Knigge: Tipps für den Hochzeitsgast

Was soll ich tun? Was soll ich schenken? Was wird erwartet? Und was kann ich zur Hochzeit meiner besten Freundin anziehen? Die Einladung zu einer Hochzeit ist eine große Sache! Immerhin zeigen euch eure Freunde damit, dass ihr zu ihren liebsten Menschen gehört – zu den Menschen, mit denen sie ihr Glück an einem der schönsten Tage überhaupt teilen wollen. Das ist wunderschön – und mit Verantwortung verbunden. Keine Angst! Das ist alles machbar. Versetzt euch einfach kurz in die Lage des Brautpaares und ihr werdet ein großartiger Hochzeitsgast.

Gut ein Jahr Planung, Vorfreude, Entscheidungen und Ideen stecken in einer Hochzeit. Das Brautpaar sucht eine Location, entscheidet sich für ein Datum, Tisch- und Raum-Deko, Blumen, Essen & Getränke. Ein Farbkonzept wird entworfen. Es streitet sich über die Gästeliste, gestaltet Einladungskarten und verschickt sie. Mancheiner soll sogar stundenlang per Hand die Tischkärtchen gestempelt haben. Buchstabe für Buchstabe. Name für Name. Sie gehen auf die Suche nach der passenden Kleidung: Anzug, Brautkleid und Accessoires. Es werden Gespräche mit Djs geführt und Fotografen angefragt.

Nebenher versucht das Brautpaar den Anforderungen der Behörden für die Anmeldung der Eheschließung gerecht zu werden und sammelt Papiere zusammen. Die zwei gehen Torten probieren. Und suchen Ringe aus. Und mit der Zeit wird das Fest immer wichtiger und größer. Gleichzeitig steigen die Kosten. Niemand hätte anfangs gedacht, dass es so teuer wird. Aber klar: Ein großes Fest mit vielen Menschen. Alle sollen gut essen und trinken. Das kostet nunmal Geld. Auch wenn man es vorher selbst nicht für möglich gehalten hätte, ist man auf einmal bereit, große Summen in die Hand zu nehmen. Summen, von denen man vorher nichtmal geträumt hätte. Für diesen einen großen Tag.

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Lieber Hochzeitsgast – bitte komm!

Und schließlich hoffen Braut & Bräutigam, dass auch möglichst jeder eingeladene Hochzeitsgast kommt, groß mit feiert und sich mit ihnen freut. Es gibt schließlich genug Leute, die nicht eingeladen werden konnten. Weil das den Rahmen gesprengt hätte. Das können die Gäste natürlich nicht wissen. Aber sie gehören zu einem erlesenen Kreis von Insidern, die eingeladen wurden, das große Fest mit zu genießen und die Liebe zu feiern. VIPs sozusagen.

Eine schwierige Situation! Denn die VIPs selber wissen nichts von all dem Vorbereitungsstress. Vor allem all jene nicht, die selbst noch nicht geheiratet haben.

Die heiraten im September. Warum wollen die Monate früher Bescheid wissen, ob ich komme?“ Fragt sich der ein oder andere unverheiratete Hochzeitsgast. Die Antwort: Na, um planen zu können! Denn eine Location plant feste Plätze für die Hochzeitsgäste ein. Und die kosten Geld. Wenn du also absagst – was dein gutes Recht ist – dann muss das Paar einen Platz weniger bezahlen. Ganz einfach.

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Bitte keine Lastminute-Absagen

Das Wochenende vor der Hochzeit naht. Zum ersten Mal nimmt man sich die Zeit und guckt in der Bahn-App nach, wie man am besten hinkommt zur Hochzeitslocation. Und auf einmal merkst du: Das ist am Arsch der Welt. Und du fragst dich: „Wie soll ich da jemals ankommen ohne Auto? Ein Geschenk ist auch noch nicht besorgt. Und keine Ahnung, wo ich nach der Party übernachten soll. Das wird alles viel zu viel. Mist. Und ich habe doch zugesagt – vor zwei Monaten. Aaaah. Wie komme ich aus der Nummer wieder raus?“

Tja. Ehrlich gesagt. Gar nicht. Du bist zu spät dran. Am Wochenende vor der Hochzeit steht alles. Die meisten Locations wollen schon zwei Wochen vorher eine genaue Gästezahl haben. Anderen reicht eine gute Woche vorher. Aber am Sonntag vor der Hochzeit ist es zu spät. Euer Sitzplatz ist fest eingeplant und das Brautpaar wird für euer Essen bezahlen – egal ob ihr kommt oder nicht.

Ein spontanes: „Ups, das wird mir alles zu stressig.“ Bedeutet für das Brautpaar: ca 100 Euro bezahlen für nichts. Und einen freien Platz an einem Tisch. Heisst also auch: Im Zweifel muss die gesamte Sitzordnung neu gemacht werden. Außerdem sind das so Nachrichten, die das Brautpaar kurz vor der Hochzeit einfach nicht gebrauchen kann. Das kann einen echt sehr traurig machen. Ich spreche aus Erfahrung. Noch schlimmer ist aber: Gar nicht melden. Dann steht euer leerer Platz den ganzen Abend da – wie ein kleiner trauriger Vorwurf.

Tipp: Im Vorfeld genau überlegen, ob ihr dabei sein könnt

Natürlich kann niemand etwas dafür wenn er unerwartet krank wird. Das ist etwas anderes. Dafür hat jeder Verständnis.

Aber für alle anderen Fälle meine Empfehlung: Schaut euch an, ob ihr zu einer Hochzeit kommen könnt und wirklich wollt. Ob es wirklich realistisch ist für euch dahin zu reisen. Und mit zu feiern. Und dann sagt ihr entweder zu oder ab. Das ist für beide Seiten fair. Und vollkommen ok. Auch ein „ich kann leider nicht kommen“ ist völlig in Ordnung.

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Was kann man zur Hochzeit schenken?

Das Brautpaar lebt seit Jahren zusammen. Haben eine komplett ausgestattete Wohnung. Was können die denn brauchen? Es soll ja was besonderes sein. Aber was ist angemessen? Das ist gar nicht so einfach.

Als Gast hat man es besonders gut und leicht, wenn es einen Geschenketisch gibt. Zum Beispiel eine Internetseite, auf der das Paar aufschreibt, was es sich wünscht. Nun mag mancheiner sagen: „Ja, aber ist doch voll langweilig, wenn ich einfach was von der Liste schenke…“ Findest du? Ich denke: Wenn du eine tolle, kreative Idee hast und dem Paar etwas schenkst, was gut zu ihm passt: Perfekt.

Die „Just Married“ Strandmatte

Aber viele Leute haben diese Idee leider nicht. Und dann ist die Gefahr groß, dass man bei Google sucht nach: „Geschenk Hochzeit“. Und so stößt man auf die unsäglichsten Dekoideen und Starterkits für Ehepaare. Kitschig und völlig unbrauchbar für das tägliche Leben. Zum Beispiel eine Strandmatte mit „Just married“-Aufschrift und Frottee-Handtücher, die Kunstvoll zu einer Torte dekoriert worden sind. Natürlich gibt es auch hässliche Sparschweinchen in allen Farben oder komplizierte Verpackungen für Geldgeschenke, die nur ein Künstler öffnen kann, ohne das Geld zu zerstören. Es gibt Wäscheleinen, an denen Scheinchen hängen oder Scheine, die zu Blümchen oder zu einem Hochzeitskleid gefaltet worden sind. Das Ganze kommt dann hübsch verpackt in einer schicken Box. Ich würde sagen: Finger weg. Was soll das Paar hinterher damit machen? Das Geld wird Schritt für Schritt in viel Kleinarbeit auseinandergefaltet und der Rest landet vermutlich in einer Box. Aufschrift Hochzeit. Und dann im Keller. Tschö. Bis nie.

Geld schenken ist auch eine Lösung

Das muss nicht sein. Bei all dem, was sich das Brautpaar wirklich wünscht, steht von Anfang an fest: Es wird sich darüber freuen. Auch wenn es einfach nur „Geld“ ist. Manche Paare nehmen für die Hochzeit sogar einen kleinen Kredit auf. Und freuen sich total darüber, wenn sie den schnell wieder abbezahlen können. Andere möchten sich gerne ein Auto kaufen, eine neue Waschmaschine… oder sie wollen eine Reise machen.

Ich finde, es spricht überhaupt nichts dagegen, dem Paar Geld zu schenken, wenn es sich das wünschst. Dazu ein paar persönliche Worte auf eine Karte und fertig ist das Geschenk.

Nach der Hochzeit wird das Paar gerührt da sitzen, eure Zeilen lesen und euch dankbar sein.

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Was ist der Wunsch des Brautpaares? Eine neue Küche, Geld, oder Unterstützung für die Hochzeitsreise?

Aber wieviel Geld ist angemessen?

