Wedding Diaries 3: Der Tanz mit den Behörden

Wir sagen „Ja“ zueinander – vor unseren Freunden und Verwandten und hinterher ein rauschendes Fest. Ich gebe zu, ich habe es mir deutlich einfacher vorgestellt den Papierkram bei den Behörden zu erledigen. Nach dem ersten Anruf beim Standesamt dachte ich echt: Das schaffen wir nie. Aber lest selbst.

Antrag an Heiligabend, Location-Suche zwischen den Jahren und der Versuch alle Papiere möglichst schnell zusammenzubekommen. Die Feiertage rund um Weihnachten haben mich und meine Nerven stark herausgefordert. Ich dachte bei mir: „Geh ich halt kurz ins Internet auf die Seiten des Standesamtes und finde heraus, welche Unterlagen wir so brauchen“. Tja. Und dann steht da sinngemäß: Wer im Ausland geboren ist, findet hier keine Infos und muss erst einmal bei uns vorsprechen. Ganz schön lange können Feiertage dauern, wenn man darauf wartet, jemanden im Amt zu erreichen. Als es endlich soweit ist, haben wir eine Dame am Telefon, die uns erklärt, dass sie keine Beratung am Telefon macht. Der nächste freie Termin sei in 5 Wochen.

“Der nächste freie Termin beim Standesamt – in 5 Wochen”

Ich war – mal wieder – kurz vorm Ausrasten. Ungerecht. Da will man nur seine Hochzeit planen und alle stehen einem im Weg mit ihren Regeln und ihrer Bürokratie. Klar, auch 5 Wochen gehen zugegebenermaßen irgendwann vorbei. Aber in der Zeit bis dahin konnten wir uns um nichts kümmern. Und all das, weil man in einem anderen Land – in meinem Fall in Chile – geboren worden ist. Wenn beide Partner deutsche Staatsbürger sind, nicht im Ausland geboren wurden und noch nicht verheiratet waren, ist es deutlich einfacher. Die Facts dazu habe ich euch unten zusammengefasst.

Anmeldung zur Eheschließung

Im Wesentlichen sind es die folgenden Schritte, bis man in Deutschland heiraten kann: Frühestens sechs Monate vor dem Hochzeitstermin kann man die sogenannte „Anmeldung zur Eheschließung“ im Standesamt vornehmen lassen. Ab dem Termin hat man dann sechs Monate Zeit auch wirklich zu heiraten. Wenn man einfach in einem normalen Trauzimmer unter der Woche heiraten möchte, ist das normalerweise auch kein Problem. Wer etwas Spezielles möchte oder an einem besonderen Ort heiraten will, muss den natürlich länger im Voraus reservieren. Ihr seht: Hier ist viel Orga nötig und wie so oft ist der, der genau weiß was er will, klar im Vorteil.

Der “Weiße Saal” im Aachener Rathaus

Wunschort: Der Weiße Saal im Aachener Rathaus

Nachdem wir uns dazu entschieden haben auf Gut Hebscheid zu feiern, wollten wir auch standesamtlich in Aachen heiraten – und zwar an einem besonders historischen Ort: Dem „Weißen Saal im Rathaus“. Ein wunderschöner, leuchtender Raum im Rokoko-Stil: Ab 1727 haben ihn italienische Stukkateure zum kleinen Festsaal des Rathauses verziert. Ich könnte mir wirklich keinen märchenhafteren Ort im Zentrum Aachens für meine Hochzeit vorstellen!

Es gibt mehrere besondere Trau-Orte in Aachen. Diese sind allerdings schnell ausgebucht und reserviert. Und im Aachener Standesamt ist es nicht leicht jemanden ans Telefon zu bekommen. Eines Freitags habe ich innerhalb von 4 Stunden ca. 50 Mal dort angerufen, bis ich endlich eine Dame am Telefon hatte, die mir den Saal für den Vormittag unseres Wunschtermins reserviert hat. Allerdings nur bis Ende April. Bis dahin sollten unsere Unterlagen beim Aachener Standesamt vorliegen. Das heißt: Bis dahin musste es mit der Anmeldung der Eheschließung beim Karlsruher Standesamt geklappt haben.

