Wedding Diaries 5: Und was mach ich mit den Haaren? Die Testfrisur

Wenn ich diesen Titel so lese, klingt das sehr amerikanisch: Wir machen eine Testfrisur vor der Hochzeit und dann ein Test-Essen und danach am besten noch eine Testparty. So läuft es natürlich nicht. Aber ich muss zugeben, diese eine Sache ergibt schon Sinn, die Frooooooonck da immer in der Fernsehsendung „Vier Hochzeiten und eine Traumreise“ sagt: „Gib dich in die Hände der Leute vom Fach und du hast eine Sorge weniger.“ Das Styling soll schließlich zu mir passen. Warum eine Testfrisur unfassbar Druck von einem nimmt und die Vorfreude steigen lässt, lest ihr hier.

Die Hochzeit findet in Aachen statt – auf Gut Hebscheid – ich allerdings wohne in Karlsruhe und zum Friseur gehe ich eigentlich in Bühl. Komplizierte Sache. Hinzu kommt, dass ich auch gar keine Friseure in Aachen kenne. Also habe ich erst einmal angefangen rumzufragen bis mir eine Freundin ihre Friseurin empfohlen hat und ironischerweise heiratet sie auch noch eine Woche vor uns. Wir konnten aus der Testfrisur also ein kleines Mädels-Event machen. Und das fand im Juni endlich statt. Vorher hatte ich allerdings gefühlt schon alle Brautmagazine der Welt, plus Instagram und Pinterest nach Brautfrisuren und Make-Up durchsucht und erstmal herausgefunden, was ich alles nicht will. – Oder was alles nicht geht: Hallo, ich bin Athene, 160 cm klein, Sommersprossen, wenig bis null Erfahrung mit Make-Up und außerdem habe ich dünne Haare, die einfach nicht wachsen wollen. Ist echt so: Meine Haare wachsen so langsam, dass sich sogar Friseure darüber wundern! Ab der Schulter hören sie einfach auf zu wachsen. Das wird also nichts mit langen, märchenhaften Wellen und offenen Haaren. Und Make-Up-Pinsel und ich, wir kennen uns nur von weitem.

Welche Frisur passt zu mir? Was mache ich mit den Haaren?

Als ich angefangen hab, darüber nachzudenken, was ich machen könnte, ist mir natürlich erst einmal alles eingefallen, was mit meinen Haaren leider nicht geht. Meine Güte, meine Güte, drei Bonbons und keine… (Tüte). Lassen wir das. Was nicht ist, ist nicht. Haarteile, die einem mehr Haar zaubern, konnte ich mir bei meiner Haarlänge auch nicht vorstellen. Streng hochgesteckt, passt einfach nicht zu mir.

Die erste Idee kam in einem Brautladen, als ich zu einem Kleid (das ich nicht genommen habe) einen kleinen Blumenkranz angezogen und meine Haare unordentlich da reingesteckt habe. – „Wild hochgesteckt“, würde ich es mal nennen. In der Fachsprache der Brautmagazine nennen sie es „Undone-Look“ – also so wild, dass es aussieht, als wäre man gerade aus dem Bett aufgestanden und hätte sich nur mal eben die Haare hochgesteckt und gleichzeitig aber so gezaubert, dass es den ganzen Tag hält. Das mag ich, das passt. Ich bin ja auch im normalen Leben nie lange im Bad beschäftigt, dazu fehlt mir einfach die Muße. Außerdem gefällt mir der Bruch durch diese Frisur zu meinem langen Brautkleid sehr.

 

Und dazu soll es ein Blumenkranz sein. Kein Schleier, nur ein Kranz, der nicht zu groß sein darf. Sonst würde es ja aussehen, als ginge der Kranz mit mir spazieren. Die Blumen werde ich mir in der Woche vor der Hochzeit bei „Drei Blüten“ in Aachen zusammenstellen. Das steht schon fest. Sonst nichts. Für die Testfrisur brauchte ich aber ja auch einen Kranz, also habe ich das Internet kreuz und quer nach einer günstigen Alternative aus Kunststoff abgesucht und bin bei Amazon fündig geworden.

Und „für falls“ wie ich gerne sage, also falls am großen Tag etwas mit den frischen Blumen schiefgehen sollte, habe ich mir noch einen Ersatzkranz aus getrockneten Blumen bestellt. Denn ich möchte auf keinen Fall Plastik auf dem Kopf haben.

Meine ganzen Ideen habe euch übrigens ich in diese Pinterest-Galerie gepackt.