Darüber gibt es unendlich viele Meinungen und es scheiden sich die Geister. Vorschlag: Ihr überlegt euch gut, wie wichtig euch diese Freunde sind. Meine ganz persönliche Meinung: Mindestens 50 Euro pro Gast sollten drin sein. Wenn man bedenkt, dass es womöglich das größte Fest ist, das Braut und Bräutigam im Leben veranstalten.

Dresscode für den Hochzeitsgast

Das ist kein Geburtstag – das ist eine Hochzeit. Das macht es ein bisschen komplizierter. Da könnt ihr endlich mal das eine schicke Kleid ausführen, das seit einem Jahr in eurem Schrank auf seinen großen Auftritt wartet. Oder den Anzug vom Abiball. Ich empfehle aber jedem, vorher eine Anprobe zu machen. Ich kenne Trauzeugen, die am Tag vor der Hochzeit bei der letzten Anprobe gemerkt haben, dass Motten von ihrem Anzug genascht haben. Auf einmal waren da große Löcher drin. Und es kann ja auch sein, dass sich euer Körper seit dem letzten Tragen verändert hat. Glaubt mir: Das wollt ihr nicht erst am Hochzeitstag merken.

Die gute Nachricht: Die meisten Paare schreiben eine genaue Anweisung in ihre Einladung. Einen Dresscode. Und es freut sich natürlich, wenn ihr ihm diesen Wunsch erfüllt.

Niemand erwartet, dass der Hochzeitsgast für die Hochzeit extra shoppen geht. Aber wenn in der Einladung „festlich“ gewünscht ist, sollte man nicht in Jeans und Turnschuhen kommen. Uncool.

Weiße Kleider sind natürlich tabu. Sonst kann es zu peinlichen Braut-Verwechslungen kommen. Die Ausnahme: Das Brautpaar schreibt explizit in die Einladung, dass weiß erlaubt oder gar erwünscht ist. Das gibt es häufiger bei sogenannten White-Weddings.

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Augen zu und tanzen

Kommt, lasst eure Handys liegen. Seid da. Genießt den Moment – und tanzt. Das ist wohl am Ende noch das schönste Geschenk, das ihr einem Brautpaar machen könnt. Ich habe schon erlebt, dass Hochzeitsgäste sich verabschieden, noch bevor das Brautpaar die Tanzfläche mit dem Hochzeitstanz eröffnet hat. Andere kleben den ganzen Abend an ihrem Stuhl fest. Für viele Brautpaare ist das schade.

Schaut: Nach einem langen Tag mit vielen Emotionen und voller Aufregung ist abends endlich der Zeitpunkt gekommen, an dem das Paar sich wirklich komplett fallen lassen kann. Beide haben „ja“ gesagt – zueinander und zu einem gemeinsamen Leben. Sie haben sich monatelang auf diesen Tag gefreut. Und sie haben euch ausgewählt und eingeladen, um mit zu feiern. – Und nicht nur, um euch mit Essen zu versorgen.

Wenn also die ersten Gäste ab 21 Uhr die Biege machen, ist das auch schade. Natürlich gibt es immer persönliche Gründe und Ausnahmen. Aber ich möchte ein bisschen Sensibilität schaffen. Versucht mal den kleinen Perspektivwechsel. Versetzt euch einfach mal in die Lage des Brautpaares. Der DJ legt einen tanzbaren Song nach dem anderen auf. „Backstreets back – alright“ – und schon um 23:30 sind nur noch 9 Leute auf der Tanzfläche. Zwei davon sind das Brautpaar. Dabei waren 100 Leute eingeladen.

Auf eine gute Party

Schmeißt eure unbequemen Schuhe in die Ecke und los geht’s. Es ist egal, wie ihr dabei ausseht. Augen zu und tanzen. Mit dem Brautpaar die Lieder aus eurer Jugend grölen. Und so tun, als gäbe es kein Morgen.

Und damit: Viel Spaß bei den Hochzeiten eurer Freunde! Genießt eure Rolle als Hochzeitsgast Jeder einzelne von euch kann sich geehrt fühlen. Denn ihr seid auf der ganz besonderen VIP-Gästeliste zur Hochzeit gelandet. Lasst es krachen.

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Fotos: Tomek Wozniakowski & Aljosa Petric

Wedding Diaries 17: Was tun gegen die Aufregung bei der Hochzeit?

Freunde – wir müssen über die Angst und die große Aufregung vor Tag X sprechen. Ihr wisst: Auch ich habe mir vor der Hochzeit einen Kopf gemacht. Habe alles gedreht und gewendet und mich immer wieder gefragt: Was wäre wenn….? Und trotzdem konnte ich die Hochzeit in vollen Zügen genießen. Mit euch allen, die ihre Hochzeit noch vor sich haben, möchte ich daher meine Erfahrungen teilen.

Was soll schon schiefgehen? Ich meine: Es könnte regnen, obwohl es keinen Plan B für die Freie Trauung gibt. Die Tanzfläche könnte leer bleiben. Ich könnte mein Kleid noch VOR der Trauung dreckig machen. Und was, wenn ich alle 5 Minuten auf Toilette muss? Trotz langem Kleid? Auch bei mir gab es vor der Hochzeit eine endlose Liste an Angstszenarien, die ich mir immer wieder in allen schillernden Farben vorgestellt habe. Ich habe sogar geträumt, dass mein Kleid am Morgen der Hochzeit auf einmal schwarz ist. Und nicht mehr ivory. Furchtbar. Schweißgebadet bin ich aus diesem Albtraum erwacht.

Eine Hochzeit ist sehr teuer und total bedeutungsvoll. Ich finde da ist es verständlich, dass man sich als Braut die ein oder andere Sorge macht. Und ich glaube, es geht oder ging uns wirklich allen so: Die Aufregung ist da. Es gibt Menschen, die kontrollieren etwas lieber und andere, die schaffen es „laufen zu lassen“. Auch ich bin von der ersten Sorte: Kontrolle ist gut. Selbst machen ist besser – so schreit es immer wieder aus meinem Kopf.

Am Ende wird alles gut

Liebe Bräute: Auch ich kann euch kein Allgemeinrezept gegen die Angst geben. Aber ich kann euch sagen: Am Ende wird alles gut, wenn man es schafft, sich dem Tag hinzugeben.

Stellt euch vor: Mit 80 Jahren sitzt ihr auf dem Schaukelstuhl vor eurem Haus. Und wenn ihr an eure Hochzeit zurückdenkt, seht ihr euch mal eben noch schnell ein Gedeck auflegen, klären welcher Programmpunkt als Nächstes kommt. Ihr organisiert noch einen Stuhl für die Oma und dann verteilt ihr kurz vor der Trauung die Programmhefte. Nein. Das geht nicht.

Weißer Saal
Rathaus Aachen: Standesamtliche Trauung

Das ist euer Tag. Ihr seid die Stars. Braut und Bräutigam. Und damit die Arbeit am Ende nicht liegen bleibt, ihr aber trotzdem den Rücken freihabt, kann ich euch nur raten: Bezieht Trauzeugen und Freunde ein. Es lohnt sich total, vorher zu überlegen, welche Aufgaben an dem Tag anfallen. Und dann wird aufgeteilt.

Aufgaben teilen

Es soll ja am Ende nicht einer die gesamte Arbeit machen. Ihr könnt einen Freund bitten, den Gästen zum Platz zu helfen. Einer fährt das Brautpaar. Einer kann sich um Geschenke und Geschenketisch kümmern (Dazu gehört auch, dass die Geschenke weggebracht werden, bevor es zu spät wird). Ein Freund ist für den Bräutigam zuständig. Und eine Freundin oder die Trauzeugin natürlich für die Braut: Nachpudern, Handtasche tragen, Wasser einschenken, Notfallnähset dabei haben… und bei Bedarf helfen auf Toilette zu gehen.

Aufregung
Hilfe am Tag der Hochzeit: Unbezahlbar

Wir haben wirklich viele Menschen gebeten, uns zu helfen. Immer mit einer kleinen Aufgabe. Und alle waren total hilfsbereit. Immer wieder höre ich von Brautpaaren, dass sie niemanden ausnutzen wollen. Dass es ihnen schwer fällt, die Freunde zu fragen. Ich frage euch: Würdet ihr für wirklich gute Freunde eine kleine Aufgabe übernehmen und am schönsten Tag ihres Lebens helfen? Ich würde das immer wieder gern tun. Und deshalb finde ich es auch total in Ordnung, Freunde zu fragen.

Freie Trauzeremonie Gut Hebscheid Aachen
Glücklich bei unserer Freien Trauung

 Vorbereitung ist gut. Damit aufhören auch.

In den letzten Tagen vor der Hochzeit habe ich erst gemerkt wieviel Arbeit wirklich in dem Event steckt. Ich war total überfordert, hatte Kopfschmerzen und habe alle Tischkärtchen einzeln gestempelt. Buchstabe für Buchstabe. Die Aufregung wurde immer mehr.