Das Rathaus

Als der Termin im Standesamt in Karlsruhe endlich gekommen war, hat uns dort eine bezaubernde Mitarbeiterin empfangen. All meine Vorurteile, die sich nach dem ersten Telefonat breitgemacht hatten, waren wie weggeblasen. Endlich ein netter Mensch hinter der Behörde. Sie hat uns Mut gemacht, dass wir früh genug dran sind und, dass das sicher alles klappen würde. Puh. Gut für meine Nerven. Meine verschiedenen Unterlagen aus Chile und Deutschland sind daraufhin geprüft worden und Raphael musste sich eine Abschrift aus dem Geburtenregister im Amt seines Geburtsortes besorgen. Das hat sogar funktioniert ohne, dass er hinfahren musste. 2017er Style: Online beantragen und per Online-Überweisung bezahlen. Fertig.

Sechs Monate vor dem geplanten Hochzeitstermin waren wir wieder beim Standesamt: Ich konnte es kaum glauben, aber unsere Unterlagen haben soweit gepasst. Und der große Berg an Arbeit, der im Januar vor uns zu liegen schien, war auf einmal gar nicht mehr so groß.

Der Eingang vom Rathaus. Das wird der Ausblick nach der Eheschließung im “Weißen Saal” sein – auf den Marktplatz

 Soll es ein Familienname sein?

 

Am Morgen dieses Termins hat Raphael mich beiseite genommen und mir erklärt, dass er sich Gedanken über unseren künftigen Namen gemacht hat. Ich war aufgeregt wie damals an Heiligabend, als er sich auf einmal vor mich gekniet und mir den Antrag gemacht hat. Wenn man über 30 ist und heiratet, ist es -meiner Meinung nach – nochmal eine viel größere Entscheidung, ob man einen Familiennamen haben möchte, einen Doppelnamen, oder ob jeder weiterhin seinen Namen behält.

Man hat sich so oft mit Nachnamen vorgestellt, unterschrieben und seinen Namen am Telefon diktiert. Ein Name ist ja auch ein großer Teil der eigenen Identität.

Wie oft habe ich schon folgendes Gespräch geführt:

Ich: „Athene Pi Permantier heiße ich.“

Irgendjemand: „Athene Pi was?“

Pi Permantjeeeee – Pi, neues Wort, kein Bindestrich. P E R M A N T I E R.“

Oha! Das habe ich ja noch nie gehört. Woher kommt der Name? Ist das ein Künstlername?“

Ne, ein Künstlername ist es nicht. Ich bin in Chile geboren worden. Da bekommen alle Kinder den ersten Nachnamen des Vaters und den ersten der Mutter. Mein Vater heißt Pi Garcia mit Nachnamen und meine deutsche Mutter heisst Permantier. So bin ich zu den zwei Nachnamen ohne Bindestrich gekommen.“

Ach krass! Und Athene? Warum kein deutscher oder chilenischer Vorname?“

Ehrlich gesagt einfach so: Die zwei haben Homer gelesen, als meine Mama schwanger war und da haben sie über Athene gelesen und sich für diesen Vornamen entschieden.“

Familie Pi Permantier

Das ist die Kurzversion. Dadurch, dass der Nachname international zusammengesetzt ist, hat ihn niemand anderes. Und deshalb habe ich mir gewünscht, meinen Namen behalten zu können. Ich kann aber auch jeden anderen verstehen, der seinen Namen nicht ändern möchte und das hatte ich Raphael auch so gesagt. Umso geflashter war ich, als er beim morgendlichen Kaffee zu mir gesagt hat, dass er sich wünscht, dass wir einen gemeinsamen Familiennamen haben. Und dass er sich deshalb vorstellen kann, seinen Namen zu ändern.

Natürlich habe ich vor Freude Rotz und Wasser geheult, als er mir das eröffnet hat.

Und später als die Standesbeamtin uns nach Namenswünschen gefragt hat und Raphael sein Vorhaben wiederholt hat, da habe ich gleich nochmal geweint – Ganz viele Freudentränen. Es ist einfach viel zu schön: Wir werden eine Familie. Mit einem Familiennamen. Wir werden die „Pi Permantiers“. Hihi.

Nachdem wir alles auf dem Amt unterschrieben haben, ging unser Papierkram auf die Reise nach Aachen.

