Freunde – wir müssen über die Angst und die große Aufregung vor Tag X sprechen. Ihr wisst: Auch ich habe mir vor der Hochzeit einen Kopf gemacht. Habe alles gedreht und gewendet und mich immer wieder gefragt: Was wäre wenn….? Und trotzdem konnte ich die Hochzeit in vollen Zügen genießen. Mit euch allen, die ihre Hochzeit noch vor sich haben, möchte ich daher meine Erfahrungen teilen.
Was soll schon schiefgehen? Ich meine: Es könnte regnen, obwohl es keinen Plan B für die Freie Trauung gibt. Die Tanzfläche könnte leer bleiben. Ich könnte mein Kleid noch VOR der Trauung dreckig machen. Und was, wenn ich alle 5 Minuten auf Toilette muss? Trotz langem Kleid? Auch bei mir gab es vor der Hochzeit eine endlose Liste an Angstszenarien, die ich mir immer wieder in allen schillernden Farben vorgestellt habe. Ich habe sogar geträumt, dass mein Kleid am Morgen der Hochzeit auf einmal schwarz ist. Und nicht mehr ivory. Furchtbar. Schweißgebadet bin ich aus diesem Albtraum erwacht.
Eine Hochzeit ist sehr teuer und total bedeutungsvoll. Ich finde da ist es verständlich, dass man sich als Braut die ein oder andere Sorge macht. Und ich glaube, es geht oder ging uns wirklich allen so: Die Aufregung ist da. Es gibt Menschen, die kontrollieren etwas lieber und andere, die schaffen es „laufen zu lassen“. Auch ich bin von der ersten Sorte: Kontrolle ist gut. Selbst machen ist besser – so schreit es immer wieder aus meinem Kopf.
Am Ende wird alles gut
Liebe Bräute: Auch ich kann euch kein Allgemeinrezept gegen die Angst geben. Aber ich kann euch sagen: Am Ende wird alles gut, wenn man es schafft, sich dem Tag hinzugeben.
Stellt euch vor: Mit 80 Jahren sitzt ihr auf dem Schaukelstuhl vor eurem Haus. Und wenn ihr an eure Hochzeit zurückdenkt, seht ihr euch mal eben noch schnell ein Gedeck auflegen, klären welcher Programmpunkt als Nächstes kommt. Ihr organisiert noch einen Stuhl für die Oma und dann verteilt ihr kurz vor der Trauung die Programmhefte. Nein. Das geht nicht.
Das ist euer Tag. Ihr seid die Stars. Braut und Bräutigam. Und damit die Arbeit am Ende nicht liegen bleibt, ihr aber trotzdem den Rücken freihabt, kann ich euch nur raten: Bezieht Trauzeugen und Freunde ein. Es lohnt sich total, vorher zu überlegen, welche Aufgaben an dem Tag anfallen. Und dann wird aufgeteilt.
Aufgaben teilen
Es soll ja am Ende nicht einer die gesamte Arbeit machen. Ihr könnt einen Freund bitten, den Gästen zum Platz zu helfen. Einer fährt das Brautpaar. Einer kann sich um Geschenke und Geschenketisch kümmern (Dazu gehört auch, dass die Geschenke weggebracht werden, bevor es zu spät wird). Ein Freund ist für den Bräutigam zuständig. Und eine Freundin oder die Trauzeugin natürlich für die Braut: Nachpudern, Handtasche tragen, Wasser einschenken, Notfallnähset dabei haben… und bei Bedarf helfen auf Toilette zu gehen.
Wir haben wirklich viele Menschen gebeten, uns zu helfen. Immer mit einer kleinen Aufgabe. Und alle waren total hilfsbereit. Immer wieder höre ich von Brautpaaren, dass sie niemanden ausnutzen wollen. Dass es ihnen schwer fällt, die Freunde zu fragen. Ich frage euch: Würdet ihr für wirklich gute Freunde eine kleine Aufgabe übernehmen und am schönsten Tag ihres Lebens helfen? Ich würde das immer wieder gern tun. Und deshalb finde ich es auch total in Ordnung, Freunde zu fragen.
Vorbereitung ist gut. Damit aufhören auch.
In den letzten Tagen vor der Hochzeit habe ich erst gemerkt wieviel Arbeit wirklich in dem Event steckt. Ich war total überfordert, hatte Kopfschmerzen und habe alle Tischkärtchen einzeln gestempelt. Buchstabe für Buchstabe. Die Aufregung wurde immer mehr.