Ein großes DIY-Fest war es auf einmal. Es wurde immer mehr. Und da war ich total dankbar, einige Aufgaben noch kurz vorher verteilen zu können. Meine Mutter war unser Head of Deko. Am Tag vor der Hochzeit ist sie mit meinem Bruder und meiner Cousine Blumen schneiden gegangen: Sie war für die komplette Tischdeko zuständig. Und über den ganzen Last-Minute To-Dos habe ich ihr gesagt: „Mach! Mach wie du meinst. Du kannst das. Das wird schön.“ Und ehrlich gesagt, bin ich stolz darauf, losgelassen zu haben. Ab diesem Moment ging es mir besser. Ich hatte mich auf alles eingelassen und habe entschieden: Das wird mein Tag. Ich vertraue ab sofort meinen Liebsten.

Gut Hebscheid Aachen
DIY-Deko am Hochzeitstag

Es geht um Vertrauen

Als wir am Tag vor der Hochzeit in der Location waren, um zu dekorieren, habe ich die Candy-Bar aufgebaut und Sitzkarten verteilt. Sonst nichts. Die Tische hat meine Mutter mithilfe von Leila und Ismael ausgezeichnet dekoriert und überall die wilden Blumen verteilt. Mein Vater hat ein Schild aufgestellt. Und das Team von Gut Hebscheid hat die Tische angeordnet und gedeckt. Ab diesem Moment lief es. Als meine Mutter kam, um zu fragen, ob mir die Tische so gefallen, habe ich nur gesagt: „Gefallen sie dir? Dann sind sie schön.“ Und so war es auch. Ich hätte sie mir nicht schöner erträumen können.

Gut Hebscheid Aachen
Blumen-Deko

Glaubt an euch – und eure Liebsten

Ein Hochzeitstag ist lang und aufregend. Aber euer Körper ist stark und hilft euch, den Tag genießen zu können. Und die Endorphine helfen euch auch. Morgens als der Wecker geklingelt hat, war ich wach und sofort auf 180.

Ich hatte mich entschieden: Ab jetzt lasse ich alles laufen. Ich werde mich nicht aufregen. Ich möchte diesen Tag genießen.

Hochzeitsshooting Aachen
Unser Hochzeitstag in Aachen
Real Talk: Kopfschmerzen und Klo gibt es trotzdem

Und ich konnte es dann auch: Meine Hochzeit aus ganzem Herzen feiern.

Aber den Mythos, dass eine Braut vor lauter Aufregung nicht auf die Toilette muss, kann ich nicht bestätigen. Ich bin sehr häufig gelaufen. War aber heilfroh, dass ich – dank Reifrock – alleine gehen konnte.

Nach der standesamtlichen Trauung und dem ersten Shooting ist einige Aufregung von mir abgefallen. Ich bin sehr anfällig für Kopfschmerzen und habe dann gemerkt, wie in meinen Schläfen anfängt zu pochen. Noch bevor sich irgendwelche Kopfschmerzen breit machen konnten, habe ich eine Tablette eingeworfen und nicht mehr daran gedacht. Zum Glück.

Gut Hebscheid Aachen
Party auf Gut Hebscheid

Augen zu und tanzen

Ein guter Freund hat uns vorher einen Tipp gegeben, den ich mit euch teilen möchte. Nehmt euch zwischendurch ein paar Minuten Zeit und atmet durch. Dazu gehört auch: zurücktreten und genießen. Schaut euch das grandiose Fest an, das ihr über Monate geplant habt. Freut euch über die vielen Menschen, die gekommen sind, um mit euch zu feiern. Das ist ganz wunderbar und überwältigend!

Am Abend – nach mehreren Stunden wildem Getanze – wurde mein Tüllkleid dann aber doch immer schwerer. Ich wollte es aber auf keinen Fall ausziehen und gegen ein Ersatzkleid tauschen. Also habe ich einfach weitergetanzt. Und den Tüll durch die Gegend gewirbelt und mich im Kreis gedreht. Am nächsten Morgen habe ich meinen ganzen Körper gespürt. Aber auf eine gute Art und Weise.

Liebe Brautpaare: Das sind meine Gedanken zur Angst am Hochzeitstag. Sie gehört dazu. Aber wenn ihr es schafft es „passieren zu lassen“ und euch dem Tag hinzugeben, dann habt ihr gewonnen. Ich wünsche euch eine unvergessliche Hochzeit.

Frage an alle Ex-Bräute: Wie seid ihr mit der Aufregung umgegangen?

Fotos: Tomek Wozniakowski

Wedding Diaries 16: Gute Dienstleister für die Hochzeit in Aachen

Wer darf bei der eigenen Hochzeit mitwirken? Wen möchte man dabei haben? Und wem vertraut man, dass er die passende Musik auflegen wird? Oder einen schönen Brautstrauß bindet? Bei der Suche nach Dienstleistern für die Hochzeit in Aachen standen wir erstmal mit vielen Fragezeichen da. Aber ich glaube das gehört dazu – denn die meisten sind ja nur einmal in der Situation, eine große Hochzeit zu planen.

Ich gebe zu: Auch ich kontrolliere gern, mache Dinge im Zweifel selbst und hake zehn Mal nach, um sicherzugehen, dass alles nach Plan läuft. Aber ich wollte auf keinen Fall am Tag der Hochzeit rumlaufen und alles überprüfen. Ich finde: Vorher kann man sein ganzes Herzblut in so ein Projekt stecken, man muss aber auch wissen wann es gut ist – wann es Zeit ist den Freunden, der Familie und den Dienstleistern zu vertrauen.

Zuerst haben wir uns für eine Location entschieden und das Datum festgelegt. Damit stand der Rahmen für unsere Hochzeit: Das Herzstück unserer Feier war die wundervolle Scheune auf Gut Hebscheid. Ein Traum. Danach fehlten nur noch ein paar kleine – große Details: Neben den Basics wie Ringen und Kleid brauchten wir noch einen DJ, einen Trauredner, eine Torte, Blumen, Kleid und Styling… Als ich angefangen habe alles aufzuschreiben, kam die Panik: Woher sollten wir wissen, dass alles klappt? Und was wenn wir einen DJ buchen, der die ganze Zeit einen auf Kirmesansager macht und Schlager auflegt? Hätte hätte… aber ja: Das wäre furchtbar.

Brautpaar
Hochzeit Gut Hebscheid

Wenigstens hatten wir schon einen Fotografen – ein Freund der Familie: Tomek. Eine Sorge weniger. Und so haben wir die restlichen Dienstleister für unsere Hochzeit in Aachen gefunden:

Die Blumen für Frisur und Brautstrauß: Drei Blüten Aachen

Von Anfang an war klar: Ich werde keinen Schleier tragen, aber einen Blumenkranz. Und dazu natürlich einen Brautstrauß. Auf der Suche bin ich in Aachen durch verschiedene Geschäfte gelaufen, bis mir eine Bekannte von „Drei Blüten Aachen“ erzählt hat. Und als ich dort ankam war ich mir gleich sicher: Die haben eine ähnliche Blumen-Philosophie wie ich. Hier ist nicht alles adrett, sondern auch mal wild und bunt. Als ich der Verkäuferin von meinen Wünschen erzählt habe, hatte ich gleich ein gutes Gefühl: Sie verstand meine Idee von einem bunten Strauß mit Wiesenblumen und dem passenden dezenten Kranz. Wir vereinbarten einen Termin für ein Vorgespräch in der Woche der Hochzeit und sahen uns auch erst dann wieder: fünf Monate später.

Gut Hebscheid Aachen
Blumenkranz, Strauß und Anstecknadel von Drei Blüten Aachen

Als ich montags ankam befand sich an der Tür ein Zettel: Frau Pi Permantier bitte klopfen. Inzwischen hatte der Laden seine Öffnungszeiten geändert und war am Montag eigentlich geschlossen. Da mein Termin aber schon so lange stand, wollten sie ihn nicht ausfallen lassen und waren extra für mich gekommen. Wow. Sie zeigten mir, welche Blumen gerade Saison haben und da sind. Und gemeinsam haben wir ein Konzept für Form und Farbe von Kranz, Strauß und passendem Anstecker für Raphael erstellt. Am Morgen der Hochzeit hat mein Bruder alles abgeholt und wir wurden nicht enttäuscht. Als ich das Päckchen mir dem Kranz ausgepackt habe, war es wie Weihnachten. Kranz und Strauß waren schöner als erträumt.

Tipp: Ich kann allen künftigen Bräuten empfehlen mit mehreren Geschäften zu sprechen und euch die Sträuße vor Ort anzuschauen. Dann seht ihr, ob der Blumenladen mit eurem Geschmack übereinstimmt. Und ihr entscheidet euch mit gutem Gefühl für den passenden Dienstleister.

