Warum immer diese Angst? – Eine Portion Leichtigkeit bitte!

Der Rucksack steht neben der Tür. Ich seufze und hebe ihn auf den Rücken und die Reise geht los. Wieder einmal. Ich hoffe ich habe nichts vergessen. Drei mal checke ich auf dem Weg zu Bahnhof, ob der Pass da ist, wo er sein soll. Im Kopfe gehe ich nochmal alles durch, was ich vorher erledigen und einpacken wollte. Natürlich mache ich mir was vor, denn wenn ich etwas vergessen haben sollte, ist es jetzt eh zu spät. Nur eins ist auf jeden Fall am Start – immer und immer wieder – mein Kloß im Hals. Die Angst. Ich weiss nicht einmal wovor. Aber ich habe andauernd Angst. Ich glaube aber, dass wir viel zu selten darüber sprechen. Deshalb mache ich das jetzt!

Beim Start jeder Reise ist es immer wieder so: Auf einmal fühle ich mich klein und unbedeutend. Denke daran, dass ich gerne 5 Jahre alt wäre, an der Hand von Mama und meine einzige Sorge: Ist der Teddy dabei? Neidisch gucke ich in solchen Momenten auf die Kinder, die von ihren Eltern am Flughafen zum Gate gezerrt werden. Träge und müde trotten sie vor sich hin und ihnen ist egal wo es hingeht. Hauptsache Mama ist dabei und zeigt den Weg.

Angst
Ich überwinde die Angst, weil ich weiß wofür!

Aber das ist vorbei. – Was ich einpacke oder ob ich mir am Flughafen einen mega teuren Kaffee leiste. Ich muss, ich darf alleine entscheiden wann es losgeht und wohin. Es liegt an mir die Herausforderung anzunehmen und die Reise mit einem „Puh“ und dann einem Lächeln anzugehen.

Wer erfindet einen Laden voller Leichtigkeit?

Kaffee gönnen oder nicht? Keiner nimmt einem die Entscheidung ab

Guten Tag, ich hätte gern eine Tüte Selbstbewusstsein und eine Portion Leichtigkeit!“ Wie gern würde ich in solchen Momenten ein wenig Power einkaufen gehen und mich damit auftanken bis ich fast platze vor „ich-schaffe-alles“. Aber so bin ich nicht. Den Mut und die Freude erarbeite ich mir jedes Mal aufs Neue. Das ist immer wieder hart.

Die Angst beim Start einer Reise ist das Eine. Ich könnte euch eine lange Liste machen mit allem wovor ich Angst habe. Sie gehört zu meinem Leben dazu und die Kraft, die nötig ist, um sie zu überwinden auch. 

 

Angst beim Surfen

Jedes Mal wenn ich surfen gehe, habe ich Schiss kurz bevor es wieder ins Wasser geht. Bei den ersten Wellen, die ich gerne anpaddeln würde, entscheide ich mich oft kurz vor Take Off dagegen und lasse sie vorbeiziehen – aus Angst. Es sind wunderbare, nicht ergriffene Chancen, die zu Schaum und Weißwasser werden. Klar, sobald die Welle gebrochen ist, ärgere ich mich. Irgendwann – meistens sehr plötzlich –  packt es mich dann aber doch. Ich halte inne, bewundere den wunderschönen Ort, an dem ich gerade sein darf und ich paddle bis ich meine Arme nicht mehr spüre und eine Welle bekomme. Genau dann weiss ich wieder, warum es sich lohnt die eigene Angst zu überwinden.

Angst
Es ist die Überwindung immer wert: Das Gefühl beim Surfen

Beim Snowboarden ist es dieser erste Moment oben an Hang. Auf einmal sind diese Gedanken wieder da. „Wie war das nochmal mit den Kurven? Es ist steil, da sind Menschen und ich habe das bestimmt alles verlernt.“ Quatsch! Snowboarden ist wie Fahrradfahren. Es bleibt. Und nach der ersten Abfahrt über den weißen Puder ist die Angst verflogen. Dann bin ich ihr wieder gewisser Weise davongefahren.

