Im kleinen Mietwagen rollen wir über endlose Landstraßen in Richtung Süden. Unser Ziel: Surfen und Ruhe. Irgendwo – am besten im Nirgendwo. Da wo man wirklich seine Gedanken hören kann. In diesem Artikel nehme ich euch mit an die schönsten Strände Portugals.
Das erste Ziel: Ein Eco-Apartment in Carrapateira. Dieser Ort ist so klein, dass man ihn leicht übersieht. Ein paar weiße Häuser und eine Windmühle am Hang – irgendwo im Naturpark Costa Vicentina. Ein kleines Fischerdorf, allerdings nicht direkt am Meer, sondern geschützt durch ein paar Dünen. Unsere Unterkunft liegt an der Straße. Liebevoll eingerichtete Wohnungen – perfekt für Naturliebhaber und Surfer.
Hippieflair liegt hier in der Luft – der Vibe von: Was braucht man schon? Ein bisschen Meer, ein paar Wellen, ein Bett zum Schlafen und alles ist gut. Wir schlafen lange, frühstücken ausgiebig und entscheiden uns dann für einen der Strände, um aufs Meer zu schauen oder zu surfen. Ohne Mietwagen ist es schwieriger die Gegend zu erkunden, aber wir haben Menschen kennengelernt, die jeden Tag zu Fuß ein paar Kilometer an den Strand gelaufen sind. Es ist also durchaus möglich. Von hier aus haben wir drei Strände lieben gelernt.
Bordeira
Praia da Bordeira
Was für ein unglaublicher und endloser Strand. Auf den Felsen kann man seine gesamte Schönheit genießen. Das ist der Ort, an dem ich in diesem Urlaub zum ersten Mal Schmerzen in der Brust hatte. – Diese Schmerzen bekomme ich immer dann, wenn ich es zu schön finde. – So schön, dass ich es nicht mehr aushalten kann.
Ein wilder Strand, direkt an einem Fluss und der bildet kurz vor dem Meer eine Lagune. Rings herum die rauen Felsen, die einem an der Küste immer wieder begegnen. An diesem Strand ist Platz für alle, die sich hierher verirren: Surfer, Familien, Pärchen… Endlos viel feiner Sand, eine Strandbar, wo man sich Surfboards leihen kann und daneben sitzen zur Sicherheit ein paar Lifeguards. Um ans Meer zu kommen, muss sich jeder die Schuhe ausziehen und durch die Lagune waten. Man muss sich den Strand praktisch verdienen. Geflasht sitze ich hinterher stundenlang im warmen Sand, lasse mir vom Wind das Haar zerstrubbeln und schaue auf das Meer und die Sets, die sich immer wieder den Weg auf uns zu bahnen.
Platz für alle
Facts:
Parkplätze (auch für Camper)
Strandbar und Surfverleih
Lifeguards
Platz
Lagune
Amado
Praia do Amado
Für alle, denen es an der Praia da Bordeira etwas zu einsam war, ist dieser Surfstrand perfekt. Hier werden alle feuchten Surferträume wahr. Ein langer Strand, umarmt von Felsen und überall Surfer und Camper. Von Strandbars aus, kann man den Profi-Surfern dabei zuschauen, wie sie über die Wellen gleiten. Wir leihen uns ein paar Boards und wollen sofort selbst ins Wasser. Die Lifeguards erklären uns von sich aus, worauf wir im Wasser achten müssen. Das ist mir bis dahin auch noch nie passiert.
Wir planschen und paddeln bis uns die Kräfte verlassen. Allerdings sind wir hier nie allein im Wasser – hier lernen immer viele Menschen surfen, da es in der Gegend ein paar Surfcamps gibt. Macht aber nichts, das Meer ist für alle da und ich werde definitiv wiederkommen. An der Praia do Amado riecht alles nach Surfertraum und hier kommen Surfer jeden Levels auf ihre Kosten.
Surf-Rental
Facts:
Mehrere Surfverleihs und Surfschulen
Strandbars
Toiletten
Lifeguards
Parkplätze (auch für Camper)
Praia do Beliche
Als die Wellen an der Westküste zu groß für uns werden, machen wir einen Ausflug in die Region Sagres. Durch einen Zufall halten wir Nahe der Praia do Beliche – „um mal eben einen Blick da runter zu werfen.“ Der Weg zu diesem Strand führt über eine lange Treppe ans Wasser. Man muss ihn sich verdienen. Zwei Minuten später sind wir mehr als begeistert. Denn wenn die Wellen im Westen zu groß werden, sind sie im Süden gerade groß genug für uns: Kleine grüne Wellen, die unaufhörlich an den Strand rollen und vielen Surfern Spaß machen. Leider suchen wir vergeblich nach einem Surfrental und müssen uns eingestehen, dass wir hier nicht surfen werden. – Diesmal nicht. Aber nächstes Mal ganz sicher.
Facts:
Parkplatz
Strandbar
Spot funktioniert nur, wenn die Wellen im Westen sehr groß sind. Wellen brechen allerdings nah am Strand.
Beliche
Etwas weiter nördlich:
Unsere nächste Unterkunft befindet sich ein paar Kilometer weiter in Richtung Norden. Ich gebe zu, wir hatten gedacht, dass es nicht mehr ruhiger werden könnte. Aber auf einmal standen wir vor unserer Wohnung in Rogil. Ein Apartment in einem großen freistehenden Haus auf einem riesigen Grundstück mit See und Blick bis zum Meer. „Es geht doch immer noch besser“, denke ich und tanze über das Gelände. Niemand sonst ist im Haus – wir verbringen vier Nächte in der schönsten Einsamkeit. Zwei Mal pro Tag kommt gefühlt ein Auto vorbei. Das wars. Kurz überlegen wir, ob wir nicht einfach einen ganzen Tag in dieser Unterkunft verbringen sollten. Aber die Sehnsucht nach Strand und Wellen war stärker. Diese Strände kann ich jedem weiterempfehlen. Ich bin allerdings auch sicher, dass es an der Küste noch einige mehr gibt, die ich in den kommenden Jahren noch finden muss.
Praia da Amoreira
Dieser Strand ist auch wieder endlos und lang. An einem Surfrental sitzen entspannte Surfmenschen und lassen sich die Sonne ins Leben scheinen. „Warum eigentlich nicht?“, denke ich und träume von meinem Leben am Strand. Heller Sand – soweit das Auge reicht und der Atlantik glitzert so einladend, dass wir immer wieder reinspringen wollen.
Facts:
Parkplatz
Strandbar
Surfrental
Lifeguard
Odeceixe
Praia de Odeceixe
Dieser Strand hat mir für immer mein Herz gestohlen. Ich bin sicher, an dieser Küste gibt es für jeden einen Strand, der ihm alles geben kann. Bei mir war es bei Odeceixe Liebe auf den ersten Blick. Wenn man am Parkplatz ankommt, sieht man erstmal ein kleines portugiesisches Dorf, das sich an die Felsen klammert. – Ein Ort der eine große Gelassenheit ausstrahlt. Am Ende der steilen Straße beginnt der riesige Strand, der von einem Fluß umgeben ist. Das heißt: Man kann hier surfen, Stand-up paddeln, schwimmen – alles was man will. Hier kommt wirklich jeder auf seine Kosten. Besonders für Anfänger ist dieser Strand geeignet, weil es mehrere Sandbänke gibt. Das Wasser schiebt sich also endlos flach auf den Strand zu. So kann man ganz einfach üben die ersten Wellen zu erwischen, ohne endlos im tiefen Wasser paddeln zu müssen. Abends kann man vom Ort oder von einem der ausgezeichneten Fischrestaurants aus den Sonnenuntergang anschauen. Das war bei mir einer der Momente, wo ich mich kneifen musste, um sicherzugehen, dass ich nicht träume.
Fatcs:
Strandbars
Toiletten und kalte Duschen
Restaurants
Parkplätze (auch für Camper)
Lifeguards
Surfschulen
Surfrentals
Fotos: Raphael Pi Permantier & Athene Pi Permantier
Surfen ist die beste Entdeckung der letzten Jahre für mein Leben. Da ich im Surfcamp die ersten Aufstehversuche auf einem Brett gemacht habe und ich inzwischen vier Mal Urlaub im Surfcamp gemacht habe, ist es Zeit für einen kleinen Vergleich. Diesen Artikel werde ich in Zukunft erweitern, sobald ich ein neues Camp kennenlerne.
Surfcamp – Aber was wenn ich keine Lust auf Camping habe?
Ein Surfcamp ist erst einmal nur ein Ort, der Leute verbindet, die im Urlaub viel surfen wollen. – Und dabei wohnt man nicht immer auf einem Campingplatz. Es gibt Surfcamps im Hostelstil mit Dorms, in anderen wohnt ihr im Apartment, manche bieten sogar Übernachtungen im Hotel an. In einigen könnt ihr euch aussuchen, wie ihr schlafen wollt und es gibt Surfcamps, wo wirklich gezeltet wird. Wenn ihr also Lust auf einen Surfurlaub habt: Die Auswahl ist riesig, aber auf ein Camp solltet ihr richtig Bock haben. Denn da wird normalerweise jeden Tag mehrere Stunden gesurft – anstrengend, aber es bringt einen meistens weiter.
In manchen Surfamps wohnt ihr zusammen, kocht aber selbst – in anderen wird gemeinsam gegessen. Einige verbindet die Surfschule, die euch jeden Tag zu den verschiedenen Spots bringt und den Rest der Zeit habt ihr eure Ruhe in einem Apartment. Inzwischen habe ich die unterschiedlichsten Erfahrungen gesammelt. Ich liebe den Surfspirit und habe nach ein bis zwei Wochen Surfcamp meistens das Gefühl weitergekommen zu sein in meinen Skills. Dennoch würde ich nicht immer Urlaub in einem Surfcamp machen: Zwischendurch brauche ich Ruhe und das Gefühl, dass ich immer dann surfen gehe, wenn es mir in den Kram passt.
Surfcamps: Perfekt, um mit dem Surfen zu beginnen
Zu meiner ersten Buchung bei einem Surfcamp kam es, weil ich endlich surfen lernen wollte. Ich hatte vorher einmal auf einem Brett gestanden – ohne Technik und Verstand und ich wollte unbedingt wissen, ob dieses Surfen etwas für mich ist. – Ob es mich beflügelt, oder nur anstrengt. Deshalb habe ich mich hingesetzt und das Netz nach bezahlbaren Möglichkeiten durchforstet – bis ich fündig geworden bin.
Worauf achten, wenn ich Urlaub im Surfcamp buchen möchte?
Surflehrer sollten ein Zertifikat haben
Besonders wichtig ist es mir, dass die Surflehrer ein offizielles Zertifikat haben. Das heißt sie sollten einen entsprechenden Kurs inkl. Prüfung gemacht haben. Außerdem finde ich es wichtig, dass es Theorieunterricht gibt: Da werden die Grundlagen über Wind, beste Surfzeiten und Priorities im Wasser vermittelt – also wer darf welche Welle nehmen und warum. Toll ist außerdem, wenn Yoga angeboten wird. Das ist ein genialer Ausgleich bei Muskelkater.
