind aber vergleichsweise teuer
  • Außerdem: Mückenschutz und Sonnenmilch einpacken
  • Praktisch ist eine Wasserschutzhülle fürs Handy und Tüten für andere Elektrogeräte, da Gepäck auf der Bootsfahrt nass werden kann.

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Fotos: Raphael Pi Permantier

Bocas del Toro – Panama: Karibik, Piratenfeeling und Surfen

Panama ist Vielfalt! In Bocas del Toro gibt es Ecken für alle:  Naturliebhaber, Surfer, Partyfans und Menschen, die es ruhig mögen. Allerdings sollte man kein Problem mit Boot fahren haben: Von Insel zu Insel kommt man nur mit dem Wassertaxi. Packt eure Boards unter den Arm, legt Reggae auf und kommt mit nach Bocas.

Bocas – da wo die Piraten waren

Übertrieben glitzer-bau und klar strahlt uns das Meer entgegen als wir auf der Isla Colon in Bocas del Toro ankommen. Bocas del Toro – den Namen trägt die Region offenbar, weil sie Christoph Kolumbus an das Maul eines Stieres erinnerte. – Damals als dort im Jahr 1502 auf seiner vierten Reise an Land gegangen ist. Später soll die Gegend vor allem bei Piraten beliebt gewesen sein, die auf den Inseln ihre Schiffe repariert und Schätze versteckt haben sollen. Wenn ich die Augen zusammenkneife, kann ich mir einbilden die Piratenschiffe durch das klare Wasser gleiten zu sehen.

Eins der typischen Boote vor der Isla Carenero

Wir stehen an einem der vielen Stege, um ein Boot auf die Insel Bastimentos zu nehmen. Da werden wir sechs Tage lang wohnen.

Bastimentos erinnert an Jamaika

Unsere Rucksäcke werden auf ein kleines Boot geworfen und schon klettern wir hinterher in dieses einfache Wassertaxi. Mir ist ein bisschen mulmig im Bauch als wir losfahren und das Boot bei jeder kleinen Welle mit einem großen „Rums“ auf das Wasser schlägt. Für jemanden mit so viel Schiss, wie ich welche hab, war diese kurze Fahrt von 10 Minuten wie eine Achterbahnfahrt. Um uns herum sitzen viele Afropanamaer und auch als wir auf der Insel Bastimentos ankommen, fühlt es sich an als wären wir auf Jamaika angekommen – laute Reggae-Bässe dröhnen aus den Boxen in den Holzhäusschen, die waghalsig über das Wasser gebaut sind.

Tatsächlich leben in der Region Bocas del Toro viele Nachkommen von jamaikanischen Sklaven. Wir sind in Panama und doch eröffnet sich uns in Bocas eine völlig neue Welt. Auf Bastimentos gibt es keine richtigen Straßen und keine Autos – nur Fußwege und Trampelpfade durch den Wald.

Bastimentos und seine Häusschen vom Boot aus

Unsere Unterkunft: Eine süße Holzhütte

Wir laufen die Küste entlang, biegen irgendwann rechts ab und kommen schließlich in unserer Unterkunft am an: Eine kleine Herberge mit Einzelzimmern und Holzhütten direkt am Meer. Eine davon haben wir in dieser Woche gebucht. Die Unterkunft ist einfach, hat aber alles was ich zum Glücklichsein brauche: Auf der Veranda zwei Holzsessel und eine Hängematte und vom Bett aus Blick bis zum Meer.

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Neben den Nachkommen der Menschen aus Jamaika leben auf Bastimentos auch viele Aussteiger aus Europa und den USA, die sich hier niederlassen, viele erfüllen sich den Traum ein Haus zu bauen und ein Hostel zu eröffnen.

Bei einem davon wohnen wir: Dan hat die Unterkünfte aus Holz am Meer gebaut noch bevor er seine panamenische Frau Lily geheiratet hat. Inzwischen führen beide zusammen ihr kleines Unternehmen. Wie glücklich die beiden dort sind, kann ich allerdings nicht sagen: Im Internet haben wir das Grundstück gefunden, weil es zum Verkauf angeboten wird. Das ist einer der großen Eindrücke aus den Tagen in Bocas del Toro: Viele zauberhafte Häusschen, einige baufällige Gebäude, die dringend eine Renovierung bräuchten und sehr viele Grundstücke, an denen „zum Verkauf-Schilder“ hängen.

In Bastimentos wird manchmal das Wasser knapp

Unser Host Dan hatte uns vorgewarnt: In der Region war seit Wochen kein Regen gefallen. Es gab kein fließendes Wasser als wir auf Bastimentos angekommen sind. Das war auch für mich eine neue Erfahrung. Alle Bewohner sind mehrmals täglich zu einer Quelle gelaufen und haben haufenweise Kanister mit Wasser gefüllt und nach Hause geschleppt. Auch unsere Hosts haben immer wieder dafür gesorgt, dass wir Wasser im Haus hatten. Damit konnten wir uns Eimer mit Wasser über den Kopf kippen und „duschen“ – oder wie ich es nach ein paar Tagen liebevoll genannt habe: abeimern. Klar, das ist keine richtige Dusche, aber man gewöhnt sich schnell daran.

Mich haben in diesen Tagen die vielen Familien beeindruckt: Der Weg zur Wasserstelle führte gleich an unserer kleinen Hütte vorbei. Immer wenn wir auf der Terrasse saßen, liefen Mütter, Väter, Geschwister zur Quelle hin und kamen schwer bepackt mit vollen Kanistern zurück. – Auch die Kinder. Mit unendlichem Willen in ihren Augen schleppten kleine Mädchen von ca. 5 Jahren ihre Geschwister im Arm. Andere hatten in jeder Hand Kanister mit je 5 Liter Wasser darin. Tragen – kleine Pause – weitermachen – nicht aufgeben. „Viel stärker als ich je gelernt habe zu sein,“ dachte ich mir und eins steht fest: Sie sind mein Vorbild für immer.

Bastimentos: Typische Bauweise der Häuser auf Stelzen

Bastimentos Old Bank

Der zentrale Ort in Bastimentos – Old Bank – ist auch der Ort, wo die Boote anlegen. Wenn man durch das Dorf schlendert und dem Dock näher kommt, nähert sich irgendwann immer jemand, der fragt: „Wohin wollt ihr? Braucht ihr ein Wassertaxi?“ Ich habe den Eindruck, einer der sichersten Jobs hier ist: Wassertaxi fahren. Denn den ganzen Tag lang müssen hier Menschen von Insel zu Insel gebracht werden. Eine Fahrt nach Bocas kostet für Touristen (Stand Februar 2017) 3 Dollar und und bei Nacht 5 Dollar.

Hostels mit Terasse am Wasser

So gut wie jedes Hostel im Ort hat eine Terrasse über dem Wasser mit Hängematten für die Gäste und einen Steg, an dem die Taxen sofort anhalten können. Direkt an der Anlegestelle für die vielen Boote befindet sich auch die Polizeistation und ein Supermarkt. Dieser wird geführt von der – und ich übertreibe nicht – schlechtgelauntesten Asiatin der Welt. Diese Frau hat den bösen Blick so gut drauf, dass ich das ständige Bedürfnis hatte sie offensiv anzulächeln. Leider ohne Erfolg. Aber ich werde sie und ihre schlechte Laune niemals vergessen.