Ein großes DIY-Fest war es auf einmal. Es wurde immer mehr. Und da war ich total dankbar, einige Aufgaben noch kurz vorher verteilen zu können. Meine Mutter war unser Head of Deko. Am Tag vor der Hochzeit ist sie mit meinem Bruder und meiner Cousine Blumen schneiden gegangen: Sie war für die komplette Tischdeko zuständig. Und über den ganzen Last-Minute To-Dos habe ich ihr gesagt: „Mach! Mach wie du meinst. Du kannst das. Das wird schön.“ Und ehrlich gesagt, bin ich stolz darauf, losgelassen zu haben. Ab diesem Moment ging es mir besser. Ich hatte mich auf alles eingelassen und habe entschieden: Das wird mein Tag. Ich vertraue ab sofort meinen Liebsten.
Es geht um Vertrauen
Als wir am Tag vor der Hochzeit in der Location waren, um zu dekorieren, habe ich die Candy-Bar aufgebaut und Sitzkarten verteilt. Sonst nichts. Die Tische hat meine Mutter mithilfe von Leila und Ismael ausgezeichnet dekoriert und überall die wilden Blumen verteilt. Mein Vater hat ein Schild aufgestellt. Und das Team von Gut Hebscheid hat die Tische angeordnet und gedeckt. Ab diesem Moment lief es. Als meine Mutter kam, um zu fragen, ob mir die Tische so gefallen, habe ich nur gesagt: „Gefallen sie dir? Dann sind sie schön.“ Und so war es auch. Ich hätte sie mir nicht schöner erträumen können.
Glaubt an euch – und eure Liebsten
Ein Hochzeitstag ist lang und aufregend. Aber euer Körper ist stark und hilft euch, den Tag genießen zu können. Und die Endorphine helfen euch auch. Morgens als der Wecker geklingelt hat, war ich wach und sofort auf 180.
Ich hatte mich entschieden: Ab jetzt lasse ich alles laufen. Ich werde mich nicht aufregen. Ich möchte diesen Tag genießen.
Real Talk: Kopfschmerzen und Klo gibt es trotzdem
Und ich konnte es dann auch: Meine Hochzeit aus ganzem Herzen feiern.
Aber den Mythos, dass eine Braut vor lauter Aufregung nicht auf die Toilette muss, kann ich nicht bestätigen. Ich bin sehr häufig gelaufen. War aber heilfroh, dass ich – dank Reifrock – alleine gehen konnte.
Nach der standesamtlichen Trauung und dem ersten Shooting ist einige Aufregung von mir abgefallen. Ich bin sehr anfällig für Kopfschmerzen und habe dann gemerkt, wie in meinen Schläfen anfängt zu pochen. Noch bevor sich irgendwelche Kopfschmerzen breit machen konnten, habe ich eine Tablette eingeworfen und nicht mehr daran gedacht. Zum Glück.
Augen zu und tanzen
Ein guter Freund hat uns vorher einen Tipp gegeben, den ich mit euch teilen möchte. Nehmt euch zwischendurch ein paar Minuten Zeit und atmet durch. Dazu gehört auch: zurücktreten und genießen. Schaut euch das grandiose Fest an, das ihr über Monate geplant habt. Freut euch über die vielen Menschen, die gekommen sind, um mit euch zu feiern. Das ist ganz wunderbar und überwältigend!
Am Abend – nach mehreren Stunden wildem Getanze – wurde mein Tüllkleid dann aber doch immer schwerer. Ich wollte es aber auf keinen Fall ausziehen und gegen ein Ersatzkleid tauschen. Also habe ich einfach weitergetanzt. Und den Tüll durch die Gegend gewirbelt und mich im Kreis gedreht. Am nächsten Morgen habe ich meinen ganzen Körper gespürt. Aber auf eine gute Art und Weise.
Liebe Brautpaare: Das sind meine Gedanken zur Angst am Hochzeitstag. Sie gehört dazu. Aber wenn ihr es schafft es „passieren zu lassen“ und euch dem Tag hinzugeben, dann habt ihr gewonnen. Ich wünsche euch eine unvergessliche Hochzeit.
Frage an alle Ex-Bräute: Wie seid ihr mit der Aufregung umgegangen?
Fotos: Tomek Wozniakowski