Weißer Saal Aachen
First Look

DJ Christian Deger

Machen wir uns nichts vor: Es ist schwer, einen guten DJ zu finden. Vor allem, wenn man niemanden kennt, aber gleichzeitig sehr genaue Vorstellungen davon hat, was der DJ können soll. Und was er bitte nicht auflegen soll. Das ist fast noch wichtiger. Auf den bisherigen Hochzeiten, auf denen ich war, fand ich die Djs zu 90% schlecht. Keine gute Ausgangslage, um jemanden durch Empfehlungen oder Erfahrungen zu finden. Die Bekannten, denen wir es zugetraut hätten, hatten leider keine Zeit. Also blieb uns nur die harte Suche im Netz. Und da gibt es wirklich viele Djs, – oder selbsternannte Showmaster.

Meine Horrorvorstellung: Ein DJ, der immer dazwischen redet und die Menschen animiert. Und im allerschlimmsten Fall auch noch Schlager auflegt. Ich gebe zu: Eine einfache Kundin bin ich nicht. Ich habe wirklich sehr genaue Vorstellungen davon, wie etwas ablaufen soll. – Oder wie etwas auf keinen Fall ablaufen darf. So eine Hochzeit ist schließlich ein wichtiges Fest und teuer genug.

Gut Hebscheid Aachen
Party auf Gut Hebscheid

Als wir angefangen haben im Netz nach einem passenden DJ zu suchen, waren wir geschockt: Viele Internetseiten sind so abschreckend wie die „Gelben Seiten“ in grell bunt. Wenn eine Seite auf den ersten Blick nach Kirmes aussieht, habe ich schon keine Lust mehr zu lesen was da steht. Und ich bin sicher, dass mir durch meine voreingenommene Art der ein oder andere gute DJ durch die Lappen gegangen ist. Ein paar wenigen habe ich eine unverbindliche Anfrage geschickt und ihnen erzählt wo wir heiraten und was unsere Wünsche an einen DJ sind. Mir war zum Beispiel sehr wichtig, dass auf der Hochzeit viel Reggaeton und andere Latinomusik aufgelegt wird. Und ansonsten Indie-Rock auf den 00er Jahren. Ein bisschen 90er. Gerne Queen und Michael Jackson. Gerne ein paar Songs aus den 60ern. Aber auf keinen Fall Schlager. Helene Fischer zum Beispiel war auf meiner Hochzeit von vornherein verboten.

Nach ein paar E-Mails entschieden wir uns für Christian Deger. Nicht wegen seiner Homepage, sondern, weil er in den Mails einen sympathischen und kompetenten Eindruck machte. Wir hatten das Gefühl, er weiß worum es geht. Außerdem konnten wir bei ihm das Paket für die freie Trauung hinzubuchen. Dadurch hat er sich nicht nur um die Technik in der Scheune, sondern auch um Mikros, Anlage und Technik im Hof gekümmert. Das Bauchgefühl hat gepasst.

In der Woche vor der Hochzeit haben wir Christian dann endlich persönlich kennengelernt. Auch das war mir wichtig: Ein Treffen noch vor der großen Feier. Denn so konnten wir ihm nochmal persönlich sagen, was uns wichtig ist. Vorher hatten wir bei Spotify eine Liste angelegt, mit ca 200 Songs, die wir uns auf unserer Hochzeit vorstellen könnten. – Als Inspiration.

Christian war mir auf den ersten Blick sympathisch. Das hat mir in meinem Panik-Hirn in der Woche vor der Hochzeit sehr beruhigt. Als ich ihm erklärt habe, dass ich wirklich GAR keine Schlager hören möchte, war er sichtlich verwundert. Es schien als wären Helene und Co seine Party-Garanten. Die, die er immer bringen kann, wenn nichts mehr geht. Und bei uns würde das nicht funktionieren. Ich habe ihm in Ruhe erklärt, was er alles stattdessen auflegen kann. Dass keine Moderation von seiner Seite erwünscht ist, da wir dafür einen Zeremonienmeister haben. Dass er aber natürlich unser Gast ist. Essen und trinken soll soviel er mag. Und dass wir uns sehr freuen, ihn an Bord zu haben.

Gut Hebscheid Aachen
Aussicht vom DJ Pult

Am Tag vor der Hochzeit hat er schon sein Equipment aufgebaut und getestet, ob alles funktioniert. Das war wirklich großartig. Und am Abend selbst lief kein einziger Schlager. Am Ende der Party habe ich mit ihm gemeinsam die letzten Songs ausgewählt und dafür gedankt, dass wir komplett ohne Helene und Pur feiern durften. Und Christian hat darauf gesagt, dass es für ihn die erste (!) Party überhaupt ohne Schlager gewesen ist. Und er war sichtlich happy, wie gut es funktioniert hat: Es wurde die ganze Zeit getanzt – alle Altersgruppen wurden mal angesprochen und haben mitgefeiert. Christian würde ich euch auf jeden Fall empfehlen.

Gut Hebscheid Aachen
DJ Christian Deger

Tipp: Trefft euch vorher mit dem DJ und besprecht eure Wünsche und Sorgen mit ihm. Wichtig ist, dass er versteht, was euch wichtig ist. Damit es am Ende EURE Party wird – und nicht seine.Er ist immerhin euer Dienstleister.

Styling: Corinna Hof

Einmal Frisur und Make-Up bitte – aber ich möchte nicht angemalt aussehen, ja“. Ich hatte großen Respekt davor, jemanden mit dieser Aufgabe zu beauftragen. Ich selber schminke mich wenig – und auch meistens nur um die Augen herum. Hier hatte ich das Glück, eine Empfehlung von einer Freundin zu bekommen. Ihr Hochzeitstermin war eine Woche vor meinem und sie hatte eine Friseurin des Vertrauens: Corinna Hof. Sie erzählte mir, dass sie sich bei ihr wohlfühlt und dass sie gleich gute Ideen hatte, was sie mit ihren Haaren anstellen könnte. Da ich nicht in Aachen wohne und dort wirklich keinen Friseur kenne, war ich dankbar darüber. Gemeinsam sind wir zu einem Probestyling zu Frau Hof gegangen und wurden nacheinander gestylt. – Sie mit Löckchen und ich mit Blumenkranz. Hinterher war ich total zufrieden. Alles über diesen außergewöhnlichen Morgen findet ihr hier. 

Stylist Aachen
Brautfrisur

Tatsächlich habe ich mir seit dem Probestyling keine Sorgen mehr darüber gemacht. Ich wusste: Sie würde kommen und eine Braut aus mir machen. Überpünktlich stand sie dann auch am 22.09. bei mir im Hotel und hat in aller Ruhe die Haare gemacht, den Kranz festgesteckt, Haarspray verteilt und das Gesicht hergerichtet.

Tipp: Es ist wirklich ein wundervolles Gefühl, wenn man gestylt wird. Ich rate jeder Braut, sich am großen Tag in professionelle Hände zu geben. – Ohne Stress. Wenn einem die Hände zittern, kann der Lidstrich nichts werden. Die Feier ist teuer genug. Ich finde: Da sollte man nicht am Styling der Braut sparen. Ein Probestyling lohnt sich in jedem Falle, um herauszufinden, ob die Chemie mit dem Friseur stimmt.

Braut-Styling
Beim Styling mit Corinna Hof
Brautstyling
Styling am Hochzeitstag

Die Torte: Café zum Mohren

Auf der Suche nach der passenden Torte kann man einen Zuckerschock bekommen. Vor allem in Aachen, weil es da so viele geniale und traditionelle Konditoreien gibt. Jede einzelne davon macht einzigartige, leckere Torten. Wir hatten quasi die Qual der Wahl. Und haben uns ein paar Tage Zeit genommen, um die passende Hochzeitstorte ohne Fondant zu finden. Schnell war klar, dass es etwas mit Zitrone und Baiser werden soll: Etwas Leichtes, nicht zu schweres. Beim Café zum Mohren war es dann aber Liebe auf den ersten Bissen. Alles über diese geschmackvolle Affäre findet ihr hier.

Lemon Baiser für ca. 100 Leute haben wir bei der Konditorei bestellt.

Bei so vielen Stücken kommt die Torte auf fünf Stockwerken – nicht direkt übereinander, sondern mit etwas Abstand zwischen den Etagen. Denn durch die weiche Oberfläche des Baiser würde das Kunstwerk an Torte sonst in sich zusammenbrechen. All das erklärte uns eine Mitarbeiterin am Telefon als wir die Torte in Auftrag gegeben haben. Die passende Etagere liefert die Konditorei mit zur Hochzeitslocation. Hinterher bringt man sie dann einfach zum Café zurück.