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Surfen in Bocas del Toro

Wellen Surfen mit karibischem Flair in kristallklarem Wasser – diesen Traum können sich Surfer in Bocas del Toro erfüllen. Allerdings sind die Bedingungen in der Gegend nicht durchgehend so, dass es surfbare Wellen gibt. Als wir in Bocas angekommen sind, gab es erstmal 4 Tage lang gar keine Wellen. Das Meer lag da, wie der perfekte Swimmingpool und ich konnte mir gar nicht mehr vorstellen, dass es jemals anders sein kann. Wir hatten uns gerade an ruhige Nächte gewöhnt, als wir auf einmal davon geweckt wurden, dass laute Wellen direkt vor unserer Hütte an Land klatschten. Der Swell war da.

Ich hatte vorher gehört, dass man in Bocas tatsächlich wie ein Pirat surfen kann: Rein ins Boot, hin zur Welle, ins Wasser springen und los. Für einen Bechbreak-Liebhaber und Schisser wie mich, der die Spots in der Region nicht kennt, war das für einen ersten Surftag nach Monaten allerdings keine gute Option. Also haben wir uns ein Board im Ort geliehen und machten eine Wanderung zum Wizard-Beach.

15 Minuten zu Fuß sind gerne mal eine Stunde

Die Locals hatten uns vorher versichert, dass man nach 15 Minuten dort sei. Wenn man den Weg allerdings nicht gut kennt, ist das Quatsch! Wir waren ungefähr 40 Minuten unterwegs – einmal quer über die Insel durch den Dschungel über einen Trampelpfad. Der Weg ist einsam, etwas gruselig und gleichzeitig sehr besonders: Wir haben zum Beispiel außergewöhnliche Papageien gehört und gesehen. Auf der Insel gibt es außerdem unter anderem Faultiere, Frösche, Brüllaffen und außergewöhnliche Schlangen. Ich bin froh, dass wir mit letzteren keine Bekanntschaft gemacht haben.

Als wir am Wizard Beach ankommen, sind wir völlig erschöpft. Die Aussicht hat mich allerdings komplett umgehauen: heller Sand an einem wilden Strand! Im Rücken der grüne Dschungel mit seinen vielen Geheimnissen und vor uns das plötzlich wilde Meer, das eine Welle nach der anderen an Land peitscht. Niemand außer uns hat so früh den Weg bis an diesen Strand unternommen: Der Strand ist komplett leer und ich fühle mich wie im Paradies. Wir rennen ins unwirklich warme Wasser und kämpfen uns durch die Wellen, die heute einen wilden Tanz ohne geordnete Choreographie aufführen: Es sind keine perfekten Bedingungen, aber wir nehmen das Meer wie es ist. Langsam kommen wir wieder in die Surf-Technik rein: Paddeln, Push abwarten, aufstehen… genießen. Nirgends fühle ich mich so wohl wie im Meerwasser.

Tipps:

  • Fahrt Wassertaxi Bocas Bastimentos kostet 3 Dollar pro Fahrt bei Tag und 5 Dollar, wenn es dunkel ist. Achtung: Angeblich gibt es die ganze Nacht Taxis. Wir mussten morgens um 5:00 allerdings eine halbe Stunde warten bis eins kam.
  • Tolles Café auf Bastimentos: Up in the Hill Coffee Shop and Organic Farm: Café mitten im Dschungel! Der Weg den Berg hinauf lohnt sich sehr: Hier kann man ruhig sitzen, es gibt tolle Limonade und ausgezeichneten Kaffee.
  • Unterkünfte: Bei Airbnb gibt es viele tolle Angebote für Unterkünfte auf Bastimentos direkt am Wasser. Bei Dan haben wir ca. 35 US-Dollar pro Nacht für unsere Hütte mit eigenem Bad gezahlt. Bastimentos eignet sich für alle, die es gern ruhig und entspannt haben und die Natur lieben.
  • Gutes und günstiges Restaurant auf Bastimentos: Chavela Bar & Restaurante – für ein paar Dollar bekommt man hier tolle (Fish-)Burger und gute Drinks
  • Tipp für Trinkwasser: Wenn gerade keine Wasserknappheit herrscht, kann man sich im Ort im Guesthouse von Tio Tom einen Kanister auffüllen lassen. Kosten: 50 Cent
  • Surfen: Besonders für erfahrene Surfer eignet sich die Region Bocas del Toro. Viele Spots sind nur mit dem Boot zu erreichen. Hier gibt es eine Übersicht über Surfspots in Panama. Auf Bastimentos verleihen manche Hostels Surfboards. Diesen Artikel fand ich sehr hilfreich von „Travelonboards“
  • Party: In Bocas-Town wird viel gefeiert. Da gibt es eine Location neben der anderen. Auf Bastimentos im Ort findet man einige Bars. Montags gibt es Live-Musik in Bubba`s bar.
  • Ausflug: Isla Carenero zwischen Isla Colon und Bastimentos ist klein und zauberhaft! Hier gibt es tolle Strände zum Schwimmen, nette Restaurants und wunderschöne kleine Häusschen, wie dieses:
Isla Carenero

Snowboarden im Kleinwalsertal: Ein Traum im Januar

Ich liebe das Kleinwalsertal! Bisher war ich allerdings nur im Winter dort: Bei Schnee. Snowboarden kann man da wirklich ausgezeichnet. Hier habe ich einige Tipps für euch zusammengefasst.

Meine erste Erinnerung an das Kleinwalsertal stammt aus dem Jahr 2001. Damals waren wir mit der Schule mit der gesamten Stufe in Hirschegg im Schöntalhof und seitdem lässt mich das Kleinwalsertal nicht mehr los. Man fährt an Oberstdorf vorbei, sieht die Schanzen vom Skrispringen von weitem und dann geht es langsam ins Tal hinein. Immer weiter den Berg hoch und schon ist man in Österreich. Rechts und links sieht man ein erst ein paar Schlepplifte und dann auch die großen Gondeln – zum Beispiel hoch zur Kanzelwand. Auch wenn es durchaus größere Skigebiete gibt: Für mich ist das Kleinwalsertal von der Größe her ideal und Ende Januar ist es dort – bisher – ziemlich schneesicher.

 Für wen eignet sich das Kleinwalsertal?

Man kann hier sowohl Ski- als auch Snowboard fahren und es gibt ausgezeichnete Strecken für Rodler. So gesehen eignet sich das Kleinwalsertal für alle: Anfänger finden hier genügend blaue Pisten und Fortgeschrittene kommen auf den Bergen auf ihre Kosten: Auf 130 Pistenkilometern kann man die unterschiedlichsten Aussichten genießen. Für Familien gibt es außerdem genügend Skischulen, die extra Angebote für Kinder haben.

Ausblick auf dem Walmendingerhorn

Wie komme ich von Berg zu Berg?

Wenn man im Urlaub im Kleinwalsertal wohnt, bekommt man an der Unterkunft eine „Allgäu Walser Card“. Damit kann man im Kleinwalsertal umsonst mit den Bussen von Bergbahn zu Bergbahn fahren. – Und für die Fahrt nach Oberstdorf gibt es damit vergünstigte Tickets. Außerdem gibt es zwischen manchen Bergen Verbindungswege, über die man – vor allem als Skifahrer – einfach von A nach B kommen kann, ohne in einen Bus zu steigen. Eine Übersicht über die Berge und Lifte findet ihr hier: www.kleinwalsertal.com

Ausblick vom Ifen

 Welche günstogen Übernachtungsmöglichkeiten gibt es?

