Ich habe eine Schwäche für Flughäfen. Denn sie sind wie eine große Tube voller Emotionen: So viele Menschen, die sich wiedersehen oder verlassen auf einem Haufen. Wunderschön und echt!
Mit großen, erwartungsvollen Augen laufen Menschen in die großen Eingangshallen. Bei der „Ankunft“ fallen sich Leute, die sich potentiell ewig nicht gesehen und ganz bestimmt sehr vermisst haben in die Arme. Beim „Abflug“ schauen sich Paare tief in die Augen und schwören auf die ewige Liebe, bevor einer durch die Schranke verschwindet. Eine Träne im Augenwinkel, weil die Angst eben doch da ist, dass der andere untreu sein könnte oder einen auf die Distanz vergisst. Was, wenn das gerade der letzte Kuss war?
Am Flughafen knubbeln sich Emotionen
Ich
liebe Flughäfen! Ich habe das Gefühl an jedem Flughafen knubbeln
sich die schönsten und tiefsten menschlichen Emotionen. Vielleicht
weil beim Abschied oder beim Wiedersehen sogar Menschen, die sonst
als unemotional gelten auf einmal Leuchten in den Augen haben und
zeigen was in ihnen steckt. Vielleicht auch weil ich am Flughafen
immer dieses Gefühl von „alles ist möglich“ habe. Allein diese
riesige Anzeigetafel im Eingangsbereich: Kuala Lumpur, Hong Kong,
Buenos Aires, Los Angeles. – In den nächsten Stunden könntest du
einfach überall hinfliegen. Theoretisch.
Und einige Menschen um dich herum werden genau diese Flieger nehmen. Die einen werden Urlaub machen, andere haben ein wichtiges Business Meeting und wieder andere reisen zu ihren Liebsten: Zum Freund nach Kolumbien oder zur Familie nach China. Sie gehen dahin, wo sie lieben und geliebt werden. Der Flughafen ist der Ort, wo sie aufbrechen oder ankommen.
Am Flughafen leuchten die Augen
Ihr kennt vielleicht diese zauberhafte Schlussszene aus dem Film „Love Actually“, diesem tollen romantischen Weihnachtsfilm mit Hugh Grant, Keira Knightley und Heike Makatsch. (Übrigens einer der Filme, die ich jedes Jahr gucken muss vor Weihnachten.) Die Geschichten aus dem Film enden alle am Flughafen in London – natürlich damit, dass sich Menschen in die Arme fallen, dass Augen beim Wiedersehen leuchten und damit dass geknutscht wird. Ich liebe es. Und das ist genau das was ich meine.
Abschiedsschmerz und Wiedersehensfreude
Stell
zwei Liebende an den Abschiedspunkt, wo der der abreist zum Gate muss
und der andere darf nicht mit. Furchtbar und schön gleichzeitig. Sie
halten sich in den Armen, küssen sich so intensiv wie nie zuvor um
dem anderen zu zeigen, dass man ihn neineinein auf keinen Fall
vergessen wird. Mindestens einer weint und dann – auf einmal – geht
einer. Wie in einer schlechten Soap! Und das passiert jeden Tag
überall auf der Welt an ganz vielen verschiedenen Flughäfen.
Wahnsinn! Es wirkt wie kitschig erfunden, inszeniert und doch ist es
die echteste Emotion überhaupt.
Ich
gebe zu ich selbst bin mir in solchen Situationen schon vorgekommen
wie in einer Soap. Allerdings hat keiner gerufen: „Klappe – wir
haben alles. Ihr düft doch zusammen bleiben.“ Hinterher wurde es
nur schlimmer. Mit Trauerkloß im Hals und der ewigen Frage: Sehen
wir uns wieder? Vielleicht?
Es ist natürlich nicht immer zu einem Wiedersehen gekommen. Und trotzdem: Immer wenn ich an einem Flughafen bin, plane ich extra viel Zeit ein, um Menschen zu beobachten und rumzulaufen. Selbst in Transit-Bereichen kannst du eine geniale Zeit haben.
In Atlanta lohnt sich ein Zwischenstopp
In Atlanta hatte ich bei einer Zwischenlandung zum Beispiel einmal 9 Stunden Zeit. Ich habe die verschiedenen Gates erkundet. Und habe unter anderem rausgefunden, wo ein Flügel steht, auf dem jeder dahergelaufene spielen kann. Für ein paar Stunden habe ich daneben gesessen und mich gewundert: Es kamen erstaunlich viele Könner vorbei, die große und emotionale Melodien gespielt haben. Bei Sonnenuntergang saß ich an einem dieser typischen Fenster, von denen aus du auf die Flugzeuge auf der Landebahn schauen kannst. Und ich habe mir vorgestellt was all diese Menschen in diesen Flugzeugen vor haben.
Flughafen Singapur: Ein Erlebnispark
Richtig
umgehauen hat mich aber der Flughafen Singapur. Wahnsinnig groß, du
kannst kilometerweit laufen und findest immer wieder etwas neues:
Erst waren wir ein paar Stunden im Swimmingpool – einen besseren
Ort für eine Zwischenlandung gibt es definitiv nicht, denn da kannst
du dir die ganze Anspannung aus dem Körper schwimmen. Danach sind
wir an den Kinos vorbeigeschlendert.
Du
kannst dir dort den ganzen Tag über Filme in Dauerschleife
anschauen. Wenn dir dann aber doch eher nach Natur ist, gehst du
einfach in den Schmetterlingsgarten. Und danach auf einen der vielen
Massagesessel. Die waren mein zweites persönliches Highlight. Dieser
Flughafen erinnert irgendwie an einen Erlebnispark – und es ist ja
auch einer! Ein Ort mit unendlich vielen Möglichkeiten. Auch hier
reisen viele Verliebte auf dem Weg zum Freund oder zur Freundin lang
– mit großer Vorfreude im Bauch. Oder mit Abschiedsschmerz im
Herzen, weil es wieder zurück geht.
Jetzt wisst ihr es: Mein Herz gehört den Flughäfen dieser Welt. Das ist der Grund, warum ich gerne Flüge mit langen Zwischenlandungen buche. Ich bin süchtig nach den Extremen und nach Emotionen – und nichts macht mich glücklicher als das echte, tiefe Lachen in den Augen von Menschen, die jemanden wiedersehen, den sie vermisst haben. Das Glitzern in den Augen. Das Leben.
Hochzeit feiern? Auf jeden Fall! Aber mit wem? Und mit wievielen Gästen? Darüber kann man sich stundenlang den Kopf zerbrechen. Familie, Freunde, Bekannte… und was ist mit Leuten aus der Familie, mit denen man wenig zu tun hat? Partner mit einladen – ja oder nein? Tausend Dinge, die man berücksichtigen muss. Lest hier, wie unsere Gästeliste mit ca. 100 Gästen zustande gekommen ist. Und wie wir eine Sitzordnung zusammengestellt haben.
Eine Verlobung ist unendlich aufregend! Schon am Morgen nach dem Antrag habe ich mich an die Gästeliste gesetzt. Wir hatten keinen Termin, keine Preisvorstellung, keine Location. Aber ich war um sechs Uhr morgens hellwach und musste etwas mit meiner Energie anstellen. Das waren wohl die Brauthormone. Also Laptop auf und Namen hinschreiben. So hatten wir einen ersten Überblick und wussten: Es werden keine 50 Leute, sondern deutlich mehr.
Wen muss man einladen? – Niemanden!
Die Antwort darauf ist denkbar einfach: Niemanden. Aber trotzdem bekommt man in der Familie schnell das Gefühl man müsse noch diese oder jene Person auf die Gästeliste packen. Und deren Partner und deren Kinder. Und überhaupt. Was ist eigentlich mit Großonkel XY und mit der Cousine zweiten Grades in den USA? Man könnte gefühlt die ganze Welt einladen, wenn man zu viel Geld rumliegen hat oder einen Kredit aufnehmen möchte. Wir wollten das nicht. Aber unsere Familien sind relativ groß, wir haben Kontakt zu allen Onkels und Tanten und zu deren Kindern auch. Wo zieht man da die Grenze? Und was ist mit den Freunden? Die fehlen ja bis dahin noch komplett.
Puh.
Bei uns war schnell klar, dass wir eine Location brauchen, wo mehr als 90 Leute reinpassen. Sonst hätten wir nur mit Eltern, Geschwistern und engsten Freunden feiern können. Wir sind aber beide Familienmenschen und wollten das Fest gerne mit Freunden und Verwandten teilen. Darum geht es ja schließlich bei einer Hochzeit: Familie.
Familie und engste Freunde
Also haben wir uns darauf geeinigt, dass wir bis hin zu Onkels und Tanten einladen. Genauso Cousins und Cousinen und deren feste Partner. Außerdem natürlich die Großeltern, die noch dazu in der Lage waren, dabei zu sein. Und mit dieser Entscheidung waren wir dann bei knapp 80 Personen. Da mussten wir einmal schlucken, denn inzwischen hatten wir bei der Recherche nach der passenden Location erfahren, dass man pro Gast mit mindestens 80 Euro rechnen sollte. Eher mehr. Im Kopf habe ich sofort alle Hebel auf Sparmodus umgestellt.
Die Schwierigkeit: Den Spagat hinbekommen zwischen niemanden in der Familie enttäuschen und trotzdem keine Leute einladen zu müssen, mit denen man eigentlich nichts zu tun hat. Klar haben auch wir zu vereinzelten Leuten aus der Familie wenig Kontakt. Aber nur sie nicht einladen, das konnten und wollten wir uns einfach nicht vorstellen.
Aber bis dahin standen noch keine Freunde auf der Gästeliste. Gar keine! Da mussten wir uns stark begrenzen, denn es stand fest, dass maximal etwa 100 Leute in der Scheune sitzen und essen können. Mehr Platz ist nicht da.
Eigentlich hätten wir gerne ca 125 Leite eingeladen. Aber davon, dass über 20 Leute absagen, kann man leider nicht ausgehen. Bei der Location haben sie uns später gesagt, dass bei Hochzeiten ca 10 – maximal 15 % absagen. Bei uns waren es leider am Ende doch etwas mehr. Auch sehr kurzfristig. Aber das konnten wir zum Zeitpunkt der Planung noch nicht wissen.
Über die Gästeliste haben wir tatsächlich lange diskutiert und am Ende entschieden: Nur enge Freunde, mit denen wir noch viel zu tun haben und deren feste Partner werden zum Abendessen und zur Zeremonie eingeladen. Exfreunde etc. nicht. Auch kein generelles +1. Gute Freunde, die man gerne noch dabei hätte, die aber nicht zum engsten Kreis gehören, haben wir ab 22 Uhr zur Party eingeladen. Da haben wir auch bei den Einladungen von Anfang an mit offenen Karten gespielt. Damit sich keiner am Ende wundert, dass andere Leute schon früher eingeladen waren.
Als in der Woche vor der Hochzeit spontan noch Menschen abgesagt haben, konnten wir einige Gäste vorziehen: Wir haben Freunde der 22 Uhr-Liste gefragt, ob sie spontan früher kommen möchten. Und siehe da: Sie wollten alle! Darüber habe ich mich unendlich gefreut.
Und am Ende? Es wurde bis spät getanzt und gerade auch die Leute, die erst später kamen, haben nochmal frischen Wind auf die Feier gebracht. Das war wirklich fantastisch.
Die Sitzordnung
Wer neben wem? Die Sitzordnung wollte ich eigentlich schon im August machen. Dann kam das Leben dazwischen und am Ende bin ich froh drum. Denn kurz vor der Hochzeit hat sich nochmal so viel an der Gästeliste geändert, dass ich sie komplett neu hätte machen müssen.
Für die Sitzordnung gibt es die unterschiedlichsten Optionen: Man kann beispielsweise nur vorgeben, wer alles an einem Tisch sitzt und die Menschen suchen sich an dem Tisch ihren Platz aus. Andere setzen die Menschen zusammen, die sich kennen. Wieder andere machen unvorstellbares und setzen alle Singles an einen „Single-Tisch“. Davon kann ich nur abraten. Und nochmal andere trennen alle, die sich kennen (auch die Paare) und setzen dich neben komplett fremde Menschen. Das habe ich auf der Hochzeit eines adeligen Freundes erlebt. Hat auch Vor- und Nachteile. Man fühlt sich erstmal ziemlich verloren und allein, lernt aber so gezwungener Maßen neue Leute kennen.
Uns war das eine zu kuschelig und das andere zu krass. Wir haben uns daher für die Mischung entschieden: Niemand sollte ganz allein sitzen (ohne jemanden, den er kennt), aber auch nicht nur unter Bekannten. Also haben wir die Tische gemischt: Zu Leuten, die sich kennen, haben wir immer auch ein paar gesetzt, die sie noch nie gesehen hatten. Auch damit sich unsere Familien kennenlernen. Das war viel Arbeit, denn immer wieder hat ein Platz gefehlt und es blieb jemand alleine übrig. Oder die Mischung an einem Tisch hat nicht gestimmt (zwischen Raphaels Familie und meiner und zwischen jung und alt). Mir war es wichtig, dass die Tische ausgeglichen sind. Und das war hoch komplex. Aber am Ende war ich zufrieden.
Bis heute habe ich das Gefühl, dass das ganz gut funktioniert hat und dass die Idee aufgegangen ist. Auch wenn wir nicht an jedem Tisch Mäuschen spielen konnten: Hinterher haben Menschen Tanzgruppen gebildet, die sich definitiv vorher nicht kannten. Und das allein hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.
Hier die unterschiedlichen Optionen und Tipps:
Engster Familienkreis zur Hochzeit. Separate Party für Freunde. So haben es Bekannte von uns gemacht. Allerdings fühlt es sich dann nicht mehr so nach Hochzeit an, sondern nach Geburtstagsfeier.
Nur Leute aus der Familie einladen , mit denen man wirklich etwas zu tun hat. Und hoffen, dass es einem nicht für immer nachgetragen wird.
Familie und enge Freunde zur Hochzeit – klappt gut bei kleineren Familien.
Große Feier mit Freunden und Familie – und einige Freunde erst zur Party am Abend einladen. So haben wir es gemacht und es hat gut funktioniert. Birgt aber natürlich einige Schwierigkeiten: Man muss aufpassen, dass das Programm so geplant ist, dass die neuen Gäste auch wirklich willkommen sind, wenn sie ankommen. Und, dass dann nicht gerade noch ein Programmpunkt stattfindet oder ähnliches. Wenn Leute spontan kurz vor der Hochzeit absagen, kann man so außerdem noch die Party-Gäste fragen, ob sie Lust haben, früher zu kommen. Das hat bei uns hervorragend funktioniert.
Einmal im Leben durch das Disneyland laufen vor dem Schloss stehen und Mickey Mouse und die anderen Disney-Helden bewundern. Davon träume ich seit ich ein kleines Kind bin und „Arielle die Meerjungfrau“ im Kino gesehen habe. Da in meiner Familie leider niemand meine Disney-Kitsch-Passion teilt, schwirrte dieser unerfüllte Wunsch noch mit 33 Jahren durch meinen Kopf. Also ging es im Herbst 2018 ins Disneyland Paris: Den Kindheitstraum erfüllen.
Schon am frühen Morgen bin ich aufgeregt wie damals am ersten Schultag. Die Sonne lacht, ich ziehe mir ein Kleid mit roten Punkten an und bin bereit für meinen ersten Besuch im Disneyland. Vom Airbnb aus nehme ich einen öffentlichen Bus, der mich für nur 2 Euro ins Disneyland bringt.
Ich hatte vorher vermutet, dass es ein aufregender Moment wird, wenn ich vor den Toren des Parks stehe. Aber ich hätte niemals gedacht, dass mir auch mit über 30 Jahren noch die Knie schlottern und das Herz hüpft beim Anblick der Mickey – Uhr am Disneyland Hotel. Hier beginnt die Welt der Kinderträume! Das steht fest. Werden meine auch erfüllt?
Gänsehaut beim Anblick des Schlosses
Ein bisschen neidisch bin ich schon auf die vielen kleinen Mädchen, die in ihren Disneykleidern über den Boden hopsen: Belle, Elsa… sie sind alle hier!
Über die mittlere Hauptstraße laufe ich auf das Schloss zu und fühle mich tatsächlich sofort wie im Film. Diese Welt, die hier aufgebaut worden ist, hat etwas Magisches an sich.