Gut Hebscheid Aachen
Lemon Baiser

Kurz vor der Hochzeit haben wir noch einen passenden Cake-Topper bestellt: Mr & Mrs Pi Permantier sollte oben auf dem süßen Gebäck thronen. Wir erklärten ihnen, dass es die Torte bei uns weder am Nachmittag noch um Mitternacht geben soll – sondern einfach als Dessert und schon war alles besprochen. Die Dienstleister in den Städten kennen die Locations normalerweise und besprechen dann alles Weitere mit ihnen. Die Torte wurde pünktlich geliefert und sah wundervoll aus! Ein süßes Kunstwerk mit Beeren verziert. Wir haben insgesamt drei Tage daran gegessen und kein Stück ist übrig geblieben. Viele Gäste haben die Lemon Baiser Torte gelobt. Und wenn ich jetzt in Aachen bin, bestelle ich sie mir meistens beim Café zum Mohren und denke an den unvergesslichen Tag zurück. Wenn das Leben noch süßer schmeckt als Lemon Baiser.

Tipp: Das Wichtigste an einer Hochzeitstorte ist meiner Meinung nach, dass sie schmeckt. Also: probieren..probieren.. probieren. Und wenn ihr euch einmal für einen Dienstleister entschieden habt: Besprecht mit euren Dienstleistern genau, wann die Torte geliefert wird und ob noch Extrakosten bei Lieferung oder für Verzierung auf euch zukommen.

Hochzeitstorte
Hochzeitstorte: Gut Hebscheid Aachen

Fotos: Tomek Wozniakowski

Wedding Diaries 12: Styling für die Hochzeit – Meine Getting Ready Party

„Ein paar Stunden Zeit, um mehrere Frauen zu stylen. Eine davon ist ganz besonders aufgeregt. Denn sie ist die Braut und will in diesen Stunden auf keinen Fall allein sein. Es soll etwas los sein in diesem Raum. Vielleicht wird gekreischt, Musik soll laufen und natürlich gibt es Sekt.“  Ein Auszug aus meinen Gedanken. – Ich nehme an, ich habe zu viele kitschige Filme geguckt. Und in einer Badewanne voller Klischees gebadet. Aber es ist wahr: Genauso habe ich mir den Morgen der Hochzeit und das Styling vorgestellt. Und in etwa so war er dann…

Unser Hotelzimmer in Aachen war kein Zimmer. Es war eigentlich eine Wohnung. Wir hatten ein Upgrade bekommen und wurden in ein Appartment eingebucht mit Schlafzimmer, Badezimmer, Wohnzimmer, Mini-Küche, Balkon und Gäste-WC. Ich wusste gar nicht, dass es solche Hotelzimmer gibt!

Meine liebsten Mädels, meine Mama und meinen Trauzeugen hatte ich zu meiner kleinen Party eingeladen. Und natürlich meine Stylistin Corinna Hof. Sie war auf die Minute pünktlich um 8 Uhr morgens da und hat sofort angefangen eine meiner Freundinnen zu stylen. So konnte ich noch entspannt einen Kaffee trinken bevor die Party richtig losging. Und meine Aufregung im Zaum halten, bevor die Hochzeit gestartet ist.

 

Hochzeit Aachen
Meine Brautschuhe warten auf ihren Auftritt…
Meine Mama wurde auch gestylt. Das habe ich ihr geschenkt.

Styling: Einmal fühlen wie eine Prinzessin

Ich habe mich vorher gefragt, ob dieser Morgen einen ganzen eigenen Artikel verdient. Und ich finde ja: Er war so besonders und so unendlich wichtig für die Hochzeit.

Aber Party ist wahrscheinlich eigentlich das falsche Wort für dieses Event. Mädchen-Morgen könnte man auch sagen. Aber ich hatte diese vorfreudige Party–Gefühl im Bauch und der alkoholfreie Sekt stand kalt. Normalerweise trinke ich gerne auch mal Sekt mit Alkohol. Aber nicht an diesem Tag. Auf keinen Fall wollte ich schon vormittags angetrunken sein. Der Tag würde lang werden. Das stand fest: Standesamt, Sektempfang, Shooting in der Stadt und an der Location. Und dann freie Zeremonie, Empfang, Essen und Party…. und und und.

Diesen Tag wollte ich auf keinen Fall benebelt erleben. – Ein Hoch auf den Sekt ohne Alkohol

Styling Hochzeit Aachen
Corinna Hof beim Styling

Nach und nach sind die Mädels und der Junge (mein Bruder und Trauzeuge) eingetrudelt und wir haben uns kreuz und quer im Wohnzimmer verteilt. Ein paar Freundinnen haben ihr Schminkzeug ausgepackt. Der Fotograf ist um uns herumgesprungen und hat alles dokumentiert. Das Styling ging los. Ich durfte mich auf einen Stuhl in der Mitte setzten, um zurechtgemacht zu werden: Erst Haare und danach Make-Up. Dabei habe ich mich wirklich gefühlt wie eine Prinzessin. Wie Sissi. Oder wie irgendjemand, der öfter auf Bälle geht und vorher stundenlang zurechtgemacht werden muss.

Anekdoten austauschen und an früher denken

Und ich habe festgestellt – Oh Wunder: Das macht unendlich viel Spaß! Vorfreuig Anekdoten austauschen und dazu ein bisschen Blubberwasser aus Plasik-Gläsern, weil keine anderen da waren. Anstoßen. An Geschichten von damals erinnern. Als niemand gedacht hätte, dass so bald Hochzeit gefeiert würde. Und dann ist es doch passiert. Unglaublich. Mir wird klar, dass ich selbst nie geglaubt habe, dass dieser Morgen jemals kommen würde. Ich habe es mir zwar gewünscht, aber nicht für möglich gehalten. – Schon gar nicht, dass all meine liebsten Freundinnen dabei sein würden.

Armbänder als Andenken an diesen Tag

Bei jedem einzelnen, der an diesem Morgen bei mir war, hat es unendlich viel bedeutet: Angereist aus Karlsruhe, Baden-Baden, San Francisco und Kolumbien. 

Für jede Freundin und für meine Mama und mich hatte ich ein Armband besorgt. Natürlich in unserer Hochzeitsfarbe „Lagune“. So hatten wir ein kleines Detail, was uns den ganzen Tag über verbunden hat – und ein Andenken für immer.

Corinna Hof Styling Braut Blumenkranz
Tipp: Beim Styling am Hochzeitstag genug Zeit einplanen
So hatten wir zwischendurch genug Zeit zu lachen…

Ein Traum aus blau und gelb für meine Frisur

Auf einmal kam mein Bruder herein mit Brautstrauß und Blumenkranz. Nicht alle Blumen, die ich mir gewünscht hatte, konnten sie mir vorab im Laden zeigen. Denn bei „Drei Blüten“ hatten sie nicht alles vorrätig. Es war also, als würde ich ein Weihnachtsgeschenk auspacken. Langsam öffnete ich das Packpapier und nahm den Kranz behutsam heraus. Er war zierlich und bunt und ein bisschen frech. Perfekt für mich. Wenn ich ihn mir vorher hätte vorstellen können, hätte ich ihn mir so gewünscht.

Mit geübten Handgriffen hat ihn Stylistin Corinna Hof schnell an meinem Kopf befestigt und meine restlichen Haare drum herum hochgesteckt. Nicht zu locker, nicht zu streng – wie besprochen. Während ich da saß – unter Haarspray, Klämmerchen und Make-up Pinseln – hat meine beste Freundin Vanesa mein Kleid gedämpft und die letzten Falten vertrieben. Es ist wirklich so: Sobald ich mein Brautkleid sehe, macht mein Herz „ooooooh – aaaaah“. Hoffentlich für immer!

Styling Braut Blumenkranz
Mein Style: Sanfte Farben, Undone-Look und dazu ein Blumenkranz

Styling Braut Aachen Flowercrown

Ich glaube es gehört dazu: Aber am Ende wurde die Zeit doch ein bisschen knapp. Wir haben wohl viel Zeit mit Lachen verbracht. Obwohl: Zu viel Zeit kann das ja gar nicht sein. Ich würde es wieder genauso machen.

Die Zeit drängt: Ab ins Kleid und los

Zwei Tage vorher hatte ich bei einem kleinen Test in meinem Elternhaus meiner Mama gezeigt, wie sie mir am Hochzeitstag ins Kleid helfen kann. Als es soweit war, waren unsere Handgriffe aber dann doch zittrig. Und alle mussten mit anpacken. Die Zeit rannte und wir sollten schon auf dem Weg sein zum Standesamt. Zum Glück ist das Kleid unkompliziert. Die einzige Schwierigkeit: Zum Hineinsteigen muss man es einmal breit auf den Boden werfen. Und vorher den Reifrock darunter drappieren. Dafür brauchten wir an jenem Tag ein paar Anläufe. Als wir es geschafft haben, haben Mama und die Mädels das Kleid nach oben gezubbelt und den Reißverschluss zugemacht. Letzter Blick in den Spiegel. Fertig.

Showtime. Und die Vorfreude-Schmetterlinge flattern wie verrückt im Bauch! Wie wird Raphael wohl aussehen? Wie wird der oder die StandesbeamtIn sein?

