Blogparade: Neustart nach dem Studium – Wo kann man am besten leben und arbeiten #awaywego

Mein Geburtsort: Santiago de Chile. Mein Lieblingsort auf der Welt: Valparaiso, Chile. Aufgewachsen in: Aachen. Studium und Lieblingsort in Deutschland: Köln. Aktueller Wohnort: Karlsruhe

Wenn man mir das vor zehn Jahren gesagt hätte, dass ich mal in Karlsruhe leben würde, hätte ich laut gelacht. Ich? Weg aus der Nähe von Köln? Weg aus NRW? Niemals. Und dann kam alles anders. In der Blogparade von Marie zum Thema #awaywego tauschen wir uns dazu aus: Warum ist es die Wahlheimat geworden? Und ist sie auch eine Heimat?

Als mich meine Snapchat Freundin Marie von Studentenagenten gefragt hat, ob ich an ihrer Blogparade teilnehmen möchte, war ich sofort begeistert. Auch wenn mir das Thema „weggehen“ noch immer einen Stich ins Herz bohrt. Köln. Wenn ich an diese eine – meine Lieblingsstadt denke, wird mir wohlig warm ums Herz und ich würde am liebsten sofort Umzugskartons packen. Und trotzdem bin ich nach dem Studium nach Karlsruhe gezogen. Marie steht jetzt an genau diesem Punkt. Schon vor einem halben Jahr haben wir bei Snapchat (Nickname atheanie und marie.graener) darüber diskutiert, wo man gut leben kann und warum. Und ob der Moment nach dem Studium genau der richtige für einen Neustart ist. – Ein Reset in einer neuen Umgebung für einen neuen Job. Natürlich ist die Antwort auf die Frage, ob man weggehen sollte, für jeden eine andere. Deshalb diskutieren wir jetzt alle gemeinsam. Also falls ihr auch am Start seid, sagt Marie oder mir unbedingt Bescheid und postet einen Link zu eurem Post unter diesen.

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Lieblingsstadt auf der Welt: Valparaiso

Die Ausgangslage: Welchen Job will ich wirklich?

Ich habe Sozialwissenschaften auf Diplom in Köln studiert. Damit kannst du alles und nichts machen. Auf den ersten Blick fand ich diese Freiheit sehr charmant. Ich konnte mich nach der Schulzeit eh nicht entscheiden, welchen Job ich (womöglich für immer) machen möchte. Eine Mischung aus Politik, Wirtschaft und Soziologie fand ich super und ich denke, ich würde wieder genau das studieren wollen.

Und irgendwann in diesen bunten WG-Jahren in Köln stand ich plötzlich im Studio des Hochschulradios „Kölncampus“ und habe angefangen Radio zu machen und zu lieben. Wer weiß, ob ich in einer anderen Stadt, in einem anderen Studiengang jemals zum Radio gekommen wäre. Hätte hätte… Fahrrad..

Viel gereist, viel gesehen – was nun?

Also stand ich am Ende meines Studiums da. War viel gereist. Habe im Ausland gelebt, Praktika bei Zeitungen und Sendern gemacht und auf einmal wurde mir klar: Ich möchte Journalistin und Moderatorin sein und zum Radio. Und wenn ich das mit dem Radio wirklich will, muss ich ein Volontariat machen. Das ist die Redakteursausbildung im Rundfunk. An dem Punkt habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass ich vielleicht nicht für immer in Köln bleiben kann. Mein Arbeitgeber im Volo war in Iserlohn. Also habe ich mir einen alten kleinen Corsa gekauft und Kilometer gemacht, um so oft wie möglich in Köln zu sein. Wenigstens am Wochenende. Das war stressig, aber absehbar, denn nach 1,5 Jahren hatte ich das Volo-Zeugnis in der Tasche und stand vor der viel größeren Frage: Und wohin jetzt?