Und welches Make-Up passt zum Styling?

Das war einfacher! Die einzige Sorge: Kann die Friseurin das so natürlich und schlicht, wie ich mir das wünsche? Also kann sie auf meine Wünsche eingehen und trotzdem dafür sorgen, dass ich von morgens bis abends fit, wach und strahlend aussehe, obwohl ich vermutlich Augenringe bis zum Mars haben werde?

Mädelsmorgen mit Testfrisur

Den Tag der Testfrisur habe ich Ende Juni organisiert, damit ich – falls ich gar nicht zufrieden sein sollte – noch Zeit habe, mir wen anderes zu suchen.

An dem Morgen hakt es aber erst einmal bei uns. Meine Freundin schreibt mir, dass sie verschlafen hat. „Das kann ja noch was werden“, denke ich und muss gleichzeitig lachen. Mit 15 Minuten Verspätung brausen wir nach Horbach, einen Ort bei Aachen zu Corinna Hof. Als wir ankommen fühle ich mich in Teenie-Zeiten zurückversetzt, weil in der Gegend einige Freundinnen von mir gewohnt haben.

Frau Hof nimmt uns die kleine Verspätung nicht übel. Sie hat ihren Friseursalon in ihrem Wohnhaus: Ein Raum, klein und gemütlich mit genau zwei Plätzen für uns. Sofort strahlt sie uns an und auch, wenn ich an dem Morgen sehr aufgeregt war, habe ich bei ihr gleich das Gefühl in guten Händen zu sein. Ich zeige ihr die verschiedenen Bilder aus dem Netz und erkläre ihr bis ins kleinste Detail, was ich mir vorstelle. Zeige ihr den Testkranz und frage sie nach ihrer Meinung zu allem. Das ist mir besonders wichtig, denn ich kenne mich mit Styling und Schminke einfach nicht aus.

In meiner Familie sind die Frauen eher so drauf: Kajal, Mascara, Labello, fertig. Und mit dem Kajal ist das oft schon ein kleiner Kampf. Ich hätte grundsätzlich schon gern mehr Ahnung davon, aber es ist unrealistisch, dass ich das noch vor der Hochzeit lerne. Sie erklärt mir, dass die Frisur auf jeden Fall den ganzen Tag hält, dass ich mir keine Sorgen machen muss. Und dass wir das Make-Up so hinbekommen, dass ich nicht „angemalt“ aussehe. Puh. Los geht’s.

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Sie glättet mir die Haare, zupft hier und da, setzt mir den Blumenkranz auf und hantiert mit hundert Klämmerchen, um das Maximum aus meinen dünnen Haaren herauszuholen. Das macht sie nicht zum ersten Mal. Das merkt man gleich. Immer wieder fragt sie mich, ob es so passt. Wir ändern Kleinigkeiten ab und am Ende bin ich wirklich zufrieden, mit dem was die mir auf den Kopf gezaubert hat. Wir hoffen allerdings beide, dass meine Haare noch etwas wachsen bis September. Auch meine Freundin ist begeistert – ich bin froh, dass sie dabei ist: Eine zweite Meinung ist einfach unbezahlbar.

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Und dann das Make-Up. Davor hatte ich fast noch mehr Schiss, bin aber sofort beruhigt als sie mir sagt, dass wir im Grunde komplett auf Make-Up verzichten könnten. Das hätte ich nicht gedacht! Weil ich mich aber mental so darauf eingestellt hatte, dass ich an dem Tag unbedingt Make-Up ausprobieren will, lasse ich mich nicht abbringen. Wie ich ohne aussehe, weiss ich ja. Also pinselt sie mir das helle Zeug einmal quer durchs Gesicht. An dieses – gestylt werden – könnte ich mich gewöhnen! Ein tolles Gefühl hergerichtet zu werden.

Beim Test-Styling kann man viel ausprobieren

Nach dem Make-Up, werden die nächsten Entscheidungen getroffen: Welcher Lidschatten soll es sein? Welcher Kajal? Wieviel von alledem? Dabei verlasse ich mich auf das Auge meiner Expertin. Ich habe das Gefühl, dass wir uns verstehen und, dass sie weiß, dass ich nicht zu viel Farbe im Gesicht haben möchte. Mein Ziel: Auch am Hochzeitstag ich selbst sein. Natürlich aufgehübscht und gestylt, aber eben nicht übermalt. Es gibt ja Frauen, die schminken sich jeden Tag und sehen einfach fantastisch so aus, aber ich nicht. Vor allem, weil ich mich so nicht kenne. Am Ende suche ich noch einen matten Lippenstift aus, der gut zum Gesamtbild passt und kaufe ihn auch gleich bei ihr. So kann ich am großen Tag immer nachlegen, wenn mir danach ist.