Mit viel Liebe zum Detail wurden hier Fassaden bemalt, an jeder Ecke hängen Minnie Mouse Ballons oder Minnie Öhrchen. Das ist die Main Street USA. Oldtimer befördern Besucher durch den Park – wie früher. Die Architektur erinnert an die Jahrhundertwende. Und in den Schaufenstern liegen unterschiedlichsten Disney-Produkte: Shirts, Tassen, Schmuck… hier kann man wirklich alles kaufen.
Und dann stehe ich vor dem Schloss: Wie oft habe ich das Bild davon im Kino gesehen. Wie oft habe ich mir gewünscht einmal hier zu stehen. Für einen Moment vergesse ich die vielen anderen Menschen um mich herum und genieße das Kribbeln und die Gänsehaut. Darauf habe ich fast 20 Jahre gewartet. Ein unvergesslicher Moment!
20 Grad und Sonnenschein
Es ist ein Tag mitten im Oktober, aber die Sonne führt uns an der Nase herum. Es fühlt sich an wie Ende August. Besseres Wetter hätte sich niemand wünschen können. Auf dem Plan habe ich mir die Orte markiert, die ich unbedingt besuchen möchte. Ganz oben auf der Liste: Die berühmten Tassen.
Mad Hatter’s Tea Cups – mein Lieblingsort
Die Attraktion, die ich schon als Kind bewundert habe, sind die verwunschenen Tee-Tassen: Mad Hatter’s Tea Cups im Fantasyland. Die bunten Tassen des Hutmachers aus Alice im Wunderland, die sich durch die Gegend drehen. Ein Spaß für die ganze Familie – und ein Spaß für mich!
Das ist nichts für Adrenalin-Junkies. Diese Attraktion ist für all jene geeignet, die es klassisch und schön mögen. Und nicht zu schnell und wild – wie ich. Vorher hatte ich kurz Sorge, dass mir schlecht werden könnte. – Aber es ist nicht passiert.
Schon als ich mich in die gelbe Tasse setze, freue ich mich unglaublich. Vielleicht liegt es daran, dass ich so lange darauf gewartet habe. Die Tassen beginnen sich zu drehen, ich schnappe mir das Rad in der Mitte und drehe meine Tasse noch mehr. Schwung soll sie bekommen! Welch ein Spaß. Es ist schon unglaublich wie glücklich einen eine Attraktion machen kann, auf die man sich ewig gefreut hat.
Danach will ich unbedingt noch auf das antike Karussell, das sich gleich neben den Tassen befindet. Das Pferd wiegt langsam hoch und runter während wir uns im Kreis drehen. Und aus den Boxen kommt der Disney-Sound, der sich schon vor Jahren einen Platz im Herzen gesichert hat.
Ich genieße den Moment und frage mich, ob mir das mit sechs Jahren wohl auch so viel Spaß gemacht hätte.
Anstehen kostet viel Zeit
Vor allem an den Achterbahnen und anderen großen Attraktionen bilden sich lange Schlangen. In der Disneyland-App kann ich nachschauen, an welchem Fahrgeschäft die Schlange gerade kürzer ist. Das ist praktisch! Aber manchmal ist die Wartezeit beim Ankommen schon wieder länger geworden. Vermutlich sind alle gleich losgelaufen als sie gesehen haben, dass die Wartezeit sinkt. An manchen Attraktionen wartet man locker eine Stunde. Da lohnt es sich tatsächlich zusätzlich zur Eintrittskarte über einen sogenannten „Fastpass“ nachzudenken. Damit kommt man deutlich schneller an die Reihe und kann sich so am Ende des Tages natürlich viel mehr Fahrten gönnen. Gäbe es für niemanden einen „Fastpass“, dann gäbe es natürlich auch dieses System nicht.
Weil ich den Kindern keine Zeit wegnehmen möchte, stelle ich mich nicht für ein Meet & Greet mit Minnie oder Mickey an. Aber ich bewundere die Puppendarsteller sehr: Mit einer Engelsgeduld nehmen sie alle Kinder in den Arm und schreiben sogar Autogramme. „Super Job“, denke ich! „Wenn man kein Problem mit Nähe hat.“
Popcorn & Eis
Als sich ein wenig Hunger breit macht, lacht mich vor allem das Ben & Jerry’s Eis an. Ich bin ja schon groß und brauche keine Regeln. Wie praktisch. Es gibt ein riesiges Eis zu essen. Ein Croissant. Und später noch Popcorn. Mein inneres Kind klopft mir auf die Schulter. Mein Bauch schreit hinterher nach einem salzigen Ausgleich. Ich vertröste ihn auf den Abend. Irgendwo wird es sicher Pommes geben!
Disneyland Park vs Walt Disney Studios Park
Es war mir vorher gar nicht so bewusst, aber gleich neben dem Disneyland Park befindet sich noch ein zweiter: Und zwar der Walt Disney Studios Park. Und den gibt es auch schon seit 2002. Hier wird eine komplett andere Welt gebaut. Es geht darum, in die Welt der Filmproduktion einzutauchen.
Man fühlt sich tatsächlich ein wenig wie in Los Angeles. Große Hallen stehen hier, die an Filmproduktionen erinnern und man kann eine „Studio Tram Tour“ machen, bei der man hinter die Kulissen schauen kann. Leider war diese Attraktion geschlossen als ich dort war. Ich wäre gerne mitgefahren.
Am besten gefallen hat mir hier die Attraktion „Ratatouille – das Abenteuer. Als großer Fan von 4D-Erlebnis-Bahnen war diese genau mein Ding. Man taucht ein in die Welt von Remy und fühlt sich wirklich so als wäre man Teil dieser Disney-Welt. Jeder setzt sich in einen kleinen Ratten-Wagen, fährt kreuz und quer und hat dadurch dann das Gefühl, als kleine Ratte durch eine Restaurantküche zu huschen. Wer hätte es gedacht: Auch diese Bahn ist wieder ein Erlebnis für die ganze Familie. Da fühle ich mich nunmal am besten aufgehoben.
Aber im Vergleich zum Nachbarpark muss ich sagen: Im Disneyland Park gefällt es mir deutlich besser. Das liegt vor allem daran, dass ich dort von Sekunde eins an in die Disney-Welt meiner Kindheit eintauchen kann. In beiden Parks gibt es Attraktionen für jedes Level: Achterbahnen, Karussells und und und. Vermutlich würden andere sagen: Das Disneyland ist noch mehr für Kinder ausgerichtet. Ich würde sagen: Das Disneyland ist mehr für Träumer, Nostalgiker & Kinder ausgerichtet.
Zauberhafte Paraden im Disneyland
In diesem Oktober ist das Disneyland schon für Halloween dekoriert und herausgeputzt. Und deshalb gibt es mittags auch eine große Parade im Disneyland – mit allen Disney-Helden. Sie singen und tanzen zu einem Halloween-Song und machen gute Stimmung.
Und am Nachmittag findet sogar noch eine große Parade statt! Der Straßenrand füllt sich mit Besuchern, die ihren Helden zujubeln wollen. Zu recht! Aus den Boxen kommen die Songs zum jeweiligen Themenwagen, der gerade vorbeikommt: Mit dabei das Dschungelbuch, König der Löwen, die Schöne und das Biest und natürlich Frozen. Sie winken und tanzen auf der Straße und hoch oben auf den Wagen. Und wir machen alle mit. Wie an Karneval. Nur besser.
Highlight: Das Feuerwerk am Abend
Als es schließlich dunkel wird, frage ich mich wo die Zeit eigentlich geblieben ist. Der Tag war wunderschön und viel zu schnell vorbei. Das habe ich zuletzt bei meiner Hochzeit erlebt! Das Disney-Schloss sieht in der Abendsonne sogar noch kitschiger aus als vorher. Und auf einmal ist die Hauptstraße bis zum Schloss rappel voll. Alle warten auf das Highlight des Tages: Das große Feuerwerk. Ich hatte keine Lust, mir eine Stunde lang einen Platz zu sichern. Jetzt bereue ich es. Die besten Plätze waren vergeben. Vor mir viele Menschen. Eine Frau wedelt mit ihrem Selfie Stick herum und versucht das Feuerwerk mit ihrem alten iphone zu filmen. Ob ihr klar ist, dass sie sich diese Aufnahme nie wieder anschauen wird? Weil man einfach nichts Gescheites darauf sieht?
Das frage ich mich, während das Feuerwerk losgeht. Und ein großes Ausrufezeichen hinter diesen Kindheitstraum setzt.
Mein Fazit: Ja! Das Disneyland lohnt sich für erwachsene Träumer
Farben fliegen durch die Luft. Es funkelt und glitzert. Mein Herz lacht wie früher, als ich noch nicht wusste was erwachsen sein bedeutet.
Disney-Hymnen umhüllen uns und wir machen eine kleine Zeitreise mit all den Prinzen, Prinzessinnen und Zauberfiguren, die uns immer wieder zum Träumen gebracht haben.
Und als der letzte Ton verklingt, habe ich Tränen in den Augen und weiß: Ich war nicht zum letzten Mal hier. Beschwingt von all den bunten Eindrücken geht es zurück ins Bett. Und ich schlafe wie ein Kind.
Vielen Dank an das Disneyland fürs zur Verfügung stellen des Tickets.
Was soll ich tun? Was soll ich schenken? Was wird erwartet? Und was kann ich zur Hochzeit meiner besten Freundin anziehen? Die Einladung zu einer Hochzeit ist eine große Sache! Immerhin zeigen euch eure Freunde damit, dass ihr zu ihren liebsten Menschen gehört – zu den Menschen, mit denen sie ihr Glück an einem der schönsten Tage überhaupt teilen wollen. Das ist wunderschön – und mit Verantwortung verbunden. Keine Angst! Das ist alles machbar. Versetzt euch einfach kurz in die Lage des Brautpaares und ihr werdet ein großartiger Hochzeitsgast.
Gut ein Jahr Planung, Vorfreude, Entscheidungen und Ideen stecken in einer Hochzeit. Das Brautpaar sucht eine Location, entscheidet sich für ein Datum, Tisch- und Raum-Deko, Blumen, Essen & Getränke. Ein Farbkonzept wird entworfen. Es streitet sich über die Gästeliste, gestaltet Einladungskarten und verschickt sie. Mancheiner soll sogar stundenlang per Hand die Tischkärtchen gestempelt haben. Buchstabe für Buchstabe. Name für Name. Sie gehen auf die Suche nach der passenden Kleidung: Anzug, Brautkleid und Accessoires. Es werden Gespräche mit Djs geführt und Fotografen angefragt.
Nebenher versucht das Brautpaar den Anforderungen der Behörden für die Anmeldung der Eheschließung gerecht zu werden und sammelt Papiere zusammen. Die zwei gehen Torten probieren. Und suchen Ringe aus. Und mit der Zeit wird das Fest immer wichtiger und größer. Gleichzeitig steigen die Kosten. Niemand hätte anfangs gedacht, dass es so teuer wird. Aber klar: Ein großes Fest mit vielen Menschen. Alle sollen gut essen und trinken. Das kostet nunmal Geld. Auch wenn man es vorher selbst nicht für möglich gehalten hätte, ist man auf einmal bereit, große Summen in die Hand zu nehmen. Summen, von denen man vorher nichtmal geträumt hätte. Für diesen einen großen Tag.
Lieber Hochzeitsgast – bitte komm!
Und schließlich hoffen Braut & Bräutigam, dass auch möglichst jeder eingeladene Hochzeitsgast kommt, groß mit feiert und sich mit ihnen freut. Es gibt schließlich genug Leute, die nicht eingeladen werden konnten. Weil das den Rahmen gesprengt hätte. Das können die Gäste natürlich nicht wissen. Aber sie gehören zu einem erlesenen Kreis von Insidern, die eingeladen wurden, das große Fest mit zu genießen und die Liebe zu feiern. VIPs sozusagen.
Eine schwierige Situation! Denn die VIPs selber wissen nichts von all dem Vorbereitungsstress. Vor allem all jene nicht, die selbst noch nicht geheiratet haben.
„Die heiraten im September. Warum wollen die Monate früher Bescheid wissen, ob ich komme?“ Fragt sich der ein oder andere unverheiratete Hochzeitsgast. Die Antwort: Na, um planen zu können! Denn eine Location plant feste Plätze für die Hochzeitsgäste ein. Und die kosten Geld. Wenn du also absagst – was dein gutes Recht ist – dann muss das Paar einen Platz weniger bezahlen. Ganz einfach.
Bitte keine Lastminute-Absagen
Das Wochenende vor der Hochzeit naht. Zum ersten Mal nimmt man sich die Zeit und guckt in der Bahn-App nach, wie man am besten hinkommt zur Hochzeitslocation. Und auf einmal merkst du: Das ist am Arsch der Welt. Und du fragst dich: „Wie soll ich da jemals ankommen ohne Auto? Ein Geschenk ist auch noch nicht besorgt. Und keine Ahnung, wo ich nach der Party übernachten soll. Das wird alles viel zu viel. Mist. Und ich habe doch zugesagt – vor zwei Monaten. Aaaah. Wie komme ich aus der Nummer wieder raus?“
Tja. Ehrlich gesagt. Gar nicht. Du bist zu spät dran. Am Wochenende vor der Hochzeit steht alles. Die meisten Locations wollen schon zwei Wochen vorher eine genaue Gästezahl haben. Anderen reicht eine gute Woche vorher. Aber am Sonntag vor der Hochzeit ist es zu spät. Euer Sitzplatz ist fest eingeplant und das Brautpaar wird für euer Essen bezahlen – egal ob ihr kommt oder nicht.
Ein spontanes: „Ups, das wird mir alles zu stressig.“ Bedeutet für das Brautpaar: ca 100 Euro bezahlen für nichts. Und einen freien Platz an einem Tisch. Heisst also auch: Im Zweifel muss die gesamte Sitzordnung neu gemacht werden. Außerdem sind das so Nachrichten, die das Brautpaar kurz vor der Hochzeit einfach nicht gebrauchen kann. Das kann einen echt sehr traurig machen. Ich spreche aus Erfahrung. Noch schlimmer ist aber: Gar nicht melden. Dann steht euer leerer Platz den ganzen Abend da – wie ein kleiner trauriger Vorwurf.
Tipp: Im Vorfeld genau überlegen, ob ihr dabei sein könnt
Natürlich kann niemand etwas dafür wenn er unerwartet krank wird. Das ist etwas anderes. Dafür hat jeder Verständnis.
Aber für alle anderen Fälle meine Empfehlung: Schaut euch an, ob ihr zu einer Hochzeit kommen könnt und wirklich wollt. Ob es wirklich realistisch ist für euch dahin zu reisen. Und mit zu feiern. Und dann sagt ihr entweder zu oder ab. Das ist für beide Seiten fair. Und vollkommen ok. Auch ein „ich kann leider nicht kommen“ ist völlig in Ordnung.
Was kann man zur Hochzeit schenken?
Das Brautpaar lebt seit Jahren zusammen. Haben eine komplett ausgestattete Wohnung. Was können die denn brauchen? Es soll ja was besonderes sein. Aber was ist angemessen? Das ist gar nicht so einfach.
Als Gast hat man es besonders gut und leicht, wenn es einen Geschenketisch gibt. Zum Beispiel eine Internetseite, auf der das Paar aufschreibt, was es sich wünscht. Nun mag mancheiner sagen: „Ja, aber ist doch voll langweilig, wenn ich einfach was von der Liste schenke…“ Findest du? Ich denke: Wenn du eine tolle, kreative Idee hast und dem Paar etwas schenkst, was gut zu ihm passt: Perfekt.
Die „Just Married“ Strandmatte
Aber viele Leute haben diese Idee leider nicht. Und dann ist die Gefahr groß, dass man bei Google sucht nach: „Geschenk Hochzeit“. Und so stößt man auf die unsäglichsten Dekoideen und Starterkits für Ehepaare. Kitschig und völlig unbrauchbar für das tägliche Leben. Zum Beispiel eine Strandmatte mit „Just married“-Aufschrift und Frottee-Handtücher, die Kunstvoll zu einer Torte dekoriert worden sind. Natürlich gibt es auch hässliche Sparschweinchen in allen Farben oder komplizierte Verpackungen für Geldgeschenke, die nur ein Künstler öffnen kann, ohne das Geld zu zerstören. Es gibt Wäscheleinen, an denen Scheinchen hängen oder Scheine, die zu Blümchen oder zu einem Hochzeitskleid gefaltet worden sind. Das Ganze kommt dann hübsch verpackt in einer schicken Box. Ich würde sagen: Finger weg. Was soll das Paar hinterher damit machen? Das Geld wird Schritt für Schritt in viel Kleinarbeit auseinandergefaltet und der Rest landet vermutlich in einer Box. Aufschrift Hochzeit. Und dann im Keller. Tschö. Bis nie.