Ach Köln

Der erste richtige Job nach dem Studium

Ich sag es euch gleich: Meine Entscheidung fiel am Ende zugunsten des Jobs. An der Stadt knabbere ich bis heute.

Nach dem Volo habe ich mich bei einigen Sendern in ganz Deutschland beworben: jetzt oder nie, hab ich gedacht. Denn ich wollte gern einen Sender finden, wo ich Moderatorin und Redakteurin sein darf und mich darauf verlassen kann, dass ich von meinem Gehalt gut leben kann. Und ich glaub, viele kennen das: Sobald man einige Ansprüche an den Job hat, wird es schwierig sich auch noch den Ort dazu auszusuchen.

Ich hatte am Ende die Wahl: freie Reporterin in Köln maximal zehn Tage im Monat oder ca. 20 Tage im Monat Redaktion und Moderation in Baden-Baden bei DASDING vom SWR. Anfangs bin ich noch hin und her gereist und dachte, ich könne beides unter einen Hut bekommen. Aber dafür bin ich einfach nicht gemacht. Die Würfel waren gefallen und es hat sich einfach richtig angefühlt: #awaywego. Auf in den Südwesten.

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Sonnenaufgang in Karlsruhe. Vom Turmberg in Durlach aus bewundert

Karlsruhe, warum bist du … nicht wie Köln?

Nach einem kurzen Abstecher nach Baden-Baden bin ich dann mit meinem Freund (inzwischen Verlobten) nach Karlsruhe in unsere erste gemeinsame Wohnung gezogen und hier leben wir bis heute. Ihn habe ich übrigens in Baden-Baden kennengelernt.

Und obwohl ich mir mit meiner Entscheidung für den Job sicher war und bin, werde ich mit Karlsruhe einfach nicht warm. Ich weiß: Karlsruhe kann nichts dafür. Nüchtern betrachtet, ist das eine Stadt mit toller Lebensqualität: Am alten Schlachthof kann man sich fühlen wie in Berlin, am und hinterm Schloss ist es grüner als in Köln, am Rhein gibt es hier sogar ein Freibad, die Wege sind generell kurz, man kann theoretisch überall mit dem Rad hinfahren, im Gegensatz zu Aachen gibt es hier sogar Straßenbahnen… Wir wohnen in einer schönen Altbauwohnung, die wir in Köln nie bezahlen könnten…

Lieblingsort zu Hause in Karlsruhe: Bett mit Durchblick durch die Wohnung

Aber so ist das ja leider häufig mit der Liebe: Sie ist nicht rational. Köln hat mich mit seiner schnodderigen, herzlichen Art gepackt. Immer wieder erwische ich mich dabei, wie ich mich Freitagabends danach sehne in Köln von Kiosk zu Kiosk zu tingeln und mir ein Wegbier nach dem anderen zu holen. Aber die Frage ist: Hätte ich daran heute überhaupt noch Spaß? Wer weiß.

Wer arbeitet, hat es schwerer neue Freunde zu finden.

Wenn man arbeitet, lernt man weniger Menschen kennen. Im Studium sind alle auf der Suche nach neuen Menschen. Und jedes Wochenende gab es eine WG-Party. Damals hat sich das von alleine ergeben.

Und heute? Klar: Kollegen lernt man kennen und Freunde von Kollegen. Aber wenn man nicht gerade ein soziales Hobby hat, wird es schwierig. Und wenn man sich immer nur mit Menschen von der Arbeit trifft, drehen sich die Gespräche oft um die Arbeit. Trotzdem muss ich sagen: Es hat Kraft und Mut gekostet. Aber ich habe hier einige gute Freunde gefunden. Mit der Zeit.

Die Zeit in Köln verbinde ich natürlich auch mit den Menschen, mit denen ich dort gelebt und viel Zeit verbracht habe. 90 % von denen, wohnen allerdings seit längerem gar nicht mehr in Köln. Meine Erinnerung verklärt einen Zustand, der gar nicht mehr wiederhergestellt werden könnte. Traurig aber wahr. Gut, das mal aufzuschreiben. Vielleicht verstehe ich es so auch endlich.

