Norditalien – Pettenasco: Geheimtipp zum Entspannen

Spätestens als sich unser Auto auf den klapprigen Autozug in Kandersteg in der Schweiz schiebt, ist das Urlaubsgefühl da. Wie aufregend! Mit dem Auto gemeinsam Zug fahren – durch die Berge hindurch. Das lohnt sich schon allein wegen der Fahrt nach Pettenasco.

Der Weg nach Pettenasco in Italien führt quer durch die Schweiz. Nachdem wir den Zug wieder verlassen, müssen wir nur noch über den Simplon-Pass und schon sind wir fast da. Langsam schlängelt sich unser Auto den Berg hoch. Ich bilde mir ein, dass ich es keuchen höre, denn der Weg ist steil. Wenn man sich den Gotthard-Tunnel sparen will, ist der Weg über Kandersteg und den Simplon-Pass allerdings die beste Möglichkeit um zum Lago d’Orta zu kommen. An der italienischen Grenze steht ein Beamter und raucht – er will nur kurz wissen, wo wir hinwollen, wir dürfen fahren und er wendet sich wieder seiner Zigarette zu. Es war, als wäre er aus einem alten Film entsprungen, wie er da an der urigen Grenze am Felsmassiv in den Bergen stand.

Der See

Lago d’Orta

Es ist unser zweites Jahr in Pettenasco und sobald wir den See sehen, bin ich wieder überwältigt – genau wie vor einem Jahr. Dieses klare blaue Wasser ist unfassbar schön. Am liebsten würde ich sofort anhalten und reinspringen. Pettenasco ist für mich ein echter Geheimtipp. Ich nehme euch mit an den einzigen Ort, wo ich wirklich entspannen kann. – Wenn ich nach einer Woche aus Italien zurückkomme, fühle ich mich wie neu! Dazu müsst ihr wissen: Pauschalurlaub stresst mich, weil ich da das Gefühl habe nicht selbst entscheiden zu können. Und bei langen Backpacker-Urlauben habe ich zwar sehr viel Spaß – aber dadurch, dass man immer wieder packen muss, ist es auch nicht so erholsam wie eine Woche am Lago.

Dieser See liegt direkt neben dem großen, majestätischen Lago Maggiore. Und doch kennen ihn so wenige Leute. Ich auch erst seit einem Jahr. – Dabei ist dieser See so viel schöner, als sein großer Bruder. Rings herum die Berge, wild und grün bewachsen. Wenn du den Blick schweifen lässt, kommen einem die vielen verschiedenen Grüntöne fast unwirklich vor. Das liegt aber vor allem auch daran, dass hier viel weniger los ist.

Der kleine Bahnhof „Pettenasco“

Pettenasco: Mein Ruhepol

Ich beschreibe euch hier exemplarisch einen Tag an meinem liebsten Lago und hoffe, dass ihr so versteht, was den Zauber für mich ausmacht.

Nach dem Aufstehen gibt es erst einmal zwei bis sieben Café Latte, die wir in unserem Apartment kochen und auf der großen Terrasse trinken.

Will jemand noch einen?“
„Na klar“ – es ist so ein Luxus für mich einfach am Frühstückstisch sitzen bleiben zu können – ohne Stress. Sitzen, quatschen, lesen. Wunderbar. Als wir irgendwann dann doch satt sind, oder einfach keine Brötchen oder keine Milch mehr da ist, gehen wir an den See. Zum Glück beginnt er gleich auf der anderen Straßenseite. Es gibt hier leider einige Privatstrände – dazwischen gibt es aber auch Abschnitte für alle.

Unsere liebste Badestelle

Nachmittags geht es an den Steg

An unserem Lieblingsort steht ein Steg aus massivem Holz, der auf den See führt. Die mutigen unter uns – also fast alle außer mir – springen von da aus in den See und zeigen was sie können. Ich kann vor allem eins: Lange liegen, lesen und mich über die Aussicht freuen. Glitzerndes Wasser. Ein paar Boote fahren vorbei, manchmal probiert sich jemand im Wasserski. An solchen Tagen sitze ich oft mit Dauergrinsen am See. Dann kann ich mein Glück nicht fassen: Zeit, Ruhe, ein gutes Buch, Wasser. Das Handy bleibt im Haus, denn ich habe hier eh kein Netz. Einfach sein – das ist am Lago möglich. Hier ist auch nicht viel, was einen ablenken könnte.