Blumenkranz Hochzeitsfrisur
Mein Bruder und die Mädels: Beste Helfer in der Aufregung
Was wäre eine Braut ohne Helfer? Absolut hilflos
Brautstyling Blumenkranz und Strauß
Ich liebe dieses Bild: Vivian war die beste Schleppenträgerin der Welt

Ein Morgen für die Ewigkeit

Mit einem Lächeln denke ich an diesen Morgen zurück. Das Besondere war, wie sich die Gruppe zusammengefunden hat: Alles Herzensmenschen von mir: Aus aller Welt gekommen und zusammengewürfelt. Viele kannten sich vorher nicht. Sie waren da, weil ich sie gebeten hatte an jenem Tag bei mir zu sein. – Mein „Girl-Squad“ zu sein. Mich zu begleiten. Auf mein Outfit zu achten. Mir ins Kleid zu helfen und mir gut zuzureden, falls ich durchdrehen würde. Letzteres war am Ende gar nicht nötig. Lag aber bestimmt nur daran, dass sie da waren. Es war einer dieser Momente, an denen ich am liebsten die Zeit angehalten hätte. Denn viele dieser Menschen, die da waren, sehe ich viel zu selten. Sie waren von weit her angereist, um bei mir sein zu können. – Und um mit uns zu feiern.

Gut Hebscheid Aachen
Party

Ich könnte sofort heulen vor Freude, wenn ich das schreibe. Es war einfach viel zu schön. Sie waren den ganzen Tag da. Komplett. Haben sich gekümmert, dass ich etwas getrunken und gegessen habe. Mir den Puder gereicht und das Styling überprüft. Die Schuhe gewechselt, die Mini-Schleppe getragen. Und schließlich mit mir getanzt bis die Party vorbei war. Und sich hinterher mit Tränen in den Augen mit mir gefreut, dass es der schönste Tag war.

Danke Vanesa, Vivian, Charlotte, Miriam, Ismael, Mama, Tomek und Corinna Hof für diesen unvergesslichen Morgen.

Hochzeitsshooting Aachen

Fotos: Tomek Wozniakowski

Wedding Diaries 11: How I said yes to my dress – mein Brautkleid

Der Kauf eines Brautkleides hat etwas Magisches. Ich glaube das liegt daran, dass man dabei komplett auf Herz und Bauch hören und den Kopf abschalten muss. Es ist wirklich so, wie sie erzählen: Brautkleid und Braut müssen sich finden. Und während dieses Prozesses habe ich viel über mich gelernt. Hier geht’s zu meinem persönlichen „Wow-Moment“.

Meine Knie zittern, als ich gemeinsam mit zwei Freundinnen auf dem Weg zum Hochzeitshaus in Karlsruhe bin. Es ist so aufregend! Dabei war ich vorbereitet: Wochenlang hatte ich Bilder gesammelt, Links gespeichert und mir überlegt wie das Brautkleid aussehen könnte. Und doch hatte ich keine Ahnung. Denn ich hatte noch nie ein langes Kleid an. Und hier beginnt das Spiel. Das Einzige, was ich sicher wusste, war: Ich wünsche mir ein langes Brautkleid für meine Hochzeit, Farbe Ivory. (nicht reinweiß, sondern elfenbeinfarben)

Ein langes Kleid für eine kleine Frau

Aber steht mir das überhaupt? In meinem Ausweis steht, dass ich 1,60 Meter groß bin. Und wenn ich ehrlich bin, dann sind es höchstens 1,59.

Würde ich ein Kleid finden, das bezahlbar ist, mir gefällt und mir auch noch gut steht? Es fühlt sich an, als wäre ich auf der Suche nach der perfekten Zahlenkombi für einen Lottogewinn. Und wir wissen ja alle, wie unwahrscheinlich es ist diese zu knacken.

Watters Selena Maspalomas Aljosa Petric
Mein Wunsch: Ein Brautkleid zum Tanzen, lieben, wohlfühlen. Hier trage ich es auf Gran Canaria – Bild: Aljosa Petric

Versuch 1 im Februar: Hochzeitshaus Karlsruhe

Das Hochzeitshaus in Karlsruhe ist riesig. Die Verkäuferin bringt uns zu unserer Umkleide und ich bin gleich erstmal enttäuscht: Uns wird kein Sekt angeboten. Bekommt man hier wohl nur, wenn man sein Kleid findet. Dann trinken wir halt Wasser und Kaffee. Um uns herum überall Kleider in verschiedenen Weiß-Tönen. Ein Mädchen-Wunderland aus Tüll. Am liebsten möchte ich sofort losrennen und alle Kleider anfassen. Das ist hier aber nicht erlaubt. Die Verkäuferin fragt mich nach meinen Wünschen und sucht daraufhin Kleider für mich heraus. Also erzähle ich ihr alles, was ich bis dahin weiß: „Ich suche ein schlichtes, langes Kleid. Keine Prinzessin. Kein Mermaid. Kein Godet. Kein Empire. Kein Glitzer. Kein Reifrock. Es soll nicht zu schwer sein. Und unser Budget liegt bei maximal 1.500 Euro.“

Allein über die verschiedenen Schnitte könnte man eine Klausur schreiben. Sehr kompliziert alles für jemanden, der mit langen Kleidern bisher nichts zu tun hatte. Aber die Verkäuferin spricht natürlich meine Sprache und bringt mir ein Kleid nach dem anderen in die Kabine. Sie hat meine Anweisungen genau befolgt und doch fühle ich mich in 80% der Kleider unwohl. Leider durfte man in diesem Laden keine Fotos machen, sonst könnte ich euch zeigen warum. Viele der langen, fließenden, leichten Kleider haben mich aussehen lassen, als wäre ich noch kleiner. Und wenn der Rock unten auf der Hüfte erst breiter wird, sieht es aus, als hätte ich kurze Stummelbeinchen. Und was ich vorher auch nicht wusste: Grobe Spitze steht mir gar nicht.

Die Richtung steht: Es wird eine Prinzessin

Schließlich bringt mir die Verkäuferin ein romantisches Prinzessinnenkleid mit Corsage. Der Tüllrock ist mit kleinen Punkten verziert und als Highlight binden wir einen Seidengürtel in altrosa um die Hüfte. Oh ja. Ich merke wie sich mein Körper von allein aufrichtet und ich anfangen muss zu lächeln. Zum ersten Mal habe ich das Gefühl: In die Richtung könnte es gehen. Allerdings ist mir das Kleid vom Gewicht her zu schwer. Und der Stoff fühlt sich nicht besonders hochwertig an. Das ist es noch nicht. Aber meine Begleiterinnen und ich sind uns einig: in die Richtung könnte es gehen. Bye bye fließendes Kleid. Es wird wohl eher nichts Schlichtes. Erste Lektion gelernt: Fotos reichen nicht. Am Körper muss man es spüren.

Versuch 2 im April: Rena Sposa, Stuttgart

Mit dem Wissen der ersten Anprobe habe ich weiter recherchiert – nach Kleidern, die mir gefallen könnten. Einen Oooooh-Moment hatte ich, als ich im Netz eine Ballet-Brautkleid-Fotostrecke entdeckt habe mit einem romantischen Kleid mit Volant-Rock. Das ist es!! Ein leichtes Kleid mit einem mehrstufigen Rock. Wie früher, als ich Fee spielen wollte. Leicht und doch viel Stoff, romantisch verspielt. Ich finde Kleider, die mir in dieser Richtung gefallen könnten bei den Marken Watters und Enzoani. Deshalb vereinbare ich den nächsten Termin bei einem Brautladen in Stuttgart, der diese Marken führt. Diesmal ist nur meine Mama dabei. Auf dem Weg nach Stuttgart bitte ich sie darum, mich mit ihrer Meinung bestmöglich zu unterstützen. Nur einen Satz bitte ich sie sich zu verkneifen: „Willst du nicht doch ein kurzes Kleid anprobieren?“ Sie hatte mir vorher schon gesagt, dass sie sich nur schlecht ein langes Brautkleid an mir vorstellen kann. Aber das mit dem langen Kleid hatte ich mir in den Kopf gesetzt. Das stand fest.

Im Rena Sposa darf man Fotos machen und Kleider selbst aussuchen. Gleich zwei Dinge, die mir viel besser gefallen. Auch, dass das Geschäft deutlich kleiner und familiärer ist, mag ich sehr. Ein großer Raum voller unterschiedlicher Traumkleider.

Gemeinsam suchen wir ca 6 Kleider aus und es geht los. Ein Kleid hat es mir besonders angetan, weil es den Kleidern ähnelt, die ich im Netz gefunden habe: Extravaganter Volant-Rock, Herzausschnitt, kurze Corsage, keine Träger, ultra romantisch. – Marke: Watters. Ich verschwinde mit der Verkäuferin hinter einem großen Vorhang, während es sich meine Mama auf der riesigen Couch davor gemütlich macht.