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Das Schloss in Karlsruhe

Was hat Karlsruhe zu bieten – und was nicht?

Fangen wir mit dem an, was mich am meisten nervt: In den Parks hier darf man nicht grillen. Das ist sogar mit der Zeit noch schlimmer geworden. Jetzt gibt es in Karlsruhe nur noch ganz vereinzelt offizielle Grillplätze (keine Wiese) und die sind nicht im Zentrum. Grillen gehört für mich zum Sommerfeeling einfach dazu – ganz egal was man da auf den Grill legt. In Köln war der Aachener Weiher mein Garten, weil ich direkt um die Ecke gewohnt habe. Wir waren im Sommer alle zwei Tage da, um zu grillen und mit Aussicht auf den trüben Weiher und die Straßenbahnen über das Leben zu sinnieren.

Shoppen kann man in Karlsruhe auch nicht: Im Einkaufszentrum „Ettlinger Tor“ gibt es nur 0815 Geschäfte und auch sonst kann man die kleinen außergewöhnlichen Geschäfte mit der Lupe suchen. Der Minette Concept Store ist die Ausnahme von der Regel, denn der ist wirklich toll.

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Karlsruhe sieht manchmal aus wie aus einer anderen Zeit

Aber wenn man von diesen zwei Punkten absieht, kann Karlsruhe einiges. Hier nur ein paar meiner Lieblingsaspekte.

Der Markt auf dem Gutenbergplatz gibt einem samstags das Gefühl, dass die Welt noch in Ordnung ist und, dass die Menschen viele Kinder bekommen. Zu einem Barista-Kaffee von Bono kann man da in der Sonne stehen, sinnieren und französische Croissants frühstücken.

Kaffee, Freibad, Riesenrad

Das Freibad „Rappenwörth“ liegt direkt am Rhein und erinnert an andere Zeiten. Das frühere Rheinbad ist noch erhalten und in das Gelände integriert. Da kann man zwar nicht mehr drin schwimmen, aber sich vorstellen wie es früher war.

Im Sommer lässt sich die Stadt immer wieder etwas einfallen: Als Karlsruhe 300 geworden ist, wurde das groß gefeiert. Es gab viele Events, ein eigenes Duschgel bei DM (kein Scherz) und Lichtspiele, die auf das Schloss projiziert wurden. Weil das 2015 so gut gelaufen ist, gibt es die Lichtspiele diesen Sommer zum dritten Mal.

Und in diesem Jahr standen vor dem Schloss auf einmal zwei Riesenräder. – Zum Jubiläum „200 Jahre Fahrrad“ sind die da aufgestellt worden und von oben hatte man wirklich einen genialen Blick über Karlsruhe.

Bei uns um die Ecke gibt es seit neustem ein süßes, gemütliches Café, das unsere Nachbarin eröffnet hat: Lottis Traum. Eins der Cafés, wo man stundenlang sitzen möchte, weil das Ambiente einfach stimmt und der Kaffee auch. Neben der Perlbohne in der Innenstadt eins der wenigen Cafés, die mich in Karlsruhe überzeugen konnten.

Am alten Schlachthof finden jedes Wochenende Partys und Konzerte statt. Also diese Stadt kann definitiv Kultur.

Glücksmoment in Karlsruhe. Gut, dass wir den festgehalten haben.

Ich glaube Karlsruhe und ich, wir haben uns arrangiert. Für den Moment. Denn die Mischung aus Arbeit und Leben ist hier einfach gut: Vor allem, weil ich hier mit Raphael leben kann.

Langfristig wünsche ich mir allerdings schon wieder nach NRW zu ziehen. Und damit näher zu meiner Familie und natürlich nach Köln. Aber nicht jetzt. Irgendwann. Das hat Zeit.