Wenn die kleine Fähre zwei Mal am Tag ihre Runde zu den verschiedenen Orten auf dem See macht, dann ist das schon ein riesiges Highlight. Immerhin entsteht dadurch eine süße Welle, die quer über den See bricht. Zumindest deutet sie das an. Es gibt hier ja auch keine großen Wellen, die ihr Konkurrenz machen könnten. In diesen Stunden ist das größte Problem, mit dem ich mich befasse: Sonne oder Schatten? Und ich bin immer wieder überrascht von mir selbst, wie lange ich darüber nachdenken kann. Der Alltag verschwimmt langsam in der Ferne und ich lebe in diesen Tagen in meiner eigenen Offline-Welt. Schwimmen, lesen, über das Buch nachdenken und essen. Genau deshalb komme ich wohl gerade in diesem Urlaub so gut runter.

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Für Mutige: Der Sprung in den Lago d’Orta

Das Wasser im Lago ist immer klar und frisch

Am Nachmittag zieht es uns dann doch mal kurz nach oben zur Wohnung, um etwas zu essen und einen Mittagsschlaf zu machen. Man gönnt sich ja sonst nichts. Als ich danach wieder im See auf dem Rücken treiben lasse, fühle ich mich endlich frei, entspannt und leicht – so als würde ich gleich losfliegen. Oben der blaue Himmel und um mich herum feinstes Wasser: In diesem See ist es besonders klar und weich. Das habe ich noch nie erlebt. Erst als die Sonne hinter den Bergen verschwunden ist, sehe ich ein, dass es Zeit ist.

Ich gehe nach oben. Wir müssen gleich schließlich in die Pizzeria. Im Ort gibt es genau eine, aber zum Glück ist die sehr gut. Zu sechst quetschen wir uns an einen runden Tisch für vier, damit alle die Weisheiten verstehen können, die unseren leicht angetrunkenen Hirnen entspringen. Bei Aperol, Wein und Steinofenpizza lassen wir den Tag einen Tag gewesen sein und erst als in uns wirklich gar nichts mehr passt, rollen wir zurück ins Bett. Morgen haben wir schließlich was vor: Ausschlafen und an den See gehen. So nämlich. Vielleicht koche ich abends eine leckere Carbonara.

Grüne Oase

Infos Lago d’Orta:

Ruhiger Ort zum Wohnen: Pettenasco

Unterkunft:

Airbnb – wir haben zu sechst pro Nacht ca 80 Euro gezahlt.

Campingplatz: Da gibt es einen direkt am See, wo man mit Blick auf das Wasser campen kann: Campeggio Allegro Via Legro n° 29, cap 28028 Pettenasco (NO)

Pizzeria „Il Cortile“, Corso Roma 44, Pettenasco: Beste Pizza überhaupt zu gutem Preis-Leistungsverhältnis

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Dinge, die man in der Umgebung unternehmen kann, wenn man das Bedürfnis hat:

Orta San Gulio – das ist ein typisches italienisches Dorf und davor liegt eine kleine Insel – nach Orta selbst und zur Insel kann man auch mit dem Boot fahren.

Lago Maggiore – Wenn man die Größe des Sees mal vergleichen will mit einem Riesen.

Fotos: Raphael Pi Permantier

Kultur: Auf der Suche nach gutem Kaffee in Chile

Ich hätte gern einen Kaffee.“ – „Mit Milch und Zucker?“ – „Nein, nur mit Milch. Danke!“ Als wäre es gestern gewesen erinnere ich mich an den Moment, als ich einen Styroporbecher mit Nescafé und Milch in die Hand gedrückt bekomme. Das war vor etwa 10 Jahren. Inzwischen hat sich einiges in Chile geändert. Kommt mit auf die Reise. 