Geld schenken ist auch eine Lösung
Das muss nicht sein. Bei all dem, was sich das Brautpaar wirklich wünscht, steht von Anfang an fest: Es wird sich darüber freuen. Auch wenn es einfach nur „Geld“ ist. Manche Paare nehmen für die Hochzeit sogar einen kleinen Kredit auf. Und freuen sich total darüber, wenn sie den schnell wieder abbezahlen können. Andere möchten sich gerne ein Auto kaufen, eine neue Waschmaschine… oder sie wollen eine Reise machen.
Ich finde, es spricht überhaupt nichts dagegen, dem Paar Geld zu schenken, wenn es sich das wünschst. Dazu ein paar persönliche Worte auf eine Karte und fertig ist das Geschenk.
Nach der Hochzeit wird das Paar gerührt da sitzen, eure Zeilen lesen und euch dankbar sein.
Aber wieviel Geld ist angemessen?
Darüber gibt es unendlich viele Meinungen und es scheiden sich die Geister. Vorschlag: Ihr überlegt euch gut, wie wichtig euch diese Freunde sind. Meine ganz persönliche Meinung: Mindestens 50 Euro pro Gast sollten drin sein. Wenn man bedenkt, dass es womöglich das größte Fest ist, das Braut und Bräutigam im Leben veranstalten.
Dresscode für den Hochzeitsgast
Das ist kein Geburtstag – das ist eine Hochzeit. Das macht es ein bisschen komplizierter. Da könnt ihr endlich mal das eine schicke Kleid ausführen, das seit einem Jahr in eurem Schrank auf seinen großen Auftritt wartet. Oder den Anzug vom Abiball. Ich empfehle aber jedem, vorher eine Anprobe zu machen. Ich kenne Trauzeugen, die am Tag vor der Hochzeit bei der letzten Anprobe gemerkt haben, dass Motten von ihrem Anzug genascht haben. Auf einmal waren da große Löcher drin. Und es kann ja auch sein, dass sich euer Körper seit dem letzten Tragen verändert hat. Glaubt mir: Das wollt ihr nicht erst am Hochzeitstag merken.
Die gute Nachricht: Die meisten Paare schreiben eine genaue Anweisung in ihre Einladung. Einen Dresscode. Und es freut sich natürlich, wenn ihr ihm diesen Wunsch erfüllt.
Niemand erwartet, dass der Hochzeitsgast für die Hochzeit extra shoppen geht. Aber wenn in der Einladung „festlich“ gewünscht ist, sollte man nicht in Jeans und Turnschuhen kommen. Uncool.
Weiße Kleider sind natürlich tabu. Sonst kann es zu peinlichen Braut-Verwechslungen kommen. Die Ausnahme: Das Brautpaar schreibt explizit in die Einladung, dass weiß erlaubt oder gar erwünscht ist. Das gibt es häufiger bei sogenannten White-Weddings.
Augen zu und tanzen
Kommt, lasst eure Handys liegen. Seid da. Genießt den Moment – und tanzt. Das ist wohl am Ende noch das schönste Geschenk, das ihr einem Brautpaar machen könnt. Ich habe schon erlebt, dass Hochzeitsgäste sich verabschieden, noch bevor das Brautpaar die Tanzfläche mit dem Hochzeitstanz eröffnet hat. Andere kleben den ganzen Abend an ihrem Stuhl fest. Für viele Brautpaare ist das schade.
Schaut: Nach einem langen Tag mit vielen Emotionen und voller Aufregung ist abends endlich der Zeitpunkt gekommen, an dem das Paar sich wirklich komplett fallen lassen kann. Beide haben „ja“ gesagt – zueinander und zu einem gemeinsamen Leben. Sie haben sich monatelang auf diesen Tag gefreut. Und sie haben euch ausgewählt und eingeladen, um mit zu feiern. – Und nicht nur, um euch mit Essen zu versorgen.
Wenn also die ersten Gäste ab 21 Uhr die Biege machen, ist das auch schade. Natürlich gibt es immer persönliche Gründe und Ausnahmen. Aber ich möchte ein bisschen Sensibilität schaffen. Versucht mal den kleinen Perspektivwechsel. Versetzt euch einfach mal in die Lage des Brautpaares. Der DJ legt einen tanzbaren Song nach dem anderen auf. „Backstreets back – alright“ – und schon um 23:30 sind nur noch 9 Leute auf der Tanzfläche. Zwei davon sind das Brautpaar. Dabei waren 100 Leute eingeladen.
Auf eine gute Party
Schmeißt eure unbequemen Schuhe in die Ecke und los geht’s. Es ist egal, wie ihr dabei ausseht. Augen zu und tanzen. Mit dem Brautpaar die Lieder aus eurer Jugend grölen. Und so tun, als gäbe es kein Morgen.
Und damit: Viel Spaß bei den Hochzeiten eurer Freunde! Genießt eure Rolle als Hochzeitsgast Jeder einzelne von euch kann sich geehrt fühlen. Denn ihr seid auf der ganz besonderen VIP-Gästeliste zur Hochzeit gelandet. Lasst es krachen.
Wer darf bei der eigenen Hochzeit mitwirken? Wen möchte man dabei haben? Und wem vertraut man, dass er die passende Musik auflegen wird? Oder einen schönen Brautstrauß bindet? Bei der Suche nach Dienstleistern für die Hochzeit in Aachen standen wir erstmal mit vielen Fragezeichen da. Aber ich glaube das gehört dazu – denn die meisten sind ja nur einmal in der Situation, eine große Hochzeit zu planen.
Ich gebe zu: Auch ich kontrolliere gern, mache Dinge im Zweifel selbst und hake zehn Mal nach, um sicherzugehen, dass alles nach Plan läuft. Aber ich wollte auf keinen Fall am Tag der Hochzeit rumlaufen und alles überprüfen. Ich finde: Vorher kann man sein ganzes Herzblut in so ein Projekt stecken, man muss aber auch wissen wann es gut ist – wann es Zeit ist den Freunden, der Familie und den Dienstleistern zu vertrauen.
Zuerst haben wir uns für eine Location entschieden und das Datum festgelegt. Damit stand der Rahmen für unsere Hochzeit: Das Herzstück unserer Feier war die wundervolle Scheune auf Gut Hebscheid. Ein Traum. Danach fehlten nur noch ein paar kleine – große Details: Neben den Basics wie Ringen und Kleid brauchten wir noch einen DJ, einen Trauredner, eine Torte, Blumen, Kleid und Styling… Als ich angefangen habe alles aufzuschreiben, kam die Panik: Woher sollten wir wissen, dass alles klappt? Und was wenn wir einen DJ buchen, der die ganze Zeit einen auf Kirmesansager macht und Schlager auflegt? Hätte hätte… aber ja: Das wäre furchtbar.
Wenigstens hatten wir schon einen Fotografen – ein Freund der Familie: Tomek. Eine Sorge weniger. Und so haben wir die restlichen Dienstleister für unsere Hochzeit in Aachen gefunden:
Die Blumen für Frisur und Brautstrauß: Drei Blüten Aachen
Von Anfang an war klar: Ich werde keinen Schleier tragen, aber einen Blumenkranz. Und dazu natürlich einen Brautstrauß. Auf der Suche bin ich in Aachen durch verschiedene Geschäfte gelaufen, bis mir eine Bekannte von „Drei Blüten Aachen“ erzählt hat. Und als ich dort ankam war ich mir gleich sicher: Die haben eine ähnliche Blumen-Philosophie wie ich. Hier ist nicht alles adrett, sondern auch mal wild und bunt. Als ich der Verkäuferin von meinen Wünschen erzählt habe, hatte ich gleich ein gutes Gefühl: Sie verstand meine Idee von einem bunten Strauß mit Wiesenblumen und dem passenden dezenten Kranz. Wir vereinbarten einen Termin für ein Vorgespräch in der Woche der Hochzeit und sahen uns auch erst dann wieder: fünf Monate später.
Als ich montags ankam befand sich an der Tür ein Zettel: Frau Pi Permantier bitte klopfen. Inzwischen hatte der Laden seine Öffnungszeiten geändert und war am Montag eigentlich geschlossen. Da mein Termin aber schon so lange stand, wollten sie ihn nicht ausfallen lassen und waren extra für mich gekommen. Wow. Sie zeigten mir, welche Blumen gerade Saison haben und da sind. Und gemeinsam haben wir ein Konzept für Form und Farbe von Kranz, Strauß und passendem Anstecker für Raphael erstellt. Am Morgen der Hochzeit hat mein Bruder alles abgeholt und wir wurden nicht enttäuscht. Als ich das Päckchen mir dem Kranz ausgepackt habe, war es wie Weihnachten. Kranz und Strauß waren schöner als erträumt.
Tipp: Ich kann allen künftigen Bräuten empfehlen mit mehreren Geschäften zu sprechen und euch die Sträuße vor Ort anzuschauen. Dann seht ihr, ob der Blumenladen mit eurem Geschmack übereinstimmt. Und ihr entscheidet euch mit gutem Gefühl für den passenden Dienstleister.
DJ Christian Deger
Machen wir uns nichts vor: Es ist schwer, einen guten DJ zu finden. Vor allem, wenn man niemanden kennt, aber gleichzeitig sehr genaue Vorstellungen davon hat, was der DJ können soll. Und was er bitte nicht auflegen soll. Das ist fast noch wichtiger. Auf den bisherigen Hochzeiten, auf denen ich war, fand ich die Djs zu 90% schlecht. Keine gute Ausgangslage, um jemanden durch Empfehlungen oder Erfahrungen zu finden. Die Bekannten, denen wir es zugetraut hätten, hatten leider keine Zeit. Also blieb uns nur die harte Suche im Netz. Und da gibt es wirklich viele Djs, – oder selbsternannte Showmaster.
Meine Horrorvorstellung: Ein DJ, der immer dazwischen redet und die Menschen animiert. Und im allerschlimmsten Fall auch noch Schlager auflegt. Ich gebe zu: Eine einfache Kundin bin ich nicht. Ich habe wirklich sehr genaue Vorstellungen davon, wie etwas ablaufen soll. – Oder wie etwas auf keinen Fall ablaufen darf. So eine Hochzeit ist schließlich ein wichtiges Fest und teuer genug.
Als wir angefangen haben im Netz nach einem passenden DJ zu suchen, waren wir geschockt: Viele Internetseiten sind so abschreckend wie die „Gelben Seiten“ in grell bunt. Wenn eine Seite auf den ersten Blick nach Kirmes aussieht, habe ich schon keine Lust mehr zu lesen was da steht. Und ich bin sicher, dass mir durch meine voreingenommene Art der ein oder andere gute DJ durch die Lappen gegangen ist. Ein paar wenigen habe ich eine unverbindliche Anfrage geschickt und ihnen erzählt wo wir heiraten und was unsere Wünsche an einen DJ sind. Mir war zum Beispiel sehr wichtig, dass auf der Hochzeit viel Reggaeton und andere Latinomusik aufgelegt wird. Und ansonsten Indie-Rock auf den 00er Jahren. Ein bisschen 90er. Gerne Queen und Michael Jackson. Gerne ein paar Songs aus den 60ern. Aber auf keinen Fall Schlager. Helene Fischer zum Beispiel war auf meiner Hochzeit von vornherein verboten.
Nach ein paar E-Mails entschieden wir uns für Christian Deger. Nicht wegen seiner Homepage, sondern, weil er in den Mails einen sympathischen und kompetenten Eindruck machte. Wir hatten das Gefühl, er weiß worum es geht. Außerdem konnten wir bei ihm das Paket für die freie Trauung hinzubuchen. Dadurch hat er sich nicht nur um die Technik in der Scheune, sondern auch um Mikros, Anlage und Technik im Hof gekümmert. Das Bauchgefühl hat gepasst.
In der Woche vor der Hochzeit haben wir Christian dann endlich persönlich kennengelernt. Auch das war mir wichtig: Ein Treffen noch vor der großen Feier. Denn so konnten wir ihm nochmal persönlich sagen, was uns wichtig ist. Vorher hatten wir bei Spotify eine Liste angelegt, mit ca 200 Songs, die wir uns auf unserer Hochzeit vorstellen könnten. – Als Inspiration.
Christian war mir auf den ersten Blick sympathisch. Das hat mir in meinem Panik-Hirn in der Woche vor der Hochzeit sehr beruhigt. Als ich ihm erklärt habe, dass ich wirklich GAR keine Schlager hören möchte, war er sichtlich verwundert. Es schien als wären Helene und Co seine Party-Garanten. Die, die er immer bringen kann, wenn nichts mehr geht. Und bei uns würde das nicht funktionieren. Ich habe ihm in Ruhe erklärt, was er alles stattdessen auflegen kann. Dass keine Moderation von seiner Seite erwünscht ist, da wir dafür einen Zeremonienmeister haben. Dass er aber natürlich unser Gast ist. Essen und trinken soll soviel er mag. Und dass wir uns sehr freuen, ihn an Bord zu haben.
Am Tag vor der Hochzeit hat er schon sein Equipment aufgebaut und getestet, ob alles funktioniert. Das war wirklich großartig. Und am Abend selbst lief kein einziger Schlager. Am Ende der Party habe ich mit ihm gemeinsam die letzten Songs ausgewählt und dafür gedankt, dass wir komplett ohne Helene und Pur feiern durften. Und Christian hat darauf gesagt, dass es für ihn die erste (!) Party überhaupt ohne Schlager gewesen ist. Und er war sichtlich happy, wie gut es funktioniert hat: Es wurde die ganze Zeit getanzt – alle Altersgruppen wurden mal angesprochen und haben mitgefeiert. Christian würde ich euch auf jeden Fall empfehlen.
Tipp: Trefft euch vorher mit dem DJ und besprecht eure Wünsche und Sorgen mit ihm. Wichtig ist, dass er versteht, was euch wichtig ist. Damit es am Ende EURE Party wird – und nicht seine.Er ist immerhin euer Dienstleister.
Styling: Corinna Hof
„Einmal Frisur und Make-Up bitte – aber ich möchte nicht angemalt aussehen, ja“. Ich hatte großen Respekt davor, jemanden mit dieser Aufgabe zu beauftragen. Ich selber schminke mich wenig – und auch meistens nur um die Augen herum. Hier hatte ich das Glück, eine Empfehlung von einer Freundin zu bekommen. Ihr Hochzeitstermin war eine Woche vor meinem und sie hatte eine Friseurin des Vertrauens: Corinna Hof. Sie erzählte mir, dass sie sich bei ihr wohlfühlt und dass sie gleich gute Ideen hatte, was sie mit ihren Haaren anstellen könnte. Da ich nicht in Aachen wohne und dort wirklich keinen Friseur kenne, war ich dankbar darüber. Gemeinsam sind wir zu einem Probestyling zu Frau Hof gegangen und wurden nacheinander gestylt. – Sie mit Löckchen und ich mit Blumenkranz. Hinterher war ich total zufrieden. Alles über diesen außergewöhnlichen Morgen findet ihr hier.
Tatsächlich habe ich mir seit dem Probestyling keine Sorgen mehr darüber gemacht. Ich wusste: Sie würde kommen und eine Braut aus mir machen. Überpünktlich stand sie dann auch am 22.09. bei mir im Hotel und hat in aller Ruhe die Haare gemacht, den Kranz festgesteckt, Haarspray verteilt und das Gesicht hergerichtet.
Tipp: Es ist wirklich ein wundervolles Gefühl, wenn man gestylt wird. Ich rate jeder Braut, sich am großen Tag in professionelle Hände zu geben. – Ohne Stress. Wenn einem die Hände zittern, kann der Lidstrich nichts werden. Die Feier ist teuer genug. Ich finde: Da sollte man nicht am Styling der Braut sparen. Ein Probestyling lohnt sich in jedem Falle, um herauszufinden, ob die Chemie mit dem Friseur stimmt.