Oder die Angst vor Neuem…

Zweite große Liebe: Snowboarden
Zweite große Liebe: Snowboarden

Oder erinnern wir uns an den ersten Tag im neuen Job oder im neuen Aufgabenbereich. Innerlich zittere ich komplett und dann sage ich mir: „Athene, du hast schon den ersten Tag an der Schule überlebt. An der Uni. Bei der Abschlussprüfung. Damals beim Radio. Und im Volontariat. Und und und.“ Ich versichere mir selbst: Das ist ein Tag wie gestern, er wird genauso vorbeigehen und hinterher wirst du schlafen gehen und dich fragen: „Warum diese Angst?“ Na, weil sie dazugehört. Weil sie zum Kreis des Auf und Abs gehört. Weil das Leben viele Facetten hat und die Angst ist eine davon. Bei manchen größer, bei anderen kleiner. Sie ist bitter und gewaltig – aber zum Glück überwindbar!

Ein Platz für die Angst

Und genauso ist es auch beim Reisen. Die Angst und sie zu überwinden, gehört  einfach dazu. Ich glaube ich brauche sie, um mit jeder Herausforderung wieder über mich hinauswachsen und es mir beweisen zu können. – Ohne Angst kann mein Herz auch nicht die große Freude hinterher in dieser starken Intensität wahrnehmen. Und die ist immer wieder unbeschreiblich. Also gebe ich der Angst ganz offiziell ihren Platz in meinem Leben.

Angst überwinden heisst: Wellen oder Hürden nehmen, mal hinfallen, aufstehen, trotzdem lachen, kurz verschnaufen, weitermachen – bis zu den Glücksmomenten, wenn alles strahlt – inklusive man selbst. Und genau dafür lohnt sich das Leben.

Herz
Angst überwinden = gut fürs Herz

Valparaíso ist eine Schatzkiste – un cofre del tesoro

Von weitem – vom Meer aus – sieht Valparaíso aus wie ein Farbenmeer: Lauter bunte Flecken am Hang. Wenn wir uns der Stadt nähern, wird bald klar: Diese vielen bunten Tupfer sind eigentlich Häuser am Hang. Aber sie sind unfassbar bunt geraten und die vielen Häuser reichen bis weit hoch auf die Hügel. Vor zehn Jahren habe ich mich in Valparaiso verliebt. Hier erzähle ich euch, wie es dazu kam. 

Ich wusste vorher nicht, dass ich eine Stadt vermissen könnte, wie einen Freund. Und dass Abschied aus einer Stadt sich anfühlen könnte, wie ein Abschied von tollen Menschen am Flughafen.

Valparaiso
Kunst auf dem Bauzaun

Bald ist es wieder soweit: Ich werde wieder in Chile sein. Endlich. Und auf Valparaíso freue ich mich am meisten. Ich habe Schmetterlinge im Bauch, wenn ich daran denke. Ein berühmter Song über Valpo beginnt mit den Worten: „Eres un arco iris de múltiples colores“ – du bist ein Regenbogen aus vielen Farben. Ja, das ist kitschig, gleichzeitig wunderbar, denn es stimmt einfach. Nicht nur die vielen Häuser auf den Hügeln, den so genannten Cerros sind bunt angestrichen.

Vor 10 Jahren habe ich mich in die Stadt verliebt

Du kannst stundenlang durch die kleinen Gassen schlendern und immer neue Streetart finden. Es gibt immer neue Wandgemälde. Die ganze Stadt ist praktisch eine Schatzkiste für alle die, die sie öffnen und wirklich sehen wollen. Viele andere verlassen Valparaíso wieder. Wie oft bin ich schon von Chilenen gefragt worden: „Was? Deine Lieblingsstadt ist Valparaíso? Enserio? Da ist es doch so dreckig und unordentlich.“ Ja das stimmt auch.

Die vielen Facetten von Wellblech und Rost

Das gehört einfach dazu. Der Regenbogen ist nämlich für alle da, die ihn wollen – in allen Farben. Jeder der will, kann hier etwas finden: Liebe, Streetart, Mode, Kunst, Architektur, Menschen, urige Hafenkneipen…

Streetart
Murales
Valparaiso
Zwischen „Ascensor Reina Victoria“ und Cerro Alegre

Ich bin schon sehr gespannt darauf wie sich Valparaíso verändert hat und werde es euch natürlich dann zeigen. Bis dahin schwelge ich in Erinnerungen. Ich finde es faszinierend wieviele Emotionen diese Bilder auch Jahre später noch bei mir auslösen.