Das Camp sollte nicht zu groß sein
Besonders wichtig ist es, das das Camp nicht zu groß ist. Das sieht man leider nicht immer auf der Homepage. Da würde ich zur Not nachfragen. Mehr als 50 Leute ist nach meiner Erfahrung zu viel. Außerdem würde ich im Netz nachsehen, ob in der Umgebung des Camps gute Spots für Anfänger sind. Manchmal sind die Coaches so in ihrem Alltag drin, dass sie Strände/Riffe mit zu hohen Wellen für den Anfang auswählen. Ich hatte den Eindruck, das ist häufiger der Fall, wenn der Weg zu den kleinen „einfachen“ Wellen besonders weit ist. In manchen Camps wird sogar – aus logistischen Gründen – immer am gleichen Spot gesurft. Der ist zwar oft sehr schön, aber meistens nicht für alle Levels gleich passend. Daher am besten auch vorher nachfragen.
Jeder Lehrer kann euch weiterbringen, wenn ihr offen seid
Surflehrer und Lehrerinnen – die sind ein einzigartiges Volk! Wahnsinn, was wir schon für skurrile Menschen kennengelernt haben in Surfcamps: Oft sehr verplant, viele können wenig Englisch, aber alle vereint die große Liebe zum surfen und am Ende könnt ihr euch drauf verlassen: Jeder Lehrer kann euch etwas für euren Weg als Surfer mitgeben.
Das Problem bei Bewertungen im Netz ist, dass sie häufig von Anfängern verfasst werden, die noch keine Vorerfahrung haben. Sie bewerten eine Woche oft positiv, weil sie natürlich Fortschritte beim Surfen gemacht haben. Sobald man mehrere Camps besucht hat, achtet man allerdings automatisch auf viel mehr Dinge.
Planet Surfcamps Nordspanien: San Vicente de la Barquera
Das Surfcamp in San Vicente war neu, als ich 2013 dort war. Ich kann also nicht sagen wie es heute dort ist. Es geht um dieses Camp: planetsurfcamps) Mit einer Freundin zusammen kamen wir schwer bepackt auf dem Campingplatz von San Vicente an. Vom Busbahnhof sind es ungefähr 30 Minuten zu Fuß. Das Camp liegt aber gleich am Strand, der Weg lohnt sich. Yamir von „Planet Surfcamps“ hat uns empfangen und wir durften uns ein Zelt aussuchen. – Von denen war ich direkt positiv überrascht: Große, blaue Zelte, in denen man gemütlich stehen kann. Viel Platz für zwei Leute. Wir hatten als einzige ohne Verpflegung gebucht. Das hat sich etwas seltsam angefühlt, weil alle anderen immer gemeinsam gegessen haben, aber es war im Endeffekt auch überhaupt kein Problem. Wir hatten so unsere eigenen Essenszeiten.
Große Zelte und viel Platz
Mitten im Surfcamp in San Vicente
Auf diesem Campingplatz gibt es eigentlich zwei Camps: Eins für Erwachsene und eins für Kinder und Jugendliche. Ich fand das ganz lustig, weil so das Publikum sehr gemischt war. Und wir Erwachsenen hatten außerdem einen Bereich nur für uns mit gemütlichen Sitzsäcken in einem Zelt. Gleich am ersten Abend haben wir da gesessen und uns bei einem Bier kennengelernt. Jeder hat sich einmal vorgestellt. Das hatte schon etwas von Jungendferien – aber es hat auch für gute Stimmung gesorgt.
Am nächsten Morgen ging es dann auch gleich los mit dem Unterricht. Wir haben Neoprenanzüge bekommen, die Surfboards wurden in einen Wagen gepackt und es ging los. Wir durften nicht gleich am Strand vor dem Surfcamp ins Wasser – den Bereich hatten sich die örtlichen Surfschulen gesichert. Also sind zwei Surflehrer mit den Boards einen guten Kilometer die Küste runtergefahren – wir sind am Strand entlanggelaufen und haben unsere Boards dort wiederbekommen. Im Vergleich zu anderen Camps ist es echt super, dass die Boards bis dorthin gefahren werden. Spart Kräfte!
Unbedingt aufwärmen vor dem Unterricht
Dann ging auch schon der Unterricht los. Alle haben sich gemeinsam aufgewärmt (das ist auch nicht in allen Surfcamps Standard – aber sehr wichtig) Und dann haben wir in kleinen Gruppen (max 8) Unterricht bekommen. – Zwei mal 90 Minuten, dazwischen gab es eine kleine Pause. Nach 10 Minuten im Wasser war mir klar: Das ist mein Ding! Ich will mehr: Paddeln, Welle kommt, aufstehen – oder es versuchen – und dann platsch ins Wasser und wieder von vorn. Ein riesiger Spaß!
Auf dem Weg zum Wasser bei EbbeIn diesen großen Zelten haben wir zu zweit gewohnt
In der ersten Nacht habe ich geschlafen wie ein Stein, so müde war ich. Da machte es auch nichts, dass ich nur eine dünne Isomatte dabei hatte. Am zweiten Tag habe ich Muskeln gespürt, von deren Existenz ich bis dahin nichts wusste. – Sogar lachen tat weh! Trotzdem: Das Glücksgefühl war größer. Ich bin wieder zum Strand und habe mit dem Weißwasser gekämft, den Takeoff geübt, versucht nicht hinter der Welle zu bleiben, versucht stehen zu bleiben und weitergemacht.
Abends hatten wir hin und wieder Theorieunterricht. Der war wirklich super, denn dort habe ich gelernt den Surf-Forecast zu lesen, zu wissen wer die Welle als erster nehmen darf und und und. Die Woche ist viel zu schnell vergangen. Am dritten Tag waren die Wellen besonders klein. Da hat unser Surflehrer Nando beschlossen, dass wir von dem Moment an grüne Wellen surfen. – Vorher haben wir immer vorne im Weißwasser gestanden – jetzt sind wir nach hinten gepaddelt, wo wir nicht mehr stehen konnten. Das war der aufregendste Moment der Woche, als ich die erste grüne Welle genommen habe. Was ein unfassbar geiles Gefühl! Ich bin seitdem unsterblich in diesen Sport verliebt. – Und ich bin ziemlich sicher, dass das mit dem guten Unterricht in diesem Surfcamp zu tun hatte.
Das perfekte Camp für Anfänger
Wir waren zwar jeden Tag am gleichen Strand – das ist wahrscheinlich bei so einem großen Camp gar nicht anders machbar – aber ich habe es nie als Nachteil empfunden. Bei zwei Wochen wäre es vielleicht langweilig geworden, aber bei einer Woche ist es super. Ich hatte das Gefühl ich kenne mich am Spot aus – und um am Anfang Vertrauen zum Wasser und zu den Wellen zu bekommen, gibt es doch nichts besseres, oder?Abends sind wir mal zum Feiern in den Ort gegangen, mal gab es eine Party im Camp. Ich persönlich fand dieses Surfcamp perfekt, um mit dem Surfen anzufangen.
Facts:
Ihr wohnt auf dem Campingplatz zu zweit in großen gemütlichen Zelten, direkt am Strand
Der Unterricht findet in kleinen Gruppen bei ausgebildeten Lehrern statt – die meisten sind auf Teneriffa aufgewachsen und surfen schon ihr ganzes Leben lang. Da sind auch spannende Charaktere dabei
Ihr bekommt wirklich 24 Surfstunden: Oft zwei Sessions pro Tag á zwei mal 45 Minuten.
Es gibt Theorieunterricht
In eurer Freizeit könnt ihr zu Fuß an den Strand, in den Ort oder im Camp Tischtennis spielen, Volleyball oder ihr lernt Slacklining
Yoga ist inklusive
Das Surfmaterial steht euch immer zur Verfügung
Anreise mit dem Flugzeug via Santander oder Bilbao möglich
Es werden keine Fotos von euch geschossen, die ihr hinterher kaufen könnt.
Ihr surft immer am gleichen Spot: Am Strand direkt beim Camp
Internet gab es (zumindest damals) nur rund um die Rezeption am Campingplatz
Planet Surfcamps Fuerteventura
Ja, ich bin Wiederholungstäter. Zumindest ein bisschen. Weil ich im Surfcamp in Nordspanien so viel Spaß hatte, bin ich Anfang 2015 im Januar in ein anderes Surfcamp von Planet Surfcamps auf Fuerteventura gereist.
Apartment oder Surfhouse
In diesem Camp habt ihr die Möglichkeit entweder ins Surfhouse zu gehen oder in ein Apartment. Alle Unterkünfte befinden sich in Corralejo – im Norden der Insel. Das Surfhouse ist wie ein Hostel aufgebaut: Es gibt mehrere Dorms mit Doppelstockbetten, einen Pool, einen Fernsehraum und eine große Wohnküche, wo ihr euch Essen zaubern könnt. Ich war mit meinem Freund in einem Apartment. Im Gegensatz zum Surfhouse war unsere Wohnung in einer kleinen Anlage gleich am Strand. Aber da gibt es verschiedene Wohnmöglichkeiten. Wir haben in „Caleta Playa“ gewohnt, einfache Wohnungen mit kleiner Terrasse: Perfekt für Leute wie mich, die gern kochen und gern in der Nähe vom Strand sind. Wir hatten eine eigene Küche und waren in einer Minute zu Fuß am Wasser. Das Internet hat nicht so gut funktioniert, aber wir wollten ja sowieso abschalten.
Je nach Bedingungen wählen die Surflehrer die Spots aus
Alle aufwärmen!
Am ersten Abend gab es eine sms: Uns wurde gesagt, dass die Surflehrer uns am nächsten Morgen um 8 Uhr abholen würden zum surfen. So war es dann auch – gegen 8, spanische Zeit versteht sich. Das Besondere auf Fuerteventura ist, dass die Surfschule mobil ist. Die Lehrer checken jeden Tag die Bedingungen und bringen uns dann zu den besten Spots. Heisst: Ihr seht viel von der Insel durch die Fahrten. Heisst andererseits: Mal eben Nachmittags spontan ne Rundesurfen, ist schwierig.
Gut für Anfänger: Cotillo
Wir sind am ersten Tag zum Anfänger-Strand nach Cotillo gefahren und der Unterricht ging los. Wie ich es aus meinem letzten Camp kannte, haben wir uns wieder gemeinsam aufgewärmt, dann gab es Trockenübungen auf dem Strand und es ging los. Unsere Surflehrerin war Gala – ein wunderbares spanisches Energiebündel. Die ist durch das Wasser gesprungen, hat geklatscht, wenn wir es geschafft haben aufzustehen und versucht uns in einem Mix aus Spanisch und Englisch Tipps zu geben, was wir besser machen können.
Nach dem Kurs: Stärken bei der französischen Bäckerei
Nach dem Kurs haben wir alle zusammen an einer französischen Bäckerei gehalten. Sie liegt quasi auf dem Weg und ist berühmt bei Surfern und anderen Kaffee- und Gebäckverrückten. Da haben wir uns den Bauch mit tollen Zitronentörtchen und Kaffee vollgeschlagen – immer mit dem großartigen Gefühl im Hinterkopf: „Man habe ich heute schon viel geleistet!“
Glücksgefühle, wenn es klappt.
Am zweiten Tag wurden wir aufgeteilt: Diejenigen, die sich schon mehr trauen, sollen mit den Fortgeschrittenen los. Heisst am Ende: Alle Mädels fahren wieder mit Gala an den Strand, für die Jungs geht es mit Marco ans Riff. Ab dem dritten Tag, bin ich dann auch mit den Fortgeschrittenen los – Marco war dann unser Lehrer. Er ist ein Unikat: Er hat mir nochmal viel über die richtige Position auf dem Brett und über das richtige Paddeln beigebracht.