Die Torte: Café zum Mohren
Auf der Suche nach der passenden Torte kann man einen Zuckerschock bekommen. Vor allem in Aachen, weil es da so viele geniale und traditionelle Konditoreien gibt. Jede einzelne davon macht einzigartige, leckere Torten. Wir hatten quasi die Qual der Wahl. Und haben uns ein paar Tage Zeit genommen, um die passende Hochzeitstorte ohne Fondant zu finden. Schnell war klar, dass es etwas mit Zitrone und Baiser werden soll: Etwas Leichtes, nicht zu schweres. Beim Café zum Mohren war es dann aber Liebe auf den ersten Bissen. Alles über diese geschmackvolle Affäre findet ihr hier.
Lemon Baiser für ca. 100 Leute haben wir bei der Konditorei bestellt.
Bei so vielen Stücken kommt die Torte auf fünf Stockwerken – nicht direkt übereinander, sondern mit etwas Abstand zwischen den Etagen. Denn durch die weiche Oberfläche des Baiser würde das Kunstwerk an Torte sonst in sich zusammenbrechen. All das erklärte uns eine Mitarbeiterin am Telefon als wir die Torte in Auftrag gegeben haben. Die passende Etagere liefert die Konditorei mit zur Hochzeitslocation. Hinterher bringt man sie dann einfach zum Café zurück.
Kurz vor der Hochzeit haben wir noch einen passenden Cake-Topper bestellt: Mr & Mrs Pi Permantier sollte oben auf dem süßen Gebäck thronen. Wir erklärten ihnen, dass es die Torte bei uns weder am Nachmittag noch um Mitternacht geben soll – sondern einfach als Dessert und schon war alles besprochen. Die Dienstleister in den Städten kennen die Locations normalerweise und besprechen dann alles Weitere mit ihnen. Die Torte wurde pünktlich geliefert und sah wundervoll aus! Ein süßes Kunstwerk mit Beeren verziert. Wir haben insgesamt drei Tage daran gegessen und kein Stück ist übrig geblieben. Viele Gäste haben die Lemon Baiser Torte gelobt. Und wenn ich jetzt in Aachen bin, bestelle ich sie mir meistens beim Café zum Mohren und denke an den unvergesslichen Tag zurück. Wenn das Leben noch süßer schmeckt als Lemon Baiser.
Tipp: Das Wichtigste an einer Hochzeitstorte ist meiner Meinung nach, dass sie schmeckt. Also: probieren..probieren.. probieren. Und wenn ihr euch einmal für einen Dienstleister entschieden habt: Besprecht mit euren Dienstleistern genau, wann die Torte geliefert wird und ob noch Extrakosten bei Lieferung oder für Verzierung auf euch zukommen.
Ach Italien. Einmal durch die Berge und schon eröffnet sich eine malerische andere Welt mit unendlich leckerem Kaffee, azurblauen Seen, Palästen, verwunschenen Bergdörfern und plötzlich steht man auch schon am Meer. Ich liebe Italien seit ich mit 12 Jahren zum ersten Mal dort war. Aber wie malerisch ist so eine Reise durch das Land im August? Wir haben es getestet.
Nachts in Karlsruhe. 23:30. Ein paar müde Gestalten laufen auf dem schmalen Bürgersteig hinterm Hauptbahnhof auf und ab und warten auf den Flixbus nach Mailand. Es ist unsere erste Reise nach Italien mit dem Bus. Unser Auto war kurz vorher zu Schrott gefahren worden – Bus und Bahn waren für uns das beste Fortbewegungsmittel. Auf einen kurzen Flug hatten wir keine Lust – außerdem liebe ich die Reise durch die Alpen. Sie ist für mich so etwas wie meine Vorbereitung im Kopf auf Italien.
Der Bus rollt heran und wir setzen uns in die erste Reihe. So haben wir freie Sicht auf die Fahrbahn – über den Köpfen der Busfahrer. Ich schlafe wenig, aber das war absehbar. Mit zwei Stunden Verspätung erreichen wir am nächsten Morgen Mailand. Denn vor dem Gotthard Tunnel war der übliche Hochsommer-Stau. Unseren ersten Stopp – Pettenasco am Lago d’Orta erreichen wir allerdings erst Stunden später, nachdem wir noch zwei Regionalzüge genommen haben. Es gibt nämlich von Karlsruhe aus keinen direkten Bus, der am Lago d’Orta entlang fährt.
Pettenasco – der Geheimtipp im Hochsommer
Wir sind zum dritten Jahr in Folge in Pettenasco, diesem kleinen Dorf am Lago d’Orta. Hier treffen wir meine Familie und verbringen eine ruhige Woche am See. Wir wohnen jedes Jahr in einer kleinen Wohnung, die wir über Airbnb mieten. Sie ist wirklich sehr einfach, aber wir sind sechs Personen und kommen in 3 Schlafräumen gut darin unter. Und der See ist gleich um die Ecke. Von der Terrasse aus können wir ihn am Morgen sogar sehen.
Priorität 1: Ausruhen, ausschlafen und runterkommen.
Darin sind wir inzwischen richtig gut. Und auch, wenn ich diesen Ort am liebsten nur für mich behalten würde, damit er niemals überlaufen sein wird, möchte ich ihn euch ans Herz legen.
In Pettenasco gibt es ein paar Restaurants, eine gute Pizzeria, keine Eisdiele, dafür eine Bar und eine Tankstelle. Außerdem einen ganz kleinen historischen Ortskern (bitte nicht zu viel erwarten) und viele kleine Badestellen am See. Und dieser See ist einfach unbeschreiblich schön. Das Wasser ist klar und weich. Beim Schwimmen habe ich oft das Gefühl: „Hier möchte ich ewig drin bleiben.“ In Hotel Giardinetto haben wir uns Stand-Up Paddle-Boards geliehen. Die beste Entdeckung überhaupt! Wir sind damit kreuz und quer über den See gepaddelt und zwischendurch ins Wasser gesprungen, haben auf den Boards gelegen und in den Himmel geschaut.
In dem Moment war es wieder da, dieses Gefühl von: Alles ist perfekt. Hier würd‘ ich einfach bleiben und jeden Tag eine Runde paddeln. Ich brauche kein Entertainment im Urlaub und keine krassen Touren, ich liebe die Natur und wenn ich auch noch genügend Zeit habe, sie zu genießen – dann ist alles top! Vor allem in Italien.
Pettenasco: Abschalten und Ruhe genießen
Für mich persönlich ist der Lago d’Orta der Grund nach Pettenasco zu kommen und einfach mal abzuschalten. Hier ist es auch im Hochsommer leer und entspannt. Die Plätze am Wasser hatten wir oft den halben Tag für uns allein – und am Nachmittag sind manchmal nach Feierabend Italiener dazugekommen. Kein Vergleich zu überfüllten Stränden in Italien. Über Pettenasco habe ich euch schon einen längeren Artikel verfasst. Schaut gern vorbei.
Wandern kann man in der Region übrigens auch ausgezeichnet.
Mein Bruder und meine Eltern sind Wanderfans und haben festgestellt, dass man in der Gegend schöne Tagestouren in die umliegenden Berge machen kann.
Zugfahrt nach Levanto
Nach einer Woche aufstehen – Kaffee trinken – Kaffee trinken – lesen – schwimmen – Kaffee trinken – essen – schwimmen – lesen – Kaffee trinken – schlafen …. haben wir den Zug genommen und sind ans Meer gefahren. Zug fahren in Italien ist günstig und für die schnelleren Züge kann man sich vorab im Netz gute Angebote sichern.
An jenem Tag hatten wir allerdings Pech. In Mailand haben wir uns in einen Intercity gesetzt, der uns in drei Stunden bis nach Levanto bringen sollte. Und kurz vor Genua standen wir auf einmal im Tunnel und es ging GAR NICHTS MEHR. Die Lok war wohl kaputt und wir standen im Dunkeln. Eine Ansage nach der anderen dröhnte durch die Boxen: „wir brauchen 15 Minuten länger… ach ne nochmal 20 Minuten..nochmal 15… nochmal… „ Und nach einer guten Stunde ging es endlich weiter bis Genua. Da gab es dann die nächste lange Pause: Wegen der Hitze und der fehlenden Luft im Tunnel mussten viele Passagiere ärztlich versorgt werden.
Große Aufregung am Bahnsteig, Wasser wurde verteilt und wir haben wieder gewartet bis es weiterging. Kennt ihr diesen Moment auf Reisen, wenn Zeit auf einmal egal ist? Wenn man sich der Situation hingibt und einfach schaut was passiert? So war das bei uns. Wir haben uns mit Händen und Füßen mit den Italienern unterhalten, viel gelacht und einfach gewartet.
Levanto
Am Abend sind wir dann mit 2 Stunden Verspätung in Levanto angekommen. Wir haben auch hier über Airbnb ein Zimmer gebucht – in einer kleinen, feinen Pension direkt am Strand. Giorgio und seine Tochter führen hier ihr Mini-Familienunternehmen. Einfach, sauber und dazu ein kleines Frühstück. Da wir keinen Luxus brauchen, war die Pension für uns eine gute Wahl. Einzig, dass es zum Frühstück nur Instant – Kaffee gab, kann ich echten Italienern nicht verzeihen.
Levanto – Italien. Ursprünglich hatte ich diesen Ort ausgesucht, weil man hier manchmal surfen kann. Wellenreiten im Mittelmeer. Ungefähr an 100 Tagen pro Jahr kann man hier angeblich surfen. In den drei Tagen, die wir hier verbracht haben, allerdings nicht. Das Meer war flach wie ein See, hellblau und ruhig. Die Aussicht auf das Wasser ist wirklich toll. Nur der Strand selbst hat uns etwas geschockt: Ein schmales Band Sand – vollgestellt mit Liegen und Sonnenschirmen, die man sich mieten muss. Kein natürlicher Schatten. Überall Menschen. Darauf muss man sich einstellen: Die Strände in der Region sind im Sommer einfach voll. Aber auch hier gilt: Wenn keine Wellen da sind, kann man sich am Strand Stand-Up-Paddle Boards ausleihen und aufs Wasser flüchten. Von da aus ist die Perspektive auf den Strand gleich viel besser: Um einen herum viel kühles Blau und wenige Menschen. Man kann hervorragend die Sicht auf den Ort ändern.
Trotz der vielen Touristen ist Levanto einfach schön: Wundervoller alter Ortskern, prachtvolle Gebäude an den Hängen am Meer, eine Burg. Abends sind die Leute alle auf der Straße und die Stimmung ist sommerlich ausgelassen. Außerdem ist die Stadt der perfekte Ausgangspunkt, um die Dörfer der Cinque Terre zu besuchen.
Cinque Terre – zauberhaft, aber besser nicht im Hochsommer
Riomaggiore
Bunte Häuschen, die waghalsig an Felsen am Meer angebracht sind. Da war doch was: Ja! Als großer Valparaiso-Fan, haben mich Fotos der Cinque Terre Dörfer schon immer umgehauen. Seit 1997 sind die Cinque Terre Weltkulturerbe: Die fünf Dörfer Monterosso al Mare, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore befinden sich alle entlang der steilen Küste. Für alle Wanderer gibt es Wege zwischen den Dörfern. Für die Wanderwege braucht man eine Eintrittskarte – für die Dörfer selbst allerdings nicht. Wir haben zwei der Dörfer mit dem Zug besucht, denn wandern ist einfach nicht meins und bei 33 Grad schon gar nicht.
Als wir am Bahnhof in Levanto in den Zug gestiegen sind, war ich mir aber nicht mehr so sicher, ob ich überhaupt in eins der Dörfer fahren will. Überall Menschen über Menschen. Alle wollten auch ein Foto dieser malerischen Orte abgreifen. (Wie wir ja auch…) Als erstes sind wir nach Riomaggiore gefahren und ich muss zugeben: Der Anblick dieser bunten, malerischen Häuschen hat für alles entschädigt. Unendlich schön dieser Blick auf das kleine Dorf, das da so unpraktisch zwischen den Felsen hängt. Hier und da bröckelt der Putz, aber das ist egal. Riomaggiore ist einfach perfekt unperfekt – und dadurch wunderschön. Unten auf den Hauptstraßen und am Wasser war das Dorf überfüllt, aber sobald wir über ein paar Seitengässchen nach oben geklettert sind, waren wir auch schon unter uns.
Vernazza
Geblendet von der Schönheit Riomaggiores sind wir nach Vernazza gefahren. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber dieser Ort war noch viel voller als das vorherige. Auch hier sind wir über kleine Gassen aus dem Zentrum geflohen, um ein bisschen originale Schönheit von Vernazza abzubekommen. In einer Seitengasse haben wir uns auf alte Treppenstufen gesetzt und die frische Brise genossen, die vom Meer durch die Gassen fegt. Mit geschlossenen Augen habe ich mir das Dorf in einer anderen Zeit vorgestellt. Damals vor 1997, als es noch nicht zu den Top-Zielen in Italien gehört hat. Und ein bisschen wehmütig musste ich mir eingestehen, dass man Vernazza wohl nicht mehr so erleben kann. Trotzdem: Wenn man sich auf viele Menschen einstellt, ist es noch immer einen Besuch wert.
Zu den Cinque Terre möchte ich unbedingt wiederkommen und die anderen Dörfer kennenlernen. Ich möchte mich hinsetzen und mit Aussicht auf Häuser und Wasser schreiben. Und die Umgebung wirken lassen. Allerdings nicht mehr im Hochsommer.
Mailand im Sommer: Wo sind die Italiener?
Auf Mailand war ich besonders gespannt – vor allem weil ich vorher so viel Unterschiedliches darüber gehört hatte. Die einen jubeln: Zauberhaft – andere rufen: „dreckig… gar nicht so schön wie Rom. Nicht so malerisch wie Venedig und überhaupt. Viel zu voll.“
Ich kann euch gleich sagen: Im Hochsommer ist Mailand das Gegenteil von voll. – Weil die Mailänder selbst Urlaub machen, wegfahren und ihre Lokale schließen. Die paar Touristen, die übrig bleiben, tummeln sich in der Innenstadt rund um den Dom. Sobald man das Zentrum verlässt, ist es im August ziemlich leer und angenehm. Und ich muss sagen: Mailand hat mich sofort gepackt: Mit seiner Unperfektheit, seinen alten Gebäuden und ruhigen Vierteln habe ich mich total wohlgefühlt. Es ist einfach keine Angeberstadt.
Brera
Wir haben uns kreuz und quer durch die Stadt treiben lassen und sind durch das wunderschöne Viertel Brera flaniert. Hier lohnt sich ein Abstecher in die Kunstakademie. Es gibt Vintage-Shops (die allerdings im Hochsommer geschlossen sind) und malerische Gassen mit kleinen Obst- und Gemüsegeschäften. Das ist ein Viertel komplett nach meinem Geschmack: Entspannte Stimmung, wunderschöne alte Gebäude und man weiß nie welche Geheimnisse sich hinter der nächsten Ecke verbergen.
Zwischendurch gab es natürlich unendlich viel Cappuccino für uns an jeder Ecke. Bei Preisen um 1,30€ pro Tasse gab es Kaffee zum satt trinken. Und für mich kann es nie genug guter Kaffee sein.
Dom
Kein Besuch in Milano ohne ein Foto vom Dom. Auch wenn ich grundsätzlich eine Abneigung gegen typische Touristen-Orte habe, muss ich zugeben: Der Dom in seiner riesigen Pracht hat mich umgehauen. Dagegen kann der Kölner Dom einpacken. Echt. Und das sage ich, obwohl Köln meine Lieblingsstadt ist.
Navigli
Am späten Nachmittag sind wir dann weiter in Richtung Navigli gelaufen: Durch dieses Viertel ziehen sich viele Wasserkanäle, an denen entlang man flanieren kann. Sie geben Mailand einen ganz eigenen Flair. Abends öffnen am Wasser viele Bars, in denen man Cocktails trinken und dazu vom Buffet naschen kann. Fast alle bieten einen Kombi-Preis an: Cocktail und Buffet 8 Euro. Für alle, die vom Laufen Hunger bekommen haben, ist das wirklich ein guter Deal. Und die Wasserkanäle werden in der Abendsonne noch schöner als tagsüber!