Auto passt sich seiner Umgebung an.

Wenn ich die Augen schließe, rieche ich wieder das Meer in der Luft, ich höre ein Schiffshorn aus der Ferne und meine Beine schleppen sich den Hügel hinauf. Wieder und wieder. Ich bleibe stehen. Halte inne. Und alles ist perfekt.

 Chile

Valparaiso – amor de mi vida

Desde el barco Valparaíso se ve como un mar de múltiples colores. De cerca vemos que los colores son casitas construidas arriba en los cerros. Hace 10 años me enamoré de Valparaíso. Antes no sabía que es posible extrañar a una ciudad como un amigo. Pero si: Es posible. Lo he vivido y lo sigo viviendo.

Mural Cerro Alegre

Luego estaré denuevo en Chile. Por fin. Y tengo muchas ganas de ver a Valparaíso. Tengo mariposas en el estomago cada vez que pienso en Valparaiso y su belleza eterna. Muchos conocen el comienzo de la famosa la canción: Eres un arco iris de múltiples colores. Y eso es verdad. Así es mi Valparaiso querido. Muchas casas están pintadas en múltiples y además puedes caminar por los cerros, pasear por los callejones e encontrar obras y murales en las paredes. Increible.

Apaga la tele
Dieses Andenken haben viele aus Valparaiso. Aber es gehört dazu. Dafür steht Valpo.

La ciudad es como un cofre del tesoro para todos aquellos que lo quieren abrir y ver que hay ahí. Los demás se van de Valparaíso diciendo que es un lugar sucio y peligroso. Claro que hay lugares sucios ahí. Pero eso no es todo. Los que quieren pueden encontrar algo bello en Valparaiso: Amor, murales, streetart, arte, moda, arquitectura, personas, bares y mas.

Fundstück vom alten „Parque cultural Ex-Carcel“

Tengo muchas ganas de ver como Valparaíso ha cambiado. Como se ve ahora. Hasta verlo en un més tengo mis memorias. Es impresionante cuantas emociones se suben a mi cuerpo, mirando estas fotos antiguas. Cuando sierro mis ojos siento el olor del sal en el aire y escucho un cuerno de la nave. Mis piernas están cansadas por caminar subiendo y bajando los cerros bellos. Me detengo, hago un pausa y todo es perfecto.

Chile
Ja, die Schönheit von Valparaiso ist schwer in Worte zu fassen

Pläne für 2016

Das Wort Vorsatz ist unsexy. Ich glaube das liegt aus den Worten, aus denen es zusammengesetzt ist: „Vor“ und „Satz“. Warum braucht ein „Satz“ ein „Vor“ und wo führt das hin? Was soll das? Braucht ein Vorsatz nicht auch einen entsprechenden Nachsatz, der überprüft, ob aus dem Vorsatz auch was geworden ist? Vielleicht.

Wir befinden uns in dieser seltsamen Zwischenzeit: Nach Weihnachten und bevor das neue Jahr beginnt. In jedem Fall für mich eine gute Zeit Pläne zu schmieden für das neue Jahr und auch die Zeit, um zu überlegen was nächstes Jahr anders, im besten Fall genialer laufen soll als 2015. Ich meine also eigentlich nicht wirklich Vorsätze für 2016 sondern Pläne. Phantasien. Ideen. Luftschlösser. Andere Wege. – Hier kommen meine 8 wichtigsten für das neue Jahr.

1. Auch mal in der Nähe bleiben.

2015 ging es nach Neuseeland und nach Bali. Zwei wundervolle Ziele, die mein Leben sehr bereichert haben. Aber zu beiden Zielen hin führte jeweils eine sehr lange Reise mit dem Flugzeug. Auf dem Weg nach Neuseeland hatten wir sogar 12 Stunden Aufenthalt in Singapur am Flughafen. Das ist zwar einer der genialsten Flughafen der Welt (mit Swimmingpool, Massagesesseln und Kino für umsonst) und trotzdem war die ganze Reise einfach zu lang. Im nächsten Jahr möchte ich mehr Reisen in Europa machen, denn ich bin sicher: Hier gibt es noch genug zu entdecken! Und weniger Zeit im Flugzeug heisst mehr Zeit am Urlaubsort. Im September geht es zum Beispiel nach Portugal. Nachdem mich Porto dieses Jahr schon angefixt hat mit seiner unendlichen Schönheit, bin ich gespannt darauf die Küste entlangzufahren und zu surfen.