Was wenn mir das Traumkeid nicht steht?

Meine Beraterin fragt mich mit welchem Brautkleid ich anfangen möchte und ich sage: „Mit dem von Watters – mit dem schönsten. Dann kann ich mir meinen Traum gleich abschminken, falls es mir nicht steht.“ Keine Ahnung warum das aus meinem Mund kommt. Irgendwie habe ich Angst: Dieses Kleid ist einfach zu schön für diese Welt. Es kann unmöglich gut an mir aussehen. Und doch ist da dieses kleine Fünkchen Hoffnung, dass es – falls es doch passen sollte – DAS Kleid sein könnte.

Kribbeln im Bauch

Ich hebe die Arme, die Beraterin wirft mit gekonnt das Kleid über, fixiert es hinten mit zwei Klammern an meinem Körper damit es passt und der Vorhang geht auf. Noch bevor meine Mama irgendwas sagen kann. Noch bevor ich mich im Spiegel sehe, habe ich ein unbekanntes Kribbeln im Bauch. „Wow,“ sagt meine Mama. „Dir stehen tatsächlich lange Kleider. Das bist genau du. Wie ich dich immer gekannt habe.“ Und endlich sehe ich es auch. Ein luftiger, langer Traum in Ivory. Durch den stufigen Volant-Rock wirke ich in diesem Kleid nicht zu klein – sondern genau richtig. Vergessen sind die Kleider, in denen ich daherkam. Meine Augen leuchten und ich kann nicht mehr aufhören zu grinsen. „Es passt ja doch,“ stammel ich. Und die Beraterin lacht: „Klar, das ist genau dein Schnitt.“ Und das ist es. Macht euch keine Gedanken über die Größe, die im Kleid steht oder darüber, was nicht gut aussieht. Es gibt Kleider für jede Figur. Man muss sie nur finden. Und das ist schwer genug.

Das Kleid liegt angenehm auf der Haut, ich tanze von rechts nach links durch den Raum und es fühlt sich einfach genau richtig an. Wir stoßen mit Sekt an und es geht weiter.

Aber nur ein Kleid anprobieren, wäre ja öde. Also ziehe ich auch noch ein paar andere Kleider an, die mich immer wieder bestätigen: Selena von Watters. DAS ist mein Kleid. In den anderen wirke ich mal klein, mal breit, mal sind sie mir einfach zu schlicht.

Plötzlich doch Prinzessin

Und tadaaaa: Ich bin tatsächlich zur Prinzessin mutiert! Wie konnte das passieren? War ich das vielleicht insgeheim schon immer? Und wollte es nur nicht wahrhaben? Meine Mama würde jetzt sicher rufen: „Ja.“ Aber im Grunde tut es nichts zur Sache. Wichtig ist nur dieses einzigartige Gefühl im Herzen und im Bauch. Darauf gilt es zu hören.

Am Ende ziehen wir „Selena“ noch einmal an – zur Sicherheit – und schon grinse ich wieder mit mir selbst um die Wette. Nur eine Sorge habe ich: Könnte mir das Brautkleid auf Dauer zu schwer werden? Ich bitte die Schneiderin um Rat und sie zeigt mir, dass man ohne Probleme einige Lagen Stoff aus dem Kleid herausnehmen kann, ohne dass es seine Form verliert. Puh. Perfekt!

Aber einmal drüber schlafen – das muss drin sein. Außerdem haben wir am nächsten Tag noch einen Termin. Gleich danach will ich mich bei „Rena Sposa“ melden, damit sie mir das Kleid bestellen und anfertigen lassen.

Rena Sposa Stuttgart Brautkleid Watters Selena
Kann man sehen, wenn eine Braut „ihr“ Brautkleid gefunden hat? Ich denke ja!
Rena Sposa Stuttgart Brautkleidkauf
Und zwar auf den ersten Blick… im Vergleich zu den anderen Kleidern

Versuch 3 im April: Jolie in Bruchsal

Das Jolie in Bruchsal ist ein echter Kitschtraum für Vintage-Bräute. Zu Beginn meiner Brautkleidsuche war ich sicher, hier etwas zu finden. Hier gibt es Kleider von Küss die Braut und Anna Cara. Viel Spitze und leichte Stoffe. Alles was das Boho-Herz begehrt. Nur bin ich zu diesem Zeitpunkt ja längst auf dem Prinzessinnendampfer unterwegs. Ob ich da noch etwas finden kann?

Im Geschäft fühl man sich, als wäre man in eine romantische „Dawanda-Welt“ eingetaucht. Schöne Altbau-Räume, nostalgisch eingerichtet. Die Möbel und die Bilder an der Wand sind allerdings nicht wirklich alt. Irgendwas ist unstimming. Eine Freundin und meine Mama sind dabei und letztere fällt ihr Urteil als Designerin schnell: Die Einrichtung geht ihrer Meinung nach gar nicht. Ganz so drastisch sehe ich es nicht, ist aber auch egal, denn wir wollen ja Kleider shoppen und nicht einziehen. Ein drittes Mal erzähle ich der Beraterin was ich suche. – Auch, dass ich inzwischen einen weiten Tüllrock wünsche. Und, dass das Kleid bitte nicht zu schlicht und fließend sein soll, weil mir das leider nicht steht.

Ein Traum für Vintage-Bräute

Wir laufen durch den Raum mit Kleidern und es ist gar nicht so einfach: Lauter Kleider, die ich mir toll an anderen Frauen vorstellen kann. Aber nicht mehr an mir. Genau zwei Kleider schaffen es in die engere Auswahl. Ein paar andere ziehe ich an um zu sehen, ob es nicht doch etwas sein könnte. Aber nein. Könnte es nicht. Die zwei Prinzessinnenkleider durfte ich euch leider auch nicht fotografieren. Eins davon hätte mir dann doch noch fast mein Herz gestohlen. Wenn Selena da nicht schon einen festen Platz drin gehabt hätte.

Im Zweifel vor der Anprobe nach dem Preis fragen

Hier hat meine Beraterin aber auch nicht gut aufgepasst. Ich ziehe den Tülltraum in Champagner an und tanze in den Raum hinein. Und wir sind uns einig, dass es wirklich toll aussieht – sehr viel Tüll und dabei sehr hochwertig gearbeitet. Toller Stoff, genialer Schnitt. Und als ich die Beraterin frage, was es denn kostet, wird ihr blass um die Nase. Denn das Kleid sieht nicht nur hochwertig aus. Es ist auch noch von einem teuren Designer – Spose di Gio. Und soll eigentlich 4000 Euro kosten. Ich lache und denke mir: Wie praktisch, die Entscheidung ist gefallen. Auch wenn sie mir mit dem Preis noch etwas entgegenkommen wollen, merke ich, dass es das einfach nicht ist. Das Gefühl kommt einfach nicht an das heran, was ich am Tag zuvor in Stuttgart empfunden habe. Wir verlassen den Laden, ich zücke mein Handy und schaue mir das Bild von mir in „Selena“ noch einmal genau an und sage: „Das ist es. Und sonst nichts.“

Rena Sposa Stuttgart Watters
Nach der Entscheidung in „meinem“ Brautkleid: Die Volants sind und bleiben für mich das Highlight
Brautkleid Watters Selena
Details des Brautkleids: Die Blumen am Rücken

Die Entscheidung und das Wiedersehen mit dem Brautkleid

Völlig glücklich rufe ich in Stuttgart an und verkünde meine Entscheidung für das Kleid „Selena“. Die Chefin am Telefon freut sich mit mir gemeinsam und verspricht das Kleid zu bestellen. Geschafft! Da ich mich innerhalb weniger Tage entschieden habe, bekomme ich Rabatt auf das Kleid und zahle am Ende ca 1.100 Euro dafür. Hinzu kommen am Ende natürlich noch die Änderungen. Und die Accessoires. Dafür komme ich an einem späteren Termin wieder. Schuhe finde ich hier leider nicht. Aber eine kleine Tasche, die ich mir in unserer Hochzeitsfarbe Lagune einfärben lasse.

Es ist ein tolles Gefühl wieder in dem Laden zu stehen: Mitten zwischen den vielen Kleidern, die mit Sicherheit andere Bräute glücklich machen werden. Manchmal träume ich ganz heimlich davon, nebenher auch Kleider zu verkaufen. Und die wahren Wünsche der Bräute zu verstehen. Ich quetsche die großartige Verkäuferin über ihren Job aus und sehe endlich das Kleid wieder. An dem Tag lerne ich endlich MEIN Brautkleid kennen. Extra für mich gefertigt. Für meinen großen Tag.

Accessoire-Termin

Heute darf ich dazu alle Jäckchen, Boleros, Handschuhe und Haarteile anprobieren. Sogar einen Schleier probiere ich an, um mich dann – wie erwartet – dagegen zu entscheiden. Auch wenn manche Berater bei „Tüll und Tränen“ im Fernsehen behaupten: Ohne Schleier ist man keine echte Braut. Ich sehe das anders. Ich finde Schleier bei anderen manchmal schön. Aber ich persönlich hätte mich damit nur verkleidet gefühlt.