Abends mussten wir uns erst an die sommerliche Stimmung in der Stadt gewöhnen: Viele der Restaurants, die wir uns im Netz rausgesucht hatten, waren wegen der Ferien geschlossen. Als wir nach einem langen Tag mit schmerzenden Füßen vor verschlossener Tür standen, haben wir schon geflucht. Aber schließlich sind wir losgezogen und einfach weitergelaufen und haben den alten Trick angewendet: Da wo Italiener sitzen, muss es gut sein. Und so war es auch. Lecker!
Shoppen in Mailand
„Ey am Wochenende bin ich shoppen in Mailand.“ Aha. Ich weiß schon warum ich kein Fashion-Blogger geworden bin. Ich beschäftige mich gern mit Mode. Aber ich bin darin kein Profi und ich stehe einfach nicht auf 0815 Modegeschäfte a la Zara, H&M und Co. Immer dasselbe. Deshalb hatte ich gehofft in Mailand, der Modestadt auf einen Haufen außergewöhnlicher Läden zu treffen. Ganz so einfach war das am Ende aber nicht, denn im Zentrum gab es vor allem die typischen Geschäfte – eins nach dem anderen, wie wir es aus den Einkaufsstraßen hier bei uns in Köln, Berlin, Karlsruhe oder Düsseldorf kennen. Viele der vielversprechenden Vintage-Shops in den umliegenden Vierteln hatten den Sommer über geschlossen.
Im Navigli bin ich schließlich fündig geworden. In der Vintage Boutique „Porquimoivintage“ von Juliana. Ein kleiner bunter Shop mit Klamotten-Juwelen aus den unterschiedlichsten Jahrzehnten. Das Besondere ist hier, dass man der Inhaberin anmerkt, dass sie jedes einzelne Stück mit Liebe auswählt: Egal ob Rock oder Kleid, alles top in Schuss und kein bisschen „Fast Fashion.“ Für alle, die auf Vintage und Nachhaltigkeit beim Shoppen stehen, ist das mein Tipp. Wer Flohmarkt-Preise sucht, braucht allerdings nicht herzukommen. Die vielen Markenteile haben ihren Preis. Den ganzen Sommer über hatte ich nach einem Maxikleid gesucht und bin hier endlich fündig geworden.
Unser Hotel in Mailand
Ich achte bei den Unterkünften immer auf Bewertung, Preis und Flair, der sich auf den Fotos im Netz erahnen lässt. Und das Hotel Delizia war ein echter Glücksgriff. Ca 60 Euro haben wir pro Nacht für ein Doppelzimmer (inkl. Frühstück) gezahlt und uns total wohlgefühlt. In dem kleinen Hotel gibt es maximal 10 Zimmer. Nach einem Tag kannten wir alle drei Mitarbeiter, die sich im Schichtdienst abgewechselt haben. Zwar ist dieses Hotel nicht im Zentrum, aber man kann dahin laufen. Ich persönlich bevorzuge charmante Hotels in normalen Wohngegenden, wo es nachts auch meistens deutlich ruhiger ist. Außerdem bekommt man so mehr davon mit, wie die Menschen in Mailand wirklich leben. Hierher würde ich sofort wiederkommen! Und nach Italien und Mailand im Hochsommer sowieso.
Tipps:
Der Hochsommer ist der perfekt Zeitpunkt für eine Reise nach Italien an den Lago D’Orta. Auch wenn in ganz Europa Sommerferien sind, wird es dort einfach nicht voll.
Auch Mailand ist einen Besuch im Hochsommer wert, da die Stadt in der Zeit zur Ruhe kommt. Viele Mailänder machen Urlaub oder renovieren ihre Restaurants. So lernt man ein ruhiges, entspanntes Mailand kennen.
Unser Hoteltipp: Hotel Delizia – kleines, feines Hotel in einer entspannten Gegend. Zum Dom kann man in 20 Minuten zu Fuß laufen.
Am italienischen Mittelmeer ist es im Hochsommer einfach voll. Viele Menschen drängen sich an die Strände. Wer das nicht mag und kein Geld für eine Liege am Strand ausgeben will, sollte lieber off Season fahren.
Fotos: Raphael Pi Permantier & Athene Pi Permantier
Wann sollen wir heiraten? Die Euphorie über den Antrag macht sich breit. Langsam aber sicher realisiert man: Wir werden wirklich heiraten! Schon geht die Suche nach Datum und Location los. Wenn ihr nicht zwei Jahre im Voraus planen wollt, könnte der Freitag der perfekte Hochzeitstag für euch sein. Für uns war er es in jedem Fall! Deshalb möchte ich euch heute den Freitag ans Herz legen, denn er wird häufig unterschätzt.
Kurz nach dem Antrag an Heiligabend 2016 haben wir uns auf die Suche nach einer Location gemacht. Und die anfängliche Euphorie à la „wirschaffendasaufjedenFall2017“ die ist schnell verschwunden.
Die meisten Orte, die wir angefragt haben, konnten nur müde lachen, als wir nach einem Samstag zwischen Juni und Ende September gefragt haben. „Sie meinen aber schon 2018? Da hätten wir noch den ein oder anderen Samstag frei. Im November und Dezember“ Kam dann als Antwort.
Klar: In der Zeit, in der man sich auch in Deutschland mal nicht den Arsch abfriert und eine Chance auf Sommerwetter hat, wollen ALLE heiraten. Irgendwie verständlich. Nur waren wir einfach viel zu spät dran. Nachdem wir einige schöne Locations besucht haben, die allerdings nur noch Freitage frei hatten, haben wir angefangen Pros und Contras zu suchen. Und uns für einen Freitag auf Gut Hebscheid in Aachen entschieden. Da mir viele in den vergangenen Wochen erzählt haben, dass sie gerade vor der gleichen Frage stehen, möchte ich euch die vielen Vorteile des Freitags aufzeigen. Und den einen Nachteil natürlich auch. Vielleicht werdet ihr ja mit dem Freitag genauso glücklich wie wir.
Der Nachteil: Die Gäste müssen sich freinehmen
Wenn eine Hochzeit am Freitagvormittag beginnt – erst Standesamt, nachmittags Freie Trauung, danach Essen und dann Party – dann liegt das Grundproblem auf der Hand: Viele müssen sich den Tag freinehmen. Und einen Tag Urlaub für euch opfern. Ja, da brauchen wir nicht drum herum reden. Das ist so. Das gilt zumindest für alle, die ihr bei den frühen Terminen dabei haben wollt. Es gibt ja auch die Möglichkeit erst mit der Familie zu starten und viele Freunde erst später zur Party einzuladen. Aber das ist ein anderes Thema.
Spitzen wir das Ganze zu: Ihr hofft, dass sich eure liebsten Menschen für den wichtigsten Tag in eurem Leben freinehmen. Das kann man doch hoffen, oder?
Fakt ist: Es gibt einige wenige Menschen, die müssen ihren Urlaub sehr lange im Voraus planen. Daher mein Tipp: Schickt so früh wie möglich ein „Save the Date“ raus, damit sich alle die möchten auch wirklich freinehmen können. Bei uns konnte von knapp 100 Gästen genau eine Person nicht kommen, weil es ein Freitag war. Relativ wenig, oder? Die Einladungen haben wir dann entspannt danach entworfen und verschickt.
Vorteil 1: Der Preis – günstiger heiraten am Freitag
Viele Locations bieten die Termine an Freitagen günstiger an. Das liegt unter anderem daran, dass viel weniger Paare an einem Freitag heiraten wollen. Sogar einige Dienstleister könnt ihr an einem Freitag günstiger buchen. Und es ist wahrscheinlicher, dass euer Lieblings-DJ oder Redner noch verfügbar ist: Die Auswahl ist einfach größer.
Nur durch die Wahl eines anderen Wochentags könnt ihr also die Gesamtkosten etwas reduzieren.
Vorteil 2: Dekoration der Location am Vortag
In den meisten Locations steigen im Sommer am Ende jeden Freitag und Samstag Hochzeiten. Donnerstags allerdings eher selten. Deshalb konnten wir auf Gut Hebscheid zum Beispiel schon Donnerstagvormittag aufbauen und dekorieren. Ein Teil von uns war Blumen schneiden, ich habe Sitzkärtchen und Tischbücher verteilt, wir haben eine Girlande aufgehangen, die Candy Bar aufgebaut… und sogar DJ Christian hat am Vortag schon einen Probeaufbau für sein Equipment gemacht.
Wir hatten viel Zeit eingeplant, waren aber trotzdem schon am Mittag fertig und hatten dann tatsächlich frei. Den ganzen Nachmittag! Das kann ich wirklich jedem Brautpaar empfehlen: Nehmt euch am Tag vor der Hochzeit ein paar Stunden Zeit, um herunterzukommen und zu entspannen. Die Aufregung ist groß genug!
Wir haben uns zum Beispiel nochmal Gedanken über unsere Ehegelübde gemacht. Mit meinen besten Freundinnen war ich noch im Pool im Hotel. Diese entspannte Zeit hat mir persönlich sehr geholfen, um ohne Stress in die Hochzeit am Freitag zu starten. Am Hochzeitstag selbst konnte ich nur an uns, unseren Tag, die Getting Ready Party, das Brautkleid und unser „ja“ denken. Ich habe keine Gedanken mehr an den Ablauf oder die Deko verschwendet und konnte jede Sekunde genießen.
Das Paar, das am Samstag nach uns geheiratet hat, konnte erst am Samstagmorgen in die Location und dekorieren. – Nachdem der Raum geputzt war. Dieser Vorteil ist mir tatsächlich erst kurz vor der Hochzeit aufgefallen.
Vorteil 3: Freies Wochenende nach der Party
Der schönste Tag im Leben ist zauberhaft, intensiv, emotional, auch mal anstrengend und lang. Hinterher waren wir unendlich glücklich, dass die Hochzeit viel schöner war, als wir es uns jemals erträumen konnten. Wir waren aber auch komplett müde und kaputt.
Das gehört dazu: Ich glaube danach braucht jedes Brautpaar Ruhe und Zeit. Allein wenn ich mir vorstelle danach nur einen Tag – den Sonntag – freizuhaben und nichts zu tun zu haben und danach geht es schon wieder los mit Arbeit… Unvorstellbar! Selbst eine Reise am Tag danach hätte ich mir nicht vorstellen können. Ich wollte nichts tun. Einfach in meinem Bett liegen, mich über die unendlich vielen Gänsehautmomente am Vortag freuen, die Karten der Gäste lesen, schlafen und die Ruhe genießen.
Und so ging es nicht nur mir als Braut. Auch meine Eltern und viele Freunde und Verwandte haben uns hinterher gesagt, dass sie sich sehr über das freie Wochenende danach gefreut haben. Einige haben noch einen Kurzurlaub in Aachen und Umgebung drangehängt. Andere sind am Samstag entspannt nach Hause gefahren und hatten noch am Sonntag Ruhe und Zeit, bevor die neue Woche wieder losging.
Liebe künftige Brautpaare: Ich persönlich kann euch den Freitag als Hochzeitstag wirklich ans Herz legen. Wir konnten dadurch im Wunschjahr in unserer Traumlocation feiern und hatten danach noch ein ganzes Wochenende Zeit den Tag revue passieren zu lassen, uns an kleinen Momenten zu freuen und zu merken: Es ist wirklich passiert! Wir sind jetzt offiziell verheiratet! Wir sind Herr und Frau Pi Permantier.
Wann heiratet ihr? Für welchen Tag habt ihr euch entschieden?
Augen auf. Ist es tatsächlich schon soweit? Ja! Der große Tag ist da. Der Tag, auf den wir neun Monate hingefiebert haben: Unsere Hochzeit. Ich bin ich schlagartig hellwach und es kribbelt überall: Von den Füßen bis hoch in den Kopf. Als hätte ich alleine eine Flasche Sekt geleert. Aber ich bin stocknüchtern. Ich fange von alleine an vor mich hinzugrinsen und springe aus dem Bett. Auf geht’s.
Was hatte ich mir die Tage vor der Hochzeit den Kopf zerbrochen: Was wenn wir krank werden? Was wenn wir verschlafen? Was wenn es aus Eimern schüttet? Was wenn…
Ich mache die Vorhänge auf und sehe Sonne und ein paar Wolken. Perfekt. Krank sind wir auch nicht und verschlafen haben wir natürlich auch nicht. Ich verschlafe nie. Aber ich mache mir gern Sorgen – auch wegen Sachen, die vermutlich nicht eintreten werden.
Entspannt in den Tag starten
Nachdem ich monatelang alle Brautmagazine auswendig gelernt hatte, war klar: An dem Morgen darf kein Stress aufkommen. Also sind wir früh genug wach, um ausgiebig frühstücken und mehrere Kaffee trinken zu können.
Einige verschlafene Hochzeitsgäste gesellen sich zu uns, darunter meine beste Freundin. Gemütlichkeit vor dem Sturm. Ich merke, dass mich heute nicht viel aus der Bahn werfen kann und schalte um in den „Jetzt geht’s los-Modus“. Monatelang habe ich mich auf diesen Tag vorbereitet und mir vorgenommen die Hochzeit in vollen Zügen zu genießen. Komme was wolle. Denn ich kenne mich: Ich rege mich schnell auf oder steigere mich in Dinge hinein, die es nicht wert sind und hinterher habe ich deshalb eine schlechte Zeit. So weit darf es am Hochzeitstag nicht kommen.
Getting Ready Party
Punkt acht Uhr ist die Stylistin da, wir teilen uns auf und beginnen unsere zwei Getting ready – Partys: Eine für die Männer und eine für uns Frauen und meinen Trauzeugen. Meine liebsten Mädels sind dabei – aus aller Welt angereist – meine Mama ist da und mein Bruder. Mein Herz macht einen Purzelbaum vor Freude und Dankbarkeit, als ich mich im Hotelzimmer umschaue. So viele Lieblingsmenschen sind gekommen, um an diesem Morgen schon dabei zu sein.
Die Stylistin stylt erst eine Freundin und meine Mama und danach mich. Es fühlt sich an, als wäre ich ein Filmstar, der für einen großen Auftritt fertiggemacht wird. Und ehrlich gesagt ist es ja auch der größte Auftritt, den ich bisher hatte. Haare werden geglättet, gezupft, hochgesteckt, neben dem Blumenkranz verstaut. Und das Gesicht wird so geschminkt, dass es noch nach Athene aussieht (in wach und frisch und strahlend) und dass das Make – Up trotzdem bis spät in die Nacht hält. Genau wie wir es vorab geübt hatten. Mir fällt es schon schwer einen Lidstrich bei mir zu ziehen. Ganz generell. Ich finde es unendlich bewundernswert, was Frau Hof da für eine Arbeit macht: Seelenruhig und gekonnt.
Die Zeit bis zum Standesamt rennt
Wir stoßen mit alkoholfreiem Sekt an und merken nicht, wie sehr die Zeit rennt. Auf einmal wird es dann doch wuselig: 10:30 wollten wir aufbrechen. Es ist 10:30. Zack zack. Rein ins Brautkleid. Mama und ich hatten das geübt, aber wir sind beide keine Expertinnen, was lange Kleider mit mehreren Lagen Tüll und Reifröcke angeht. Und so braucht es ein paar Anläufe bis ich im Kleid stecke und alles sitzt. Einmal durchatmen. Mit Brautstrauß bewaffnen und los – die eigene Hochzeit wartet. Haben wir alles? Ich hoffe. Der Rest muss improvisiert werden, denke ich bei mir. Und bin froh, dass der Personalausweis und die Ringe sicher bei meinem Trauzeugen lagern. Eine Sorge weniger.
Standesamt: Der Märchentraum im Weißen Saal
Ich liebe Aachen, meine Heimat, meine Lieblingsstadt: Wunderbare Architektur, süße Gässchen und ein pompöses gotisches Rathaus, das um 1350 gebaut, mehrfach zerstört und restauriert wurde. In diesem Gebäude befindet sich sogar der alte Krönungssaal, wo heute noch der Karlspreis verliehen wird. Ich war wirklich begeistert, als ich herausgefunden habe, dass man im „Weißen Saal“ standesamtlich heiraten kann. Das ist natürlich etwas teurer als klassisch in einem Trauzimmer im Standesamt zu heiraten, für mich allerdings auch viel schöner. Außerdem kommt hinzu, dass man im „Weißen Saal“ mehr als 70 Leute unterbringen kann. Die meisten davon müssen allerdings stehen.