Ich stehe in einem kleinen Café in der Nähe der Redaktion der Tageszeitung „La Tercera“ in Santiago, wo ich damals ein Praktikum angefangen habe. Vor dem Start wollte ich mir ein wenig „Mut“ antrinken. Normalerweise hilft da bei mir nichts besser als Kaffee. Aber Nescafé ist für mich eigentlich kein Kaffee, also versuche ich das Gesöff möglichst schnell herunterzubekommen, atme einmal tief aus und starte mein Praktikum. In meinem Kopf rattert es: Warum bin ich in Lateinamerika und bekomme Pulverkaffee? Strange.

Warum lieben die Chilenen Nescafé?

Seit ich Chile als Kaffee-trinkende Person kenne und schätze, spielt Nescafé eine unfassbar große Rolle.

Offenbar auch deshalb, weil Nestlé in den siebziger Jahren eine große Kampagne gestartet hat – von wegen „Heeeyy dieser Kaffee ist einfach zuzubereiten… und überhaupt: bisschen Zucker dran.. und Milch – oder Milchpulver und zack. Getränk fertig. Niemand brauch mehr eine Kaffeemaschine – praktisch.“ Jau und ekelig. Das wurde mir zumindest zum Thema erzählt.

Cafés con piernas

Witzigerweise stammt eine sehr ungewöhnliche, sexistische chilenische Kaffeeidee auch aus den siebziger Jahren: Die „Cafés con Piernas“ – also Cafés mit Beinen. Die ersten davon hießen „Café Haiti“ und „Café Caribe.“ Stellt euch vor, ihr kommt in einen solchen Laden und das erste was euch auffällt sind die Frauen, die da bedienen, denn sie tragen alle Minikleider. (In den ganz krassen Läden wohl sogar nur Bikinis oder noch weniger, aber da bin ich noch nie reingegangen.) Die Tresen schlängeln sich durch das Lokal und sind so gebaut, dass alle Gäste die Beine der Bedienungen bewundern können: Die Tresen sind sozusagen unten rum frei. – Damit auch nichts vom Bein versteckt bleibt, stehen die Frauen etwas höher als alle, die einen Kaffee bestellen und gaffen.

Als ich diese Cafés zum ersten Mal gestehen hab, ist mir echt der Mund offen stehengeblieben. Klar: Hier bedienen nur Frauen und sie werden auf ihre Beine reduziert. Viele Chilenen kommen hierher, um in der Mittagspause zu gaffen und einen „richtigen“ Kaffee zu genießen. Denn das ist der Clou: In den „Cafés con Piernas“ gab es schon immer echten Bohnenkaffee. Verrückt, welche Wege der Kaffee in Chile gehen muss, um gekauft zu werden. Wer sich in Santiago nicht so gut auskennt: Diese Cafés gibt es überall verstreut in der Innenstadt. Ihr erkennt sie einfach an den offenen Tresen, den vielen Spiegeln und dem Minikleid-Dresscode der Bediensteten. Bescheuert. Und skurril. Aber ja: Der Kaffee ist ganz ok.

Wie findest du guten Espresso mit Milchschaum?

Das ist ein besonders großer Cortado

Lange – bis etwa 2010 war es für mich die sicherste Variante zu fragen: „Hay café cortado?“ Das ist ein kleiner Espresso mit ein wenig aufgeschäumter Milch. Keine italienische Barista-Kunst, aber da weisst du was du hast. In Santiago gibt es seit jeher Cafés, die Cortado anbieten, aber in den kleineren Städten musst du schon genauer suchen. – Am besten immer kurz die Kaffeemaschinen-Lage checken. Trotzdem hatte ich bei längeren Chileaufenthalten immer großes Heimweh nach gutem Kaffee: Nach einer großen Tasse mit viel Milchschaum und Espresso, der kein bisschen bitter ist.