Aachener Altstadt

Einmal bezahlen bitte und die Trauung kann kommen

Anfang April bekamen wir endlich Post aus Aachen. Im Brief stand, dass unsere Unterlagen angekommen sind und wir nun die letzten Formalitäten erledigen können. Nach einem kurzen Telefonat mit dem Aachener Standesamt war klar: Auch da müssen wir nochmal persönlich vorbei. Wer im „Weißen Saal“ heiraten will, zahlt dafür nämlich zusätzlich 200 Euro Raummiete. Außerdem kosten Heiratsurkunden und die Eheschließung selbst nochmal Geld und das Aachener Standesamt „möchte gern, dass das in bar oder mit Karte bezahlt wird. Online Überweisung geht leider nicht.“

Im Nachhinein bin ich aber froh, dass wir auch nochmal dort waren. Der lustige Standesbeamte hatte noch viele nützliche Infos für uns. Zum Beispiel wünsche ich mir, dass ich etwas später als die restlichen Gäste in den Raum komme. (Wie man es sonst aus der Kirche kennt.) Und uns wurde versichert, dass das möglich ist. Und: Wir können auch den Standesbeamten vorher Infos über uns schicken. Zum Beispiel darüber wie der Antrag war und wie wir uns kennengelernt haben. Das wird dann in die Rede bei der Eheschließung einfließen. Das hätte ich bei einer standesamtlichen Trauung gar nicht für möglich gehalten und finde es großartig! Ich bin sehr gespannt, was der Standesbeamte aus den Infos machen und wie er die Eheschließung im „Weißen Saal“ gestalten wird.

Und damit haben wir den Tanz mit den Behörden geschafft – der große Tag kann kommen.

Der Katschhof in Aachen

Facts

  • Unterlagen, die in Karlsruhe für die “Anmeldung der Eheschließung” nötig sind: Gültiger Personalausweis oder Reisepass, Auszug aus dem Geburtenregister, Aufenthaltsbescheinigung
  • Sobald einer der EheparterInnen im Ausland geboren worden ist oder schon verheiratet war, wird es deutlich komplizierter.
  • Kosten in Karlsruhe: Anmeldung der Eheschließung mit Einbezug der ausländischen Dokumente 80 Euro. – Und für den Abgleich mit der Meldedatei 11 Euro
  • Kosten für Trauung in Aachen im Weißen Saal: 200 Euro Raummiete, Eheschließung selbst 40 Euro und drei Eheurkunden 20 Euro
  • Wichtig: Früh anfangen, Nerven bewahren und immer freundlich bleiben.

Fotos: Raphael Timm & Athene Pi Permantier

Wedding Diaries 2: Die Suche nach unserer Location in Aachen

Nach dem Antrag ist vor dem größten Batzen Planung! Die Location ist eindeutig das Herzstück der Feier und – wenn man zwischen Juni und September feiern will – lange im Voraus ausgebucht. Das mussten auch wir auf die harte Tour lernen. Lest hier, wie wir trotzdem eine geniale Location gefunden haben. Die Facts fasse ich euch – wie immer – unten zusammen.

Am Morgen nach dem Antrag war ich um 6 Uhr hellwach und habe angefangen eine provisorische Gästeliste zu tippen. Ich war voll mit Endorphinen, (und mit Whiskey vom Vorabend – Anmerkung Raphael) die mich wacher machten, als es ein Kaffee jemals könnte! Wach und voller Tatendrang. Es soll ja Paare geben, die sich verloben und danach erstmal ein paar Jahre verlobt sind bis die heiraten. Das kam für uns nicht in Frage: 2017 sollte unser Jahr werden, heiraten wollten wir am liebsten an einem Samstag Ende August oder Anfang September.

Nach einem gemeinsamen Blick auf die erste Gästeliste war klar: Mit kleiner Feier wird das bei uns nichts: Kannste vergessen, unsere Verwandschaft ist groß.

Wo soll die Feier stattfinden?

Wir leben in Karlsruhe, allerdings verbindet uns mit der Stadt nicht viel. Raphaels Familie ist in Deutschland verteilt und der größte Teil meiner Familie wohnt in Aachen. Deshalb – aber auch, weil wir Aachen einfach sehr schön finden, haben wir uns für diese Stadt entschieden: beschauliches, altes, kleines Aachen. Wir sind also nach Weihnachten zurück nach Karlsruhe gefahren, haben uns im Internet einmal quer durch die Aachener Hochzeitsbranche gelesen und diverse Locations in der passenden Größe angefragt. Um dann zu merken: Wir haben uns das zu einfach vorgestellt. Die meisten Orte waren an unseren Wunschdaten schon ausgebucht. Außerdem wollten viele Veranstalter die Preise erst nach persönlicher Besichtigung herausgeben. Und wir saßen in Karlsruhe. Na toll.