Zur Sicherheit: Braut und Bräutigam gehen verschiedene Wege
Raphael und seine Jungs sind schon auf dem Weg, als wir um 10:44 endlich im Auto in Richtung Stadt sitzen. Um 11:30 beginnt die Trauung. Allerdings wollte ich eigentlich um kurz vor 11 da sein. Für falls. Fest steht, dass daraus nichts wird. Fest steht allerdings auch, dass trotzdem noch genug Zeit ist. Wir fahren in die Stadt, stellen das Auto im Parkhaus ab und laufen enstpannt in Richtung Markt. – Einmal durch die Annastraße und dann in Richtung Markt bis zum Katschhof. Dort treffen wir meinen Vater, denn er wird mich in den Saal begleiten.
Mit Raphaels Truppe hatten wir vorher ausgemacht, dass sie einen anderen Weg gehen, damit wir uns nicht treffen.
Ich genieße jede Sekunde
Als wir auf dem Katschhof ankommen, wartet Thomas da in der strahlenden Sonne. Wo kommt die denn her? Die ganze Woche über hatte es geregnet und auf einmal kämpft sie sich durch. Es ist schon ein besonderes Gefühl im Brautkleid quer durch die Altstadt von Aachen zu laufen: Überall bleiben Menschen stehen, wünschen alles Gute, manche kichern, andere schicken bewundernde Blicke und sagen motivierende Dinge. Das Beste: Ich kann jede Sekunde genießen.
Einzug zu Geigenmusik
Die Gesellschaft auf dem Markt verschwindet mitsamt dem Bräutigam im Rathaus. Auch mein Bruder ist auf einmal weg. Er sollte uns eigentlich ein Zeichen geben, da er aber Trauzeuge ist, wird er nicht mehr aus dem Saal gelassen. Eine Freundin checkt für uns die Lage und gibt uns das „Go“. Langsam steige ich die Treppe zum Rathaus hinauf. Bloß nicht hinfallen, denke ich. Aus dem Saal klingt Geigenmusik, die ein Freund der Familie live für uns spielt. Ich liebe es!
Unser First Look im Rathaus
Mein Herz macht einen dreifachen Salto als ich um die Ecke biege und den Weißen Saal mitsamt der Freunde und Familie sehe: Goldene Verzierungen an der Decke, lächelnde Gesichter und vorne steht er. Raphael. Ich könnte ewig weiterlaufen, aber der Weg bis zu ihm ist zu kurz. Als wir uns zum ersten mal sehen, bin ich wirklich geflasht: Von ihm und von diesem Moment. So oft hatte ich mir ausgemalt, wie es sein würde auf Raphael zuzulaufen. Und plötzlich ist der ersehnte Moment da. Ich sehe Tränen in seinen Augenwinkeln und bin sicher er hat auch welche in meinen erblickt. Liebe, Sonne, Herz, Vertrauen, Freude, Zuversicht, jetzt, du, ich, wir. Alles fügt sich.
Eine aufgeregte Standesbeamtin strahlt uns an
Als ich die Standesbeamtin bemerke, stelle ich fest: Sie ist noch aufgeregter als wir. Vielleicht hat auch sie der Moment gepackt? Vielleicht ist ihr Herz offen für Geigenmusik? Keine Ahnung – aber verständlich wäre es. Jedenfalls muss sie sich erst sammeln, bevor sie anfängt zu sprechen und Worte über uns und unser Kennenlernen zu verlieren. Ich hatte ihr extra vorher ein paar Zeilen über unsere Geschichte zukommen lassen und sie hat sich gut auf diesen Moment vorbereitet: Das ist keine 0815 Rede, die sie hält. Es geht nur um Raphael und mich. Sie hatte keine Ausbildung zur Rednerin, das merkt man schon. Aber ich finde es in dem Moment einfach klasse, wie sie sich ihren Job zu Herzen nimmt und unsere standesamtliche Eheschließung unverwechselbar werden lässt.
Beim Kuss prickelt es mehr als je zuvor
Endlich dürfen wir beide nacheinander „Ja“ zueinander sagen und unterschreiben. Dann ist der große Moment des Kusses da. Wir sind offiziell verheiratet. Wow. Die Zeit steht still. Ist irgendjemand da? Keine Ahnung. Egal. Unter meiner Haut prickelt es stärker als je zuvor. Und in dem Moment wird die Liebe für mich greifbar. Zwischen uns. Einfach da. Einfach gut. Einfach wir.
Wie gern hätte ich in diesen Momenten die Zeit angehalten. Nun schreibe ich sie auf, damit ich mich für immer an diesen süßen Tag – an unsere Hochzeit – mit allen Momenten erinnern kann.
Gratulation auf dem Marktplatz – und die Sonne feiert mit
Schon auf der Treppe des Rathauses beginnen Menschen zu gratulieren, langsam arbeiten wir uns vor auf den Marktplatz und nehmen dankbar die vielen guten Wünsche und Umarmungen entgegen. Danach versuchen wir noch alle Konstellationen an Freunden und Familie auf verschiedene Fotos zu bekommen. Denn fest steht: All diese Menschen bekommen wir erstmal nicht mehr an einen Ort. Erst bei der nächsten Hochzeit wieder. Also formieren wir uns auf dem Katschhof auf der Treppe. Die Sonne strahlt fast ein bisschen zu sehr. Manch einer tut sich schwer die Augen offen zu halten. Aber ich hatte mir die Sonne so sehr gewünscht, da will ich sie nicht verteufeln. Schön, dass auch sie mit uns feiert.
Sektempfang in der Annastraße
Mit der ganzen Gruppe laufen wir anschließend gemütlich zum Laden meiner Mutter in der Annastraße. Vor ihrem Geschäft hat ein Freund ein Zelt aufgebaut. Es gibt Sekt und kleines Laugengebäck. Die Familien lernen sich kennen und Raphael und ich können durchatmen. Der erste Schritt ist geschafft! Jetzt stoßen auch wir mit richtigem Sekt an und freuen uns, frisch verheiratet zu sein. Fühlt sich gut an. Und leicht. Und aufregend.
Shooting in der Altstadt
Nach einer Stunde setzen wir uns ab. Gemeinsam mit den engsten Freunden und dem Fotografen machen wir noch ein paar Bilder in der Aachener Innenstadt. Viel zu schön ist es hier, um die Kulisse nicht zu nutzen.
Mit einer Engelsgeduld zubbeln die Mädels mir die Schleppe und die vielen Lagen des Kleids immer wieder zurecht, reichen mir Puder und bringen uns zum Lachen. Ich kann jedem nur empfehlen, sich Leute zu suchen, die einen an jenem Tag unterstützen. Es gibt so viele Aufgaben und wenn man sie auf viele Schultern verteilt wird es für keinen stressig. Die Mädels zum Beispiel hatten einzig die Aufgabe an dem Tag für mich da zu sein. Und das waren sie – von morgens bis abends!
Freie Zeremonie auf Gut Hebscheid – mein Highlight
„Heiratet ihr kirchlich oder standesamtlich?“ „Standesamtlich und am Nachmittag soll es bei unserer Hochzeit noch eine Zeremonie im Freien geben.“ So war unser Wunsch. Und so haben wir es dann auch geplant.
Nach einer Pause finden sich um 17:30 die Gäste an unserer Location „Gut Hebscheid“ ein. Im Hof stehen Bierbänke, ein Pavillon, Tisch, Blumen und Stühle. Der DJ hat Mikrophone und Lautsprecher aufgestellt und an einer Seite hat sich der Chor meiner Mutter formiert. Es sieht viel schöner aus, als ich es mir am Vortag erträumt habe. Romantisch, ein bisschen rustikal und Vintage und gleichzeitig trägt es unsere Handschrift. Ich fühle mich wohl.
Einzug des Brautpaars zu „Bridge over troubled water“
Der Chor stimmt „Bridge over troubled water“ an, Raphael und ich nehmen uns bei der Hand und gehen diesmal gemeinsam rein. Vorbei an den vielen bekannten und geliebten Gesichtern der Menschen, die sich freuen uns zu sehen. Vorne wartet Reni – sie ist eine Kommilitonin von Raphael und unsere Hochzeitsrednerin. Im Vorfeld hatten wir sie getroffen und ihr unsere Geschichte bis ins kleinste Detail erzählt, damit sie Stoff hat für ihre Rede heute. Ich wusste vorher, dass sie es perfekt machen würde. Aber als sie anfängt zu reden, haut sie mich wirklich um.
Die Hochzeitsrede mit Liebe zum Detail
Mit viel Liebe, tausend Details und einem Lächeln auf den Lippen erzählt sie, wie Raphael und ich zueinander gefunden haben. Dass uns die Familie und Freunde wichtig sind, immer einen Platz bei uns haben. Sie erzählt von unserer gemeinsamen Passion: Dem Reisen. Und macht unsere Liebe durch ihre Rede greifbar und erlebbar. Immer wieder habe ich Gänsehaut und merke, dass mein Herz vor Glück zu platzen droht.
Hinterher sprechen Raphaels Eltern einen Segen für uns beide und geben uns ihre Wünsche mit auf den Weg und danach singt meine beste Freundin Vanesa „Save the best for last“ für uns. Den Text hat sie an unsere Situation angepasst und spätestens jetzt sehe ich viele Gäste nach Taschentüchern kramen. Auch ich brauche eins. Ihre Stimme trifft mich mitten ins Herz. Gesang bei der Hochzeit toppt alles.
Kein „Ja“, aber ein Eheversprechen
Wir haben uns entschieden in dieser Zeremonie nicht noch einmal „ja“ zueinander zu sagen. Stattdessen wollen wir uns im Rahmen der Hochzeit ein paar persönliche Worte sagen: Unsere Eheversprechen, die wir extra füreinander geschrieben hatten. Vor diesem Moment hatte ich besonders viel Angst. Ich habe mich gefragt, ob mir wohl die Stimme wegbleibt. Ob ich stocke und nicht weitersprechen kann. Raphael ging es vermutlich ähnlich. Es ist was ganz anderes im Radio zu sprechen als vor Freunden und Familie, finde ich. Ich war aufgeregt wie noch nie. Aber als der Moment dann da war, hieß es durchatmen und sprechen. Und am Ende ist es ganz einfach. Keine Ahnung welcher Hebel in mir sich da von alleine umgelegt hat. Aber die Worte kamen wie von allein aus mir heraus.
Gänsehaut im Herzen
Als Raphael nach mir spricht, ist die Welt einfach perfekt. Ich bin sicher: In diesem Moment bin ich die glücklichste Braut der Welt. Wie kleine Glühwürmchen nehme ich die Liebe zwischen uns wahr. Sie ist greifbar. Da. Warm. Liebevoll. Gütig. Herzlich. Und echt. Nie zuvor habe ich so etwas erlebt.
Beim Auszug danach singt der Chor extra für uns „Your Song“. Und ich kann nicht mehr aufhören zu grinsen. Unsere Gäste pusten Seifenblasen und wir laufen lachend und tanzend an ihnen vorbei. Umgeben von unendlich vielen Blasen, die eine märchenhafte Kulisse zaubern. Die Zeremonie war und ist für mich das Herzstück unserer Hochzeit. Der Unbezahlbar- und Unvergesslich- Moment, den ich sorgfältigst in meinem Herzen verstaut habe.
Erst Essen, dann Party: Augen zu und tanzen
Von einem langen Tag gibt es viel zu erzählen! Nach der Zeremonie und einem kleinen Sektempfang im Hof dürfen sich die Gäste in der Scheune hinsetzen und ihre Nachbarn kennenlernen. Wir haben versucht die Sitzordnung so zu gestalten, dass jeder bekannte Gesichter in seiner Nähe hatte – aber auch die Chance hatte ein paar neue Menschen kennenzulernen. Die Scheune ist voll: 11 Tische gibt es insgesamt. Jeden einzelnen haben wir dekoriert.
Der Zeremonienmeister kümmert sich um den Ablauf
Durch das Abendprogramm führt unser Freund Kim. Er ist auch unser Zeremonienmeister und damit zuständig für die Programmpunkte, den Ablauf des Abends und die Ansagen. Den Rahmen hatten wir gesteckt: Nicht zu viele Beiträge, jeder Beitrag darf maximal 5 Minuten lang sein und keine klassischen Hochzeits-Spiele. (keinen Baumstamm zersägen etc.)
Hochzeitsspiele nein – Wortbeiträge gern
Da mag jetzt nach Spielverderbern klingen, aber das kann ja jedes Paar machen wie es möchte. Bei mir ist es so: Auf jeder Hochzeit, wo ich bisher war, habe ich mich bei Spielen wie „Baumstamm sägen“ oder „Bräutigam füttern“ wahlweise gelangweilt oder fremdgeschämt. Warum sollte das dann also am schönsten Tag des Lebens auf unserer Hochzeit stattfinden? Es gibt keinen Grund.
Was ich allerdings sehr gerne mag, sind Reden. Für mich das Highlight auf jeder Hochzeit, wenn sie nicht zu lang dauern. Deshalb hatte ich mir explizit eine solche von meinem Vater gewünscht und die hält er gleich zum Start in den Abend. Einfach toll – das beste Geschenk überhaupt!
Zwischen den Gängen werden Reden gehalten
Daraufhin gibt es Vorspeise. In dieser Location wird ausschließlich Buffet angeboten. Wenn man genug Zeit und Puffer einplant ist das auch eine schöne Sache, denn so stehen die Gäste immer wieder auf und es gibt Bewegung im Raum. Zwischen Vor- und Hauptspeise halten Raphaels Eltern gemeinsam eine Rede und finden viele zauberhafte Worte für uns.
Immer wieder schaue ich mich in der Scheune um: So viele Menschen sind gekommen, um mit uns zu feiern. Das ist schon außergewöhnlich, finde ich. Und mein Herz hat sich über den Tag hinweg immer mehr mit Dankbarkeit gefüllt.
Ich bin überrascht wie lecker das Essen ist. Italienisches Buffet steht auf der Speisekarte und von Lachs-Lasagne bis hin zu Schnitzelchen schmeckt alles ausgezeichnet. Nach der Hauptspeise gibt es noch zwei Filme für uns, die Freunde vorbereitet haben. Für uns eine komplette Überraschung –und der ganze Saal hat was zu lachen. Natürlich auch auf unsere Kosten. Aber im Guten, falls ihr versteht, was ich meine.
Die Torte gibt es zum Nachtisch
Zum Nachtisch gibt’s die lang ersehnte Lemon Baiser Torte auf mehreren Stockwerken. Ein wahres Kunstwerk. Der DJ legt „Candyman“ auf und wir schneiden die Torte an. Beziehungsweise wir probieren es – das ist gar nicht so leicht (so ohne Fondant), denn die Torte fällt schnell auseinander. Schon beim ersten Bissen weiß ich wieder genau, warum wir diese Torte beim Café zum Mohren gewählt haben. Viel zu lecker, leicht und zitronig. Sie hat zum Glück auch den Gästen sehr gut geschmeckt: Am Ende war viel weniger übrig, als erwartet. Und trotzdem konnten wir uns noch am nächsten Tag daran sattessen.
Der Eröffnungstanz zu Aschenbrödel
Gegen 22 Uhr ist es Zeit Tische wegzuräumen und mit dem Eröffnungstanz den späten Abend zu beginnen. Denn für diese Zeit haben wir noch mehr Freunde eingeladen. Ein heikler Punkt in der Abendplanung, denn wir wollen natürlich nicht, dass die Gäste auf einmal im Raum stehen, alle essen und für sie gibt es keinen Platz.
Aber Zeremonienmeister Kim hat alles im Blick und kümmert sich darum, dass die Tische zur richtigen Zeit abgebaut werden. Und als die ersten Gäste reinkommen, nimmt er sie noch vor uns in Empfang und schafft die perfekte Überleitung bis wir bereit stehen zu tanzen.
Beim Tanz fühle ich mich wie eine Prinzessin
Ihr wisst: Ich bin kitschig veranlagt und schaue um Weihnachten herum seit der Kindheit „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Also Kitschbox auf: Deshalb hatte ich mir gewünscht auf den Song aus dem Film zu tanzen. – Also auf genau den Song, zu dem Aschenbrödel mit dem Prinzen tanzt. Und so kam es dann auch. Raphael hat sich darauf eingelassen. Auf genau diesen Song haben wir Walzer geübt und meinen Märchentraum wahr werden lassen. Kitschbox zu.