 

Ich würde jedem empfehlen im Kleinwalsertal eine Ferienwohnung zu mieten. – Auch weil man unfassbar viel Geld sparen kann, wenn man vorher in der Heimat einkaufen geht und vor Ort alles für Frühstück und Abendessen dabei hat: Auf den Hütten ist das Essen – auch wegen der tollen Lage – sehr teuer. Es lohnt sich auf der Piste Müsliriegel oder geschmierte Brote dabei zu haben und Abends was leckeres zu kochen. Die Lifte schließen sowieso gegen 16:30.

Mir persönlich gefällt Mittelberg besonders gut, weil man hier einen tollen Blick auf die Dorfkirche und das Tal hat. Aber in jedem der Orte kann man sich die unterschiedlichsten Ferienwohnungen mieten – viele davon befinden sich direkt an der Piste, so dass man sich nur die Skier oder das Board anschnallen muss und schon geht es los. Auch über Airbnb findet man ein paar Schnäppchen. Viele Ferienwohnungen kann man aber vor allem über die Internetseite vom Kleinwalsertal buchen.

 

Ausblick von unserem Apartment in Mittelberg

Was macht das Kleinwalsertal aus?

Im Kleinwalsertal ist das Leben gemütlich und und die Menschen vor Ort sind tolle Unikate. Unser Gastgeber Thomas zum Beispiel geht oft mit seinem kleinen Hund Billie auf der Schulter rodeln. Das sieht dann aus als wäre der Hund eigentlich ein Papagei und jeder erkennt die zwei schon von weitem. Ein unfassbar netter Host, der einem in seinen Ferienwohnungen das Gefühl gibt zu Hause zu sein.

Damals nachdem wir mit der Schule im Schöntalhof waren, hat unsere Sportlehrerin auf einmal verkündet, dass die auswandert. Nach Österreich ins Kleinwalsertal. Sie hatte sich nämlich in den Wirt aus dem Schöntalhof verliebt und wollte von nun an bei ihm wohnen. Geschichten, die das Leben schreibt. Ich hoffe, sie sind glücklich geworden. Diese Menschen und die Berge: Der Ifen, die Kanzelwand und das Walmendingerhorn, die alle total unterschiedlich sind, die für mich das Kleinwalsertal ausmachen.

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Einer der Snowboard-Wege

Karibische Hochzeit im All-Inclusive Hotel in Punta Cana

Eine meiner besten Freundinnen heiratet in der Dominikanischen Republik in einem All-Inclusive Hotel in Punta Cana und aus aller Welt reisen Menschen an, um dieses Ereignis zu feiern. Es wird eine richtige Destination Wedding. Eine unvergessliche, großartige Erfahrung – auch wenn meine eigene Hochzeit anders sein wird. Herzensmomente in traumhafter Kulisse und wieviel eine Hochzeit in der Karibik kostet, findet ihr hier.

Die Sonne brennt, klock klock klock. Ich versuche möglichst aufrecht durch die Hotelanlage zu gehen und komme mir dabei verkleidet vor in meinem türkisen Kleid und in den hohen Schuhen. Der Boden ist uneben, ich schaue immer wieder nach unten, um nicht hinzufallen und stelle mir vor, dass ich aussehe wie ein kleines Trampeltier. „Hätte ich nur damals beim High-Heels Training besser aufgepasst“, denke ich und hoffe anzukommen – im besten Fall bevor ich hinfalle.

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Der Ausblick von den Zimmern aus

Der Plan: Destination Wedding im Hotel in Punta Cana

Es ist der große Tag für meine Freundin Vanesa. Sie heiratet hier und heute in diesem riesigen Hotel in Punta Cana, in der Dominikanischen Republik. In einem All-Inclusive Resort am glitzer-blauen Meer. Gleich neben Pool, Bar und Animation wird sie „ja“ sagen.

Es fühlt sich an wie in einer Fotokulisse

Seit ich hier gelandet bin, fühlt es sich an als wäre ich in eine Fototapete gestolpert. Die Natur ist wirklich unfassbar schön: Heller Sand, das türkise Meer und Palmen soweit das Auge reicht. Das einzige was stört sind die vielen Menschen, die sich hier nebeneinander am Strand auf den Liegen sonnen und kleinen Ölsardinen ähneln. Unser Hotel ist eins von vielen All-Inclusive-Resorts in Punta Cana. Und in fast allen kann man auch Hochzeit feiern. Menschen aus der ganzen Welt kommen hierher um so eine Destination Wedding zu feiern. 

Vanesa macht das allerdings nicht nur, um im Urlaub „Ja“ zu sagen. Ihre Familie kommt aus der Dominikanischen Republik. Und ihr Verlobter stammt aus den USA. Deshalb feiern wir  hier. In den vergangenen zwei Tagen sind Menschen aus der ganzen Welt angereist, um den großen Tag der beiden mitzuerleben. Wir haben gemeinsam Salsa tanzen geübt, am Strand gelegen und am VIP-Pool vor dem Zimmer des Brautpaares gefeiert. Es hat ein bisschen was von einer Luxus-Klassenfahrt, wenn man sich so umschaut. Sobald man die vorgemixten All-Inclusive-Drinks probiert, allerdings schon nicht mehr: Der „Mojito“ schmeckt bestenfalls nach passiertem Minz-Zuckerwasser an billigem Rum. Aber darum geht es nicht. Die Aussicht und die Freunde entschädigen für alles.

Getting Ready hora latina

Während ich quer durch die Anlage stöckle, macht sich Aufregung in meinem Magen breit. Es ist soweit. Sie wird wirklich heiraten. Wir haben und bei ihr auf dem Zimmer verabredet, um im großen Moment der Aufregung bei ihr zu sein. Um ihr ins Brautkleid zu helfen und um fürs perfekte Styling zu sorgen. Vanesa ist allerdings noch lange nicht soweit. Das Zimmer ist leer, ich finde sie im Spa, wo sie für den großen Auftritt geschminkt wird. „Tschaka, bisher nicht hingefallen! Und schade, dass sie nicht im Zimmer bei Sekt gestylt wird“, denke ich und bewundere Vanesa und ihre Mutter wie sie geduldig da sitzen und sich anmalen lassen – natürlich schon 30 Minuten zu spät. Hora latina. Gehört wohl dazu.

Mein deutsches Zeitgefühl und ich werden nervös

Kurz darauf warte ich im Zimmer weiter auf die Dame des Tages, als der Bräutigam hereinstolpert. Null gestylt. Er müsse das jetzt schnell machen, sagt er. Mein deutsches Zeitgefühl und ich wir werden etwas nervös. Da bin ich altmodisch: Der Bräutigam soll die Braut auf KEINEN Fall vor der Hochzeit sehen. Aus dem einfachen Grund, dass sonst die Überraschung und die Vorfreude zerstört wird. Während Alan sich in aller Ruhe seinen Anzug anzieht und darüber nachdenkt welche Socken wohl am besten zu seinem Anzug passen, habe ich das Gefühl aufgeregter zu sein als er. Endlich nimmt er seinen Hut in die Hand und macht sich auf zum Ort der Trauung dieser Destination Wedding.

Auch bei einer Destination Wedding: Der wartende Bräutigam

Eine Stunde nach Plan kommt die Braut dann endlich ins Zimmer gerannt und ich bin beeindruckt wie schnell auf einmal alles geht: Rein ins Kleid, straffen straffen, Korsage hinten festziehen und setzen. Schuhe an und fertig. Wir besten Freundinnen bekommen noch Seestern-Klämmerchen ins Haar, die zu Vanesas Haarschmuck passen und es kann losgehen.