Aussicht am Strand von Corralejo
Anfänger oder Fortgeschrittene? Wo gehöre ich hin
Ich hätte mir aber insgesamt gewünscht, dass es etwas mehr Abstufungen gegeben hätte: Im Anfängerkurs waren Menschen, die zum ersten Mal auf einem Brett gestanden haben und Leute wie ich, die bereits im Camp waren. Im Fortgeschrittenen Kurs, waren Leute die mal im Camp waren vorher oder welche, die schon zwei Wochen im Camp in Fuerteventura waren. Aber es gab auch Leute dort, die schon seit Jahren surfen. Da hätte ich mir gewünscht, dass es Anfänger, Intermediate und Advanced Kurse gegeben hätte. Wahrscheinlich gab es um die Jahreszeit im Januar einfach nicht genügend Leute im Camp.
Am letzten Freitag haben wir alle zusammen im Surfhouse gegrillt. Das ist wirklich klasse: Das Haus steht euch auch dann offen, wenn ihr nicht da wohnt. Wenn euch der Sinn nach Gesellschaft und Bier am Abend steht: Da sind immer einige Leute auf der Terrasse, um mit euch anzustoßen und übers Surfen zu reden.
Facts:
Ihr sucht euch aus, ob ihr im Surfhouse oder in einem Apartment wohnt
Corralejo ist ein angenehmer Surfort, wo man gut entspannen, shoppen und feiern kann
Die Surfschule ist mobil und bringt euch jeden Tag zu einem Spot
Der Unterricht findet in kleinen Gruppen bei ausgebildeten Lehrern statt
Es werden Fotos von euch beim Surfen geschossen, die ihr hinterher kaufen könnt
Surfmaterial steht zwar offiziell zur Verfügung, es ist aber nicht so einfach zu einem Spot zu kommen
Internet gibt es – im Apartment aber nur langsam, im Surfhouse ist es super
Rapturecamp Bali
Ein Camp in der Natur auf Bali – weit weg von Kuta und allem was Massentourismus ist. Und dann noch top Bewertungen im Netz – das hat uns gleich überzeugt, wir haben uns ein Apartment mit Surfguiding im Rapturecamp, in der Nähe von Padang Padang gebucht. (www.rapturecamps.com) Dieser Teil der Insel ist noch immer ruhig und staubig. Es gibt viele Surfspots – die meisten sind allerdings eher für erfahrene Surfer geeignet.
Unser zauberhaftes Apartment im Surfcamp auf Bali: Unfassbar schön!
Die schönste Unterlkunft in einem Surfcamp: Unser Haus in der Natur
Bei der Ankunft waren wir sofort geflasht von unserem zauberhaften kleinen Apartment: Ein Traum mit Himmelbett, viel Licht, Klimaanlage, offenem Badezimmer unter Palmen. – Einfach wow! Dieses Surfcamp hat ein einzigartiges Gelände. Es liegt zwar im Nichts, also nicht am Strand oder so. Aber das Gelände selbst ist wirklich toll: viel grün, ein schöner Pool, drum herum Liegen und Sonnenschirme, einen Surfshop gibt es auch und ihr könnt euch beim Gärtner einen Roller ausleihen. Das ist in der Gegend sehr zu empfehlen, da ihr sonst schwierig aus dem Camp wegkommt.
Frühstück „All you can eat“
Es gibt jeden Morgen ein großartiges Frühstück. Ihr sucht euch einfach so viel Essen aus, wie ihr runterbekommt: Eier, Pfannkuchen, Porridge, Obstsalat, Sandwich – ihr habt freie Wahl. An fünf Abenden ist das Abendessen außerdem inklusive.
Surfcamp-Perspektiven
Beim Abendessen wird auch immer verkündet, wann am nächsten Tag gesurft wird. Die Lehrer/Guides fragen: „Wer will Unterricht?“ Das wollten die meisten nicht. Wir gehörten auch zu denen, die einfach an einen Anfängerspot gebracht werden wollten. Auch diese Surfschule ist wieder mobil: Jeden Morgen wird gecheckt, wo die Wellen am besten sind und wo es hingeht. Die Guides brachten uns am nächsten morgen dann zu Padang Padang right. Das ist der Spot, der besonders nah zum Camp liegt.
Padang Padang right
An diesem Spot kann man allerdings nicht gleich ins Wasser gehen und lossurfen. Hier gibt es einen Channel, das heisst man muss erst ein ganzes Stück paddeln und dann kann man Wellen nehmen. Das Schöne ist: Die Wellen brechen dann eine ganze Weile, man kann sie also absurfen. Das Schlechte ist: Sie sind nicht immer klein genug für Anfänger. Oder Anfänger mit Erfahrung, wie ich mich gern nenne. Ich habe mich da am ersten Tag nicht (!) ins Wasser getraut und ich war nicht die einzige.
Surfguides sind keine Lehrer
Es war meine erste Erfahrung mit Surfguiding. Ich hatte mir erhofft, dass wir den Spot genau erklärt bekommen und dass die Guides zumindest im Wasser immer in der Nähe bleiben – zur Sicherheit. Aber das war nicht der Fall. Wir haben uns außerdem nie zusammen warm gemacht. Nach ein paar Tagen haben wir die Guides gebeten uns mehr über die Spots zu sagen dann wurde es deutlich besser. Ich hatte den Eindruck, dass sie darunter leiden, dass so wenige Leute den Kurs buchen und die meisten nur Guiding. Allerdings wollten wir keinen Kurs bei Lehrern ohne offizielle Lizenz buchen. – Ein Teufelskreis.
An den folgenden Tagen waren wir surfen in Jimbaran, Balangan, Kuta Beach, Thomas Beach und Padang Padang. Das beste war, dass wir so viele traumhaft schöne Strände und Buchten kennengelernt haben. – Ohne die Surfguides wären wir nicht an diese Orte gekommen, die häufig sehr unbekannt sind, aber eine so unfassbar tolle Aussicht haben, dass ich mich immer wieder selbst kneifen musste, um zu wissen: Ist das gerade wahr? Passiert das wirklich? Thomas Beach ist für mich bisher der schönste Strand, den ich kenne.
Pool im Camp auf Bali
Theorieunterricht inklusive
An einigen Abenden gab es Theorieunterricht – wenn Dicky ihn gegeben hat, konnten wir wirklich viel mitnehmen: Er hat uns beigebracht warum „schnell paddeln“ eigentlich „tief paddeln“ heisst und warum „Angst“ nicht immer schlimm sein muss. Einige seiner Tipps werde ich nie vergessen. Die Besucher in diesem Camp waren außerdem einzigartig. Sehr viele Reisende, die nicht auf Massentourismus stehen, die das surfen und die Strände lieben. Wir haben viele Abende bei Bier beisammen gesessen und das Leben genossen.
Rapture Camp: Für mich leider kein Ort zum Wohlfühlen
12 Tage waren wir insgesamt in dem Camp – eindeutig zu lange. Auch wenn der Ort und das Apartment wunderschön ist, hat etwas nicht gestimmt. Und das war die Stimmung dort, die vom Manager ausging. Ganz anders als in den anderen Camps, wo ich gewesen bin, hat dieser Manager den Gästen nicht „Hallo“ gesagt. Er hat Gäste und Angestellte vor anderen zur Rede gestellt, wenn ihm etwas nicht gepasst hat, so dass man sich in seiner Gegenwart leider nicht wohlfühlen konnte. Auch wenn ich den Ort, die Menschen im Camp und die Strände – vor allem Thomas Beach – lieben gelernt habe. Ich werde leider nicht wiederkommen.
Facts:
Wunderschöne Anlage in der Nähe von Padang Padang mit Pool
Dorms und private Apartments
Mobiles Surfguiding
Surfguiding/Unterricht nicht bei ausgebildeten Lehrern
Surfboards dürfen nur während des Guidings benutzt werden und werden nachher immer genau auf Mängel überprüft. Daher würde ich empfehlen eine Surfboardinsurance abzuschließen.
Surfboardinsurance wird zusätzlich berechnet – kannte ich vorher nicht
Es werden Fotos von euch beim Surfen geschossen, die ihr hinterher kaufen könnt
Ihr solltet euch einen Roller mieten, um die schöne Umgebung erkunden zu können: Uluwatu, Bingin Beach, Padang Padang, Nusa Dua
Es gibt langsames Internet
Thomas-Beach, Bali
Portugal: Maximum Surfcamp Peniche
Portugal – Surfers Paradise in Europa. Da wollten wir hin und unsere Reise sollte mit einer Woche in einem Camp beginnen – um die Skills aufzufrischen. Durch die Empfehlung eines Freundes und gute Bewertungen im Netz kamen wir auf das Maximum Surfcamp in Peniche, Baleal (Maximum Surfcamp). Unsere Flüge hatten wir lange vorher gebucht – daher kamen wir erst montags im Camp an und nicht wie die meisten anderen schon am Sonntag. Bei der Buchung war uns aber versichert worden, dass das kein Problem sei. Ich war sehr gespannt auf Camp und Unterricht, denn alles im Netz klang fantastisch.
Bei der Buchung gab es genaue Infos dazu, wie man sich am besten sportlich auf einen Surfurlaub vorbereitet, welche Versicherungen man abschließen sollte. Wir wurden gefragt, wieviel wir vorher gesurft waren und nach unserer Größe und unserem Gewicht – für die passenden Neoprenanzüge. Das klang alles perfekt. In den Informationen stand sogar drin, an welchen Abenden der Woche es welches Essen geben sollte. Also buchten wir das All-Inclusive-Paket (Epic Deal).
Camp: Zu viele Menschen auf engem Raum
Nach der Ankunft im Camp war ich gleich ein wenig enttäuscht, weil es doch sehr heruntergekommen ist. Aber das wurde wettgemacht durch Alice, die gute Seele des Camps, die uns an der Rezeption herzlich begrüßt und alles erklärt hat. Das Maximum Surfcamp ist in den vergangenen Jahren sehr gewachsen. Überall wimmelte es von Menschen. In unserer Woche waren über hundert Gäste da. Deshalb haben sich zu den Essenszeiten immer lange Schlangen gebildet und es war schwierig als Gruppe entspannt gemeinsam zu essen. Die Portionen waren außerdem nicht besonders groß und das Personal wirkte überfordert.
Tolle Lage nah am Strand
Die Lage des Camps ist fantastisch: Zum Strand geht man zu Fuß 5 Minuten und dort kann man auch gleich surfen. Außerdem gibt es in der Nähe Bars, einen Supermarkt und Restaurants. Von der Dachterrasse im Camp kann man sogar bis zum Meer gucken.
Es gibt die Möglichkeit im Camp selbst zu übernachten oder in Apartments, die das wachsende Unternehmen dazubucht. Wir haben direkt im Camp gewohnt, in einer einfachen Wohnung. Das hat sich im Nachhinein als schlechtere Variante herauskristallisiert, weil es – wie in Surfcamps üblich – abends lange laut war vor unserem Fenster. Außerhalb soll es deutlich angenehmer gewesen sein. Das Essen gibt es allerdings für alle gemeinsam im Camp. Daher die langen Schlangen und ein weiteres Problem: Es gibt im Camp keine öffentliche Toilette. Das heißt: Alle Menschen, die nicht im Camp übernachten müssen entweder bei anderen im Apartment aufs Klo gehen, oder sie gehen auf ein Dixie-Klo.