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Nach eineinhalb Stunden ist alles fertig und ich darf Beweisbilder machen. Jetzt ist meine Freundin an der Reihe. Die bekommt eine lockige Flechtfrisur, die wirklich toll aussieht an ihr. Da sieht man mal wieder was die unterschiedlichen Typen ausmachen. Es macht übrigens mindestens genauso viel Spaß jemandem dabei zuzusehen, wenn er zurechtgemacht wird, wie selbst gestylt zu werden.

Als wir beide fertig sind, wird alles genau zusammengerechnet und ein Zeitplan für den Hochzeitstag erstellt, damit da auf keinen Fall Stress aufkommt.

Am großen Tag wird Corinna Hof zu mir ins Hotel kommen und sich um alles kümmern. Die Vorfreude steigt inzwischen ins Unendliche – besonders weil ich jetzt keine Angst mehr haben muss, mich am Ende doch noch selbst stylen zu müssen.

Das Styling wird in der Stadt getestet

Hinterher laufe ich beschwingt durch die Aachener Innenstadt und fühle mich wie eine Prinzessin. Vielleicht fange ich hier und da aus Versehen sogar an ein wenig zu tanzen. Wer weiß. Es ist ein besonderer Sommertag in Aachen. Alle sind gut drauf, weil die Sonne mal ein paar Tage am Stück scheint. Ich bin wirklich überrascht, wie viele Menschen mich anlächeln und nach Frisur und Styling fragen. So ein Blumenkranz macht echt was aus! Das werde ich mir merken. Auch für andere – nicht-hochzeitliche Feste.

Tipps:

  • Wenn ihr nicht an dem Ort heiratet, wo ihr wohnt: Auf jeden Fall Freunde und Bekannte fragen. Friseure sind so unterschiedlich!
  • Überlegt euch vorher genau, was ihr wollt und was nicht. Der Friseur kann nicht eure Gedanken lesen.
  • Nehmt auf jeden Fall jemanden, dem ihr vertraut zur Testfrisur mit. Eine zweite Meinung ist unbezahlbar.
  • Kosten für ein Braut-Styling variieren stark. Meine Friseurin kostet ca: Frisur 40-55 Euro. Make-Up: 25-35 Euro und dazu kommen natürlich noch Fahrtkosten, wenn sie zu einem ins Hotel kommt.

 

Wedding Diaries 3: Der Tanz mit den Behörden

Wir sagen „Ja“ zueinander – vor unseren Freunden und Verwandten und hinterher ein rauschendes Fest. Ich gebe zu, ich habe es mir deutlich einfacher vorgestellt den Papierkram bei den Behörden zu erledigen. Nach dem ersten Anruf beim Standesamt dachte ich echt: Das schaffen wir nie. Aber lest selbst.

Antrag an Heiligabend, Location-Suche zwischen den Jahren und der Versuch alle Papiere möglichst schnell zusammenzubekommen. Die Feiertage rund um Weihnachten haben mich und meine Nerven stark herausgefordert. Ich dachte bei mir: „Geh ich halt kurz ins Internet auf die Seiten des Standesamtes und finde heraus, welche Unterlagen wir so brauchen“. Tja. Und dann steht da sinngemäß: Wer im Ausland geboren ist, findet hier keine Infos und muss erst einmal bei uns vorsprechen. Ganz schön lange können Feiertage dauern, wenn man darauf wartet, jemanden im Amt zu erreichen. Als es endlich soweit ist, haben wir eine Dame am Telefon, die uns erklärt, dass sie keine Beratung am Telefon macht. Der nächste freie Termin sei in 5 Wochen.

„Der nächste freie Termin beim Standesamt – in 5 Wochen“

Ich war – mal wieder – kurz vorm Ausrasten. Ungerecht. Da will man nur seine Hochzeit planen und alle stehen einem im Weg mit ihren Regeln und ihrer Bürokratie. Klar, auch 5 Wochen gehen zugegebenermaßen irgendwann vorbei. Aber in der Zeit bis dahin konnten wir uns um nichts kümmern. Und all das, weil man in einem anderen Land – in meinem Fall in Chile – geboren worden ist. Wenn beide Partner deutsche Staatsbürger sind, nicht im Ausland geboren wurden und noch nicht verheiratet waren, ist es deutlich einfacher. Die Facts dazu habe ich euch unten zusammengefasst.