Danach sollte es keine Pause geben. Die Party sollte sofort starten. Und damit der DJ es beim Start leicht hat, hat eine Freundin, die Sounddesignerin ist, uns die folgenden Songs zusammengebaut: Ein Walzer für alle. Und danach ein genialer Übergang zu Fatboy Slim – Rockafeller Skank. Es funktioniert: Viele Leute trauen sich von Anfang an zu uns auf die Tanzfläche. Das war einer dieser Punkte, die ich mir gewünscht hatte: Dass möglichst viele Gäste mit uns tanzen. Ich finde: tanzen macht glücklich. Und an einem solchen Tag, an dem man so viele Erinnerungen sammelt, ist tanzen die perfekte Krönung. Ich schmeiße die Volants von meinem Kleid durch die Gegend, drehe mich wild im Kreis und freue mich über das Leben.
Sneaker zur Hochzeit – das perfekte Andenken
Irgendwann ist es Zeit für die Hochzeits-Sneaker. Schuhe, die wir uns extra für diesen Tag designt und bestellt haben – mit unserem Datum drauf. Und weiter geht’s. Springen, drehen, ein paar Latino-Songs gröhlen.
Und am Ende des Abends der krönende Abschluss: Queen – Don’t stop me now. Gemeinsam mit den letzten Gästen setzen wir das i-Tüpfelchen auf diesen Abend und feiern das Leben. Ich habe mich noch nie so glücklich und lebendig gefühlt. Es lohnt sich wirklich die Liebe mit einem großen Fest zu feiern. Ich kann es jedem empfehlen. Und während ich den Punkt hinter diese letzten Worte setze, spüre ich wieder dieses Kribbeln. Es ist wirklich passiert. Das war unsere Hochzeit. Und für uns war sie einfach… perfekt. Eine wundervolle Zeit seit dem „Ja“ zum Verlobungsring an Weihnachten.
P.S. Tipps packe ich hinter diesen langen Text keine mehr. Aber zu allen Abschnitten wird es noch einzelne Artikel und „How tos“ geben. – Voller Tipps.
Der Kauf eines Brautkleides hat etwas Magisches. Ich glaube das liegt daran, dass man dabei komplett auf Herz und Bauch hören und den Kopf abschalten muss. Es ist wirklich so, wie sie erzählen: Brautkleid und Braut müssen sich finden. Und während dieses Prozesses habe ich viel über mich gelernt. Hier geht’s zu meinem persönlichen „Wow-Moment“.
Meine Knie zittern, als ich gemeinsam mit zwei Freundinnen auf dem Weg zum Hochzeitshaus in Karlsruhe bin. Es ist so aufregend! Dabei war ich vorbereitet: Wochenlang hatte ich Bilder gesammelt, Links gespeichert und mir überlegt wie das Brautkleid aussehen könnte. Und doch hatte ich keine Ahnung. Denn ich hatte noch nie ein langes Kleid an. Und hier beginnt das Spiel. Das Einzige, was ich sicher wusste, war: Ich wünsche mir ein langes Brautkleid für meine Hochzeit, Farbe Ivory. (nicht reinweiß, sondern elfenbeinfarben)
Ein langes Kleid für eine kleine Frau
Aber steht mir das überhaupt? In meinem Ausweis steht, dass ich 1,60 Meter groß bin. Und wenn ich ehrlich bin, dann sind es höchstens 1,59.
Würde ich ein Kleid finden, das bezahlbar ist, mir gefällt und mir auch noch gut steht? Es fühlt sich an, als wäre ich auf der Suche nach der perfekten Zahlenkombi für einen Lottogewinn. Und wir wissen ja alle, wie unwahrscheinlich es ist diese zu knacken.
Versuch 1 im Februar: Hochzeitshaus Karlsruhe
Das Hochzeitshaus in Karlsruhe ist riesig. Die Verkäuferin bringt uns zu unserer Umkleide und ich bin gleich erstmal enttäuscht: Uns wird kein Sekt angeboten. Bekommt man hier wohl nur, wenn man sein Kleid findet. Dann trinken wir halt Wasser und Kaffee. Um uns herum überall Kleider in verschiedenen Weiß-Tönen. Ein Mädchen-Wunderland aus Tüll. Am liebsten möchte ich sofort losrennen und alle Kleider anfassen. Das ist hier aber nicht erlaubt. Die Verkäuferin fragt mich nach meinen Wünschen und sucht daraufhin Kleider für mich heraus. Also erzähle ich ihr alles, was ich bis dahin weiß: „Ich suche ein schlichtes, langes Kleid. Keine Prinzessin. Kein Mermaid. Kein Godet. Kein Empire. Kein Glitzer. Kein Reifrock. Es soll nicht zu schwer sein. Und unser Budget liegt bei maximal 1.500 Euro.“
Allein über die verschiedenen Schnitte könnte man eine Klausur schreiben. Sehr kompliziert alles für jemanden, der mit langen Kleidern bisher nichts zu tun hatte. Aber die Verkäuferin spricht natürlich meine Sprache und bringt mir ein Kleid nach dem anderen in die Kabine. Sie hat meine Anweisungen genau befolgt und doch fühle ich mich in 80% der Kleider unwohl. Leider durfte man in diesem Laden keine Fotos machen, sonst könnte ich euch zeigen warum. Viele der langen, fließenden, leichten Kleider haben mich aussehen lassen, als wäre ich noch kleiner. Und wenn der Rock unten auf der Hüfte erst breiter wird, sieht es aus, als hätte ich kurze Stummelbeinchen. Und was ich vorher auch nicht wusste: Grobe Spitze steht mir gar nicht.
Die Richtung steht: Es wird eine Prinzessin
Schließlich bringt mir die Verkäuferin ein romantisches Prinzessinnenkleid mit Corsage. Der Tüllrock ist mit kleinen Punkten verziert und als Highlight binden wir einen Seidengürtel in altrosa um die Hüfte. Oh ja. Ich merke wie sich mein Körper von allein aufrichtet und ich anfangen muss zu lächeln. Zum ersten Mal habe ich das Gefühl: In die Richtung könnte es gehen. Allerdings ist mir das Kleid vom Gewicht her zu schwer. Und der Stoff fühlt sich nicht besonders hochwertig an. Das ist es noch nicht. Aber meine Begleiterinnen und ich sind uns einig: in die Richtung könnte es gehen. Bye bye fließendes Kleid. Es wird wohl eher nichts Schlichtes. Erste Lektion gelernt: Fotos reichen nicht. Am Körper muss man es spüren.
Versuch 2 im April: Rena Sposa, Stuttgart
Mit dem Wissen der ersten Anprobe habe ich weiter recherchiert – nach Kleidern, die mir gefallen könnten. Einen Oooooh-Moment hatte ich, als ich im Netz eine Ballet-Brautkleid-Fotostrecke entdeckt habe mit einem romantischen Kleid mit Volant-Rock. Das ist es!! Ein leichtes Kleid mit einem mehrstufigen Rock. Wie früher, als ich Fee spielen wollte. Leicht und doch viel Stoff, romantisch verspielt. Ich finde Kleider, die mir in dieser Richtung gefallen könnten bei den Marken Watters und Enzoani. Deshalb vereinbare ich den nächsten Termin bei einem Brautladen in Stuttgart, der diese Marken führt. Diesmal ist nur meine Mama dabei. Auf dem Weg nach Stuttgart bitte ich sie darum, mich mit ihrer Meinung bestmöglich zu unterstützen. Nur einen Satz bitte ich sie sich zu verkneifen: „Willst du nicht doch ein kurzes Kleid anprobieren?“ Sie hatte mir vorher schon gesagt, dass sie sich nur schlecht ein langes Brautkleid an mir vorstellen kann. Aber das mit dem langen Kleid hatte ich mir in den Kopf gesetzt. Das stand fest.
Im Rena Sposa darf man Fotos machen und Kleider selbst aussuchen. Gleich zwei Dinge, die mir viel besser gefallen. Auch, dass das Geschäft deutlich kleiner und familiärer ist, mag ich sehr. Ein großer Raum voller unterschiedlicher Traumkleider.
Gemeinsam suchen wir ca 6 Kleider aus und es geht los. Ein Kleid hat es mir besonders angetan, weil es den Kleidern ähnelt, die ich im Netz gefunden habe: Extravaganter Volant-Rock, Herzausschnitt, kurze Corsage, keine Träger, ultra romantisch. – Marke: Watters. Ich verschwinde mit der Verkäuferin hinter einem großen Vorhang, während es sich meine Mama auf der riesigen Couch davor gemütlich macht.
Was wenn mir das Traumkeid nicht steht?
Meine Beraterin fragt mich mit welchem Brautkleid ich anfangen möchte und ich sage: „Mit dem von Watters – mit dem schönsten. Dann kann ich mir meinen Traum gleich abschminken, falls es mir nicht steht.“ Keine Ahnung warum das aus meinem Mund kommt. Irgendwie habe ich Angst: Dieses Kleid ist einfach zu schön für diese Welt. Es kann unmöglich gut an mir aussehen. Und doch ist da dieses kleine Fünkchen Hoffnung, dass es – falls es doch passen sollte – DAS Kleid sein könnte.
Kribbeln im Bauch
Ich hebe die Arme, die Beraterin wirft mit gekonnt das Kleid über, fixiert es hinten mit zwei Klammern an meinem Körper damit es passt und der Vorhang geht auf. Noch bevor meine Mama irgendwas sagen kann. Noch bevor ich mich im Spiegel sehe, habe ich ein unbekanntes Kribbeln im Bauch. „Wow,“ sagt meine Mama. „Dir stehen tatsächlich lange Kleider. Das bist genau du. Wie ich dich immer gekannt habe.“ Und endlich sehe ich es auch. Ein luftiger, langer Traum in Ivory. Durch den stufigen Volant-Rock wirke ich in diesem Kleid nicht zu klein – sondern genau richtig. Vergessen sind die Kleider, in denen ich daherkam. Meine Augen leuchten und ich kann nicht mehr aufhören zu grinsen. „Es passt ja doch,“ stammel ich. Und die Beraterin lacht: „Klar, das ist genau dein Schnitt.“ Und das ist es. Macht euch keine Gedanken über die Größe, die im Kleid steht oder darüber, was nicht gut aussieht. Es gibt Kleider für jede Figur. Man muss sie nur finden. Und das ist schwer genug.
Das Kleid liegt angenehm auf der Haut, ich tanze von rechts nach links durch den Raum und es fühlt sich einfach genau richtig an. Wir stoßen mit Sekt an und es geht weiter.
Aber nur ein Kleid anprobieren, wäre ja öde. Also ziehe ich auch noch ein paar andere Kleider an, die mich immer wieder bestätigen: Selena von Watters. DAS ist mein Kleid. In den anderen wirke ich mal klein, mal breit, mal sind sie mir einfach zu schlicht.
Plötzlich doch Prinzessin
Und tadaaaa: Ich bin tatsächlich zur Prinzessin mutiert! Wie konnte das passieren? War ich das vielleicht insgeheim schon immer? Und wollte es nur nicht wahrhaben? Meine Mama würde jetzt sicher rufen: „Ja.“ Aber im Grunde tut es nichts zur Sache. Wichtig ist nur dieses einzigartige Gefühl im Herzen und im Bauch. Darauf gilt es zu hören.
Am Ende ziehen wir „Selena“ noch einmal an – zur Sicherheit – und schon grinse ich wieder mit mir selbst um die Wette. Nur eine Sorge habe ich: Könnte mir das Brautkleid auf Dauer zu schwer werden? Ich bitte die Schneiderin um Rat und sie zeigt mir, dass man ohne Probleme einige Lagen Stoff aus dem Kleid herausnehmen kann, ohne dass es seine Form verliert. Puh. Perfekt!
Aber einmal drüber schlafen – das muss drin sein. Außerdem haben wir am nächsten Tag noch einen Termin. Gleich danach will ich mich bei „Rena Sposa“ melden, damit sie mir das Kleid bestellen und anfertigen lassen.
Versuch 3 im April: Jolie in Bruchsal
Das Jolie in Bruchsal ist ein echter Kitschtraum für Vintage-Bräute. Zu Beginn meiner Brautkleidsuche war ich sicher, hier etwas zu finden. Hier gibt es Kleider von Küss die Braut und Anna Cara. Viel Spitze und leichte Stoffe. Alles was das Boho-Herz begehrt. Nur bin ich zu diesem Zeitpunkt ja längst auf dem Prinzessinnendampfer unterwegs. Ob ich da noch etwas finden kann?
Im Geschäft fühl man sich, als wäre man in eine romantische „Dawanda-Welt“ eingetaucht. Schöne Altbau-Räume, nostalgisch eingerichtet. Die Möbel und die Bilder an der Wand sind allerdings nicht wirklich alt. Irgendwas ist unstimming. Eine Freundin und meine Mama sind dabei und letztere fällt ihr Urteil als Designerin schnell: Die Einrichtung geht ihrer Meinung nach gar nicht. Ganz so drastisch sehe ich es nicht, ist aber auch egal, denn wir wollen ja Kleider shoppen und nicht einziehen. Ein drittes Mal erzähle ich der Beraterin was ich suche. – Auch, dass ich inzwischen einen weiten Tüllrock wünsche. Und, dass das Kleid bitte nicht zu schlicht und fließend sein soll, weil mir das leider nicht steht.
Ein Traum für Vintage-Bräute
Wir laufen durch den Raum mit Kleidern und es ist gar nicht so einfach: Lauter Kleider, die ich mir toll an anderen Frauen vorstellen kann. Aber nicht mehr an mir. Genau zwei Kleider schaffen es in die engere Auswahl. Ein paar andere ziehe ich an um zu sehen, ob es nicht doch etwas sein könnte. Aber nein. Könnte es nicht. Die zwei Prinzessinnenkleider durfte ich euch leider auch nicht fotografieren. Eins davon hätte mir dann doch noch fast mein Herz gestohlen. Wenn Selena da nicht schon einen festen Platz drin gehabt hätte.
Im Zweifel vor der Anprobe nach dem Preis fragen
Hier hat meine Beraterin aber auch nicht gut aufgepasst. Ich ziehe den Tülltraum in Champagner an und tanze in den Raum hinein. Und wir sind uns einig, dass es wirklich toll aussieht – sehr viel Tüll und dabei sehr hochwertig gearbeitet. Toller Stoff, genialer Schnitt. Und als ich die Beraterin frage, was es denn kostet, wird ihr blass um die Nase. Denn das Kleid sieht nicht nur hochwertig aus. Es ist auch noch von einem teuren Designer – Spose di Gio. Und soll eigentlich 4000 Euro kosten. Ich lache und denke mir: Wie praktisch, die Entscheidung ist gefallen. Auch wenn sie mir mit dem Preis noch etwas entgegenkommen wollen, merke ich, dass es das einfach nicht ist. Das Gefühl kommt einfach nicht an das heran, was ich am Tag zuvor in Stuttgart empfunden habe. Wir verlassen den Laden, ich zücke mein Handy und schaue mir das Bild von mir in „Selena“ noch einmal genau an und sage: „Das ist es. Und sonst nichts.“
Die Entscheidung und das Wiedersehen mit dem Brautkleid
Völlig glücklich rufe ich in Stuttgart an und verkünde meine Entscheidung für das Kleid „Selena“. Die Chefin am Telefon freut sich mit mir gemeinsam und verspricht das Kleid zu bestellen. Geschafft! Da ich mich innerhalb weniger Tage entschieden habe, bekomme ich Rabatt auf das Kleid und zahle am Ende ca 1.100 Euro dafür. Hinzu kommen am Ende natürlich noch die Änderungen. Und die Accessoires. Dafür komme ich an einem späteren Termin wieder. Schuhe finde ich hier leider nicht. Aber eine kleine Tasche, die ich mir in unserer Hochzeitsfarbe Lagune einfärben lasse.
Es ist ein tolles Gefühl wieder in dem Laden zu stehen: Mitten zwischen den vielen Kleidern, die mit Sicherheit andere Bräute glücklich machen werden. Manchmal träume ich ganz heimlich davon, nebenher auch Kleider zu verkaufen. Und die wahren Wünsche der Bräute zu verstehen. Ich quetsche die großartige Verkäuferin über ihren Job aus und sehe endlich das Kleid wieder. An dem Tag lerne ich endlich MEIN Brautkleid kennen. Extra für mich gefertigt. Für meinen großen Tag.