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Porto

2. Eine neue Reise planen, bevor die aktuelle Reise vorbei geht

Es ist wohl eine Krankheit von vielen Reisesüchtigen: Wenn eine Reise vorbei ist, fällt man kurz in ein schwarzes Loch. Sobald ein neuer Reiseplan steht und wir uns auf etwas freuen können, ist alles wieder gut. Deshalb möchte ich versuchen immer schon einen kleinen Reiseplan zu haben, noch bevor ich von einer großen Reise zurückkomme. Oftmals reicht da ja schon ein Wochenendtrip mit einer guten Freundin nach London oder ein paar Tage snowboarden auf dem Feldberg im Schwarzwald. Mir fällt das Heimkommen immer viel leichter, wenn ein neuer Plan ansteht – und das möchte ich 2016 bei jeder Reise so machen. Vielleicht schaffe ich es ja so endlich zwischen den Reisen mehr im „hier“ und „jetzt“ zu leben und weniger auf die Reisen hin.

3. Länger offline Urlaub

Eine Woche schaffe ich! Das habe ich mir im Sommer 2015 schon bewiesen, als ich mit meiner Familie und meinem Freund eine Woche in Italien am Lago d’Orta war. In dieser Woche habe ich komplett auf das Internet verzichtet und es war ehrlich gesagt viel leichter als ich vorher dachte. In den ersten zwei Tagen habe ich noch nervös zum Smartphone gegriffen um zu gucken, ob nicht doch was ankommt – irgendwann lässt es nach (Typisches Sucht-Ding). Das Geniale ist, als ich akzeptiert hatte, dass da nichts kommt, habe ich mich viel besser erholt. – Und hinterher als ich wieder online gegangen bin, hab ich gemerkt: Ich habe NICHTS verpasst! Gar nichts. Deshalb möchte ich nächstes Jahr ich den Versuch auf zwei Wochen ausweiten.

4. Weniger Gepäck

Ich weiss es eigentlich längst und doch nehme ich immer wieder zu viel mit auf Reisen und schleppe viel zu viel mit mir herum. Zu Hause beim Packen denke ich immer: Ich brauche die 5 Kleider plus 10 Bikinis und 7 Shorts plus 5 Röcke. Ist natürlich quatsch und immer wenn ich nach 3 bis 4 Wochen wieder zu Hause ankomme, packe ich aus und finde viele Dinge, die ich nicht einmal getragen habe im Urlaub. Deshalb schreibe ich es diesmal auf! 2016 wird alles anders – und das Gepäck leichter.

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Meistens zu viel Gepäck dabei – auch in Thailand 2014

5. Öfter anhalten und inne halten

Gerade in Neuseeland habe ich es zu selten gemacht: Innehalten, anhalten, stoppen und verarbeiten wie großartig gerade alles ist. Der Rucksack ist schwer, man schwitzt, wartet auf den Bus oder die Fähre, die Menschen im Hostel sind laut und schnarchen, wir müssen noch 300 Kilometer fahren bevor es dunkel wird, wo ist der nächste Supermarkt – was esse ich eigentlich heute Abend? Tausend Dinge sind mir beim Reisen an wundervollen Orten schon durch den Kopf gegangen, die mein Erlebnis im Moment getrübt haben. Auf Reisen in Zukunft möchte ich mir mehr Zeit nehmen um mich zu schauen, Menschen zu beobachten und stehen zu bleiben: Auf der Landstraße, weil die Hügel gerade aussehen, wie auf dem Hobbit-Land geklaut. – Oder an der Klippe, weil das Wasser unverschämt blau und klar ist. – Oder auf dem Surfboard, weil das Leben gerade einfach perfekt ist: Anhalten, ausruhen und Stille, Geräusche und Aussicht genießen.

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Hier in Krabi – Thailand wäre ich gern angehalten und länger geblieben.