Wie ist das bei euch? #awaywego

Was hat euch dazu bewegt da zu leben, wo ihr jetzt seid? Oder seid ihr auch gerade in der Findungsphase wie Marie?

Fotos: Raphael Pi Permantier  & Athene Pi Permantier

Wiedersehen mit dem Ex: Ein Wochenende in Köln

Die erste Liebe bleibt für immer, so heisst es doch? Wie ist das denn mit der ersten Stadt, die einem das Herz gestohlen hat. Wie ist das zum Beispiel bei mir mit Köln? Hier habe ich zehn Jahre gelebt, gelacht, geweint und bin ein Stück meines Weges gegangen. Diese Liebe hat sich bis heute in meinem Herz eingenistet. Und ich glaube, dass sie bleiben wird.

Mit Köln verbinde ich unzählige emotionale Momente und weg wollte ich eigentlich nie. Aber der Job und das Radioherz wollten es anders und deshalb habe ich vor 3 Jahren mein WG-Zimmer in der Lindenstraße in Köln aufgegeben. Es hat sich damals wirklich wie „Schlussmachen“ angefühlt.

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Mein Köln

Am Wochenende war es nach langer Zeit soweit: Ich bin aufgeregt und mit Kloß im Hals zurückgekehrt. – Wie zu einer Liebschaft, mit der es einfach nicht gelingen sollte eine gemeinsame Zukunft zu haben – Ihr wisst schon: Job in einer anderen Stadt… Fernbeziehung – zu kompliziert.

Es fühlt sich wie heimkommen an

Als sich mein Zug über die Brücke zum Hauptbahnhof schiebt, fühlt es sich wie „heimkommen“ an. Nur, dass ich keine Wohnung hier mehr habe. Ich werde bei meinem Bruder im Studentenwohnheim in Deutz unterkommen. Da war ich auf mindestens 10 Partys – vor Jahren.

Als ich in die Wohnung komme, ist es als wäre die Zeit stehengeblieben: Der gleiche grüne Plastikboden, die gleichen Multifunktionsmöbel, die aussehen wie zu groß gewordene Kindergarteneinrichtung. Material: Helles, massives, unkaputtbares Holz. An den Wänden kleben unzählige von diesen Postkarten, die es in Bars umsonst gibt und dazwischen Bilder von Menschen, die keiner der aktuellen WG-Besetzung mehr kennt. Auf dem Klo hängen groß und breit zwei Anleitungen, dass man doch bitte die Klobürste auch benutzen solle, sie stünde da nicht nur zur Zierde. Ich muss grinsen und freue mich heimlich, dass es in WGs – ganz gleich wer da wohnt – immer die gleichen Probleme gibt. Das gehört einfach dazu.

Flashbacks in WG-Zeiten

In meinem Kopf ploppen Bilder aus meinen WGs auf: Das erste Jahr im Turm an der Sporthochschule, wo ich gelernt habe mit wie wenig Platz man auskommen kann, wenn man muss. Mein Zimmer war 8 Quadratmeter groß, die Küche, die wir uns geteilt haben noch kleiner und im Bad konnte man sich nicht umdrehen. Dafür hatte man von meinem Zimmer im zehnten Stock immer mal wieder das Gefühl, man würde wie Aladdin auf einem fliegenden Teppich schweben: Wenn du oben auf dem Hochbett gelegen hast und aus dem Fenster geschaut hast, konntest du über das Stadion hinweg bis zum Dom schauen. Unvergesslich und gleichzeitig nur ein kleiner Zwischenstopp bis ich die WG in der Lindenstraße gegründet habe.