Einmal quer durch die Anlange zum Ort der Trauung

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Jede nimmt ein Stück von ihrem Kleid, damit nichts auf dem Boden schleift und dann heisst es wieder: Stöckeln stöckeln nur nicht fallen. Neben uns zwei Fotografen, die den Tag aus allen Perspektiven festhalten. Immer wieder halten wir an: Foto Foto Foto – zum Beispiel auf der Brücke am Pool. Natürlich geht um uns herum das normale Hotelleben weiter. Menschen mit Handtuch in Badehose und Bikini schlendern an uns vorbei, sie sind auf dem Weg zum Strand oder zum Buffet und schauen neugierig rüber zu der Frau, die heute heiraten wird. Welten prallen aufeinander. Ich stelle mir die Situation von außen vor uns muss grinsen.

Die Zeremonie neben dem Main Pool

Die größte Enttäuschung bei dieser angeblichen „Strand-Hochzeit“: Der Ort der Zeremonie. Ich war mir vorher so sicher gewesen (oder hatte es gehofft), dass wir einen feinen kleinen Pavillon am Strand haben würden, wo die Trauung stattfindet. Schließlich hatte ich das so schon in amerikanischen Filmen gesehen. Aber nein. Aber unsere Destination Wedding findet mitten im Herz der Anlage statt. In einem Pavillon am Main-Pool – wo genau an diesem Nachmittag die Miss Bikini gewählt wird.

Direkt neben der Trauung wird die Miss Bikini gewählt

Nach einer langen Wanderung quer durch die Anlage übergeben wir Vanesa an den Arm ihres dominikanischen Vaters. Showtime.

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Die Braut und ihr Vater auf dem Weg zur Trauung

Wir sitzen auf weißen Klappstühlen rund um den Pavillon und da läuft sie ihrem neuen Leben entgegen. Mit festen Schritten. Sie weiß was sie tut, das sieht man ihr an. Und genau das erfüllt mich in dem Moment mit Stolz und Freude. Man sieht dem Bräutigam an, dass er lange gewartet hat. – Dort in der Hitze, während sie gestylt worden ist. Aber jetzt sieht er beruhigt aus. Sie hat es sich nicht anders überlegt. Natürlich nicht.

Eine Zeremonie in gebrochenem Englisch

20161203-IMG_9689Ein Dominikaner hält die Zeremonie in gebrochenem Englisch. Ich wünschte er hätte Spanisch sprechen und emotional werden dürfen. Aber darum geht es nicht. Vanesa strahlt mit sich selbst um die Wette und es ist ein Geschenk sie dabei anschauen zu dürfen. So glücklich habe ich sie in all den Jahren nicht gesehen. Nach zwei Bekenntnissen und „Yes I do“, sind die beiden verheiratet.

Eine Frau im Bikini schaut zu und weint

Eine Frau im Bikini hat extra ihre Liege umgedreht, um zuschauen zu können – jetzt weint sie vor Glück. Alle freuen sich mit den beiden, gratulieren und schmücken das Brautpaar mit Seifenblasen.

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Glück unter Seifenblasen

Bevor die Sonne weg ist: Fotos am Strand

Das ging fast ein bisschen zu schnell, aber auf einmal höre ich wieder die Musik der Animation und bin froh, dass wir nun an den Strand gehen, um da die ersehnten kitschigen Hochzeitsbilder zu machen.

Wir ziehen unsere hohen Schuhe aus und springen durch den Sand, wie kleine Mädchen. Der Fotograf macht einen fantastischen Job und nimmt sich alle wichtigen Fotokonstellationen vor bevor die Sonne für heute verschwindet. Dieser Moment bleibt: Auf Fotos und in unseren Herzen – in der Erinnerung. Ich halte kurz inne, blicke aufs Meer und freue mich über so viel Schönheit durch Liebe und Natur, dass es sich anfühlt als würde ich platzen.

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Girl Squad

Der Abend und die kurze Feier

Die Hochzeitsfeier unserer Destination Wedding findet in einem der vielen Restaurants des Hotels statt, das wir an diesem Abend nur für uns allein haben. Wir dürfen uns einen Platz an runden Tischen suchen. Das Brautpaar sitzt vorne an einem Tisch zu zweit. – Für alle gut zu sehen, auf dem Präsentierteller.

Zwischen Wein und drei Gängen an leckerem Essen verfliegt die Zeit. Vanesas Bruder spielt Songs auf der Gitarre und schließlich steht die Braut selbst auf und schmettert einen Liebessong für ihren Bräutigam. In den Augen der Gäste ist Überraschung zu sehen: Offenbar wussten nur wenige, wie toll sie singen kann. Jetzt ist der Moment gekommen: Ich kämpfe mit den Tränen, denn ich bin unfassbar gerührt. Und Musik bringt mich eh schnell zum Weinen. Als der Brautstrauß geworfen wird, bin ich deshalb gar nicht richtig bei der Sache. Ich fange ihn nicht. Vanesa schimpft hinterher, sie habe ihn extra in meine Richtung geworfen. Es hat nicht sollen sein. Eine andere war schneller. Aber wer muss schon einen Brautstrauß fangen.

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Der Brautstrauß fliegt – Athene ist weit weg

Kurz tanzen – die Dominikaner geben den Takt vor

Danach bringt uns Vanesas lateinamerikanische Familie bei wie tanzen wirklich geht. Ein Onkel kann zu jedem Latino-Song eine Choreographie. Wirklich außergewöhnlich und schön anzusehen. Nur eins hat bis hier gefehlt: Ein paar Worte über das Brautpaar. Ich persönlich bin großer Fan von Reden: Für mich ist es ausgezeichnet, wenn Worte über die Verliebten ausgepackt werden. Das muss auch keine lange Rede sein. Einfach eine Anekdote. Etwas Echtes. Der Stiefbruder des Bräutigams bricht schließlich das Eis und spricht den ersten Toast. Es folgen weitere Worte von Freunden aus den USA – vor allem vom Bräutigam.

Worte an das Brautpaar mit zitternden Knien

Ich fasse mir schließlich ein Herz und gehe vor, obwohl ich Schiss davor habe Englisch zu reden vor all den Amerikanern. Aber egal. Wenn du weißt: Wenn du jetzt nicht gehst, wirst du es bereuen. Ich schlucke den Kloß im Hals runter und sage ein paar Sätze: Über Vanesas und meine Zeiten im Studium, als wir bei Kakao zusammengesessen und regelmäßig unsere Herzen zusammengeflickt haben. Über den Mut der beiden, den ich sehr bewundere. Ich wünsche ihnen, dass die unwirkliche Schönheit dieser Tage der Hochzeit in der Dominikanischen Republik sie immer begleitet und ihnen Glück bringt. Zu zweit.

Am Ende des Abends steht fest: Diese Reise, um zwei Liebende bei ihrer Hochzeit zu begleiten, hat sich gelohnt.