Wie es die Ironie der Geschichte und die Liebe der Chilenen zu großen Marken so will, hat es ein anderer großer Platzhirsch schließlich geschafft, dass „gemütlich Kaffee trinken“ oder auch mal im Café arbeiten oder lernen IN geworden ist: Welcome to „Starbucks“. Große Sessel, fancy Getränke mit viel Zucker und so teuer, dass ich das Zeug in Chile fast als Luxusgut bezeichnen würde. 2003 ist die Kette nach Chile gekommen und inzwischen gibt es in Santiago an jeder Ecke eine Filiale. Vor allem in Providencia kannst du manchmal von einer Starbucks-Filiale zur nächsten spucken. Und die Dinger sind immer voll! Wahnsinn! Ich weiss nicht, ob es wirklich einen kausalen Zusammenhang zwischen der steigenden Nachfrage nach gemütlichen Kaffees und der Ausbreitung von Starbucks gibt (das könnte ich mal langfristig erforschen) – einen zeitlichen gibt es aber auf jeden Fall.

Der neue Espresso-Boom

Cafe

Ich war 2010 in Chile, 2013 und vor kurzem wieder, also 2016. Mit jedem Besuch fallen mir in den letzten Jahren in Santiago neue, kleine, gemütliche Cafés auf: Im Viertel Lastarria zum Beispiel ist es kein Problem einen Latte nach Barista-Art zu bekommen – auf Wunsch mit laktosefreier Milch. Im Barrio Italia reiht sich eine Galerie mit Shops und Cafés an die nächste.

Auch in Valparaiso gibt es auf den berühmten Cerros Alegre und Concepción lauter kleine Cafés mit italienischer Kaffeemaschine und Wahnsinnsausblick über die Bucht. Das sind Cafés mit stylishen alten, zusammengewürfelten Möbeln in renovierten alten Gebäuden. – Oft mit Holzboden. Diese Häuser erzählen die Geschichte von Valparaiso und bei einem Kaffee stelle ich mir die Geschichte des Raums vor, in dem ich gerade sitze: War es mal ein Schlafzimmer? Oder eine Küche? Oder einfach die Galerie, wo immer die Wäsche getrocknet worden ist? Das sind ganz aufregende Orte.

Kaffee

Ich wünsche mir, dass dieser Trend zu richtigem, italienischem Barista-Kaffee keine kurze Welle ist. Ich wünsche mir, dass es so weitergeht und dass die 10 verschiedenen Größen Nescafé im Supermarkt in Zukunft Kaffeebohnen in unterschiedlichen Röstungen weichen. Und dass es so auch in den Haushalten kleine Espressokocher gibt.

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Kaffee- und Kuchenparadies Valparaiso

P.S. Ein Geständnis noch: Es ist – wie es immer ist mit Dingen, die dich an eine gute Zeit erinnern. Bis heute trinke ich nach jeder Ankunft in Santiago einen Nescafé bei meiner Gastfamilie. Denn der Geschmack erinnert mich an das Santiago, wie ich es in der Schul- und Unizeit kennengelernt habe. Und er zeigt so viel über die chilenische Kultur.

Liebe auf den zweiten Blick: Neuseeland

Komm nach Neuseeland,“ sagten sie. „Da ist die Natur unfassbar schön,“ sagten sie. Ich glaube über kein anderes Land hatte ich vor meinem Besuch so viel gehört und gesehen. Deshalb hatte ich Neuseeland eigentlich gar nicht auf meinem Zettel. Ich wollte eigentlich wieder nach Lateinamerika – doch dann kam mein Bruder und hat alles geändert.

Ihr müsst wissen: Mein Bruder wollte schon immer nach Neuseeland. – Wahrscheinlich seit er den Namen aussprechen kann, mit Sicherheit aber seit er die „Herr der Ringe“ Filme gesehen hatte. Es war klar: Nach dem Abi geht’s mit „Work and travel“ nach Neuseeland. Und dann als die Reise immer konkreter wurde und näher rückte, lag er mir in den Ohren: Ich müsse ihn unbedingt besuchen. Das würde mir sicher auch gefallen. Und am Ende habe ich wirklich gebucht. – Ich dachte mir: Wenn nicht jetzt wann dann.