Anmeldung zur Eheschließung

Im Wesentlichen sind es die folgenden Schritte, bis man in Deutschland heiraten kann: Frühestens sechs Monate vor dem Hochzeitstermin kann man die sogenannte „Anmeldung zur Eheschließung“ im Standesamt vornehmen lassen. Ab dem Termin hat man dann sechs Monate Zeit auch wirklich zu heiraten. Wenn man einfach in einem normalen Trauzimmer unter der Woche heiraten möchte, ist das normalerweise auch kein Problem. Wer etwas Spezielles möchte oder an einem besonderen Ort heiraten will, muss den natürlich länger im Voraus reservieren. Ihr seht: Hier ist viel Orga nötig und wie so oft ist der, der genau weiß was er will, klar im Vorteil.

Der „Weiße Saal“ im Aachener Rathaus

Wunschort: Der Weiße Saal im Aachener Rathaus

Nachdem wir uns dazu entschieden haben auf Gut Hebscheid zu feiern, wollten wir auch standesamtlich in Aachen heiraten – und zwar an einem besonders historischen Ort: Dem „Weißen Saal im Rathaus“. Ein wunderschöner, leuchtender Raum im Rokoko-Stil: Ab 1727 haben ihn italienische Stukkateure zum kleinen Festsaal des Rathauses verziert. Ich könnte mir wirklich keinen märchenhafteren Ort im Zentrum Aachens für meine Hochzeit vorstellen!

Es gibt mehrere besondere Trau-Orte in Aachen. Diese sind allerdings schnell ausgebucht und reserviert. Und im Aachener Standesamt ist es nicht leicht jemanden ans Telefon zu bekommen. Eines Freitags habe ich innerhalb von 4 Stunden ca. 50 Mal dort angerufen, bis ich endlich eine Dame am Telefon hatte, die mir den Saal für den Vormittag unseres Wunschtermins reserviert hat. Allerdings nur bis Ende April. Bis dahin sollten unsere Unterlagen beim Aachener Standesamt vorliegen. Das heißt: Bis dahin musste es mit der Anmeldung der Eheschließung beim Karlsruher Standesamt geklappt haben.

Das Rathaus

Als der Termin im Standesamt in Karlsruhe endlich gekommen war, hat uns dort eine bezaubernde Mitarbeiterin empfangen. All meine Vorurteile, die sich nach dem ersten Telefonat breitgemacht hatten, waren wie weggeblasen. Endlich ein netter Mensch hinter der Behörde. Sie hat uns Mut gemacht, dass wir früh genug dran sind und, dass das sicher alles klappen würde. Puh. Gut für meine Nerven. Meine verschiedenen Unterlagen aus Chile und Deutschland sind daraufhin geprüft worden und Raphael musste sich eine Abschrift aus dem Geburtenregister im Amt seines Geburtsortes besorgen. Das hat sogar funktioniert ohne, dass er hinfahren musste. 2017er Style: Online beantragen und per Online-Überweisung bezahlen. Fertig.

Sechs Monate vor dem geplanten Hochzeitstermin waren wir wieder beim Standesamt: Ich konnte es kaum glauben, aber unsere Unterlagen haben soweit gepasst. Und der große Berg an Arbeit, der im Januar vor uns zu liegen schien, war auf einmal gar nicht mehr so groß.

Der Eingang vom Rathaus. Das wird der Ausblick nach der Eheschließung im „Weißen Saal“ sein – auf den Marktplatz

 Soll es ein Familienname sein?

 

Am Morgen dieses Termins hat Raphael mich beiseite genommen und mir erklärt, dass er sich Gedanken über unseren künftigen Namen gemacht hat. Ich war aufgeregt wie damals an Heiligabend, als er sich auf einmal vor mich gekniet und mir den Antrag gemacht hat. Wenn man über 30 ist und heiratet, ist es -meiner Meinung nach – nochmal eine viel größere Entscheidung, ob man einen Familiennamen haben möchte, einen Doppelnamen, oder ob jeder weiterhin seinen Namen behält.

Man hat sich so oft mit Nachnamen vorgestellt, unterschrieben und seinen Namen am Telefon diktiert. Ein Name ist ja auch ein großer Teil der eigenen Identität.