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Braut und Bräutigam am Strand

Facts:

Kosten für so eine Hochzeit im Hotel kann stark variieren. – Je nach Paket, das man bucht. Diese Hochzeit mit 70 Gästen hat rund 5000 US-Dollar gekostet (inkl. Übernachtungen des Brautpaares im Hotel, Zeremonie, Essen, Kuchen, Cocktailempfang, Häppchen etc – ohne Fotograf, Kleidung, Flüge)

Hier lest ihr im Artikel der Braut, wie sie das organisiert hat:

How to have a dream wedding for 5k

  • Hochzeiten im Hotel lohnen sich vor allem für internationale Paare, um Menschen aus aller Welt zusammenzubringen
  • Wir haben im Be Live Hotel Punta Cana gefeiert. Die Braut kann sehr gut handeln und hat gute Preise für die Zimmer der Gäste ausgehandelt
  • All-Inclusive ist nicht jedermanns Sache und heisst oft nur so. Vieles kostet am Ende extra – in unserem Fall zum Beispiel das WLAN
  • Besonders toll sind die Erinnerungsfotos am Strand mit paradiesischer Kulisse

Fotos: Raphael Pi Permantier & Gregory Martinez

Dominikanische Republik: Macao – das etwas andere Punta Cana

Wir lassen Playa de Bavaro rechts liegen und fahren Richtung Norden. Rechts von uns – typisch Dominikanische Republik – eine Hotelanlage neben der anderen am Meer. Die Oasen, wo die Pauschaltouristen den Alltag vergessen und ihren Jahresurlaub verbringen. Was hat Punta Cana noch zu bieten? Psssst! Einiges: Macao zum Beispiel. 

Wir sehnen uns nach Stränden ohne tausend Liegen, mit weniger Menschen und mehr Natur. Nach 20 Minuten biegt das Auto ab, wir fahren durch ein kleines dominikanisches Dorf und plötzlich ist alles anders: Am Straßenrand kleine Wellblech-Häuser. Essensbuden am Straßenrand und viele Kinder, die auf der Straße spielen. Das ganz normale Leben – nur eben auf dominikanische Art. Noch sind wir aber nicht am Ziel. Kurz darauf biegen wir noch einmal ab und rumpeln über eine unbefestigte Straße weiter – vorbei an grünen, roten und pinken Häusschen – bis wir an ein paar hellblauen Wellblechhäusern ankommen.

Wir sind am Ziel. Hier befindet sich das Macao-Beach-Hostel: Mitten im Grünen, mit Blick auf Bäume, Wiesen und Kühe. Vor der Tür chillt ein Hund in der Sonne und ein Hahn patroulliert durch den Garten. Wir waren keine halbe Stunde unterwegs und doch fühlt es sich an, als wären wir auf einem anderen Planeten gelandet. Das Hostel ist einfach, aber eine perfekte Oase für alle, die abseits vom Massentourismus leben wollen. Gastgeber Andrés heißt uns willkommen, zeigt uns den Aufenthaltsraum, unsere Unterkunft und erklärt uns den Weg zum Strand.

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Die zauberhaften Häuser in Macao

Unsere Unterkunft

Wir wohnen außerhalb vom Hostel in einer kleinen Wohnung. Allerdings darf man sich hier keinen Luxus vorstellen: Wir schlafen auf einer Luftmatratze, in der Küche gibt es fast kein fließendes Wasser und die Temperatur des Wassers im Bad ist wetterabhängig. Aber dafür ist man eben genau da, wo die Menschen leben – weit weg von den Touristenzentren.

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Bunte Wäscheleine

Hier kann man eine andere Seite der Dominikanischen Republik kennenlernen: Das Leben auf dem Land. Es ist kein Leben in einem richtigen Apartment. Es fühlt sich eher an, als würde man in einem großen Zelt wohnen: Nachts fegt der Wind durch die Ritzen am Fenster und morgens werden wir von Hähnen geweckt und dann sitzen wir auf unserer kleinen Veranda auf Campingmöbeln und gucken ins Grüne. Wie beim Campen gewöhnt man sich schnell an die Nächte auf der Luftmatratze.

Der Supermarkt kommt bei Bedarf zu dir

Wenn man keine Lust hat in den Supermarkt zu gehen, kann man da einfach anrufen und bestellen. Schon bald kommt der Lieferdienst auf dem Motorrad angefahren und bringt einem die Waren vorbei. Ganz besonders hier war für mich, dass die Anwohner sich und auch uns als Besucher immer total herzlich gegrüßt haben jeden Tag aufs Neue. Wir haben uns sehr wohl gefühlt.

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Viele Tiere wohnen bei uns

Der Strand

Zum Strand laufen wir knapp 20 Minuten, raus aus dem Ort, an der Straße entlang und dann über den Hügel – bis man das Meer sieht. Die Belohnung. Ich bin richtig geflasht, als ich den Strand von Macao zum ersten Mal sehe.

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Macao

Das Markenzeichen der Dominikanischen Republik ist wieder da: Palmen soweit das Auge reicht. Und dazu ein wilder Strand. Mit Büschen, kleinen Buden und ein paar Surfboardverleihs. Außerdem kleine Restaurants mit Holztischen im Sand, wo man frischen Fisch essen oder Bier trinken kann. Der Strand ist das Gegenteil der anderen Strände, die wir in Punta Cana kennengelernt haben, weil er sich etwas Ursprüngliches bewahren konnte. Das einzige, was die Schönheit an diesem Strand trübt, sind die Busse, die immer wieder Tourigruppen ausspucken. Eine Stunde lang bleiben sie am Strand und machen Bilder mit einem Papagei – und danach eine Tour mit einem Sand Buggy. Aber danach sind sie immer wieder schnell weg und die Ruhe kommt wieder.

Dieser Strand hat etwas

Wir trinken ein Bier, schauen aufs Meer und können es nicht fassen, dass wir hier etwas gefunden haben, was dem Paradies – so wie ich es mir vorstelle – ziemlich nah kommt. Endloses blaues Wasser, wilde Palmen und weicher Sand, der unseren Füßen schmeichelt und dazu viel Platz. Immer wieder tollen wir durch die Wellen wie Kinder, die zum ersten Mal das Meer sehen. Hinterher leihen wir uns Surfboards und freuen uns über die kleinen grünen Wellen, die uns gnädig bis an den Strand tragen. Hier können wir uns einmal fühlen wie ganz große Surfer. Aber darum geht’s nicht. Es ist dieses einzigartige, unvergessliche Gefühl, das sich in einem breit macht, wenn man eine Welle bekommt. Auf einmal fühlt es sich wieder an als könne man fliegen. Es ist praktisch eine Gefühls- und Glücksexplosion auf einmal.

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Nach dem Surfen: Frischer Fisch

Nach stundenlangem Surfen kommen die Fischer von ihrer Tagestour wieder und bringen den Restaurants den frischen Fisch. Da feststeht, dass die Sonne bald weg sein wird, geben wir die Boards zurück und setzen uns in eines der kleinen Restaurants. – An einen Tisch am Strand, und wir genießen den Fisch und die frittierten Bananen. Und es ist kein Scherz: Währenddessen geht die Sonne unter. Beim Schreiben find ich es selbst ein bisschen übertrieben, aber genauso perfekt war es. Für mich ist der Strand von Macao einer der schönsten, die ich bisher kennenlernen durfte.

 

IMG_1591Facts:

Unterkunft: Macao Beach Hostel

Preis Essen am Strand: ca 10 Dollar für einen großen Teller frischen Fisch.

Boardmiete: 10 Dollar für eine Stunde. Handeln lohnt sich.