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Unfassbar viele süße Hügel in Neuseeland

Drei Wochen Zeit – so viel zu sehen

Drei Wochen habe ich in Neuseeland verbracht: Erst in Auckland, dann ging es weiter nach Raglan, Rotorua und Taupo und schließlich für einen kurzen Besuch auf die Südinsel nach Kaikoura um die Reise in Wellington zu beenden. Jeder, der Bilder aus Neuseeland kennt, weiss: Die Natur dort ist unbeschreiblich. Diese Vielfalt ist fantastisch: Vulkane, Wellen, die einen zum surfen einladen, Geysire, Wasserfälle, Seen, Flüsse. Wahnsinn.

Neuseeland
Kaikoura

Jeder hat dieses beeindruckende Foto

Wir fuhren mit einem alten gemieteten Auto durch die Natur und waren beeindruckt. Dennoch dachte ich immer wieder: Ah guck – da ist ja der Vulkan, den ich von dem Foto kenne. Und hier die Hügellandschaft, die aussieht wie im Land der Hobbits. Vielleicht ist es, weil Neuseeland Kulisse für so viele Bildbände und Filme war. Ich hatte ständig das Gefühl: Das kenne ich schon! Ich hatte immer wieder das Gefühl Neuseeland mit Chile vergleichen zu müssen: Beide Länder haben Vulkane und überhaupt eine unfassbare Vielfalt in der Natur. Beide Länder sind sehr außergewöhnlich und doch so unterschiedlich. Und das beinhaltet auch, dass ich immer wieder dachte: Hier kommt jeder lang, der einmal in Neuseeland ist. Jeder hat dieses Foto.

Neuseeland
Irgendwo auf einer Landstraße

Machen wir uns nichts vor: Im Grunde ist es auch so. Die meisten von uns reisefanatischen Menschen kommen höchstens einmal im Leben nach Neuseeland. Es ist weit, der Flug ist teuer und auch vor Ort ist es nicht günstig. Sogar für eine Flasche Bier zahlst du gerne mal 8 NZ Dollar. So ist es eben. Das gehört dazu. Andauernd laufen deutsche Touristen in Funktionskleidung an dir vorbei und machen die gleichen Fotos wie du. Neuseeland ist top Reiseziel für viele Menschen und ich gebe zu: Das hat mich abgeschreckt. Vor allem während der Reise. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl: Neuseeland – das machste jetzt einmal. Aber mit dem einen Mal wird es das ja wohl dann auch gewesen sein.

Nein.

Ich habe mich geirrt.

Manchmal braucht die Liebe Zeit

Die Reise ist jetzt ein Jahr her. Und seit ein paar Wochen hat sich mein Blick auf die Reise nach Neuseeland noch einmal geändert. Mancheiner wird vielleicht denken, dass mein Blick auf die Erfahrung sich einfach verklärt hat durch die Zeit, die vergangen ist. Das mag ein Teil des Ganzen sein, aber ich denke auch: Neuseeland brauchte den Abstand. Und ich brauchte den Abstand von Neuseeland: Das Reflektieren zum Beispiel. Und die zwischenzeitlichen Reisen in andere Länder. Ich habe die Zeit gebraucht, um die Liebe für dieses besondere Land wachsen zu lassen.

Aber was macht sie denn nun aus? Diese neue Liebe?

Kaikoura
Kaikoura

Wenn ich jetzt an Neuseeland denke, bekomme ich ein warmes Gefühl im Bauch. Ich sehe den endlosen Strand von Raglan vor mir, ich spüre den Wind, der eigentlich immer in Wellington durch die Straßen pfeift. Und ich sehe den Zug, der einmal am Vormittag durch Kaikoura, die Küste entlang in Richtung Picton fährt. – Den Zug, dem wir immer wieder beim surfen zugewunken haben, während Surflehrer Doug uns von seinem Traum erzählt hat, dass er genau da an diesem Steinstrand ein Surfcamp eröffnen will. Hoffentlich macht er das auch. Ich werde wiederkommen und das überprüfen müssen.

Geniales Land und tolle Menschen

Es ist die Mischung aus Land und Menschen, die meine Liebe zu Neuseeland auch aus der Distanz weiter wachsen lässt. Denn eigentlich ist Neuseeland viel zu schade, um dort nur 3 Wochen durchzureisen und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abzuhaken. Egal mit wem ich mich dort unterhalten habe: Ich hatte immer das Gefühl, dass Neuseeland eine große Lebensqualität hat. Viele Menschen wirkten auf mich wirklich zufrieden und gelassen. Etwas was ich mir immer wieder für mein Umfeld und mich wünsche. Außerdem konnten wir sehen und spüren, wie sehr viele die Natur schätzen und im Einklang mit ihr leben.