Wieder so ein Shopping-Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Ich habe mich in dem Laden wirklich top beraten gefühlt und die Verkäuferinnen haben mit mir gestrahlt. Es war als würde man mit Freunden shoppen gehen, die viel mehr Ahnung von Mode haben als man selbst. Und die einem dadurch unbezahlbare Tipps geben können – bis ihr euer Brautkleid gefunden habt.

Brautkleid Anpassung Stuttgart
Damit das Brautkleid leichter wurde, haben wir einige Lagen Tüll entfernt
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Das Änderungskonzept der Schneiderin: Alles wurde auseinander genommen.

Änderungen in der Schneiderei

Ein letzter Schritt fehlt noch, bis ich mit dem Kleid auf meiner eigenen Hochzeit tanzen kann. Es muss mir noch passen. Bestellt haben wir das Kleid im April. Ende Juli ist es endlich da. Ende August ist der Termin bei einer Schneiderin, die mit dem Hochzeitsgeschäft kooperiert. Im April hätte es sein können, das mir das Kleid am Ende eine Nummer kleiner passt. Aber genau weiß das keiner. Und ich wollte nicht am Ende vor der Hochzeit hungern müssen, um ins Kleid zu passen. Was für ein schrecklicher Gedanke! Also habe ich das Kleid größer bestellt und wusste: Da ist noch einiges dran zu nähen. Aber Brautkleider müssen zu 99 Prozent geändert werden. Fast niemand trägt Standardgröße.

Als ich im August endlich auf dem Weg nach Stuttgart für den Termin zum Abstecken bin, werde ich angerufen, weil meine Schneiderin einen medizinischen Notfall hat. Der Termin bei ihr kann nicht stattfinden. Da die Verkäuferinnen im Geschäft wissen, dass ich von weit her komme und bald heirate, helfen sie sofort. Sie setzen alle Hebel in Bewegung und besorgen mir einen Termin bei einer anderen Schneiderin ihres Vertrauens. Sie schiebt mich dazwischen. Ich habe nicht einmal Zeit mir Sorgen darüber zu machen. Völlig untypisch für mich, denke ich einfach: Das muss jetzt klappen.

Wenig Zeit – viel Vertrauen

Zusammen mit meiner Mutter gehe ich in das Atelier von Johanna Beerwerth. Urig eingerichtet und verwinkelt. Man merkt, dass Frau Beerwerth viel zu tun hat. Trotzdem nimmt sie sich Zeit und nimmt mir meine Aufregung. Schnell ist klar: Das Brautkleid wird proportional gekürzt, damit der Stil der Volants nicht verloren geht. Außerdem wird es an allen Seiten aufgetrennt und genau auf mich angepasst. Damit ich es am Tag der Hochzeit ohne BH tragen kann und keine Angst haben muss, dass es rutscht. Ich bewundere diese Schneider-Arbeit wirklich sehr. Das Kleid wird an allen Seiten abgesteckt und sie gibt mir noch wertvolle Tipps zum Styling. Meine Angst verwandelt sich langsam in Vorfreude.

Brautkleid Anpassung Stuttgart
Mein Brautkleid von Watters: Endlich in der passenden Größe und Länge

Wenige Tage später darf ich mein Brautkleid anprobieren. Wir haben extra mehr Zeit eingeplant, denn normalerweise gibt es eine zweite Anprobe und später den dritten Termin zur Abholung. Aber weil ich aus Karlsruhe nach Stuttgart komme, habe ich vorher darum gebeten, es am nächsten Termin abholen zu können. Die Auszubildende der Schneiderin hilft mir ins Kleid, erklärt mir wie ich es am Tag der Tage anziehe und wie ich allein auf die Toilette gehen kann. (Ich hatte vorher schon Angst, dass es nicht gehen würde.) Außerdem zeigt sie mir die Knöpfe, mit denen ich die Schleppe hochstecken kann.

Finale Anprobe

Frau Beerwerth begutachtet mich von allen Seiten und stellt fest, wo die Anpassungen noch optimiert werden müssen. Ich hätte es nicht gemerkt. Gut, dass sie vom Fach ist. Ich fühle mich sehr gut aufgehoben. Daraufhin setzte ich mich ins Café an der Ecke, wo Raphael auf mich wartet und trinke einen Milchkaffee. Es passt genau: Als ich den letzten Schluck nehme, ruft die Schneiderin an und sagt, dass sie nun fertig ist.

Endlich kann ich mein Brautkleid mit nach Hause nehmen! Wir verpacken es in einen blickdichten Kleidersack und es fährt mit uns nach Karlsruhe. – Um auf seinen großen Auftritt zu warten. Dann erst wird Raphael es kennenlernen.

Freie Trauung Gut Hebscheid
Showtime für das Brautkleid
Gut Hebscheid Aachen Freie Trauung
Glück.

Das passende Brautkleid: Real Love

Ich wusste vorher nicht, dass ich Liebe für ein Kleid empfinden kann. Aber es muss Liebe sein. Bis zur Hochzeit habe ich es immer wieder anschauen und bewundern müssen. Wollte seine Volants sortieren und mit dem Tüllrock kuscheln. Mit Schmetterlingen im Bauch und Herzchen in den Augen. Weil es mein Traumkleid ist. Und wenn die Aufregung kommt, weiss ich: Zumindest ist mein Brautkleid für mich perfekt.

P.S. In diesem Brautkleid habe ich mich am Hochzeitstag komplett wohlgefühlt. Seit dem Moment, wo ich es morgens angezogen habe. Und ich finde: Es hat perfekt in unsere Location „Gut Hebscheid“ gepasst.

Hochzeitsshooting Aachen
Das Brautkleid durfte auch in der Aachener Innenstadt posieren.

Tipps:

  • Vorab: Pinterest und Zeitschriften bieten endlose Möglichkeiten an Inspiration, was Brautkleider angeht. Es ist gut und wichtig sich vorher darüber Gedanken zu machen, wie das Traumkleid aussehen soll: Länge, Stoff, Schnitt. Dennoch sehen Kleider an einem selbst am Ende oft ganz anders aus. Gebt euch dem eigenen Erfahrungsprozess hin und bleibt offen. Hauptsache ist doch, dass ihr am Tag der Tage strahlt.
  • Fakt ist: Brautkleider sind aufwendig genäht, benötigen viel Stoff und sind daher logischerweise teuer. Überlegt euch vorher genau, wieviel ihr ausgeben wollt und was euch wichtig ist. Zum Beispiel: Wo wird das Kleid produziert, welche Stoffe werden verwendet…
  • Wenn ihr sparen wollt, sind gebrauchte Brautkleider eine gute Option: Deutlich günstiger, nur einmal getragen und wenn ihr es für euch kürzen lasst, ist so ein Kleid wie neu. Sowohl bei ebay Kleinanzeigen als auch in richtigen Second Hand Brautläden gibt es viel Auswahl. Nur bei der Größe muss man Glück haben.
  • Rabatte: Oft gibt es in Brautgeschäften Rabattaktionen, wenn neue Kollektionen kommen. Auch auf die Ausstellungsstücke bekommt man häufig Prozente. Außerdem kann man auf Hochzeitsmessen Kleider günstiger bekommen. In meinem Geschäft gab es außerdem Rabatt, wenn man sich schnell (innerhalb von 3 Tagen) für ein Kleid entscheidet.
  • Vereinbart eure Termine in den Brautgeschäften mindestens 5 Monate vor der Hochzeit, damit ihr Auswahl habt. Wenn ein Kleid in eurer Größe bestellt werden muss, dauert das oft 3-5 Monate. So war es auch bei mir.
  • Die Chemie mit den Brautberatern ist das A und O. Wenn ihr euch unwohl fühlt oder den Eindruck habt, der Berater versteht nicht, was ihr euch wünscht, dann ist es einfach nicht das richtige Geschäft für euch. Fühlt euch nicht unter Druck gesetzt. Es geht um euren großen Tag.
  • Überlegt euch genau, wer zur Anprobe mitkommen darf. Die Meinung von Vertrauten ist wichtig, aber viele Meinungen können einen verwirren. Und das Bauchgefühl trüben. Ich persönlich würde maximal drei Personen mitnehmen zum Brautkleid-Kauf. Denkt immer daran: Das soll EUER Kleid werden und nicht das der besten Freundin, Trauzeugin oder Mama. Jeder hat einen eigenen Geschmack und wenn ihr in eurem Kleid erstrahlt, weil es das richtige ist, dann werden das alle bemerken. Versprochen.
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Das Brautkleid in der Ferienwohnung auf Gran Canaria

Bilder: Martin Permantier, Tomek Wozniakowski, Aljosa Petric, Babette Permantier, Raphael Pi Permantier