Unterricht in kleinen Gruppen
Schlechte Organisation bei der Kurseinteilung
Da wir vorher ja genau angeben sollten wie oft wir schon surfen waren, hatte ich erwartet, dass wir danach in einen Surfkurs eingeteilt werden und dass unser Lehrer schon feststeht. Da hatte ich leider zu viel erwartet. Am Morgen haben wir 5 Leute fragen müssen, wer denn unser Lehrer sei. Nachdem 120 Menschen an den gleichen Strand geshuttelt worden sind, stand irgendwann fest: Keiner weiß es. Mal sehen, welcher Surflehrer noch Zeit hat. Am Ende sind wir als Menschen mit Erfahrung in einem Kurs mit zwei Anfängern gelandet. Wir haben die Problematik die Woche hindurch immer wieder angesprochen, aber den Kurs konnten wir nicht wechseln. Dabei hatten wir bei der Buchung als Level „Intermediate“ angegeben. Das hatte zur Folge, dass ich mich in diesem Kurs leider nicht verbessert habe. – Und das obwohl die Kurse hier sehr klein sind (Maximal 5 Teilnehmer).
Ich habe ja schon häufiger über Angst beim Surfen geschrieben. Sie kommt immer wieder und ich brauche einen Lehrer, der mich in meinen Ängsten ernst nimmt. Als ich mich endlich getraut habe eine etwas größere grüne Welle anzupaddeln, ist meinem Surflehrer aber leider nichts besseres eingefallen als mir zu sagen: „Die Welle ist übrigens groß.“ Daraufhin habe ich dichtgemacht, mich verkrampft und bin durchgewaschen worden. Klar, das gehört zum Surfen dazu. Aber Feingefühl gehört zum Job eines Surflehrers meiner Meinung nach auch dazu.
Warm-Up gehört dazu
Super war, dass es hier jeden Morgen vorm Surfen ein „Warm-Up“ gab. Außerdem war das Material, also die Surfboards super: Gute Boards für alle Level und gut gepflegt. Wir durften das Material auch alleine benutzen. Da es vom Camp nicht weit an den Strand ist, war das fantastisch und hat viel Spaß gemacht. Leider gab es keinen Theorieunterricht. Nachmittags haben die Coaches Videoanalyse angeboten und dabei sollte man aus den Fehlern aller lernen. Allerdings finde ich Theorieunterricht deutlich wichtiger – gerade am Anfang. Toll ist, dass es viel Unterricht gibt: Zwei lange Sessions pro Tag mit einer Pause dazwischen.
Zwei Surflehrer haben ihren Spaß
Der Strand in Baleal ist ein Traum: Endlos weit uns immer ein bisschen neblig. Ich habe mich gleich in diesen Ort verliebt und werde wiederkommen. Aber in dieses Camp kehre ich wahrscheinlich nicht zurück. Zumindest nicht solange da Expansionspolitik betrieben wird.
Facts:
Schöne Lage in Baleal in der Nähe des Strandes
Es gibt Dorms und private Apartments (Die außerhalb des Camps sollen schöner und ruhiger sein)
Ihr surft meistens am gleichen Spot
Ihr bekommt wirklich viele Surfstunden: Zwei Sessions pro Tag
Langsames Internet
Kleine Gruppen beim Surfunterricht, leider wird nicht genug auf Levels geachtet
Sehr viele Menschen im Camp – Besitzer scheint auf Expansionskurs zu sein
Man kann Fotos und ein Video der Woche kaufen. Lohnt sich allerdings nicht, denn ich war auf keinem einzigen (!) Foto der Woche zu sehen
Die Liebe zum Surfen bleibt
Was bleibt: Ich surfe, werde surfen! Immer wieder! Auch im Camp – und zwischendurch. Und wenn spontan nach langer Zeit, dann gerne auch mit einem besonders großen Board – wie am Anfang. Denn wie schon einer meiner Surfguides sagte: „Bigger board – more fun.“ Und da ist was dran. Bis auf weiteres jedenfalls.
P.S. Das beruht alles auf meinen persönlichen Erfahrungen. Ich bin nirgends eingeladen worden und habe alles selbst erlebt.
Es ist ein fieses Gefühl. Erst ziept es im Magen. Und dann im Arm. Ich werde traurig und muss kurz überlegen, was eigentlich gerade falsch war und auf einmal sehe ich die Hügel von Valparaiso vor mir und fühle: Da wäre ich gerade am liebsten. Fernweh voller Nostalgie nach der zweiten Heimat: Chile. Eine unheilbare Krankheit, die immer wiederkommt.
Cerro Bellavista
Flashbacks bei chilenischer Musik
In letzter Zeit ist es wieder besonders schlimm, denn ich hatte so viele Chile-Momente. Vor kurzem habe ich hier in Karlsruhe endlich meinen Arsch hochbekommen und bin zu einem Konzert von Chico Trujillo gegangen. – Zum Auftritt einer ganz ausgezeichneten chilenischen Band. Ich wohne seit zwei Jahren in Karlsruhe und habe mir bis dahin erfolgreich eingeredet, dass es hier ganz bestimmt keine Latinos gibt und schon gar keine Chilenen. Ist natürlich absoluter Quatsch. Ich kam am Alten Schlachthof an, um das Konzert zu sehen und überall um mich herum chilenischer Singsang. Diese Sprache, die in mir immer ein Gefühl von „angekommen“ auslöst und allen traditionellen Spanischlehrern Angst macht, weil es im chilenischen Spanisch einfach keine saubere Aussprache gibt. Egal.
„Sabi que? Ella también es chilena.“ „No, pero bakan! Wueeeeeenaaaaaaa.“ „Si, tu cachay, po! La misma onda.“
Die Band kommt auf die Bühne und wir fangen an zu tanzen. Alle. Irgendwie. Und egal wie. Jeder wie er kann und wie es ihm Spaß macht. Ich bin verknallt in den Moment und lasse mich in die Musik fallen. Meine Füße folgen automatisch dem Beat der vielen Menschen auf der Bühne. Sie feiern als wäre das der letzte Abend überhaupt. Im Raum ist eine außergewöhnliche Energie. Ein großartiger Moment. Wie gut, dass ich den Arsch doch noch hochbekommen habe, denke ich kurz und dann versuche ich den Kopf auszuschalten und tanze weiter. Mein Herz macht einen doppelten Salto. Das hatte mir so sehr gefehlt.
Musik über: Liebe – Verlassen werden – Suchen und finden
Die Musik aus Chile, die Texte, in denen es einfach immer um die Liebe, das Verlassen und das Suchen und Finden geht. Ich liebe das. Immer wieder.
Ahora quién – Chico Trujillo
„¿Ahora quién, si no soy yo?
Me miro y lloro en el espejo y me siento estupido,
ilógico, y luego te imagino toda regalando el olor de tu piel,
tus besos, tu sonrisa eterna …..
y en mi alma está el beso que pudo ser.“
Wer ist es jetzt, wenn ich es nicht bin?
Ich schaue mich im Spiegel an, weine und fühle mich wie ein Dummkopf
Unlogisch. Und dann stelle ich mir vor, wie du den Geruch deiner Haut verschenkst.
Deine Küsse, dein unendliches Lächeln……
Und in meiner Seele ist der Kuss der hätte sein können.
Ja, auf Deutsch liest es sich seltsam. Übertrieben. Kitschig. Meine Mama sagt: „Liebe funktioniert besser auf Spanisch – in Songs oder Gedichten.“ Da sind übrigens auch die Werke von Pablo Neruda ein gutes Beispiel für. Übersetzt klingen die nur halb so wahr und gefühlsecht.
Das Konzert geht weiter. Immer wieder wird ein Beat vorgegeben, der alle Herzen nach oben springen lässt und alle tanzen durcheinander, mit strahlenden Gesichtern. Das ist der Moment, um Nostalgie und eben gespürten Kummer über die Dinge, die nicht sein sollten, wegzutanzen.
Dank chilenischer Musik: Endorphine überall
Hinterher ist mein ganzer Körper voller Endorphine. Bitte bleibt, denke ich bei mir. Geht nicht wieder weg. Es ist ein Teufelskreis. In Chile dauerhaft leben, wollte ich nie. Und das will ich noch immer nicht. Aber ich vermisse das Land aus der Ferne einfach so sehr. Die Musik, Konzerte, chilenische Menschen in Deutschland, Whatsapp-Konversationen mit meinen Freundinnen in Chile und Flugtickets dorthin – das sind meine Pflaster. Sie machen, dass es mir für eine Weile besser geht. Aber de Schmerz. Das Fernweh und die Sehnsucht kommen immer wieder. Dann nehme ich mir meistens ein Buch von Isabel Allende, in dem sie sich liebevoll über die chilenische Kultur lustig macht und in Gedanken sitze ich an de Calle Templeman in Valparaiso, rieche Fisch und Salz und schaue aufs Meer.
Mein Lieblingsplatz in Valparaiso: Calle Templeman
Akzeptiere, was du nicht ändern kannst
Klar: akzeptiere, was du eh nicht ändern kannst. Ich habe mich damit abgefunden. Es ist Teil von mir. Aber für Menschen in meinem Umfeld ist es nicht immer leicht diese ständige Sehnsucht zu verstehen. Sie wird immer da sein. Sie begleitet mich durch das Leben und drückt mir den unverwechselbaren Stempel auf: Etwas zu impulsiv, Drama-Queen und im nächsten Moment doch so unfassbar analytisch, pünktlich und organisiert. Was ist das denn für eine? Eine Deutsch-Chilenin. Immer auf der Suche.
Spätestens als sich unser Auto auf den klapprigen Autozug in Kandersteg in der Schweiz schiebt, ist das Urlaubsgefühl da. Wie aufregend! Mit dem Auto gemeinsam Zug fahren – durch die Berge hindurch. Das lohnt sich schon allein wegen der Fahrt nach Pettenasco.
Der Weg nach Pettenasco in Italien führt quer durch die Schweiz. Nachdem wir den Zug wieder verlassen, müssen wir nur noch über den Simplon-Pass und schon sind wir fast da. Langsam schlängelt sich unser Auto den Berg hoch. Ich bilde mir ein, dass ich es keuchen höre, denn der Weg ist steil. Wenn man sich den Gotthard-Tunnel sparen will, ist der Weg über Kandersteg und den Simplon-Pass allerdings die beste Möglichkeit um zum Lago d’Orta zu kommen. An der italienischen Grenze steht ein Beamter und raucht – er will nur kurz wissen, wo wir hinwollen, wir dürfen fahren und er wendet sich wieder seiner Zigarette zu. Es war, als wäre er aus einem alten Film entsprungen, wie er da an der urigen Grenze am Felsmassiv in den Bergen stand.