Bewunderns – und beneidenswert. Das ist es wohl, warum ich heute das Gefühl habe: Newzealand has got it all. Und ja, ich komme wieder. Ganz bestimmt.

Bilder: Raphael Pi Permantier

Lieblingsorte Neuseeland:

Neuseeland: Raglan – der schönste Ort, um die Zeit zu vergessen

Drei Wochen hatten wir insgesamt Zeit – inklusive der Flüge. Unsere Zeit in Neuseeland war knapp und dennoch hat es Raglan geschafft, dass wir länger bleiben mussten. Ein unfassbar faszinierender Ort, der für immer seinen Fußbabdruck in meinem Herzen hinterlassen hat. Wenn ich das nächste Mal in Neuseeland bin, bleibe ich mindestens eine Woche in Raglan, denn dieser Ort tut unendlich gut.

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Cloud- oder Sunporn?

Auf den ersten Blick unscheinbar, fast verschlafen!

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Die Aussicht bei Flut

Nach Raglan sind wir von Auckland in unserem alten Mietwagen gefahren. Keine weite Strecke und eine gute Möglichkeit, um uns an den Linksverkehr zu gewöhnen. Der Ort selber ist auf den ersten Blick ziemlich unscheinbar. Etwas mehr als 2000 Einwohner leben dort. Es gibt ein paar Straßen, Restaurants und einen großen Supermarkt.

Unser Airbnb-Appartment liegt oben am Hang. Wir wohnen bei Steen und seiner Freundin. Die zwei haben ein wunderschönes Haus, in das sie unten eine kleine Wohnung für Gäste gebaut haben – natürlich mit Blick in den grünen Garten. Oben haben die zwei einen riesigen Balkon. Von dort aus kannst du sogar das Wasser sehen. Allerdings nur bei Flut: In Raglan schlängelt sich nämlich das Wasser bei Flut über viele Seitenärme vom Meer bis zum Ort hoch. So wird es nie langweilig – die Aussicht ändert sich ständig.

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Verlassene Straßen in Raglan

Mit dem Auto fahren wir dir Küste entlang in Richtung Strand. Ein paar Kilometer liegt er entfernt und als wir ankommen, bleibt mir vor Begeisterung der Atem weg. Wir stehen oben auf einem Felsen, halten an um zu sehen ob wir richtig gefahren sind und stellen sofort fest: Das ist der perfekte Fleck.

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Einsame Weite am Strand von Raglan.

Perfekte Wellensets schieben sich in die Bucht hinein

So etwas hatte ich bis dahin noch nicht gesehen: Von weit her vom Meer schieben sich die Wellensets an den Strand heran. Fein säuberlich aufgereiht sind sie, so als hätten die Wellen eine Choreographie eingeübt. Und im Grunde haben sie das auch. Sie brechen ganz langsam am Strand von Ngarunui Beach – Glücksgefühl für alle Surfer: Wellen komplett absurfen können. Hier sind wir richtig, hier wollen wir bleiben. Eine lange Treppe führt zum Strand herunter – jeder Schritt lohnt sich hier.

Der Sand ist dunkel hier und er reicht so weit das Auge reicht. Das ist kein Strand, wo Touristen wie Ölsardinen nebeneinander liegen. Hier ist endlos Platz für jeden, der sich sonnen will. Gleich neben der Treppe, die zum Strand führt steht ein Wagen voller Surfbretter und Neoprenanzüge. Equipment leihen erwünscht. – Bei guten Konditionen musste allerdings auch mal warten bis wieder ein Surfbrett frei ist. Bei der Aussicht auf Wellen und Surfer ist aber selbst das Warten schön.