 

Lieblingsstrand in Portugal: Praia de Odeceixe

Verwöhnt durch die unendliche Schönheit der Costa Vicentina machen wir uns auf den Weg zu einem neuen Surfstrand. Ich habe dieses Gefühl: „Mal sehen, was da kommt! Viel besser kann es ja eigentlich eh nicht werden. Aber kann ja nicht schaden.“ Und es wurde alles noch viel besser am Strand von Odeceixe.

Portugal meint es gut mit uns. Das Land vereint ungefähr alles, was ich mir von einem Reiseziel wünsche: Viel Küste, aufregende Städte, ausgelassene Surfkultur, aufregende felsige Natur, Portwein und eine ausgezeichnete Kaffeekultur. Das einzige was mir fehlt ist „Portugiesisch“. „Sollte ich wohl noch lernen,“ denke ich als wir das Auto auf einem Parkplatz hoch oben auf einem Felsen abstellen, um „mal kurz die Lage zu checken und dann entscheiden wir, ob wir da bleiben.“

Begeistert von kleinen grünen Wellen

Auf einer steilen Straße laufen wir auf ein paar Häuser zu, die an den Felsen hängen. Allesamt mit großartigem Meerblick – nur wir können den Strand noch immer nicht sehen. Wir laufen fast bis unten, bis wir endlich überblicken können, was uns hier erwartet: Dieser Strand ist zur Abwechslung nicht unendlich lang aber dafür sehr tief. – Denn bei Ebbe ist hier besonders viel Platz. Begeistert sehen wir die kleinen grünen Wellen auf den Sandbänken brechen und fest steht: „Gut, dass wir hier noch geschaut haben!“ Da wo der Strand endet, ist ein Fluss, der hier zu einer breiten Lagune wird. Das macht den Strand noch paradiesischer. Auf der Seite des Meeres – Wasser, auf der rechten Seite – Wasser durch den Fluss und im Rücken Wasser durch die Lagune. Auf der anderen Seite hängt das kleine Dorf an den Felsen. Ein traumhafter Ort: Praia de Odeceixe.

Praia de Odeceixe

Unten am Strand, leihen wir uns Surfboards für den ganzen Tag. Planschen, liegen, surfen. Hier könnte ich ewig bleiben. Die Lagune ist perfekt für alle, die ein Stand-Up Paddle ausprobieren, oder einfach schwimmen wollen. Im Meer bringen ein paar Surflehrer ihren Schülern bei, wie sie sich am besten auf ihr Board stellen können und davor tronen 3 Lifeguards in ihrer Burg. Kein Witz – diese Guards bauen sich jeden Tag aufs neue eine Sandburg, auf der sie auch bei Flut sitzenbleiben können. Das waren übrigens die nettesten Lebensretter, die ich jemals an einem Strand kennengelernt habe. Die erklären und geduldig die Strömungen im Wasser und als wir surfen, feuern sie uns an und freuen sich mit uns über jede Welle, die wir erwischen.

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Mein Lieblingsstrand

Ich sitze am Strand und versuche den Moment einzufrieren

In einer Surfpause mache ich einen Strandspaziergang und laufe endlos durch den warmen Sand. Es gibt Stellen, da ist er komplett unberührt und ich kann neue Spuren hinterlassen. Ich setze mich hin, fühle wie die feinen Sandkörnchen durch meine Finger rinnen und versuche den Moment in meinem Kopf einzufrieren. Bitte geh nicht. Es ist perfekt. Wüsste ich wie man meditiert, ich würde es tun. Ich danke dem Moment und dem Ort auf meine Weise und sitze lange für mich alleine im Sand. Diese Situation werde ich mir noch zurück in den Kopf rufen, wenn es kalt und nass und fies ist in Deutschland – irgendwann im grauen Winter.

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An diesem Ort wachse ich endlich wieder über mich hinaus

Auch in diesem Urlaub habe ich beim Surfen wieder viel mit der Angst zu kämpfen gehabt. Aber an diesem Strand in Odeceixe, wachse ich endlich wieder über mich hinaus. Ist es der Ort? Oder einfach, weil ich wieder „eingesurft“ bin und mich daran gewöhnt habe. Ich weiß es nicht, aber ich wünsche mir, dass es eine Mischung aus beidem ist. Die Welle baut soch hinter mir auf und ich merke: Ich bin genau am richtigen Ort.

Mit den Augen fixiere ich den Strand, der mir schon so viel Freude bereitet hat, und fange an zu paddeln. „Nicht aufhören“, befehle ich mir. „Nicht nach hinten schauen – das macht dir nur Angst. Weiter, immer weiter“ Immer wieder, bis ich den Push spüre und ohne, dass ich merke wie genau, stehe ich auch schon auf dem Board, neige es leicht nach links und da ist es wieder: „Ich kann fliegen“, keine Ahnung, ob ich das nur gedacht oder geschrien habe. Ist egal. Der Ozean, die Wellen, die er mir geschenkt hat und ich. Wir sind eins für diesen einen Moment. Und der ganze Alltag, all das, was einen abends belastet, ist weit weg. Die Natur – und vor allem das Meer – hat eine unfassbarere Kraft, die die alltäglichen Problemchen verblassen und klein werden lässt. „Das hier ist es, was zählt“, denke ich noch Stunden später, als wir in einem Restaurant auf dem Hügel von Odeceixe sitzen und ausgezeichnete, gegrillte Dorade genießen, während die Sonne ins Meer eintaucht und sich bis morgen verabschiedet.

P.S. Wir haben hinterher festgestellt, dass der Ort uns so geflasht hat, dass wir fast vergssen haben Fotos zu machen. Es gibt nur diese paar. Aber glaubt mir: Es ist zauberhaft.

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Meine Geschichten über Barcelona

Zum ersten Mal traue ich mich im November nach Barcelona. Koffer packen kommt mir diesmal besonders schwierig vor. Winterjacke? Die App sagt für die kommenden Tage 20 Grad voraus. Aber irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen und packe einen Mantel ein. Kommt mit nach Barcelona im Herbst.

Es ist viel zu lange her, denke ich, als ich aus dem Flugzeug steige. Vor zwei Jahren war ich zuletzt hier. Gibt es wohl noch…? Ist es so wie bekannt und geliebt? Sind vielleicht diesmal weniger Touristen da? Noch während ich das denke, fange ich an zu kichern. Das ist Quatsch. Jeder weiß, dass Barcelona zum Dauertrendziel Europas geworden ist. Wer keine Menschen mag, ist hier falsch. Insgesamt war ich inzwischen sehr oft in Barcelona. Ich nenne euch keine genaue Zahl, weil ich nicht sicher bin. Aber fest steht: Viele Geschichten rund um die Stadt haben sich in meinen Kopf gebrannt und mischen sich nun bei jedem neuen Besuch mit den neuen Geschichten.

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Zu jeder Jahreszeit schön

Wir steigen in Paral.lel aus der Metro. Unser Airbnb befindet sich im Viertel Poble Sec. Das Viertel hatte ich bisher nicht auf dem Schirm, bin aber sofort begeistert von vielen kleinen Tapas-Bars und Plätzen. Eine echte Entdeckung! Früher war dieses Viertel einmal ein Industriegebiet. Drei Schornsteine von einem Stromversorger erinnern noch heute daran. Ansonsten ist von dem einst „ausgetrockneten Dorf“ nicht viel geblieben. Es befindet sich inmitten des Häusermeeres Barcelonas, am Fuße des Montjuics. Von hier aus können wir laufen: Ins Raval, ins gotische Viertel… oder an den Strand. Klar, man kann inzwischen auch Rikscha fahren, Segway, E-Roller oder mit einem dieser roten Touristenbusse. Aber das ist nicht mein Ding.

