Verwöhnt durch die unendliche Schönheit der Costa Vicentina machen wir uns auf den Weg zu einem neuen Surfstrand. Ich habe dieses Gefühl: „Mal sehen, was da kommt! Viel besser kann es ja eigentlich eh nicht werden. Aber kann ja nicht schaden.“ Und es wurde alles noch viel besser am Strand von Odeceixe.
Portugal meint es gut mit uns. Das Land vereint ungefähr alles, was ich mir von einem Reiseziel wünsche: Viel Küste, aufregende Städte, ausgelassene Surfkultur, aufregende felsige Natur, Portwein und eine ausgezeichnete Kaffeekultur. Das einzige was mir fehlt ist „Portugiesisch“. „Sollte ich wohl noch lernen,“ denke ich als wir das Auto auf einem Parkplatz hoch oben auf einem Felsen abstellen, um „mal kurz die Lage zu checken und dann entscheiden wir, ob wir da bleiben.“
Begeistert von kleinen grünen Wellen
Auf einer steilen Straße laufen wir auf ein paar Häuser zu, die an den Felsen hängen. Allesamt mit großartigem Meerblick – nur wir können den Strand noch immer nicht sehen. Wir laufen fast bis unten, bis wir endlich überblicken können, was uns hier erwartet: Dieser Strand ist zur Abwechslung nicht unendlich lang aber dafür sehr tief. – Denn bei Ebbe ist hier besonders viel Platz. Begeistert sehen wir die kleinen grünen Wellen auf den Sandbänken brechen und fest steht: „Gut, dass wir hier noch geschaut haben!“ Da wo der Strand endet, ist ein Fluss, der hier zu einer breiten Lagune wird. Das macht den Strand noch paradiesischer. Auf der Seite des Meeres – Wasser, auf der rechten Seite – Wasser durch den Fluss und im Rücken Wasser durch die Lagune. Auf der anderen Seite hängt das kleine Dorf an den Felsen. Ein traumhafter Ort: Praia de Odeceixe.
Praia de Odeceixe
Unten am Strand, leihen wir uns Surfboards für den ganzen Tag. Planschen, liegen, surfen. Hier könnte ich ewig bleiben. Die Lagune ist perfekt für alle, die ein Stand-Up Paddle ausprobieren, oder einfach schwimmen wollen. Im Meer bringen ein paar Surflehrer ihren Schülern bei, wie sie sich am besten auf ihr Board stellen können und davor tronen 3 Lifeguards in ihrer Burg. Kein Witz – diese Guards bauen sich jeden Tag aufs neue eine Sandburg, auf der sie auch bei Flut sitzenbleiben können. Das waren übrigens die nettesten Lebensretter, die ich jemals an einem Strand kennengelernt habe. Die erklären und geduldig die Strömungen im Wasser und als wir surfen, feuern sie uns an und freuen sich mit uns über jede Welle, die wir erwischen.
Ich sitze am Strand und versuche den Moment einzufrieren
In einer Surfpause mache ich einen Strandspaziergang und laufe endlos durch den warmen Sand. Es gibt Stellen, da ist er komplett unberührt und ich kann neue Spuren hinterlassen. Ich setze mich hin, fühle wie die feinen Sandkörnchen durch meine Finger rinnen und versuche den Moment in meinem Kopf einzufrieren. Bitte geh nicht. Es ist perfekt. Wüsste ich wie man meditiert, ich würde es tun. Ich danke dem Moment und dem Ort auf meine Weise und sitze lange für mich alleine im Sand. Diese Situation werde ich mir noch zurück in den Kopf rufen, wenn es kalt und nass und fies ist in Deutschland – irgendwann im grauen Winter.
An diesem Ort wachse ich endlich wieder über mich hinaus
Auch in diesem Urlaub habe ich beim Surfen wieder viel mit der Angst zu kämpfen gehabt. Aber an diesem Strand in Odeceixe, wachse ich endlich wieder über mich hinaus. Ist es der Ort? Oder einfach, weil ich wieder „eingesurft“ bin und mich daran gewöhnt habe. Ich weiß es nicht, aber ich wünsche mir, dass es eine Mischung aus beidem ist. Die Welle baut soch hinter mir auf und ich merke: Ich bin genau am richtigen Ort.
Mit den Augen fixiere ich den Strand, der mir schon so viel Freude bereitet hat, und fange an zu paddeln. „Nicht aufhören“, befehle ich mir. „Nicht nach hinten schauen – das macht dir nur Angst. Weiter, immer weiter“ Immer wieder, bis ich den Push spüre und ohne, dass ich merke wie genau, stehe ich auch schon auf dem Board, neige es leicht nach links und da ist es wieder: „Ich kann fliegen“, keine Ahnung, ob ich das nur gedacht oder geschrien habe. Ist egal. Der Ozean, die Wellen, die er mir geschenkt hat und ich. Wir sind eins für diesen einen Moment. Und der ganze Alltag, all das, was einen abends belastet, ist weit weg. Die Natur – und vor allem das Meer – hat eine unfassbarere Kraft, die die alltäglichen Problemchen verblassen und klein werden lässt. „Das hier ist es, was zählt“, denke ich noch Stunden später, als wir in einem Restaurant auf dem Hügel von Odeceixe sitzen und ausgezeichnete, gegrillte Dorade genießen, während die Sonne ins Meer eintaucht und sich bis morgen verabschiedet.
P.S. Wir haben hinterher festgestellt, dass der Ort uns so geflasht hat, dass wir fast vergssen haben Fotos zu machen. Es gibt nur diese paar. Aber glaubt mir: Es ist zauberhaft.
Ich war letztes Jahr auch in Odeceixe, allerdings zu einer Jahreszeit, in der Strand so gut wie leer war. Die Region ist unglaublich schön. Vor allem finde ich, dass es sich lohnt, die Wanderungen entlang des Fischerwegs zu unternehmen. Da kann man in der Höhe den Klippen entlangwandern und dabei schwindelerrende Aussichten geniessen. Ja, ich weiss… ist nicht surfen, aber ich fand das eine meiner schönsten Wanderungen bisher. Daher meine Empfehlung… 🙂
Hi Oli! Vielen lieben Dank für den Tipp! Das schauen wir uns auf jeden Fall an, wenn wir nochmal nach Portugal fahren. Ganz loebe Grüße, Athene