Ein Neuseeländer tanzt eine Choreographie auf seinem Board

Wir werfen uns in die Wellen. Neben uns tanzt ein Neuseeländer auf seinem Longboard über die Wellen. Ich habe das Gefühl, dass er sich auf jeder Welle eine neue Choreographie überlegt. Großartig! In solchen Momenten denk ich immer: Hoffentlich kann ich das eines Tages auch! Dann kämpfe ich mich durch die Wellen und wünsche mir, dass meine Arme etwas mehr Kraft hätten. Hier wird mir wieder bewusst, was ich kann und was ich noch alles lernen will. Das Licht tanzt auf den Wellen, lachende Surfer sausen an mir vorbei, zeigen mir meine Grenzen auf und ermutigen mich gleichzeitig nicht aufzuhören.

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Nachtisch und bester Kaffee im „The Shack“

Nach der Session sitze ich glücklich und völlig müde am Strand. Ich wünsche mir, dass ich noch einmal reingehen könnte – gleichzeitig weiss ich, dass ich dazu keine Kraft habe. Fest steht: Wir kommen morgen wieder. Diese Müdigkeit nach einer Surf-Session ist einzigartig: Die Schwere des eigenen Körpers paart sich mit tiefer Zufriedenheit. Und du weisst: Wenn es geht, kommst du morgen wieder.

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The Shack

Barista-Café an jeder Ecke

So verfliegen die Tage in Raglan: Zwischen Strand und Restaurant eins zwei oder drei verbringen wir die schönsten Tage in Neuseeland. Das beste Essen und großartigen Barista-Kaffee bekommen wir im „The Shack“ im Zentrum von Raglan. Ein stylishes Restaurant im surferstyle mit Möbeln aus Holz. Da die Karte begrenzt ist, gibt es immer außergewöhnliches, leckeres Essen.

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Volcom Lane
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Auf dem Weg zu den Sunday Sessions

Den Sonntagnachmittag verbringen wir im Innenhof vom Yot Club in der Volcom Lane (Ja, die heisst echt so wie die Marke). Da steigen sonntags immer die Sunday Sessions: Es läuft Reggae, oft treten Bands auf. Irgendwann schmeisst jemand den Grill an und es gibt Wraps. Dazu sitzen alle auf alten Gartenmöbeln. An dem Sonntag als wir da waren gab es außerdem großartiges Popcorn aus Raglan für umsonst. Ich weiss, es klingt strange, aber dieses Popcorn ist gleichzeitig süß UND salzig und das beste, was ich je probiert habe. Macht allerdings süchtig.

Raglan: Ein Ort, um sich zu Hause zu fühlen

Immer wenn wir nach Inspiration oder Zielen für irgendwann suchen, fahren wir nach Manu Bay oder an einen anderen Surfspot und gucken den erfahrenen Surfern dabei zu, wie sie sich in die Wellen werfen. Wir machen Fotos, feuern an und manchmal bleibt uns auch der Atem weg. Auch das liebe ich am surfen: Andere bewundern. Diese Ehrfurcht vor den Wellen an sich spüren und vor den anderen Surfern, die sie so gut beherrschen.

Raglan ist für mich der perfekte Ort am anderen Ende der Welt: Ich habe mich in der Ferne zu Hause und in Ruhe und Gelassenheit gefühlt. Das ist unbezahlbar.

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Manu Bay

Fotos von Raphael Pi Permantier und Athene Pi Permantier

Porto – leider bist du zu schön!

Nach Porto bin ich im Oktober 2016 eher zufällig gekommen. Eine Freundin von mir hatte dort im Studium ein Jahr verbracht und wir hatten Lust auf eine kleine Tour. Es gab günstige Flüge, ich hatte die perfekte Reisebegleitung und bin unvoreingenommen los. Ich hatte keine Ahnung! Porto ist ein Traum!

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Nach der Landung hat mich das Licht und der Sonnenuntergang umgehauen, in der Stadt haben wir in der Nähe vom Fluss in einem Airbnb-Zimmer gewohnt. Unsere Gastgeber: ein unfassbar süßes Künstler-Pärchen. Sie wohnen in einer riesigen Albau-Wohnung mit Balkon und Blick in einen typischen Innenhof mit Wäscheleinen. Im Wohnzimmer wird das Sofa gerade noch aus alten Paletten gebaut und der Verstärker der Anlage ist in Form einer Gitarre selbst gebaut worden.