6. Weniger Stationen auf Reisen

Ich war noch nie ein Fan davon Stationen auf Reisen abzuklappern. Und dennoch: Wenn ich an Ziele komme, wo ich das Gefühl habe: Vielleicht komme ich nicht so bald wieder, dann möchte ich einiges sehen. Und doch hatte ich die besten Einblicke, die größte Erholung und das ganzheitlichste Urlaubsgefühl immer dann, wenn ich mindestens 4 Tage Zeit an einem Ort hatte. Wenn ich nicht nur daran denken musste, wann morgen der Bus nach sonstwo geht und, dass ich vorm Schlafen gehen doch dringend noch meinen Rucksack packen muss. – Sondern dann wenn ich einfach Zeit hatte in den Tag hinein zu leben. Wie in Raglan, Neuseeland zum Beispiel. Davon möchte ich nächstes Jahr mehr.

7. Mehr Freunde in Deutschland und Umgebung besuchen

Wie oft schreibe ich mit guten Freunden hin und her: „Hoffentlich sehen wir und bald wieder – komm doch mal vorbei.“ Klar, manchmal sind das nur Sprüche. Oft meine ich es aber wirklich und und merke am Ende des Jahres, dass ich mir die Zeit doch nicht genommen habe. – Arbeit hier, weite Strecke da… bla bla. Auch Besuche bei Freunden in anderen Städten in Deutschland können großartige kleine Reisen sein, bei denen man neue oder fast vergessene Orte (wieder-)entdeckt. Mehr davon – 2016!

8. Zufriedenheit mit in den Alltag nehmen

Auf Reisen mag ich alles lieber. Auch mich selbst. Nächstes Jahr möchte ich dieses Glücksgefühl und diese innere Zufriedenheit mit mir selbst endlich mit nach Hause nehmen und behalten. – Diese Schmetterlinge im Bauch, wenn ich die Freiheit und das Leben spüre. – Und wenn ich merke, dass eigentlich alless ganz wunderbar ist wie es ist.

Weihnachten in Chile: Wie kommt man in Stimmung bei 40 Grad

Dieses gemütliche Kuschelgefühl vor Weihnachten, wenn alles nach Keks riecht und die Lust auf Glühwein jeden Tag wiederkommt. Wo ist das in diesem Jahr? Wie komme ich in Weihnachtsstimmung? Bei mir hat sich das Gefühl jedenfalls nicht blicken lassen. Es weihnachtet sehr – allerdings nur auf dem Kalender, denn es ist der 20. Dezember. Wir haben sogar schon Plätzchen gebacken, aber es ändert nichts.

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Wahnsinn! Eben habe ich die vierte Kerze auf unserem Adventskranz angezündet und gehofft das würde irgendetwas ändern und das Weihnachtsgefühl doch noch herschicken. Bisher vergeblich. Irgendwie auch klar: Draussen ist es 15 Grad warm, ich traue mich noch nicht einmal an Schnee zu denken, ich glaube ich habe sogar vergessen wie der aussieht.

Das wird nicht das erste Weihnachtsfest sein, dass ich bei warmen Temperaturen verbringe. Ich bin in Chile geboren – an die ersten Feste da kann ich mich allerdings nicht erinnern, wohl aber an ein Weihnachtsfest dort mit 16. Ich war im Schüleraustausch für sechs Monate in Santiago bei meiner Gastfamilie und habe da zum ersten Mal Weihnachten bei 40 Grad erlebt. Das ironischste war damals für mich, dass in diversen Shopping-Malls in Santiago riesige Weihnachtsbäume standen – oft mit Kunstschnee bedeckt und manchmal saß daneben noch ein Weihnachtsmann, der sich die Wünsche der Kinder angehört hat. Das wirkte immer wie im falschen Film: Strahlender Sonnenschein draussen, alle rennen im leichten T-Shirt rum und in der Mall läuft Jingle Bells in Dauerschleife. Damals dachte ich schon: Darauf könnt ich jetzt auch verzichten.

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„Weihnachtsbaum“ in der Innenstadt von Santiago

Selbst bei meiner Gastfamilie zu Hause gab es einen Weihnachtsbaum. Nein, der wurde nicht von weit her geschickt, der war einfach 1 Meter groß, aus Plastik und komplett weiss. Äh ja. Weil ja Schnee und so. Egal. Jedenfalls hatten wir so einen Ort, wo wir unsere Geschenke drunterlegen konnten. Aber ansonsten war dieses Weihnachten eher eine große Sommerparty mit Grillen und zum Nachtisch sind wir alle in den Pool gesprungen. – Auch so kann Weihnachten sein. Auch wenn die Stimmung nicht wirklich besinnlich war. Es war ein großes Fest mit großartigen Menschen und viel Wärme – in jedem Sinne.