Barcelona – am liebsten zu Fuß

Zu Fuß zeigen sich so viel mehr Geheimnisse in einer Stadt. Man kann anhalten. In kleine Innenhöfe gehen. Sich umdrehen, die Perskektive ändern und auf einem der vielen malerischen Plätze Pause machen und sitzen. Zu Fuß erschließt sich die Identität dieser Stadt, in der viele Nationalitäten Zusammenkommen. Wir laufen zickzack durch kleine, einsame Gassen im Raval – vorbei an Jungs, die den ganzen Tag vor ihrer Haustüre sitzen, wie Türsteher. Wir passieren Handyshops, Gemüseläden und Geschäfte, in denen es einfach alles gibt. Und dann sind da plötzlich moderne, stylishe Bars, neben alten urigen Cafés an der Rambla del Raval. Und dazu strahlender Sonnenschein.

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Eins der schönen Cafés im Raval

Der Herbst hat die Bäume bunt gefärbt und lässt sie gelbe, orange Blätter auf die Straßen regnen. Barcelona ist wie dieser Freund, der auch nach Jahren neue Geschichten zu bieten hat, die man bisher noch nicht gehört hat. Jedes Mal finde ich hier neue Plätze, neue Perspektiven und neue Aussichten.

Beim Tapas essen im Poble Sec erklärt uns der Kellner, dass es keine Karte gebe. Er sei die Karte und überhaupt: Am besten solle man Bier trinken. Wir hören auf ihn und essen viele kleine Happen, also Pinchos, die uns von der Theke anlachen. Beim Essen erinnere ich mich an einen Barcelonaurlaub, als wir in einem Hostel in der Nähe der Pl. Reial untergekommen sind. – Eins dieser Hostels, wo du deinen Namen auf das Essen schreibst, wenn du es in den Kühlschrank stellst.

Hostelgezwitscher im Kühlschrank

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Am nächsten Morgen war das Essen weg. Im Kühlschrank lagen dafür gelbe Klebezettel mit Entschuldigungen drauf: „Person X habe Probleme. Sorry. Bitte morgen den Kühlschrank checken, dann läge da Geld drin“. – Es stand kein Name dabei und doch wussten wir gleich, wer es war. Das dünne, junge Mädchen aus unserem Dorm, die allein auf Weltreise war. – Und jeden Abend Party machte. Ihren Namen habe ich vergessen. Aber manchmal denke ich noch heute an sie. Hat sie wohl noch immer Ess-Anfälle? Reist sie noch? Und erinnert sie sich an Barcelona? Ich hoffe es sehr. Das Geld hat sie uns übrigens wirklich wiedergegeben. Und eine Erinnerung für immer.

Ein Meer aus Gassen

Barcelona: viele Brauntöne und Gassen. – Dunkle Gassen, bei denen du nie genau weisst, wohin sie dich bringen. Und welche Geheimnisse sich darin verbergen. – Oder welche ausgezeichneten Bars. In manchen Nächten im Sommer 2010 sind wir einfach von Platz zu Platz gezogen und haben gesessen, gesungen, geredet, die Welt verbessert. – Unter dem Einfluss von Dosenbier. Unfassbar. In jenem Sommer haben wir auch besonders viel Zeit im Park und an den Stränden verbracht, weil wir tagsüber zu nichts anderem in der Lage waren.

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Der Strand im Herbst

Besondere Magie üben auf mich seit jeher die Bauten von Gaudí aus. Der Besuch im Park Güell kostet inzwischen Eintritt. – Man sollte die Ticktes am besten vorher online kaufen. Aber solange diese außergewöhnliche Parkanlage dadurch geschützt wird, ist es mir das wert. Der Park ist zwischen 1900 und 1914 gebaut worden und strahlt so viel Farbe, Verspieltheit und Freude aus, dass ich mich dort fühle wie Alice im Wunderland. Wie gern würde ich mich hier allein hinsetzen und bei dieser Aussicht über die Stadt bis hin zum Meer ein Buch lesen. Leider sind überall Menschen, die versuchen ein bis hundert schöne Bilder zu schießen. Kein Vergleich zu den Aufnahmen aus Filmen wie „L’Auberge Espagnole“ und trotzdem komme ich immer wieder. Diese Architektur ist einfach atemberaubend.

Abendsonne

Abends zeigt Barcelona ein anderes Gesicht

Und dann gibt es da die Geschichte der „Bar 7“. Ich kann euch die Adresse googeln, wenn ihr mögt. Aber ich kenne sie nicht. Die Bar 7 kenne ich seit dem Jahr 2012. Wir waren in einem furchtbaren Hostel in einem Dorm mit 12 Menschen untergekommen. Und Abends kamen da immer selbsternannte Partyexperten vorbei, um die willige Crowd durch Barcelona zu treiben und in große Discos zu schleppen.

Wer mich kennt: Das ist überhaupt nicht mein Ding. Aber schön zu sehen: Oft denken sich Menschen, die keinen Job haben hier einfach einen aus. Wie praktisch! Ich hab mich damals kurz mit dem Typen, also dem Partyreiseführer unterhalten. Er war Ende zwanzig und kam eigentlich aus Rumänien. Aber damals feierte er für eine Weile das Leben in Barcelona. Ich erklärte ihm, das ich gern weggehen würde. Aber nicht in einen großen Club, sondern lieber in eine Bar. Gerne urig. Gerne ranzig und normal. Und da erzählte er von der Bar 7. Zur Placa Reial. Und dann abbiegen und dann izquierda, izquierda, izquierda. Also links, links, links.

Die Bar 7

Er hatte nicht zu viel versprochen: Wir haben eine kleine Bar gefunden – gleich neben drei Pollern, die inzwischen rot angemalt worden sind. Warum – keine Ahnung. In der Bar bediente ein Mexikaner und machte mir eine starke Michelada. Im Hinterzimmer spielte eine Band. Perfekt. Jedesmal laufe ich nun durch Barcelona bis ich diese Bar wiedergefunden habe. Es gibt sie noch – und allein das liebe ich.

Streetart

Barcelona: Eine Stadt voller Geschichten, Menschen, die kommen, eine Zeit bleiben und wieder gehen. Für mich ist und bleibt die Stadt eine der schönsten Europas. Hier fühle ich mich wohl. – Denn Unvollkommenheit gehört hier zum guten Ton.

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Athene

Fotos: Raphael Pi Permantier & Athene Pi Permantier

Portugal: Die schönsten Surf-Strände an der Algarve

Im kleinen Mietwagen rollen wir über endlose Landstraßen in Richtung Süden. Unser Ziel: Surfen und Ruhe. Irgendwo – am besten im Nirgendwo. Da wo man wirklich seine Gedanken hören kann. In diesem Artikel nehme ich euch mit an die schönsten Strände Portugals.

Das erste Ziel: Ein Eco-Apartment in Carrapateira. Dieser Ort ist so klein, dass man ihn leicht übersieht. Ein paar weiße Häuser und eine Windmühle am Hang – irgendwo im Naturpark Costa Vicentina. Ein kleines Fischerdorf, allerdings nicht direkt am Meer, sondern geschützt durch ein paar Dünen. Unsere Unterkunft liegt an der Straße. Liebevoll eingerichtete Wohnungen – perfekt für Naturliebhaber und Surfer.