Der See
Lago d’Orta
Es ist unser zweites Jahr in Pettenasco und sobald wir den See sehen, bin ich wieder überwältigt – genau wie vor einem Jahr. Dieses klare blaue Wasser ist unfassbar schön. Am liebsten würde ich sofort anhalten und reinspringen. Pettenasco ist für mich ein echter Geheimtipp. Ich nehme euch mit an den einzigen Ort, wo ich wirklich entspannen kann. – Wenn ich nach einer Woche aus Italien zurückkomme, fühle ich mich wie neu! Dazu müsst ihr wissen: Pauschalurlaub stresst mich, weil ich da das Gefühl habe nicht selbst entscheiden zu können. Und bei langen Backpacker-Urlauben habe ich zwar sehr viel Spaß – aber dadurch, dass man immer wieder packen muss, ist es auch nicht so erholsam wie eine Woche am Lago.
Dieser See liegt direkt neben dem großen, majestätischen Lago Maggiore. Und doch kennen ihn so wenige Leute. Ich auch erst seit einem Jahr. – Dabei ist dieser See so viel schöner, als sein großer Bruder. Rings herum die Berge, wild und grün bewachsen. Wenn du den Blick schweifen lässt, kommen einem die vielen verschiedenen Grüntöne fast unwirklich vor. Das liegt aber vor allem auch daran, dass hier viel weniger los ist.
Der kleine Bahnhof „Pettenasco“
Pettenasco: Mein Ruhepol
Ich beschreibe euch hier exemplarisch einen Tag an meinem liebsten Lago und hoffe, dass ihr so versteht, was den Zauber für mich ausmacht.
Nach dem Aufstehen gibt es erst einmal zwei bis sieben Café Latte, die wir in unserem Apartment kochen und auf der großen Terrasse trinken.
„Will jemand noch einen?“
„Na klar“ – es ist so ein Luxus für mich einfach am Frühstückstisch sitzen bleiben zu können – ohne Stress. Sitzen, quatschen, lesen. Wunderbar. Als wir irgendwann dann doch satt sind, oder einfach keine Brötchen oder keine Milch mehr da ist, gehen wir an den See. Zum Glück beginnt er gleich auf der anderen Straßenseite. Es gibt hier leider einige Privatstrände – dazwischen gibt es aber auch Abschnitte für alle.
Unsere liebste Badestelle
Nachmittags geht es an den Steg
An unserem Lieblingsort steht ein Steg aus massivem Holz, der auf den See führt. Die mutigen unter uns – also fast alle außer mir – springen von da aus in den See und zeigen was sie können. Ich kann vor allem eins: Lange liegen, lesen und mich über die Aussicht freuen. Glitzerndes Wasser. Ein paar Boote fahren vorbei, manchmal probiert sich jemand im Wasserski. An solchen Tagen sitze ich oft mit Dauergrinsen am See. Dann kann ich mein Glück nicht fassen: Zeit, Ruhe, ein gutes Buch, Wasser. Das Handy bleibt im Haus, denn ich habe hier eh kein Netz. Einfach sein – das ist am Lago möglich. Hier ist auch nicht viel, was einen ablenken könnte.
Wenn die kleine Fähre zwei Mal am Tag ihre Runde zu den verschiedenen Orten auf dem See macht, dann ist das schon ein riesiges Highlight. Immerhin entsteht dadurch eine süße Welle, die quer über den See bricht. Zumindest deutet sie das an. Es gibt hier ja auch keine großen Wellen, die ihr Konkurrenz machen könnten. In diesen Stunden ist das größte Problem, mit dem ich mich befasse: Sonne oder Schatten? Und ich bin immer wieder überrascht von mir selbst, wie lange ich darüber nachdenken kann. Der Alltag verschwimmt langsam in der Ferne und ich lebe in diesen Tagen in meiner eigenen Offline-Welt. Schwimmen, lesen, über das Buch nachdenken und essen. Genau deshalb komme ich wohl gerade in diesem Urlaub so gut runter.
Für Mutige: Der Sprung in den Lago d’Orta
Das Wasser im Lago ist immer klar und frisch
Am Nachmittag zieht es uns dann doch mal kurz nach oben zur Wohnung, um etwas zu essen und einen Mittagsschlaf zu machen. Man gönnt sich ja sonst nichts. Als ich danach wieder im See auf dem Rücken treiben lasse, fühle ich mich endlich frei, entspannt und leicht – so als würde ich gleich losfliegen. Oben der blaue Himmel und um mich herum feinstes Wasser: In diesem See ist es besonders klar und weich. Das habe ich noch nie erlebt. Erst als die Sonne hinter den Bergen verschwunden ist, sehe ich ein, dass es Zeit ist.
Ich gehe nach oben. Wir müssen gleich schließlich in die Pizzeria. Im Ort gibt es genau eine, aber zum Glück ist die sehr gut. Zu sechst quetschen wir uns an einen runden Tisch für vier, damit alle die Weisheiten verstehen können, die unseren leicht angetrunkenen Hirnen entspringen. Bei Aperol, Wein und Steinofenpizza lassen wir den Tag einen Tag gewesen sein und erst als in uns wirklich gar nichts mehr passt, rollen wir zurück ins Bett. Morgen haben wir schließlich was vor: Ausschlafen und an den See gehen. So nämlich. Vielleicht koche ich abends eine leckere Carbonara.
Airbnb – wir haben zu sechst pro Nacht ca 80 Euro gezahlt.
Campingplatz: Da gibt es einen direkt am See, wo man mit Blick auf das Wasser campen kann: Campeggio Allegro Via Legro n° 29, cap 28028 Pettenasco (NO)
Pizzeria „Il Cortile“, Corso Roma 44, Pettenasco: Beste Pizza überhaupt zu gutem Preis-Leistungsverhältnis
Dinge, die man in der Umgebung unternehmen kann, wenn man das Bedürfnis hat:
Orta San Gulio – das ist ein typisches italienisches Dorf und davor liegt eine kleine Insel – nach Orta selbst und zur Insel kann man auch mit dem Boot fahren.
Lago Maggiore – Wenn man die Größe des Sees mal vergleichen will mit einem Riesen.
Ich kann mir nicht helfen! Wenn jemand mir sagt: „Spring mal eben hoch – das wird ein tolles Foto, ein perfektes Andenken.“ Dann zieht sich mein Magen zusammen und meine Foto-Lust ist vorbei. Liegt wohl auch daran, dass ich Leute kenne, die Springfotos lieben und im Urlaub alle paar Minuten welche haben wollen.
Ich gebe es zu: Ich bin nicht besonders gut darin: Weder im Springfotos schießen, noch darin auf solchen Fotos springend in der Luft zu sein. Ich glaube, dass es vor allem daran liegt, dass ich wenig Geduld habe. Außerdem: So gut sehen die gar nicht aus, oder?
Was ist die Faszination dahinter?
Aber eine gewisse Faszination müssen diese Bilder ja haben. Immer wieder schwirren Springfotos durch die sozialen Netzwerke – selbst auf diesem Blog sind welche gesichtet worden. Ist es wohl der Wunsch das eigene Leben wie auf einem Werbeplakat abzubilden und auszusehen wie eine locker-leichte Fee in der Luft? – Wie der unbeschwerteste Mensch auf dem Planet, der ein Lächeln für alle Daheimgebliebenen auf Lager hat? Und eine Prise Lockerheit für alle gestressten? Ich denke ja – und habe im Video in Italien drüber nachgedacht! Was meint ihr?
Die erste Liebe bleibt für immer, so heisst es doch? Wie ist das denn mit der ersten Stadt, die einem das Herz gestohlen hat. Wie ist das zum Beispiel bei mir mit Köln? Hier habe ich zehn Jahre gelebt, gelacht, geweint und bin ein Stück meines Weges gegangen. Diese Liebe hat sich bis heute in meinem Herz eingenistet. Und ich glaube, dass sie bleiben wird.
Mit Köln verbinde ich unzählige emotionale Momente und weg wollte ich eigentlich nie. Aber der Job und das Radioherz wollten es anders und deshalb habe ich vor 3 Jahren mein WG-Zimmer in der Lindenstraße in Köln aufgegeben. Es hat sich damals wirklich wie „Schlussmachen“ angefühlt.
Mein Köln
Am Wochenende war es nach langer Zeit soweit: Ich bin aufgeregt und mit Kloß im Hals zurückgekehrt. – Wie zu einer Liebschaft, mit der es einfach nicht gelingen sollte eine gemeinsame Zukunft zu haben – Ihr wisst schon: Job in einer anderen Stadt… Fernbeziehung – zu kompliziert.
Es fühlt sich wie heimkommen an
Als sich mein Zug über die Brücke zum Hauptbahnhof schiebt, fühlt es sich wie „heimkommen“ an. Nur, dass ich keine Wohnung hier mehr habe. Ich werde bei meinem Bruder im Studentenwohnheim in Deutz unterkommen. Da war ich auf mindestens 10 Partys – vor Jahren.
Als ich in die Wohnung komme, ist es als wäre die Zeit stehengeblieben: Der gleiche grüne Plastikboden, die gleichen Multifunktionsmöbel, die aussehen wie zu groß gewordene Kindergarteneinrichtung. Material: Helles, massives, unkaputtbares Holz. An den Wänden kleben unzählige von diesen Postkarten, die es in Bars umsonst gibt und dazwischen Bilder von Menschen, die keiner der aktuellen WG-Besetzung mehr kennt. Auf dem Klo hängen groß und breit zwei Anleitungen, dass man doch bitte die Klobürste auch benutzen solle, sie stünde da nicht nur zur Zierde. Ich muss grinsen und freue mich heimlich, dass es in WGs – ganz gleich wer da wohnt – immer die gleichen Probleme gibt. Das gehört einfach dazu.
Flashbacks in WG-Zeiten
In meinem Kopf ploppen Bilder aus meinen WGs auf: Das erste Jahr im Turm an der Sporthochschule, wo ich gelernt habe mit wie wenig Platz man auskommen kann, wenn man muss. Mein Zimmer war 8 Quadratmeter groß, die Küche, die wir uns geteilt haben noch kleiner und im Bad konnte man sich nicht umdrehen. Dafür hatte man von meinem Zimmer im zehnten Stock immer mal wieder das Gefühl, man würde wie Aladdin auf einem fliegenden Teppich schweben: Wenn du oben auf dem Hochbett gelegen hast und aus dem Fenster geschaut hast, konntest du über das Stadion hinweg bis zum Dom schauen. Unvergesslich und gleichzeitig nur ein kleiner Zwischenstopp bis ich die WG in der Lindenstraße gegründet habe.
Lieblings-WG: Lindenstraße
Für mich ist das noch immer die schönste Wohnung der Welt: Im 5. Stock gelegen – natürlich ohne Aufzug und wir waren die ersten, die dort leben durften. Am Anfang roch alles nach dem neuen Parkettboden. Das Herz der Wohnung ist die große, helle Wohnküche, in die wir irgendwie noch ein Schlafsofa für Gäste gequetscht haben. Die meiste Zeit habe ich dort mit Freunden am alten runden Küchentisch verbracht. Stundenlang haben wir „gelernt“, Kaffee getrunken, gespätstückt, über Männer lamentiert, vieles besser gewusst als alle anderen, uns getröstet oder gemeinsam gelacht. Mal zu zweit. Mal zu zehnt. Es hat immer gepasst.
Von der Wohnung aus konnten wir praktisch in die Uni fallen, ins Hochschulradio oder an den Aachener Weiher. Das ist für mich noch immer mein alter Vorgarten. In manch einem Sommer haben wir da jeden Abend gegrillt und im Gras rumgelegen. Um es mit den Worten von Bosse zu sagen: „Das war die schönste Zeit.“ Das stimmt aus der jetzigen Sicht, aber fest steht: Natürlich verklärt es alles zu einem positiven Brei mit den Jahren Abstand, die dazwischen liegen. – So als hätte socj von ganz allein ein Instagram-Filter darüber gelegt, der alles weich zeichnet, so dass man nur noch alles Schöne sieht.