Lieblings-WG: Lindenstraße

Für mich ist das noch immer die schönste Wohnung der Welt: Im 5. Stock gelegen – natürlich ohne Aufzug und wir waren die ersten, die dort leben durften. Am Anfang roch alles nach dem neuen Parkettboden. Das Herz der Wohnung ist die große, helle Wohnküche, in die wir irgendwie noch ein Schlafsofa für Gäste gequetscht haben. Die meiste Zeit habe ich dort mit Freunden am alten runden Küchentisch verbracht. Stundenlang haben wir „gelernt“, Kaffee getrunken, gespätstückt, über Männer lamentiert, vieles besser gewusst als alle anderen, uns getröstet oder gemeinsam gelacht. Mal zu zweit. Mal zu zehnt. Es hat immer gepasst.

Von der Wohnung aus konnten wir praktisch in die Uni fallen, ins Hochschulradio oder an den Aachener Weiher. Das ist für mich noch immer mein alter Vorgarten. In manch einem Sommer haben wir da jeden Abend gegrillt und im Gras rumgelegen. Um es mit den Worten von Bosse zu sagen: „Das war die schönste Zeit.“ Das stimmt aus der jetzigen Sicht, aber fest steht: Natürlich verklärt es alles zu einem positiven Brei mit den Jahren Abstand, die dazwischen liegen. – So als hätte socj von ganz allein ein Instagram-Filter darüber gelegt, der alles weich zeichnet, so dass man nur noch alles Schöne sieht.

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Aachener Weiher

Weisst du noch? Erinnerungen schlagen wie Blitze ein

Am Samstag strahlt die Sonne mit sich selbst um die Wette – Köln hat sich noch schöner gemacht als es eigentlich ist. Wir laufen durch die Innenstadt und mein altes Viertel. Wie kleine Blitze schlagen die Erinnerungen dabei ein: „Pssst: Weisst du noch, wie du im November bei Kälte barfuß durch die Lindenstraße gelaufen bist, weil du auf den hohen Schuhen nach der Party nicht mehr gehen konntest?“ „Ja, ich weiß. Ich kann noch immer nicht auf High-Heels laufen.“

„Und weisst du noch, wie du an der Ecke mitten in der Nacht auf den einen Kerl gewartet hast, obwohl du eigentlich wusstest, dass das ne blöde Idee war?“ „Jaaa, danke. Daran wollte ich eigentlich nie mehr denken.“ „Uuuund weisst du noch, wie du noch mit 24 Jahren im Roseclub nach dem Ausweis gefragt worden bist? Wenn du da dienstags immer hingerannt bist, um wieder und wieder die gleiche Indie-Mucke zu hören? Franz Ferdinand, Kaiser Chiefs… Mando Diao?“ „Hm ja. Roseclub. Gibts nicht mehr. Hat wohl doch irgendwann jemand gemerkt, dass die Musik gerade out ist. Schade eigentlich. Aber wenn ich ehrlich bin, würde ich auch nicht mehr hingehen.“

Alles fängt an sich im Kopf zu drehen. Das war eigentlich nicht alles schön, denke ich, durchbreche die Nostalgiewand und bin kurz ehrlich zu mir selbst.. Aber es war eigentlich alles wichtig. Es waren viele wertvolle Erfahrungen dabei.

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Straßenfest

Wegbier am Brüssler Platz

Am Abend laufen wir über ein Straßenfest, danach gibt es Schnitzel und dann Bier auf die Hand. Es ist einer dieser wenigen lauen Sommerabende, wo du dir die Bar komplett schenken kannst und einfach von Platz zu Platz ziehst, weil es warm genug ist draußen zu sitzen. Das Leben fühlt sich leicht an und ich beginne durch die Straßen zu tanzen. Montag? Gibt es nicht mehr, oder? Von mir aus könnte es ewig so weitergehen. Wenigstens für einen kleinen Moment bilde ich mir ein, dass die Zeit still steht, dass das einer von vielen Tagen in Köln ist. – Und dann falle ich ins Bett und merke, dass schon Sonntag ist. Ich muss bald zurück.