Die zwei haben uns – wie sich das gehört – tausend Tipps für die Gegend gegeben: Da gibt es Wein für einen Euro, dort den besten Sangria, Kaffee für 60 Cent, da Fleischbrötchen und und und. Diese Brötchen haben wir gleich am ersten Abend probiert und seitdem nenne ich sie nur noch Fettbrötchen. Der Wahnsinn! Und das meine ich positiv. Schweinefleisch auf einem Brötchen – auf Wunsch noch ein Stück Käse dazu und Pommes. Tausend Kalorien und soooo lecker. Wir haben gleich beschlossen, dass es diese Fettbrötchen noch häufiger geben muss. Leute, die kein fettiges Essen und kein Fleisch mögen, haben es in Porto schwer. Aber es ist nicht unmöglich. Aber das Essen und die günstigen Getränke sind nicht der Grund, warum ich mich unsterblich in diese Stadt verliebt habe.

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Details an den Wänden in der Innenstadt von Porto

Porto trifft genau meinen Geschmack! Als Stadt! Es ist diese Mischung aus angenehm ranzig, alte Gebäude mit bunten Kacheln sorgen dafür, dass man andauernd lächeln muss und dazu kommt dieser unfassbar schöne Ausblick auf den Fluss und das Meer. Städte, die an einem Hang am Wasser gebaut sind, haben es ja generell leichter mein Herz zu gewinnen. Ich liebe Valparaiso in Chile, Lissabon und San Francisco. Und Porto vereint alle Schönheiten dieser Städte. Ihr könnt mit einer alten Straßenbahn quietschend über die Hügel fahren und euch fühlen wie in einer anderen Zeit. Danach lauft ihr stundenlang durch die verschachtelten Straßen – Hügel rauf, Hügel runter. An jeder Ecke gibt es neue Streetart: Mal verträumte Malereien, mal gesprayte Kunstwerke und dazu kommen noch diese vielen verschiedenen bunten Kacheln, die die Hausfassaden zieren.

Ich bin großer Fan, vor allem weil es so nie langweilig wird durch die Straßen zu schlendern: Man wird immer wieder überrascht: auf einmal steht ihr im Park und könnt bis zur Flussmündung schauen. Diese Aussicht, die einem das Gefühl gibt von „alles ist möglich“ oder „heute ist mein Neuanfang“. Und wenn die Füße einem sagen „Jetzt reicht’s aber mit den vielen Hügeln“: Unten am Fluss könnt ihr ganz gemütlich weiter schlendern und eine der vielen Portwein – Keller besuchen. – Natürlich MIT anschließender Weinprobe.

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Am Surfstrand Matosinhos

Das ist aber noch nicht alles, denn die Perfektion dieser Stadt wird für mich vollkommen durch das Meer! 25 Minuten Fahrt in der Metro und schon seid ihr in Matosinhos am Strand. Auf den ersten Blick gewinnt dieser Strand keinen Schönheitswettbewerb, aber der Sand ist fein und unendlich hell und dieser Strand ist ein top Spot für Anfänger, um surfen zu lernen. – Und für alle die, die einfach kleine Wellen mögen – wie ich – der perfekte Strand, um Spaß zu haben. Ich habe mir für zwei Stunden ein Board geliehen (inklusive Neoprenanzug habe ich 15 Euro bezahlt) und habe mich in die Wellen gestürzt. Für mich kann es nichts besseres geben: Eine tolle Stadt mit Flair, Bars, gemütlichen Cafés und gleich um die Ecke ist ein Surfspot. Der Wahnsinn.

Ich werde in jedem Fall wiederkommen, um die Süße des Portweins in meinem Gaumen zu spüren, um nach einem Fett-Fleischbrötchen satt ins Bett zu fallen und um zwei Stunden pro Tag zu surfen. Porto, für dich fange ich vielleicht sogar an Portugiesisch zu lernen. Tal vez. Ao melhor.

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Einmal über den Fluss und die Aussicht ist der Wahnsinn!