Viele Locations sind ein Jahr im Voraus ausgebucht

Wir sind also zack zack nochmal nach Aachen gefahren, haben Termine bei jeder schönen Location vereinbart und einen Besichtigungs-Marathon veranstaltet: Zwei Tage mit jeweils drei Terminen. Das war anstrengend und effizient zugleich. Außerdem konnten wir uns so schnell an den Gedanken gewöhnen, dass eine Party, wie wir sie uns wünschen teuer ist. Denn wenn viele Menschen mit Musik, Essen und Getränken versorgt werden, wird es schnell teuer: Pro Gast kann man mit mindestens 80 Euro Kosten rechen. Aber bei den meisten Locations geht die Rechnung erst ab 100 Euro pro Gast auf und das sind am Ende DIE Kosten, die eine Hochzeitsfeier mit vielen Gästen teuer machen.

Locations besichtigen

Ich kann euch nur raten: Nehmt euch die Zeit und besichtigt die Locations, die für euch in Frage kommen persönlich. So bekommt ihr nicht nur ein besseres Gefühl für den Raum und die Umgebung, sondern auch für die Veranstalter. Hat man das Gefühl im Gespräch mit ihnen gut aufgehoben zu sein? Wie reagiert er auf Fragen nach Extrakosten? Was ist es für ein Gefühl im Raum zu stehen? Passt der Raum von der Größe her? Er sollte ja auch nicht zu groß sein…

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Vaalsbroek

Kleiner Einblick in einige der Besichtigungen:

Das Kasteel Vaalsbroek in den Niederlanden, ein kleines romantisches Schloss mit toller Umgebung. Hier haben wir uns bei der Planerin sofort gut aufgehoben gefühlt und es hätte sogar noch einen freien Termin an einem Samstag im August gegeben. Allerdings waren die Kosten für die Veranstaltung hier für uns einfach zu hoch und uns hat der Partyraum nicht gefallen: Vor allem wegen seines bunten Teppichs: Ich bin mir sicher, dass man vom Anschauen des Musters “high” werden kann. Eigentlich verwunderlich, denn das Schloss selbst ist wunderschön und ansonsten stilvoll eingerichtet.

Da war viel Schönes dabei. Und viel Unschönes

Im Hotel zum Walde fanden wir ursprünglich die Idee toll, dass viele Gäste mit uns dort übernachten könnten: Eine Party in einem Hotel im Grünen. Auch hier haben wir mit einer herzlichen Veranstalterin gesprochen, die uns alles gezeigt und erklärt hat. Günstige Hotelzimmer für uns und die Gäste, netter Betrieb. Preislich wäre eine Feier hier im Rahmen geblieben, allerdings war für uns der Partyraum einfach keine Option: Es ist eigentlich eine Kegelbahn, die für Feiern umgebaut wird. Stellt ihn euch vor wie einen großen, dunklen Partykeller. Die Menschen, die den Raum damals in meiner Snapchat-Story bewundern durften, waren sich alle einig – genau wie Raphael und ich: Das ging gar nicht. Für Paare mit kleinerer Gästezahl könnte dieses Hotel aber eine gute Option sein. Es gibt hier nämlich einen wunderschönen antiken Raum, der für uns leider zu klein war.

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Hotel zum Walde: Hier kam bei uns einfach keine Partystimmung auf

Auf der Burg Wilhelmstein hatten wir ein tolles Gespräch mit einem unfassbar netten Veranstalter. Einer dieser Originale, ein Selfmade Man, denen man alles abkauft. Wisst ihr: So ein Mensch, bei dem man aus Prinzip schon gern gebucht hätte. Leider war sein größter Raum dann doch viel zu klein für unsere Partygesellschaft: Wir hätten komplett aufs Tanzen verzichten müssen. Noch heute trauere ich dem kleinen Garten mit Apfelbaum hinterher, wo die freie Trauzeremonie stattgefunden hätte. Seufz. Man kann nicht alles haben.