Aachener Weiher
Weisst du noch? Erinnerungen schlagen wie Blitze ein
Am Samstag strahlt die Sonne mit sich selbst um die Wette – Köln hat sich noch schöner gemacht als es eigentlich ist. Wir laufen durch die Innenstadt und mein altes Viertel. Wie kleine Blitze schlagen die Erinnerungen dabei ein: „Pssst: Weisst du noch, wie du im November bei Kälte barfuß durch die Lindenstraße gelaufen bist, weil du auf den hohen Schuhen nach der Party nicht mehr gehen konntest?“ „Ja, ich weiß. Ich kann noch immer nicht auf High-Heels laufen.“
„Und weisst du noch, wie du an der Ecke mitten in der Nacht auf den einen Kerl gewartet hast, obwohl du eigentlich wusstest, dass das ne blöde Idee war?“ „Jaaa, danke. Daran wollte ich eigentlich nie mehr denken.“ „Uuuund weisst du noch, wie du noch mit 24 Jahren im Roseclub nach dem Ausweis gefragt worden bist? Wenn du da dienstags immer hingerannt bist, um wieder und wieder die gleiche Indie-Mucke zu hören? Franz Ferdinand, Kaiser Chiefs… Mando Diao?“ „Hm ja. Roseclub. Gibts nicht mehr. Hat wohl doch irgendwann jemand gemerkt, dass die Musik gerade out ist. Schade eigentlich. Aber wenn ich ehrlich bin, würde ich auch nicht mehr hingehen.“
Alles fängt an sich im Kopf zu drehen. Das war eigentlich nicht alles schön, denke ich, durchbreche die Nostalgiewand und bin kurz ehrlich zu mir selbst.. Aber es war eigentlich alles wichtig. Es waren viele wertvolle Erfahrungen dabei.
Straßenfest
Wegbier am Brüssler Platz
Am Abend laufen wir über ein Straßenfest, danach gibt es Schnitzel und dann Bier auf die Hand. Es ist einer dieser wenigen lauen Sommerabende, wo du dir die Bar komplett schenken kannst und einfach von Platz zu Platz ziehst, weil es warm genug ist draußen zu sitzen. Das Leben fühlt sich leicht an und ich beginne durch die Straßen zu tanzen. Montag? Gibt es nicht mehr, oder? Von mir aus könnte es ewig so weitergehen. Wenigstens für einen kleinen Moment bilde ich mir ein, dass die Zeit still steht, dass das einer von vielen Tagen in Köln ist. – Und dann falle ich ins Bett und merke, dass schon Sonntag ist. Ich muss bald zurück.
Die letzten Stunden verbringen wir am Rhein. War hier nicht immer alles dreckig und unfertig? Eine schöne Promenade gab es doch früher immer nur in Düsseldorf. Jetzt nicht mehr. Von Deutz aus kannst du jetzt den Dom in all seiner Pracht bewundern, während du auf den breiten Stufen der neuen, leuchtenden Promenade sitzt. Wahnsinn. Ich habe nicht mehr damit gerechnet, dass das noch passiert. Aber geil! Die Zeit bleibt offenbar doch nicht stehen. Die Stadt ist mit den Jahren noch schöner geworden.
In Köln kann ich „ich“ selbst sein
Ach Köln, du schnodderiges, einfaches und doch so bezauberndes Ding. An keinem anderen Ort in Deutschland habe ich so sehr das Gefühl „ich“ sein zu können wie hier. Mal zufrieden, mal auf der Suche nach neuer Inspiration. Ich würde mich sehr freuen, wenn das Leben mich mal wieder ans Rheinufer spült. – Ob kürzer oder länger. Da lasse ich mich gern überraschen.
Bis bald, Köln! Ich komme wieder. Bestimmt. Irgendwann, wenn die Zeit gekommen ist. – Denn jetzt bin ich sicher: Diese Liebe zerbricht nicht. Sie bleibt und wartet geduldig. Solange ich in Karlsruhe wohne.
Lieblingsplätze in Köln:
Aachener Weiher
Der einfache Park im Herzen der Stadt, wo im Sommer die ganze Wiese mit grillenden Menschen übersät ist, ist einfach unfassbar schön. Der erweiterte Garten, für alle, die sich keinen leisten können.
Rheinstrand Rodenkirchen
Einfach aufs Fahrrad und immer am Rhein entlang Richtung Rodenkirchen fahren: Am Schokoladenmuseum vorbei immer weiter bis es am Rhein auf einmal einen richtigen Strand gibt. Hier fühlst du dich im Sommer wie am Meer in Italien. Im Rhein kannst du dich zwischendurch erfrischen und meistens kommt ein Eiswagen vorbei. Besser als ein Wochenendtrip
Schnitzel bei Oma Kleinmann
Ich liebe ursprüngliche, einfache Orte, bei denen du weisst was du hast. Bei Oma Kleinmann gibt es seit Jahren die gleichen Schnitzelgerichte. Du bekommst immer so viel zu essen, dass du dir das halbe Schnitzel einpacken lassen kannst und dazu nette, kölsche, derbe Bedienung. Ich war dieses Wochenende nach Jahren nochmal da und kannte noch die ganze Belegschaft.
Flohmarkt „Alte Feuerwache“
Meine liebste Beschäftigung sonntags nach langen Partyabenden: Mit dem Rad zur alten Feuerwache und über den Flohmarkt schlendern. Die frische Luft und die vielen Eindrücke helfen dabei, den Kater zu vertreiben und wieder zu sich selbst zu finden. Es ist einer dieser heilsamen Orte, wo die Welt perfekt erscheint. Und nebenbei findet man da wirklich geile Sachen.
Party Radio Sabor – Club Bahnhof Ehrenfeld
Mach den Reggaeton lauter, dann hab ich auch was zu feiern! Ich liebe Latino-Musik, ich kann mir nicht helfen. Zum Glück gibt es in Köln so viele Menschen, die Regionalwissenschaften Lateinamerika studieren, dass dabei eine gute Partyreihe rausgesprungen ist: „Radio Sabor“ – Latino-Musik die ganze Nacht lang. Muss man halt mögen.
Mäuerchen an der Zülpicher und Brüssler Platz
Zwei Orte, wo sich seit Jahren abends Menschen zusammenfinden und ihr Kioskbier genießen. Einfach so. Mehr ist es nicht, aber wertvoll: Für den Start in eine lange Sommernacht, für die Suche nach bekannten oder neuen Gefährten.
Zehn Dollar für einen Parkplatz? Bisher waren wir auf unserer Reise durch Kalifornien meistens günstiger weggekommen. Als wir unser gemietetes rotes Cabrio auf dem letzten Parkplatz zwischen San Diego und Tijuana abstellen, haben wir nicht die Wahl, denn den Mietwagen können wir nicht mit über die Grenze nehmen. Will ich auch gar nicht: Viel aufregender ist es doch einmal in ein anderes Land zu laufen! Wir bezahlen und ziehen los.
Schilder weisen uns den Weg in Richtung Mexiko. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, dass ich nicht mehr dort war. Einige Jahre sind seitdem vergangen und ich muss zugeben: Ich habe Mexiko sehr vermisst.
Mexiko: Ich habe dich vermisst
Mexiko: Das Land, wo jeder mindestens zwei kitschige Liebeslieder von Luis Miguel auswendig kann und wo du an jeder Ecke mit scharfen, fettigen Tacos versorgt wirst. Ein Land voller Sehnsucht und Stolz. Ich sollte bald länger herkommen, denke ich. Diesmal ist es nur ein kleiner Besuch, ein paar Stunden in dieser Stadt an der Grenze: Das Tor zu den USA.
Der Weg zur „anderen Seite“
Durch die Drehtür in eine andere Welt
Wir laufen durch Gänge, immer den Schildern nach bis wir an einer Drehtür ankommen. Darüber steht groß und breit: Mexico. Irgendwie skurril, dass uns zwei Schritte durch dieses Tor in ein anderes Land bringen sollen. Die Drehtür sieht nicht anders aus als der Ausgang des Freibads in Aachen und doch bedeutet es so viel mehr.
Wir schauen uns an und gehen weiter. Hinter dem Tor führt eine ewige Brücke über einen fast ausgetrockneten, stinkenden Fluss. Die Hitze brennt auf unseren Köpfen und auf der Haut und ich stelle mir vor, dass es hier jeden Tag so ist. Auf einmal fallen mir die Menschen auf, die unten am Fluss zu wohnen scheinen. Sie sitzen da unter provisorischen Sonnensegeln und scheinen zu warten. Nur worauf? Auf ihre Möglichkeit in die USA zu kommen? Vielleicht. Allerdings scheint es von dort aus fast unmöglich – andauernd fahren Grenzposten am Fluss entlang. Ich habe einen Kloß im Hals: So oft habe ich schon über die Grenze gelesen, zum Beispiel in Büchern von T.C. Boyle. Aber ich hatte sie mir wohl weniger trostlos vorgestellt. Warum auch immer.
Der „Fluss“
Als wir den „Fluss“ hinter uns gelassen haben, wollen wir ins Zentrum laufen. Immer wieder halten uns Männer an und wollen uns überreden doch lieber das Taxi zu nehmen. Es wäre viel zu weit zu Fuss. Die Karte auf unserem Handy sagt da allerdings was anderes, also lehne ich dankend ab und freue mich über den mexikanischen Singsang in meinem Ohr.
Viagra und Flitterwochen
Tijuana scheint ein beliebtes Ziel für Hochzeitsreisen zu sein: „Hello Honeymooners“ dröhnt es uns immer wieder entgegen. Kauft doch bitte hier! Wir haben Alkohol.. und Drogen und Nutten im Angebot! Und Viagra! Und überhaupt. Hier scheint es einfach alles zu geben, was der Mensch gerne günstiger als in den USA kaufen möchte. – Tijuana wirkt in diesem Moment auf mich wie ein großes Einkaufszentrum.
So viele zauberhafte Farben!
Es zieht uns immer weiter in die Stadt hinein, unter bunten Girlanden hindurch – vorbei an den berühmten Zebra-Eseln, die extra so angemalt werden, damit Touristen mit ihnen Fotos schießen können. Was denkt wohl ein Esel, wenn er sich im Zebra-Style im Spiegel sieht?, frage ich mich.
„Tijuana ist nicht schön“, sagt sie. Wir sehen das anders
Die Hitze drückt, es wird Zeit für eine kleine Pause. Ich bestelle einen Oreo-Eiskaffee in einem kleinen Laden bei einem etwa zwanzigjährigen Mädchen, denn er wird groß und breit auf einer Tafel angepriesen. Anscheinend wird der hier allerdings nicht so oft bestellt. Das Mädchen reagiert nervös und schickt erstmal ihre Freundin zum Oreo-Kekse shoppen. Ich liebe diese Spontanität: Hauptsache die Karte macht was her. Hinterher vergisst sie vor lauter Aufregung Kaffee in unser Getränk zu tun – dann also Oreo-Milchshake für uns. Gern würde ich mehr von ihr erfahren, frage sie nach Geheimtipps aber da ist nicht viel zu holen. „Tijuana ist nicht schön,“ sagt sie. In den USA sei alles besser. Da wolle sie auch irgendwann hin. Immer wieder habe ich an diesem Tag den Eindruck, dass die meisten weg wollen oder auf der Durchreise sind. Schade.