Hippieflair liegt hier in der Luft – der Vibe von: Was braucht man schon? Ein bisschen Meer, ein paar Wellen, ein Bett zum Schlafen und alles ist gut. Wir schlafen lange, frühstücken ausgiebig und entscheiden uns dann für einen der Strände, um aufs Meer zu schauen oder zu surfen. Ohne Mietwagen ist es schwieriger die Gegend zu erkunden, aber wir haben Menschen kennengelernt, die jeden Tag zu Fuß ein paar Kilometer an den Strand gelaufen sind. Es ist also durchaus möglich. Von hier aus haben wir drei Strände lieben gelernt.

Bordeira

Praia da Bordeira

Was für ein unglaublicher und endloser Strand. Auf den Felsen kann man seine gesamte Schönheit genießen. Das ist der Ort, an dem ich in diesem Urlaub zum ersten Mal Schmerzen in der Brust hatte. – Diese Schmerzen bekomme ich immer dann, wenn ich es zu schön finde. – So schön, dass ich es nicht mehr aushalten kann.

Ein wilder Strand, direkt an einem Fluss und der bildet kurz vor dem Meer eine Lagune. Rings herum die rauen Felsen, die einem an der Küste immer wieder begegnen. An diesem Strand ist Platz für alle, die sich hierher verirren: Surfer, Familien, Pärchen… Endlos viel feiner Sand, eine Strandbar, wo man sich Surfboards leihen kann und daneben sitzen zur Sicherheit ein paar Lifeguards. Um ans Meer zu kommen, muss sich jeder die Schuhe ausziehen und durch die Lagune waten. Man muss sich den Strand praktisch verdienen. Geflasht sitze ich hinterher stundenlang im warmen Sand, lasse mir vom Wind das Haar zerstrubbeln und schaue auf das Meer und die Sets, die sich immer wieder den Weg auf uns zu bahnen.

Platz für alle

Facts:

  • Parkplätze (auch für Camper)
  • Strandbar und Surfverleih
  • Lifeguards
  • Platz
  • Lagune
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Amado

Praia do Amado

Für alle, denen es an der Praia da Bordeira etwas zu einsam war, ist dieser Surfstrand perfekt. Hier werden alle feuchten Surferträume wahr. Ein langer Strand, umarmt von Felsen und überall Surfer und Camper. Von Strandbars aus, kann man den Profi-Surfern dabei zuschauen, wie sie über die Wellen gleiten. Wir leihen uns ein paar Boards und wollen sofort selbst ins Wasser. Die Lifeguards erklären uns von sich aus, worauf wir im Wasser achten müssen. Das ist mir bis dahin auch noch nie passiert.

Wir planschen und paddeln bis uns die Kräfte verlassen. Allerdings sind wir hier nie allein im Wasser – hier lernen immer viele Menschen surfen, da es in der Gegend ein paar Surfcamps gibt. Macht aber nichts, das Meer ist für alle da und ich werde definitiv wiederkommen. An der Praia do Amado riecht alles nach Surfertraum und hier kommen Surfer jeden Levels auf ihre Kosten.

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Surf-Rental

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Facts:

  • Mehrere Surfverleihs und Surfschulen
  • Strandbars
  • Toiletten
  • Lifeguards
  • Parkplätze (auch für Camper)

Praia do Beliche

Als die Wellen an der Westküste zu groß für uns werden, machen wir einen Ausflug in die Region Sagres. Durch einen Zufall halten wir Nahe der Praia do Beliche – „um mal eben einen Blick da runter zu werfen.“ Der Weg zu diesem Strand führt über eine lange Treppe ans Wasser. Man muss ihn sich verdienen. Zwei Minuten später sind wir mehr als begeistert. Denn wenn die Wellen im Westen zu groß werden, sind sie im Süden gerade groß genug für uns: Kleine grüne Wellen, die unaufhörlich an den Strand rollen und vielen Surfern Spaß machen. Leider suchen wir vergeblich nach einem Surfrental und müssen uns eingestehen, dass wir hier nicht surfen werden. – Diesmal nicht. Aber nächstes Mal ganz sicher.

Facts:

  • Parkplatz
  • Strandbar
  • Spot funktioniert nur, wenn die Wellen im Westen sehr groß sind. Wellen brechen allerdings nah am Strand.
Beliche
Etwas weiter nördlich:

Unsere nächste Unterkunft befindet sich ein paar Kilometer weiter in Richtung Norden. Ich gebe zu, wir hatten gedacht, dass es nicht mehr ruhiger werden könnte. Aber auf einmal standen wir vor unserer Wohnung in Rogil. Ein Apartment in einem großen freistehenden Haus auf einem riesigen Grundstück mit See und Blick bis zum Meer. „Es geht doch immer noch besser“, denke ich und tanze über das Gelände. Niemand sonst ist im Haus – wir verbringen vier Nächte in der schönsten Einsamkeit. Zwei Mal pro Tag kommt gefühlt ein Auto vorbei. Das wars. Kurz überlegen wir, ob wir nicht einfach einen ganzen Tag in dieser Unterkunft verbringen sollten. Aber die Sehnsucht nach Strand und Wellen war stärker. Diese Strände kann ich jedem weiterempfehlen. Ich bin allerdings auch sicher, dass es an der Küste noch einige mehr gibt, die ich in den kommenden Jahren noch finden muss.

Praia da Amoreira

Dieser Strand ist auch wieder endlos und lang. An einem Surfrental sitzen entspannte Surfmenschen und lassen sich die Sonne ins Leben scheinen. „Warum eigentlich nicht?“, denke ich und träume von meinem Leben am Strand. Heller Sand – soweit das Auge reicht und der Atlantik glitzert so einladend, dass wir immer wieder reinspringen wollen.

Facts:

  • Parkplatz
  • Strandbar
  • Surfrental
  • Lifeguard
Odeceixe

 Praia de Odeceixe

 

Dieser Strand hat mir für immer mein Herz gestohlen. Ich bin sicher, an dieser Küste gibt es für jeden einen Strand, der ihm alles geben kann. Bei mir war es bei Odeceixe Liebe auf den ersten Blick. Wenn man am Parkplatz ankommt, sieht man erstmal ein kleines portugiesisches Dorf, das sich an die Felsen klammert. – Ein Ort der eine große Gelassenheit ausstrahlt. Am Ende der steilen Straße beginnt der riesige Strand, der von einem Fluß umgeben ist. Das heißt: Man kann hier surfen, Stand-up paddeln, schwimmen – alles was man will. Hier kommt wirklich jeder auf seine Kosten. Besonders für Anfänger ist dieser Strand geeignet, weil es mehrere Sandbänke gibt. Das Wasser schiebt sich also endlos flach auf den Strand zu. So kann man ganz einfach üben die ersten Wellen zu erwischen, ohne endlos im tiefen Wasser paddeln zu müssen. Abends kann man vom Ort oder von einem der ausgezeichneten Fischrestaurants aus den Sonnenuntergang anschauen. Das war bei mir einer der Momente, wo ich mich kneifen musste, um sicherzugehen, dass ich nicht träume.

Fatcs:

  • Strandbars
  • Toiletten und kalte Duschen
  • Restaurants
  • Parkplätze (auch für Camper)
  • Lifeguards
  • Surfschulen
  • Surfrentals

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Fotos: Raphael Pi Permantier & Athene Pi Permantier