Accessoire-Termin
Heute darf ich dazu alle Jäckchen, Boleros, Handschuhe und Haarteile anprobieren. Sogar einen Schleier probiere ich an, um mich dann – wie erwartet – dagegen zu entscheiden. Auch wenn manche Berater bei „Tüll und Tränen“ im Fernsehen behaupten: Ohne Schleier ist man keine echte Braut. Ich sehe das anders. Ich finde Schleier bei anderen manchmal schön. Aber ich persönlich hätte mich damit nur verkleidet gefühlt.
Wieder so ein Shopping-Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Ich habe mich in dem Laden wirklich top beraten gefühlt und die Verkäuferinnen haben mit mir gestrahlt. Es war als würde man mit Freunden shoppen gehen, die viel mehr Ahnung von Mode haben als man selbst. Und die einem dadurch unbezahlbare Tipps geben können – bis ihr euer Brautkleid gefunden habt.
Änderungen in der Schneiderei
Ein letzter Schritt fehlt noch, bis ich mit dem Kleid auf meiner eigenen Hochzeit tanzen kann. Es muss mir noch passen. Bestellt haben wir das Kleid im April. Ende Juli ist es endlich da. Ende August ist der Termin bei einer Schneiderin, die mit dem Hochzeitsgeschäft kooperiert. Im April hätte es sein können, das mir das Kleid am Ende eine Nummer kleiner passt. Aber genau weiß das keiner. Und ich wollte nicht am Ende vor der Hochzeit hungern müssen, um ins Kleid zu passen. Was für ein schrecklicher Gedanke! Also habe ich das Kleid größer bestellt und wusste: Da ist noch einiges dran zu nähen. Aber Brautkleider müssen zu 99 Prozent geändert werden. Fast niemand trägt Standardgröße.
Als ich im August endlich auf dem Weg nach Stuttgart für den Termin zum Abstecken bin, werde ich angerufen, weil meine Schneiderin einen medizinischen Notfall hat. Der Termin bei ihr kann nicht stattfinden. Da die Verkäuferinnen im Geschäft wissen, dass ich von weit her komme und bald heirate, helfen sie sofort. Sie setzen alle Hebel in Bewegung und besorgen mir einen Termin bei einer anderen Schneiderin ihres Vertrauens. Sie schiebt mich dazwischen. Ich habe nicht einmal Zeit mir Sorgen darüber zu machen. Völlig untypisch für mich, denke ich einfach: Das muss jetzt klappen.
Wenig Zeit – viel Vertrauen
Zusammen mit meiner Mutter gehe ich in das Atelier von Johanna Beerwerth. Urig eingerichtet und verwinkelt. Man merkt, dass Frau Beerwerth viel zu tun hat. Trotzdem nimmt sie sich Zeit und nimmt mir meine Aufregung. Schnell ist klar: Das Brautkleid wird proportional gekürzt, damit der Stil der Volants nicht verloren geht. Außerdem wird es an allen Seiten aufgetrennt und genau auf mich angepasst. Damit ich es am Tag der Hochzeit ohne BH tragen kann und keine Angst haben muss, dass es rutscht. Ich bewundere diese Schneider-Arbeit wirklich sehr. Das Kleid wird an allen Seiten abgesteckt und sie gibt mir noch wertvolle Tipps zum Styling. Meine Angst verwandelt sich langsam in Vorfreude.
Wenige Tage später darf ich mein Brautkleid anprobieren. Wir haben extra mehr Zeit eingeplant, denn normalerweise gibt es eine zweite Anprobe und später den dritten Termin zur Abholung. Aber weil ich aus Karlsruhe nach Stuttgart komme, habe ich vorher darum gebeten, es am nächsten Termin abholen zu können. Die Auszubildende der Schneiderin hilft mir ins Kleid, erklärt mir wie ich es am Tag der Tage anziehe und wie ich allein auf die Toilette gehen kann. (Ich hatte vorher schon Angst, dass es nicht gehen würde.) Außerdem zeigt sie mir die Knöpfe, mit denen ich die Schleppe hochstecken kann.
Finale Anprobe
Frau Beerwerth begutachtet mich von allen Seiten und stellt fest, wo die Anpassungen noch optimiert werden müssen. Ich hätte es nicht gemerkt. Gut, dass sie vom Fach ist. Ich fühle mich sehr gut aufgehoben. Daraufhin setzte ich mich ins Café an der Ecke, wo Raphael auf mich wartet und trinke einen Milchkaffee. Es passt genau: Als ich den letzten Schluck nehme, ruft die Schneiderin an und sagt, dass sie nun fertig ist.
Endlich kann ich mein Brautkleid mit nach Hause nehmen! Wir verpacken es in einen blickdichten Kleidersack und es fährt mit uns nach Karlsruhe. – Um auf seinen großen Auftritt zu warten. Dann erst wird Raphael es kennenlernen.
Das passende Brautkleid: Real Love
Ich wusste vorher nicht, dass ich Liebe für ein Kleid empfinden kann. Aber es muss Liebe sein. Bis zur Hochzeit habe ich es immer wieder anschauen und bewundern müssen. Wollte seine Volants sortieren und mit dem Tüllrock kuscheln. Mit Schmetterlingen im Bauch und Herzchen in den Augen. Weil es mein Traumkleid ist. Und wenn die Aufregung kommt, weiss ich: Zumindest ist mein Brautkleid für mich perfekt.
P.S. In diesem Brautkleid habe ich mich am Hochzeitstag komplett wohlgefühlt. Seit dem Moment, wo ich es morgens angezogen habe. Und ich finde: Es hat perfekt in unsere Location „Gut Hebscheid“ gepasst.
Tipps:
Vorab: Pinterest und Zeitschriften bieten endlose Möglichkeiten an Inspiration, was Brautkleider angeht. Es ist gut und wichtig sich vorher darüber Gedanken zu machen, wie das Traumkleid aussehen soll: Länge, Stoff, Schnitt. Dennoch sehen Kleider an einem selbst am Ende oft ganz anders aus. Gebt euch dem eigenen Erfahrungsprozess hin und bleibt offen. Hauptsache ist doch, dass ihr am Tag der Tage strahlt.
Fakt ist: Brautkleider sind aufwendig genäht, benötigen viel Stoff und sind daher logischerweise teuer. Überlegt euch vorher genau, wieviel ihr ausgeben wollt und was euch wichtig ist. Zum Beispiel: Wo wird das Kleid produziert, welche Stoffe werden verwendet…
Wenn ihr sparen wollt, sind gebrauchte Brautkleider eine gute Option: Deutlich günstiger, nur einmal getragen und wenn ihr es für euch kürzen lasst, ist so ein Kleid wie neu. Sowohl bei ebay Kleinanzeigen als auch in richtigen Second Hand Brautläden gibt es viel Auswahl. Nur bei der Größe muss man Glück haben.
Rabatte: Oft gibt es in Brautgeschäften Rabattaktionen, wenn neue Kollektionen kommen. Auch auf die Ausstellungsstücke bekommt man häufig Prozente. Außerdem kann man auf Hochzeitsmessen Kleider günstiger bekommen. In meinem Geschäft gab es außerdem Rabatt, wenn man sich schnell (innerhalb von 3 Tagen) für ein Kleid entscheidet.
Vereinbart eure Termine in den Brautgeschäften mindestens 5 Monate vor der Hochzeit, damit ihr Auswahl habt. Wenn ein Kleid in eurer Größe bestellt werden muss, dauert das oft 3-5 Monate. So war es auch bei mir.
Die Chemie mit den Brautberatern ist das A und O. Wenn ihr euch unwohl fühlt oder den Eindruck habt, der Berater versteht nicht, was ihr euch wünscht, dann ist es einfach nicht das richtige Geschäft für euch. Fühlt euch nicht unter Druck gesetzt. Es geht um euren großen Tag.
Überlegt euch genau, wer zur Anprobe mitkommen darf. Die Meinung von Vertrauten ist wichtig, aber viele Meinungen können einen verwirren. Und das Bauchgefühl trüben. Ich persönlich würde maximal drei Personen mitnehmen zum Brautkleid-Kauf. Denkt immer daran: Das soll EUER Kleid werden und nicht das der besten Freundin, Trauzeugin oder Mama. Jeder hat einen eigenen Geschmack und wenn ihr in eurem Kleid erstrahlt, weil es das richtige ist, dann werden das alle bemerken. Versprochen.
Das Netz schwappt über vor Ideen für eine Hochzeitseinladung. Leider gefällt mir davon wenig bis gar nichts. Daher war ich froh, dass es in der Familie Designer gibt, die meinen Geschmack teilen. Hier habe ich euch zusammengefasst, was alles in einer Einladung stehen kann, damit eure Gäste alle wichtigen Infos bekommen.
„Bitte kommt zu unserer Feier, wir würden uns so freuen. Aber bitte sagt fest zu, ja?! Mit „wahrscheinlich kommen wir“ kann man bei der Hochzeitsplanung so gaaaar nichts anfangen. Ach ja – und bitte schenkt uns einfach Geld für die Hochzeitsreise. Unsere Wohnung ist nämlich leider sehr voll. Und einen gemeinsamen Haushalt haben wir schon.“
Das schwirrte mir im Kopf herum, war aber kein bisschen druckreif. Schon die Gästeliste allein ist die reinste Mammutaufgabe. Wie sollten wir die richtigen Worte für die Einladung finden? Und sicherstellen, dass keine Informationen verloren gegen?
Wenigstens um das Design mussten wir uns keine Sorgen machen: Schnell war klar, dass das mein Vater übernehmen würde. Denn er ist Designer und kann das ausgezeichnet. Wir haben überlegt, was uns wichtig ist. Ein paar Ideen und ein Foto haben wir ihm geschickt, als wir uns generell Gedanken über den Style und das Farbkonzept gemacht haben. Und dann haben wir ihn gebeten einfach loszulegen. Ich selbst kann es nämlich überhaupt nicht leiden, wenn mir jemand eine Aufgabe überträgt und mir danach immer reinredet. – So als würde er es eigentlich lieber selbst machen wollen.
Generell kann ich jedem raten, zuerst ein Farbkonzept für die Feier zu machen und sich zu überlegen wie der Stil der Feier sein soll. Denn es ist wirklich schön, wenn am großen Tag alles zueinander passt: Einladung, Kleidung des Brautpaares, Location und Tischdeko.
Das System mit den Papieren
Schnell war klar, dass wir nicht alle Gäste zu den gleichen Programmpunkten einladen können: Vor allem aus Platzgründen. Also soll der engste Familienkreis mit zum Standesamt kommen, Familie und engste Freunde zu Zeremonie und Essen auf dem Gut und weitere gute Freunde zur Party am Abend. Weil unsere Familien auf beiden Seiten sehr groß sind, wäre es gar nicht anders gegangen. Also sollte es ein Blatt mit Infos zur Party geben. Und auf weiteren Blättern sollte jeweils etwas zum Standesamt und Essen stehen – oder nur zum Essen. So, dass jeder die für ihn passende Einladung bekommt.
Dieses System eignet sich nicht für jeden. Es ist vor allem praktisch wenn – wie bei uns – klar ist, dass abends viele ältere Menschen gehen werden. Es gleichzeitig aber viele Leute gibt, mit denen man gerne anstoßen und feiern würde.
Der Text in der Einladung
Über den passenden Worten haben wir lange gebrütet, drüber geschlafen und überarbeitet.
Wichtig ist vor allem, dass die Gäste alle Informationen haben, um euch und die Location zu finden. Dass sie wissen, was sie schenken können. Welche Übernachtungsmöglichkeiten es gibt. Ganz wichtig: Bis wann sie fest zusagen sollen. Und wie ihr mit dem Programm umgehen wollt. Uns war es zum sehr Beispiel wichtig, dass keine klassischen Hochzeitsspielchen stattfinden. Also haben wir unseren genialen Freund und Zeremonienmeister Kim beauftragt, diese Beiträge freundlich und bestimmt abzulehnen. Er war für die Planung des Abendprogramms zuständig und ich kann jedem ans Herz legen, diese Aufgabe abzugeben.
Und weil das doch viele Aspekte sind, die überlegt werden müssen, hat es eine Weile gedauert bis unsere Einladungen endlich fertig waren. Damit am Ende aber trotzdem möglichst viele Menschen Zeit haben und sich den Termin reservieren, hatten wir kurz nach der Verlobung schon „Save-The-Date-Nachrichten“ verschickt. Das hat insgesamt gut funktioniert.
Diese Infos sollten nicht fehlen:
Komplette Namen von Braut und Bräutigam und Kontaktdaten
Ort, Datum und Zeit der Trauung, des Essens und der Feier
Was wünscht ihr euch? (z.B. Wir freuen uns über einen Zuschuss zu den Flitterwochen. Unsere Wohnung ist bereits ausgestattet, aber wir würden uns über finanzielle Unterstützung freuen, – wir sparen gerade auf ein neues Auto..)
Kontaktdaten der Trauzeugen mit Angabe ihrer Aufgabe (Falls ihr etwas zum Programm beitragen möchtet, meldet euch bitte bei XY, Beiträge müssen vorher vom Trauzeugen gecheckt werden)
Inspiration zu Übernachtungsmöglichkeiten
Datum für Zu- und Absagen (Bitte gebt uns bis zum XY Bescheid, ob ihr dabei sein werdet)
Dresscode (z.B. Um festliche Kleidung wird gebeten)
Falls zwischen den Programmpunkten viel Zeit liegt: Der Nachmittag steht zur freien Verfügung. So weiß jeder, dass er nicht warten muss und ein Päuschen machen kann.
Besonders der Aspekt mit den Geschenken hat uns beschäftigt. Fest stand: Wir wollen verreisen. Und zusätzlich zu den Hochzeitskosten wird das einfach zu teuer. Also war klar, dass wir uns Geld für diese Reise wünschen wollen. Aber einfach Geld schenken, ist nicht jedermanns Sache. Also haben wir eine Seite eingerichtet, auf der wir unsere ganze Hochzeitsreise in Sri Lanka durchgeplant haben. So konnten sich die Gäste ein Bild davon machen wohin wir genau reisen wollen und Teile davon schenken. Wir selbst fanden das perfekt. Als Hochzeitsgäste hatten wir uns vorher schon sehr darüber gefreut, als Freunde eine solche Seite hatten. So kann man einen konkreten Wunsch erfüllen und nicht „nur“ Geld verschenken.
Das Design der Einladung haben wir komplett in die Hände meines Vaters gelegt. Er hat uns irgendwann einen Entwurf geschickt. Wir waren wirklich begeistert. Und als das Design vollendet war, hat mein Vater alles ausgedruckt. Aber damit waren sie noch lange nicht fertig. Dann hieß es für uns: basteln! Denn die Idee war, die Blätter in einen Einband aus Kraftpapier einzubinden. – Und die Einladungen mit zwei Schleifen zu versehen. Wunderhübsch finde ich sie bis heute. Aber es war vieeeel Arbeit – und viel mehr DIY als gedacht. Wir zwei haben an jenem Tag so viel gebastelt wie seit der Grundschule nicht mehr. Trotzdem: Ich würde es sofort wieder so machen. Das ist wie früher beim Weihnachtsgeschenke basteln. Man denkt die ganze Zeit an das Event und die lieben Menschen, mit denen man es feiern will. Und das füllt das Herz mit Liebe und Freude.
Tipps:
Macht euch keinen Stress mit der Einladung: Verschickt erst die „Save the Date“-Nachrichten und nehmt euch danach Zeit, um die passende Einladung zu finden.
Habt die Einladungs-Infos am Ende auch nochmal als pdf parat. Es kann immer sein, dass manche ihre Einladungen zu Hause vergessen oder sie nicht ankommen (Ist mir drei Mal passiert). Dann ist es gut, wenn man sie schnell per Mail verschicken kann, um die Gäste mit der passenden Info zu versorgen.
Die Einladung sollte im besten Fall euch und den Stil eurer Feier widerspiegeln. Daher bietet es sich an vorher das Farb- und Dekokonzept zu erarbeiten und die Einladungen daran anzupassen.