Weihnachten am Strand – ungewohnt großartig

Als ich 2007 im Juli für ein Jahr nach Chile gegangen bin, um in Valparaiso zu studieren, war klar: Das wird wieder ein Weihnachten ohne Schnee und Minusgrade. Diesmal war aber etwas anders: Meine Mutter hatte sich angekündigt. Sie hat mich von Anfang Dezember bis Januar besucht und diesmal sind wir gemeinsam in die weihnachtlichen Traditionen meiner Gastfamilie eingetaucht. Hol dein schönstes Sommerkleid raus und es geht los: Am 25. Dezember sitzen dort immer alle an einer langen Tafel im Garten – dazu natürlich: gegrilltes Fleisch und Fisch, chilenischer Wein und Pisco Sour. (Das beste chilenische Getränk überhaupt!) So also auch in diesem Jahr. Hinterher werden Geschenke ausgetauscht – irgendjemand bekommt immer etwas mit „Hello Kitty“ – Aufdruck geschenkt. Ich glaube in jenem Jahr war ich es selbst. Ganz angenehm ist insgesamt, dass die Geschenke eher klein sind – kleine Aufmerksamkeiten.

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Weihnachten am Strand: Reñaca

Am zweiten Weihnachtstag sind wir ans Meer gefahren, durch den warmen Sand gelaufen und konnten unser Glück nicht fassen. – Wir hatten so viel auf einmal: Wieder wenig besinnliches mit Plätzchenduft, aber dafür Menschen, die wir gern haben um uns herum und einen Sommerurlaub mit Entspannung am Meer in Reñaca bei Valparaiso.

Auch ohne selbstgebackene Kekse, Glöckchen und Glühwein werde ich dieses Weihnachtsfest nie vergessen, denn das wichtigste an Weihnachten ist und bleibt für mich die Zeit mit Freunden und Familie: Das Beisammensein, essen, Unsinn reden, Witze machen und die Menschen, die man besonders gut kennt, necken.

Meine Gastfamilie ist für mich mehr „Familie“ als „Gast“ geworden. Auch da bekomme ich seit jeher viel Wärme – jedes Mal wenn ich da bin, ganz egal wie lang das letzte Mal her ist. Ihr werdet es schon gemerkt haben: Familie ist für mich weit mehr als direkte Verwandtschaft. Familie sind alle Menschen, mit denen ich gelebt habe und die mich über die Jahre geprägt haben. Das sind die Menschen mit denen ich lachen und weinen kann. – Und die, an denen ich mich reiben kann! Familie, das ist ein Ort, wo Streit ok ist und schnell wieder vergessen wird. Wo man nach den Weihnachtstagen wegfahren kann und sich kurz denkt: Zum Glück kann ich wieder heim. Und zwei Tage später vermisst man sie schon wieder.

Ich denke es ist ein Geschenk, wenn nicht jedes Weihnachtsfest genau gleich nach Schema F abläuft. – Wenn Weihnachten nicht nur Routine und Tradition ist.

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Sonnenuntergang an Weihnachten in Reñaca

Nach einem solchen Jahr in Chile mit Sommer-Weihnachten konnte ich mich wieder richtig auf die ganzen Weihnachtsdates mit den Verwandten in Aachen und Umgebung freuen. – Auch auf den Glühwein und die wuselige Stimmung in den Innenstädten kurz vor Weihnachten.

Vielleicht ist es ja mit diesem warmen 2015 auch so: Es ist einfach ein etwas anderes Weihnachtsfest. Ich war dieses Jahr zum Beispiel noch kein einziges Mal auf dem Weihnachtsmarkt. Es war einfach nicht kalt genug. Aber 2016 gibt es ja hoffentlich wieder die Möglichkeit. Und bis dahin freue ich mich auf die kommenden Weihnachtstage in Aachen und die Frankfurter Umgebung. Am 24. werden wir auf der Fahrt nach Aachen eine Weihnachtsplaylist auflegen, mitsingen und spätestens am Weihnachtsbaum ist es dann wieder da: Das warme Familiengefühl.