Mexikanisches Essen
Chili-Süßkram und Tacos
Kein Besuch in Mexiko ohne eine große Portion mexikanisches Essen. Nachdem ich mich mit Chili-Süßkram eingedeckt habe und mehrere „Pelon – Pelo Rico“ mit mir herumtrage, setzen wir uns in ein Restaurant. Es gibt frische Säfte und ich bestelle einfach alles quer durch die Karte, was ich vermisst hatte: Tostadas, also getostete Tortillas mit Krabben und Avocado. Außerdem gibt es Enchiladas verdes. Tortillas mit Hühnchen, grüner scharfer Sauce drüber und Bohnenmus. Lecker.
Als ich mit den Kellnern ins Gespräch komme, muss ich allerdings feststellen, dass hier eigentlich niemand aus Mexiko ist. Die kommen aus Honduras und aus Nicaragua und sind mehrere Tage zu Fuß unterwegs gewesen. Sie sind geflohen und wollen alle eigentlich in die USA. Nun sind sie in Tijuana, verdienen etwas Geld und warten auf ihre Chance „al otro lado“ zu kommen. – Also rüberzumachen.
Als die Sonne sich senkt und der Tag sich dem Ende zuneigt laufen wir zurück, immer den „USA-Schildern“ nach und dabei im Bauch dieses mulmige Gefühl. Es war mega lecker und es war schön wieder auf mexikanischem Boden unterwegs zu sein. Und doch habe ich das Gefühl: Ich konnte nicht genug von Tijuana selbst sehen. Gerne wäre ich noch an den Strand gegangen und hätte mir die Grenze dort angeschaut. Gerne wäre ich durch abgelegenere Viertel gelaufen und hätte mir das alltägliche Leben angeschaut.
Auf dem Weg in die USA
In einer langen Schlange warten wir darauf wieder in die USA reingelassen zu werden. Es dauert 1,5 Stunden bis wir die Grenze passiert haben. Ironisch: Auf dem Hinweg mussten wir nirgends warten. An der Drehtür war keine Schlange. Auch wollte niemand unseren Ausweis sehen. Verrückte Welt. Verkehrte Welt.
Bundesliga? Nicht mein Ding. Aber auch ich bin nicht komplett immun gegen Fußball. Alle zwei Jahre sitze auch ich vor dem Fernseher und feier die Deutsche Nationalmanmnschaft. Ich gebe es offen zu: Ich bin ein Event-Fan. Und hier erkläre ich euch, warum.
2006. Es ist Sommer und wir stehen in wallenden Röcken und Flip Flops in Köln am Rhein. Während der WM in Deutschland gibt es hier in Deutz ein großes Public Viewing am Wasser. Für Trikots war leider keine Kohle da, deshalb tragen wir schwarz-rot-goldene Blumenketten um den Hals und um die Hüften – diese einfachen Ketten aus Plastik, die nach der WM noch monatelang bei uns in der WG-Küche am Regal rumgehangen haben, weil niemand es übers Herz gebracht hat sie wegzuschmeißen. Zehn Jahre ist das inzwischen her und trotzdem erinnere ich mich an das Spiel im Viertelfinale zwischen Deutschland und Argentinien als wäre es gestern gewesen: Sommerabend, Kölschflaschen in der Hand und diese Leichtigkeit, die wir vor allem mit uns herumtrugen, weil wir studiert haben. Vorlesung morgen um 08:00? Egal. Die Prüfung ist ja erst in vier Wochen.
1 und 2 und 3 und 54.. 74.. 90.. 2006..
Laut haben wir alle zusammen den Song der Sportfreunde Stiller gegrölt und daran geglaubt, dass wir Weltmeister werden. 1 und 2 und 3 und 54.. 74.. 90.. 2006.. ja so stimmen wir alle ein. Hat nicht geklappt damals mit dem Weltmeister werden, aber dieses Spiel gegen Argentinien hat sich wie ein Finale angefühlt. Die Argentinier schießen dieses plötzliche Kopfballtor und gehen in Führung. Ich raste innerlich aus bis Klose endlich den Ausgleich schießt. Auf einmal scheint alles möglich, wir liegen uns in den Armen, feuern die Nationalelf an, als könnten sie uns von Köln bis nach Berlin hören und wir glauben an den Sieg. Beim Elfmeterschießen liegt eine unfassbare Spannung in der Luft.
Der berühmte Spickzettel wandert zu Lehmann. Immerhin hat er uns möglicherweise ins Halbfinale geholfen, weil unser Torwart so vorher wusste welcher Spieler am liebsten in welche Ecke schießt. Beim Elfmeterschießen selbst muss ich immer wieder weggucken. Zu aufregend. Dieses Spiel und die Party danach auf der Zülpicher Straße, das sind einige Wegmarken, die sich für immer in meinen Kopf gemeißelt haben. Geruch nach Sommer und Bier, das Gefühl von leichter Kleidung und wenig Stimme, weil viel gegrölt und dazu Gänsehaut, wenn alle ihre Mannschaft anfeuern und die Sportfreunde Stiller aus den Boxen tönen. Es ist eine einzigartige, zwischenmenschliche Energie, die besonders bei solchen Events entsteht. An die darauffolgende Niederlage gegen Italien erinnere ich mich nicht mehr gut. Wozu auch.
Haminamina eh eh Waka Waka Ehhhhehhh
Vier Jahre später stehen wir in Ehrenfeld auf einem Platz und feuern die Nationalelf gegen England an. Es ist brütend heiss, weil das Spiel am Nachmittag stattfindet. Der Sommer hüllt sich in ein Surren – überall diese nervigen Vuvuzelas, wenn es dauerhaft klingt, als würde jemand ein Wespennest in die Mülltonne werfen. Diese Tröte, das Symbol aus dem südafrikanischen Fußball. – Ich möchte behaupten, dass das niemand vermisst hat. Dazu dieser Shakira-Song, den niemand wirklich mitsingen konnte. „Haminamina eh eh Waka Waka Ehhhhehhh… it’s time for Africa.. lalala.“ Ihr wisst schon. Ich mag diesen Song, obwohl er ein unfassbarer Ohrwurm ist. – Einfach weil er mich an diesen Sommer erinnert, an warmes Bier aus 0,5 Flaschen und die Tänze nach dem Sieg gegen England, als wir den ganzen Ring runter getanzt sind bis nach Hause.
Zum Glück gibt es in Köln eine großartige Kiosk-Kultur mit Bier rund um die Uhr. Alle tanzen gemeinsam, als hätten sie etwas zum Fußballsieg dazugetan – wir bilden uns ein es wäre unser Verdienst, dass Deutschland 4 zu 1 gegen England gewonnen hat. Die Sportfreunde Stiller dichten ihren Song mal eben um und auf einmal heisst es „54.. 74.. 90.. 2010, ja so stimmen wir alle ein. Mit dem Herz in der Hand und der Leidenschaft im Bein werden wir Weltmeister sein.“ Oder auch nicht. Noch nicht.
2014: Es hat endlich geklappt und ich bin sicher, dass unsere Trikots etwas mit dem Titel zu tun hatten
Wenn ich bei Europameisterschaften oder Weltmeisterschaften nicht in Köln sein kann, vermisse ich diese wunderbare Stadt besonders. In Köln habe ich gelacht, geweint, gefeiert. Ich habe die Sonne aufgehen sehen, im Park gesessen und das Leben gefeiert. Ich bin von links nach rechts zu den Extremen des Lebens gelaufen. – Von mega happy bis „was mache ich hier eigentlich“ war alles dabei. Diese WM-Momente gehören zu den besten aus dieser Zeit. Deshalb widme ich ihnen gerade jetzt, wo das EM-Fieber hochkocht, ein paar Zeilen. Wie schön, dass die Erinnerung besonders diese Gänsehautmomente in den strahlendsten Farben in unser Gedächtnis meißelt. Damit sie nicht weglaufen. So können wir sie in schlechten Zeiten auspacken und wieder die Wärme und den Jubel spüren. Ich bin sicher, dass das für jede Lebenslage nützlich ist.
„Nimmst du Handtücher mit?“ – „Ne, oder? Wir gehen doch ins Hotel.“ Ich habe nicht viel Erfahrung mit Hotels. In meiner Kindheit waren wir meistens campen – oft auch wild in der Natur in Griechenland, weil das damals noch erlaubt war. Ich habe zwar wenig Erfahrung mit Hotels, sie haben mich aber schon immer neugierig gemacht. Deshalb musste ich unbedingt ein Wellness-Wochenende ausprobieren.
Als eine Freundin und ich ein Wochenende entspannt wegfahren wollten, sind wir beim Suchen im Netz auf das Natur Kultur Hotel Stumpf gestoßen. Und es machte den Eindruck von: Handtücher muss man keine mitbringen. Nur sich selbst, mindestens zwei Bücher und den guten Willen runterzukommen.
Auf den ersten Blick wirken Hotels auf mich immer etwas steril und ungemütlich. Aber die Vorstellung, dass wir uns ein ganzes Wochenende um nichts kümmern müssen außer darum möglichst gut zu entspannen, das klang genial und darauf hatte ich Bock. Als ich dann abends nach der Arbeit im Hotel angekommen bin, dachte ich aber erstmal: Wo bin ich denn hier gelandet? Freitagabend, 22:30 und niemand sitzt mehr in der Bar? Verstörend. Weil ich lange arbeiten musste, haben aber netterweise die Leute an der Rezeption noch extra auf mich gewartet und – wie ich dann erfahren habe – ihren Feierabend extra nach hinten verschoben und mich freundlich begrüßt.
Ein Wochenende Wellness
Nach einer ruhigen Nacht stürzen wir uns am Samstagmorgen auf das Frühstücksbuffet. Ein bisschen Freizeitstress kommt dann doch leicht auf, wenn es „nur“ bis 10:00 Frühstück gibt. Diese fixen Zeiten in den Hotels haben mich schon immer abgeschreckt, aber ein Wochenende lang kann ich mich darauf einlassen. Am Tisch eine große Kanne Kaffee – extra für uns und dann probieren wir uns dann durch die Auswahl am Buffet: Brötchen, Rührei, Speck, Birchermüsli. Klar: Nach dem zweiten Gang sind wir satt, obwohl der Bock noch für mehr gereicht hätte. Aber es ist gar keine Zeit darüber zu lange nachzudenken. Wir müssen gleich weiter zu unserem Wellnes-Paket.
Also ziehen wir uns im Zimmer die Bademäntel, die vom Haus gestellt werden, an und los: Zuerst bekommen wir eine Seifenbürstenmassage: Dazu legst du dich auf eine Art Wanne und wirst komplett mit einem Bürstenhandschuh mit Seife abgerieben. Das ist ganz angenehm, denn du hast das Gefühl, dass endlich mal alle überflüssigen Hautschuppen abfallen.