(Die weiteren Besichtigungen erspare ich euch. Falls ihr Fragen habt, schreibt mir: Vielleicht war ich ja auch bei eurer Traumlocation zu Besuch. Eine Übersicht mit weiteren Möglichkeiten gibt es hier.)

Und so landeten wir schließlich bei der Location, die uns schon im Netz am besten gefallen hatte, die aber keinen Samstag mehr frei hatte: Gut Hebscheid.

Wann heiraten? Muss es ein Samstag sein?

Natürlich haben auch wir uns gewünscht an einem Samstag zu heiraten und die Feier so mitten an ein Wochenende legen zu können. Nach den vielen Besichtigungen haben wir irgendwann gemerkt, dass wir entweder Ende Oktober feiern oder an einem Freitag. Nach einer kurzen Umfrage in der Familie, bei engsten Freunden und bei Snapchat stand fest, dass nicht viel gegen eine Feier am Freitag spricht, wenn man den Gästen frühzeitig ein „Save The Date“ schickt. Es wird also ein Freitag. Mit viel Zeit hinterher, um mögliche Kater auszukurieren und mit Freunden und Familie noch ein ganzes Wochenende die Feier Revue passieren zu lassen. Inzwischen freue ich mich richtig darüber!

Hier ein paar Eindrücke von Gut Hebscheid:

Die wichtigste Frage: Was wollen WIR als Brautpaar wirklich?

Familie hilft, Familie ist wichtig, aber am Ende soll es doch DIE Hochzeit sein, die wir uns als Brautpaar erträumt haben. Nach den Besichtigungen haben wir dagesessen und rumgerechnet. Die Excel – Tabellen haben uns am Ende eins gezeigt: Es wird teuer. Egal wo.

Hm, dann feiern wir doch einfach da, wo Herz und Bauch sagen: Ja, ich will! Denn darum geht’s doch bei der ganzen Sache, oder? Wir entschieden uns da zu feiern, wo wir komplett hinter stehen können und das war Gut Hebscheid: Ein Biohof, wo etwa hundert Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten. Hier kann man sich eine Biokiste für zu Hause bestellen oder eben Hochzeitsessen für die Feier auf dem Gut zubereiten lassen. Die Zeremonie kann im Innenhof stattfinden und die Feier in der großen, renovierten Scheune. Der Ort, die Idee, der Raum: Es hat einfach alles zu uns gepasst. Und deshalb ist uns die Entscheidung am Ende leicht gefallen. Wir mussten uns nur darauf konzentrieren, was uns wirklich wichtig ist.

Jetzt hoffe ich natürlich, dass die Feier genauso schön wird, wie ich es mir wünsche.

P.S. Sie wurde noch viel schöner als jemals erträumt. Inklusive Deko.

 

Tipps:

  • Falls ihr nicht zwei Jahre im Voraus bucht: Versucht flexibel mit dem Hochzeitsdatum zu sein. So bekommt man oft doch noch die Traumlocation und bisher hat uns niemand abgesagt, weil wir an einem Freitag feiern.
  • Schaut euch die Locations vorher genau an und bewertet sie, um eine leichte Entscheidung fällen zu können.
  • Macht euch vorher klar, wieviel ihr ausgeben wollt und könnt. Im Zweifel ist der Weg bei kleinerem Budget die kleinere Feier.
  • Lest euch die genauen Vertragsbedingungen durch. Bei manchen Locations steigt der Preis ab einer bestimmten Uhrzeit rapide an, zum Beispiel weil der Stundenlohn für die Kellner dann teurer wird.
  • Tipp: Vielleicht gibt es ja jemanden in eurer Familie mit Veranstaltungsraum, einem Bauernhof mit großer Scheune oder großem Grundstück? Da könnte man zum Beispiel ein großes Zelt aufstellen und schon wird die Feier günstiger. Aber das ist vor allem etwas für Menschen, die in der Stadt feiern, wo sie wohnen. Denn bei Self-Made-Hochzeiten ist natürlich mehr Manpower gefragt.
  • Und es sollte eigentlich klar sein, aber wenn sich die Familie einmischt, gerät das schonmal in den Hintergrund. Vergesst nie, dass es eure Feier ist. Es zählt nur, was EUCH gefällt.