Reisetipps: Die Top3 Highlights auf Bali

Bali ist wirklich der ein Traum: So viele malerische Orte gibt es auf dieser Insel. Da ist es schwierig, die passenden für die eigene Reise auszuwählen. Hier habe ich euch meine Top 3 Highlights zusammengefasst. Natürlich gibt es aber noch viele weitere wunderschöne Stellen.

Sonnenuntergang Uluwatu

Du läufst durch die Straßen von Kuta und kannst dich vor Straßenverkäufern nicht retten, überall Touristen und du sehnst dich nach Einsamkeit – und dann erkundest du die Insel auf dem Roller, kannst zwischendurch vor Staub nicht atmen, aber es lohnt sich: Irgendwann landest du an atemberaubenden Felsen mit Aussicht auf eins der vielen Surferparadiese. Zum Beispiel Uluwatu: Vom Warung (Restaurant) aus siehst du wie die Sonne verschwindet und all den Zaber unwirklich erscheinen lässt. Auch ein „Kneifmichmalbitte“ kann daran nichts ändern. Bali hat unfassbar schöne Ecken. Man muss sich nur aufmachen und sie suchen – jenseits der Hotelburgen und Fake-Klamottenläden.

Rutschen im Waterbom

Das schönste in Kuta ist eindeutig der Wasserrutschenpark: „Waterbom„. Da kannst du den ganzen Tag über deinen Mut testen und Spaß haben. Auch wenn der Eintritt nicht ganz günstig ist: Es hat sich gelohnt – vor allem wegen der vielen kreativen Rutschen dort: Von Boomerang, über Rutschen, wo sich unter einem eine Klappe öffnen, bis hin zu ewig langen Reifenrutschen ist alles vorhanden.

Dinner in Jimbaran

In Jimbaran kannst du das romantischste Dinner deines Lebens genießen. Die Tische stehen abends direkt im Sand am Strand, so dass die Brandung bis kurz vor die Stühle rauscht. Den Fisch gibt’s da nur im Kilopreis – immer frisch und lecker. Zu zweit sind wir für 20 Euro satt geworden und hatten den schönsten Abend der Reise.

Skurrile Geschichten aus Bali findet ihr hier. Und das ist mein Lieblingsstrand: Thomas Beach.

Entscheidungen des Lebens: Was wäre wenn?

Wie wäre es gekommen, wenn ich mich damals für den anderen Job entschieden hätte? Wenn ich nach dem Abi wirklich auf die Musicalschule gegangen wäre und nicht an die Uni Köln? Wo wäre ich wohl jetzt, wenn ich nach dem Auslandsemester nicht zurückgekommen wäre? Hier ein paar meiner Gedanken dazu.

Es gibt so unfassbar viele Möglichkeiten. Andauernd kommen wir an eine Kreuzung und müssen uns entscheiden und an einem Sonntag wie heute, da denke ich gern darüber nach, welche vielen anderen Leben ich noch hätte leben können – wenn ich mich denn anders entschieden hätte. Das heisst natürlich auch, dass ich mich kurz frage: „Hätte alles irgendwie besser oder einfacher sein können?“

Das Beste wäre natürlich, sich einfach über das zu freuen, was man gerade hat. Nur ist das tausendfach schwerer als es klingt. Schmeckt doch das Selbstmitleid manchmal besser als das dritte Bier und leichter runter geht es auch! Aber wem bringt es was? Am nächsten Tag nach dem Selbstmitleid ist es wie nach sieben Bier: Matschig, verkatert und kein bisschen glorreicher als vorher. That’s what it is. That’s life.

Aber spielen wir es durch. Was wäre gewesen wenn?

Was wäre gewesen, wenn ich mich wirklich an der Musicalschule beworben hätte? Danach wäre ich mit etwas Glück im Ensemble von König der Löwen in Hamburg gelandet und hätte ein paar Jahre lang hinten rechts in der Ecke gestanden, um den Teil eines Elefanten zu spielen und im Chor zu singen. Toll! Klingt kein bisschen nach Ruhm und Freude jeden Abend, wenn ich nach Hause gekommen wäre, meine Füße geschmerzt hätten. Und dann hätte ich mir mit Sicherheit furchtbar leid getan, weil ich keine Freunde finde in Hamburg. Denn ich hätte ja nie Zeit gehabt, wenn alle anderen Feierabend haben.