Danach gibt es für uns noch eine Öl-Ganzkörpermassage. Ich liebe Massagen! Auf Bali haben wir uns gefühlt durch das komplette Massageangebot von Kuta gewühlt und gemerkt, dass es große Unterschiede gibt. Meine letzte Massage vor dem Wellnesswochenende habe ich allerdings von einer Asiatin hier in Karlsruhe bekommen, die so fest zugreifen konnte, dass selbst meine Verspannungen sich gelöst haben. Das ist eine Kunst! Damit will ich sagen: Was Massagen angeht, bin ich anspruchsvoll. Im Wellnesshotel hatte ich extra mit der Mitarbeiterin vereinbart, dass ich mir eine möglichst starke Massage wünsche.
Diese Massage war gut und solide. Ich war hinterher entspannter als vorher, aber sie hat in mir nicht diesen „Wow-Effekt“ ausgelöst. Trotzdem: Wenn jemand so eine ganze Stunde dafür sorgt, dass du runterkommst, dann finde ich das sehr genial. Danach verbringen wir den Nachmittag im Wellness-Bereich: Wasser – Dampfbad – Dusche – Lesen – Schlafen – Whirlpool… und wieder von vorne. Endlich schaffe ich es wieder eins der Bücher der großartigen Isabel Allende zu lesen. Dazu komme ich im Alltag einfach viel zu selten.
Am Abend werfen wir uns dann doch einmal in Straßenklamotten, um uns beim Vier-Gänge-Menu nicht zu blamieren. Im Restaurant war unser Platz schon mit einem Kärtchen reserviert, an den anderen Tischen einige ältere Paare, die aussehen, als wäre das ihr romantisches Highlight im Jahr. Dann geht es los: Als erstes gibt es eine kleine Portion Tomate, Mozzarella. Der Käse ist so fein geschnitten, wie ich es zu Hause nie hinbekomme.
Danach kommt eine fantastische Suppe und dann der Hauptgang: Wir können auswählen und ich als alter Fisch-Fan entscheide mich natürlich für den Lachs. Dazu gibt es fein drappiert Couscous und grünen Spargel. Als ich denke, dass es nicht besser werden kann, kommt der Nachtisch: Ingwer-Creme-Brulée. Wow. Ich liebe ausgefallene Küche und das begeistert mich wirklich. Dazu trinken wir Sekt und Wein und hinterher schlafen wir wie zwei be-wellnesste müde Kinder. Tief und fest.
Der Hauptgang: Lachs, Spargel und Couscous
Der Sonntag startet sogar noch entspannter als der Samstag, weil es da traditionell in dem Hotel Brunch bis 12:00 gibt. Mit kalten und warmen Speisen und allem, was einem einfallen könnte: Von Tiramisu, über Müsli bis hin zu Spätzle, Weißwürsten und einem Mitarbeiter, der einem sein Rührei extra so zaubert, wie man es gerne möchte – toller Service und lecker.
Nach dem Brunch legen wir uns wieder in die Wellness-Oase und stehen nur auf, um uns im Pool abzukühlen oder in die Sauna zu gehen. Und zwischendrin tun wir ganz viel nichts. Ich kenne keine Langeweile und einfach mal nichts machen können, ist ein großartig.
So ein Wochenende ist ein Geschenk
Das Wochenende war wirklich besonders, ein kleines Geschenk für mich selbst – vor allem, weil ich so etwas noch nie gemacht hatte. Ich war hinterher ruhig und entspannt. – Und gerade in solchen entspannten Momenten, wenn ich gute Gespräche mit einer Freundin führen kann, komme ich auf viele neue Ideen und es tun sich andere Wege auf. Das ist erfrischend für das eigene Leben und in gewisser Weise ist es wie ein Mini-Urlaub, in dem man mal kurz innehalten und die Perspektive wechseln kann. Läuft gerade alles so, wie es soll? Was wünsche ich mir eigentlich? Was könnte anders laufen und an welchen Stellschrauben muss ich drehen, damit ich dahin komme?
Das war ein tolles Wochenende im Hotel – ich glaube aber im Grunde kann man genauso runterkommen, wenn man ein Wochenende in der Natur zeltet. Wichtig ist nur: Nichts vornehmen, Ruhe passieren lassen und sein. Und schon ist alles gut.
Wir haben übrigens auch noch ein Wellness-Wochenende in Tschechien gemacht.
Die Daten:
Natur Kultur Hotel Stumpf, Zeilweg 16, 74867 Neunkirchen
Vier Sterne
Wellnessbereich mit Pool, Sauna, Whirlpool und Dampfbad
Wir haben ein Paket gebucht: Unser „Romantikwochenende“ hat 188 Euro pro Person gekostet. Darin enthalten: Zwei Übernachtungen, Frühstücksbuffet, 4-Gänge-Menu am Abend, Übernachtung im Doppelzimmer (Da ich Freitag so spät angereist bin, konnten wir das zweite Abendessen auf Sonntag verschieben.) Dazu haben wir ein Massagepaket gebucht.
Wir haben alles selbst bezahlt. Das war keine Einladung des Hotels oder eine ähnliche Kooperation.
Städtetrips klingen für mich schnell nach Stress und Sehenswürdigkeiten „abarbeiten“. Das ist überhaupt nicht mein Ding. Wenn ich reise und neue Ecken kennenlerne, setze ich mich immer wieder gern ins Café, denke über das Gesehene nach und trinke viel Kaffee. Hier habe ich euch meine Lieblingscafés in Berlin zusammengefasst.
Jeder einzelne Besuch in einem dieser Cafés ist für mich wie der Besuch einer Sehenswürdigkeit für viele andere – nur viel entspannter: Ich sitze da, genieße einen oder zwei Kaffee, schaue mir die Menschen an und träume vor mich hin. In diesen Momenten habe ich oft die besten Ideen: Cafés inspirieren mich.
Da sitze ich dann auf einem wackeligen Stuhl, zwischen Menschen – auf dem Tisch ein Latté, in der Hand die Zeitung. Manchmal mit Musik im Ohr, manchmal einfach so. – Gerne auch mal mit mir alleine, um nachzudenken. In Berlin treffe ich aber in den vielen zauberhaften Cafés vor allem gern meine Freunde, die dort leben – oder die, die gerade zufällig auch in der Hauptstadt sind. Das bedeutet für mich Urlaub: Zeit haben, um in Cafés zu sitzen und neue kennenzulernen.
Die besten Cafés zum Frühstücken
Café Anna Blume – Prenzlauer Berg
Anna Blume ist kein Geheimtipp: Am Samstagmorgen bildet sich im Sommer eine Schlange um einen Platz draussen auf der Terrasse zu bekommen. Aber das Warten lohnt sich! Dieses Café ist berühmt für seine Frühstücksetageren und das zurecht: Dieses gemischte und wunderschön angerichtete Frühstück gibt es für zwei oder vier Personen und da ist wirklich alles dabei: Käse, Wurst, verschiedene Pasten, Obst, getrocknete Tomaten, Oliven und Ei. Das perfekte Frühstück, wenn man sich dafür Zeit nimmt. Allerdings ist der Kaffee hier eher durchschnittlich.
Kollwitzstraße 83, 10435 Berlin
Etagere
Factory Girl – Mitte
Von außen fallen schon beim Blick durchs Fenster die schönen alten, zusammengewürfelten Möbel auf: Es gibt hier kleine Tische um mit der besten Freundin zu sitzen und einen großen Tisch, der auch als „Gossip Table“ bezeichnet wird. Hier kannst du dich mit anderen Menschen zusammenfinden. Hier gibt es geniale Ei-Variationen zum Frühstück und das – wie es sich gehört – den ganzen Tag lang. Mir hat das Rührei mit Tomate und Rucola besonders gut geschmeckt.
Ein helles Café an einer Ecke in Mitte. Hier haben wir mehrere Stunden gefrühstückt und uns durch die Speisekarte probiert. Es gibt verschiedenste Variationen mit Pfannkuchen, Rühreiern mit Speck oder Lachs und klassische Frühstückskombinationen. Leider gibt es hier keinen Barista-Kaffee. Frühstück gibt’s dafür aber bis 18:00.
Direkt am Kanal am Kiehlufer befindet sich dieses liebevoll eingerichtete Café. Hier gibt es sogar eine Schaukel, auf der man seinen Kaffee genießen kann! – Außerdem viel massives Holz, bunte Fenster und ein Klavier. Hier habe ich den grünen Smoothie probiert, der frisch zubereitet wurde und fantastisch geschmeckt hat. Es gibt aber auch eine große Frühstückskarte.
Kiehlufer 55, 12059 Berlin
Caffeggiando – Neukölln
Ein typisch italienisches Café mit bestem Cappuchino. Hierher kommen viele Italiener und trinken ihren Espresso – auch das macht die besondere Stimmung aus. Das Café selbst ist klein, besonders gut sind die Plätze draussen mit Blick auf die vorbeilaufenden Menschen. Zum Frühstück gibt es hier unter anderem leckere Bagels mit Lachs. Und das Preis-Leistungsverhältnis ist super.
Anzengruberstraße 19, 12043 Berlin
Hier kann man nachmittags Cafépause machen
Godshot – Prenzlauer Berg
Der Café im „Godshot“ ist ein Gedicht! Eigentlich ist der Laden eher klein und unauffällig, mit orangen Stühlen vor der Tür – aber diese Latté-Kreation im Barista-Style kann sich sehen und schmecken lassen. Mein absoluter Lieblingskaffee bisher in Berlin. Hier kann man auch einen Barista-Kurs machen. Das steht auf jeden Fall noch auf meiner „To do-Liste“. Hier noch die Info von der Internetseite dazu, warum der Laden „Godshot“ heisst. Es geht um den perfekten Espresso: „Wenn unter besten Voraussetzungen alle Faktoren optimal zusammen wirken und den perfekten Geschmack ergeben, so spricht der Barista von einem Godshot.“
Immanuelkirchstraße 32, 10405 Berlin
Bonanza Coffee Heroes – Prenzlauer Berg
Vor oder nach einem Besuch im Mauerpark bietet sich eine Pause bei den „Bonanza Coffee Heroes“ an. Es ist ein typisches Berliner Hipstercafé: An der Theke steht meistens ein Typ mit Schnurrbart, der Innenraum ist archaisch und gleichzeitig modern im industrial Style eingerichtet und draussen stehen breite Bänke. Ich mag diesen Style sehr und der Kaffee ist wirklich fantastisch: Hier gibt es Latté im Barista-Style, wie ich ihn liebe. Besonders günstig ist dieses Café allerdings nicht.
Barista
Oderberger Str. 35, 10435 Berlin
Ostfee – Prenzlauerberg
Schönes Ambiente mit alten Möbeln und Sesseln. Man kann nah am Fenster sitzen und beim Blick auf die ruhige Straße Kaffee und vor allem Waffeln genießen. Die sind sehr lecker dort.
Oderberger Str. 39, 10435 Berlin
Cozys – Friedrichshain
Hier kommst du dir auch vor wie in Stylish-hausen. Sehr geschmackvoll eingerichtet ist dieses Café: Die Steinwand ist weiß gestrichen und man sitzt an massiven Holztischen, auf einfachen Stühlen. – Leider keine Sessel, aber es gibt ein Sofa. Der Kaffee schmeckt hier wirklich ausgezeichnet und ich empfehle jedem den Crumble: Streusel, Apfel und Rhabarber – ein Gedicht. Auch hier gibt es Superfood-Smoothies. Ich habe den Eindruck danach sind noch immer alle verrückt in Berlin. An der Theke steht immer frisches Wasser für zwischendurch.