Aachen: Das Heimkehr-Gefühl

Heimat. Kein Geländer wackelt so sehr wie das in meinem Elternhaus. In dem kleinen 50er Jahre Reihenhaus, wo ich aufgewachsen bin, steht noch immer die alte Treppe. Das alte Geländer daneben ist so instabil, dass ich mich aus Gewohnheit nie daran festhalte. Würde ja eh nichts nützen. Das wackelnde Geländer ist eine Daheim-Konstante. Das war schon immer so. Zumindest denke ich das. Auf genau diese Treppe setze ich mich besonders gern, wenn ich ein paar Erinnerungen zusammenkratzen und nochmal im Kopf durchleben will. Es gab Zeiten da war ich nicht so gern zu Hause. Aber seit ich weit weg gezogen bin und in Karlsruhe wohne, genieße ich jeden Heimatbesuch noch mehr.

Aachen

Dinge, die man nur in Aachen sagt: “Och herm”

Aachen. Das Nest, das ich früher so häufig verflucht habe, wenn ich den letzten Bus um 23:30 nach Hause genommen habe – danach fuhr nämlich keiner mehr. Und die Burtscheider Brücke in der Nacht rauflaufen – dazu hatte ich selten Bock.

Aachen. Die Stadt, wo wir im Sommer auf dem Marktplatz gesessen und Bier vom Kiosk getrunken haben. Angeblich hat meine Mama das damals einst auch schon gemacht.

Die Stadt, mit dem ordinärsten und doch charmanten Dialekt, der uns erlaubt ganz laut „och herm“ zu brüllen, wenn wir das Gefühl haben jemanden bemitleiden zu müssen. Großartig bescheuert.

Aachen

Die Zeit als ich kreuz und quer durch die Stadt mit der Aseag und meinem „School & Fun – Ticket“ gefahren bin, ist lange vorbei. – Die Busse fahren ja auch unfassbar selten. Jetzt laufe ich meistens aus Burtscheid über die Burtscheider Brücke in die Innenstadt und ich bin wirklich jedes Mal wieder überwältigt von der zauberhaften Aachener Altstadt. Die Aussicht bis rüber zum Lousberg: Inmitten der uralte, malerische Dom und drum herum die vielen alten Häuser. Dagegen ist Karlsruhe mit seinen 300 Jährchen ein Teenager-Städtchen.

Wohliges Gefühl im Bauch

Jedes einzelne Mal, wenn ich über die alte Burtscheider Brücke in die Stadt laufe überkommt mich ein wohliges warmes Gefühl im Bauch. – Aachen kommt mir jedes Mal noch ein bisschen schöner vor. Meine Heimat. Klar, es gibt immer ein paar eigenwillige Gebäude – wer dachte eigentlich jemals, dass so etwas wie das Globus Center schön sein könnte? Naja. Aber taucht man dahinter in die Altstadt und flaniert durch die Körbergasse, am Hof vorbei zum Dom, dann ist es als wäre die Zeit stehen geblieben. Und genauso fühle ich mich dann. Unter den Füßen das alte Kopfsteinpflaster und im Kopf laufen Szenen ab, die früher in einer anderen Zeit hier und dort passiert sind. – Zum Teil mit Menschen die an einem vorüber gezogen sind und zum Teil mit anderen, die sich für immer einen Platz in meinem Herz erkämpft haben. Diese gewissen Freunde, die man manchmal ewig nicht sieht und wenn man sich wiedertrifft, hat sich nichts geändert. Es fühlt sich gut und richtig an.

Die Alstadt verändert sich nicht

Ich muss zugeben: Ich bin Aachen dankbar dafür, dass sich die Altstadt nicht verändert. Denn so kann ich mich immer genauso fühlen wie damals mit 15 als ich zum Bus gerannt bin, weil ich nur bis 22 Uhr draussen bleiben durfte. – Oder mit 19 als wir auf dem Katschhof unser Abi gefeiert haben. Die Kulisse bleibt – sie hilft mir die Erinnerungen einzufrieren und wieder kurz für einen Moment aufzutauen und mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. – Jedes Mal: In der Altstadt und auf der alten Treppe bei uns zu Hause.

P.S. Im Jahr 2017 haben wir in Aachen geheiratet. Im Rathaus – in meiner Heimat. Noch eine Erinnerung mehr, die mich für immer mit der Stadt verbindet.