Gut, dass ich das nicht getan hab! Puh!

Backpacker für immer?

Oder aber ich wäre in Lateinamerika hängen geblieben – nach dem Auslandssemester. Hätte nen Job in einem Hostel angenommen, weil da jeden Abend Party war. – Weil die Backpacker alles locker nehmen und nicht an morgen denken. – Übermorgen existiert überhaupt nicht. Klar – durch die verklärte Brille sieht es immer alles easy und fancy aus, all das was wir doch nicht getan haben. Dann verklärt es unter einem Nostalgiefilter. Aber ohne das – #nofilter: Realistischerweise hätte ich das genau eine Woche ausgehalten, denn wenn ich das dritte mal ein vollgekotztes Klo hätte putzen müssen, wäre der Rucksack schneller gepackt gewesen, als ich es mir vorstellen kann. Und wahrscheinlich wäre es dann nach Hause gegangen.

Hätte, hätte Fahrradkette!

Ja, dieser Text lebt vor allem durch „hätte, hätte Fahrradkette.“

Aber was wäre gewesen, wenn ich nach dem Studium nicht zum Radio gegangen wäre? Wenn ich mich nicht diesem „Allesistgut,wennonair-Gefühl“ hingegeben hätte, was ich vor meiner Zeit beim Radio gar nicht kannte? Wenn ich mich nicht auf Volontariate beworben hätte – und die ein oder andere Absage eingesteckt hätte und trotzdem weitergemacht hätte bis es geklappt hat? – Um danach dann in eine Stadt zu ziehen, in den Süden von Deutschland, wo ich so gut wie niemanden kannte?

Ich weiss nicht wo ich sonst wäre. Aber ich bin hier: In Karlsruhe. Meistens. Wenn ich gerade nicht reise. Und wenn ich die Nostalgiebrille ausziehe und ehrlich zu mir selbst bin, dann weiss ich warum: Weil ich den Mut hatte das zu tun, was sich richtig angefühlt hat. – Ich meine, was sich am vollkommensten angefühlt hat, von allem was ich bis dahin getan habe. – Das was meine größte Passion ist: Radio. Und ich bin froh, dass ich es getan habe. Auch wenn ich abends manchmal fluchend und fertig auf dem Bett liege. Beim Radio habe ich gelernt, dass sich Arbeit nicht wie Arbeit anfühlen muss. Und das ist ein Geschenk. – Zumindest für jetzt.

Radio
So sieht das bei mir auf der Arbeit im Studio aus

Radio- und Blogliebe

Aber ich habe auch gemerkt: Die vielen Optionen, die einen nostalgisch werden lassen, zeigen auch, dass es wahrscheinlich nicht nur einen Weg ist, der gut ist für uns. Aber es gibt nur einen, den wir für den Moment einschlagen können. Immer eins nach dem anderen. Und manchmal lassen sich Passionen kombinieren und weiterspinnen. Immer wieder höre ich Leute, die jammern, dass sie gern noch dies und jenes machen würden: Einen Blog, ein Café eröffnen, einen chinesisch Kurs, eine Weltreise und sie sagen häufig: Aber leider habe ich keine Zeit. Es tut mir leid, aber daran glaube ich nicht. Ich habe gemerkt: Wenn ich etwas wirklich wollte, habe ich dafür immer Zeit gefunden. Nicht immer sofort, aber irgendwann. Und deshalb gibt es nun – nebenher – diesen Blog und die Videos. Denn einen Reiseblog wollte ich schon sehr lange nebenher haben. Und jetzt ist es soweit. Kommt mit auf die Reise, wenn ihr mögt.

Das großartige am Leben ist doch, dass wir immer wieder neue Chancen bekommen. Wir können uns immer wieder neu erfinden – auch wenn die Entscheidungen manchmal unüberwindbar schwer erscheinen. Manchmal verstehe ich erst Jahre später, warum ich mich in einem Moment für das eine entschieden habe. Und das beruhigt dann. Und: Die nächste Kreuzung, mit der nächsten großen Entscheidung kommt bestimmt. Dann kann sich wieder alles ändern – denn der Weg ist weit und unberechenbar. Das ist das Salz im Leben.