Die letzten Stunden verbringen wir am Rhein. War hier nicht immer alles dreckig und unfertig? Eine schöne Promenade gab es doch früher immer nur in Düsseldorf. Jetzt nicht mehr. Von Deutz aus kannst du jetzt den Dom in all seiner Pracht bewundern, während du auf den breiten Stufen der neuen, leuchtenden Promenade sitzt. Wahnsinn. Ich habe nicht mehr damit gerechnet, dass das noch passiert. Aber geil! Die Zeit bleibt offenbar doch nicht stehen. Die Stadt ist mit den Jahren noch schöner geworden.

In Köln kann ich „ich“ selbst sein

Ach Köln, du schnodderiges, einfaches und doch so bezauberndes Ding. An keinem anderen Ort in Deutschland habe ich so sehr das Gefühl „ich“ sein zu können wie hier. Mal zufrieden, mal auf der Suche nach neuer Inspiration. Ich würde mich sehr freuen, wenn das Leben mich mal wieder ans Rheinufer spült. – Ob kürzer oder länger. Da lasse ich mich gern überraschen.

Bis bald, Köln! Ich komme wieder. Bestimmt. Irgendwann, wenn die Zeit gekommen ist. – Denn jetzt bin ich sicher: Diese Liebe zerbricht nicht. Sie bleibt und wartet geduldig. Solange ich in Karlsruhe wohne.

Lieblingsplätze in Köln:

Aachener Weiher

Der einfache Park im Herzen der Stadt, wo im Sommer die ganze Wiese mit grillenden Menschen übersät ist, ist einfach unfassbar schön. Der erweiterte Garten, für alle, die sich keinen leisten können.

Rheinstrand Rodenkirchen

Einfach aufs Fahrrad und immer am Rhein entlang Richtung Rodenkirchen fahren: Am Schokoladenmuseum vorbei immer weiter bis es am Rhein auf einmal einen richtigen Strand gibt. Hier fühlst du dich im Sommer wie am Meer in Italien. Im Rhein kannst du dich zwischendurch erfrischen und meistens kommt ein Eiswagen vorbei. Besser als ein Wochenendtrip

Schnitzel bei Oma Kleinmann

Ich liebe ursprüngliche, einfache Orte, bei denen du weisst was du hast. Bei Oma Kleinmann gibt es seit Jahren die gleichen Schnitzelgerichte. Du bekommst immer so viel zu essen, dass du dir das halbe Schnitzel einpacken lassen kannst und dazu nette, kölsche, derbe Bedienung. Ich war dieses Wochenende nach Jahren nochmal da und kannte noch die ganze Belegschaft.

Flohmarkt „Alte Feuerwache“

Meine liebste Beschäftigung sonntags nach langen Partyabenden: Mit dem Rad zur alten Feuerwache und über den Flohmarkt schlendern. Die frische Luft und die vielen Eindrücke helfen dabei, den Kater zu vertreiben und wieder zu sich selbst zu finden. Es ist einer dieser heilsamen Orte, wo die Welt perfekt erscheint. Und nebenbei findet man da wirklich geile Sachen.

Party Radio Sabor – Club Bahnhof Ehrenfeld

Mach den Reggaeton lauter, dann hab ich auch was zu feiern! Ich liebe Latino-Musik, ich kann mir nicht helfen. Zum Glück gibt es in Köln so viele Menschen, die Regionalwissenschaften Lateinamerika studieren, dass dabei eine gute Partyreihe rausgesprungen ist: „Radio Sabor“ – Latino-Musik die ganze Nacht lang. Muss man halt mögen.

Mäuerchen an der Zülpicher und Brüssler Platz

Zwei Orte, wo sich seit Jahren abends Menschen zusammenfinden und ihr Kioskbier genießen. Einfach so. Mehr ist es nicht, aber wertvoll: Für den Start in eine lange Sommernacht, für die Suche nach bekannten oder neuen Gefährten.