Wie oft habe ich schon folgendes Gespräch geführt:

Ich: „Athene Pi Permantier heiße ich.“

Irgendjemand: „Athene Pi was?“

Pi Permantjeeeee – Pi, neues Wort, kein Bindestrich. P E R M A N T I E R.“

Oha! Das habe ich ja noch nie gehört. Woher kommt der Name? Ist das ein Künstlername?“

Ne, ein Künstlername ist es nicht. Ich bin in Chile geboren worden. Da bekommen alle Kinder den ersten Nachnamen des Vaters und den ersten der Mutter. Mein Vater heißt Pi Garcia mit Nachnamen und meine deutsche Mutter heisst Permantier. So bin ich zu den zwei Nachnamen ohne Bindestrich gekommen.“

Ach krass! Und Athene? Warum kein deutscher oder chilenischer Vorname?“

Ehrlich gesagt einfach so: Die zwei haben Homer gelesen, als meine Mama schwanger war und da haben sie über Athene gelesen und sich für diesen Vornamen entschieden.“

Familie Pi Permantier

Das ist die Kurzversion. Dadurch, dass der Nachname international zusammengesetzt ist, hat ihn niemand anderes. Und deshalb habe ich mir gewünscht, meinen Namen behalten zu können. Ich kann aber auch jeden anderen verstehen, der seinen Namen nicht ändern möchte und das hatte ich Raphael auch so gesagt. Umso geflashter war ich, als er beim morgendlichen Kaffee zu mir gesagt hat, dass er sich wünscht, dass wir einen gemeinsamen Familiennamen haben. Und dass er sich deshalb vorstellen kann, seinen Namen zu ändern.

Natürlich habe ich vor Freude Rotz und Wasser geheult, als er mir das eröffnet hat.

Und später als die Standesbeamtin uns nach Namenswünschen gefragt hat und Raphael sein Vorhaben wiederholt hat, da habe ich gleich nochmal geweint – Ganz viele Freudentränen. Es ist einfach viel zu schön: Wir werden eine Familie. Mit einem Familiennamen. Wir werden die „Pi Permantiers“. Hihi.

Nachdem wir alles auf dem Amt unterschrieben haben, ging unser Papierkram auf die Reise nach Aachen.

Aachener Altstadt

Einmal bezahlen bitte und die Trauung kann kommen

Anfang April bekamen wir endlich Post aus Aachen. Im Brief stand, dass unsere Unterlagen angekommen sind und wir nun die letzten Formalitäten erledigen können. Nach einem kurzen Telefonat mit dem Aachener Standesamt war klar: Auch da müssen wir nochmal persönlich vorbei. Wer im „Weißen Saal“ heiraten will, zahlt dafür nämlich zusätzlich 200 Euro Raummiete. Außerdem kosten Heiratsurkunden und die Eheschließung selbst nochmal Geld und das Aachener Standesamt „möchte gern, dass das in bar oder mit Karte bezahlt wird. Online Überweisung geht leider nicht.“

Im Nachhinein bin ich aber froh, dass wir auch nochmal dort waren. Der lustige Standesbeamte hatte noch viele nützliche Infos für uns. Zum Beispiel wünsche ich mir, dass ich etwas später als die restlichen Gäste in den Raum komme. (Wie man es sonst aus der Kirche kennt.) Und uns wurde versichert, dass das möglich ist. Und: Wir können auch den Standesbeamten vorher Infos über uns schicken. Zum Beispiel darüber wie der Antrag war und wie wir uns kennengelernt haben. Das wird dann in die Rede bei der Eheschließung einfließen. Das hätte ich bei einer standesamtlichen Trauung gar nicht für möglich gehalten und finde es großartig! Ich bin sehr gespannt, was der Standesbeamte aus den Infos machen und wie er die Eheschließung im „Weißen Saal“ gestalten wird.

Und damit haben wir den Tanz mit den Behörden geschafft – der große Tag kann kommen.

Der Katschhof in Aachen

Facts

  • Unterlagen, die in Karlsruhe für die „Anmeldung der Eheschließung“ nötig sind: Gültiger Personalausweis oder Reisepass, Auszug aus dem Geburtenregister, Aufenthaltsbescheinigung
  • Sobald einer der EheparterInnen im Ausland geboren worden ist oder schon verheiratet war, wird es deutlich komplizierter.
  • Kosten in Karlsruhe: Anmeldung der Eheschließung mit Einbezug der ausländischen Dokumente 80 Euro. – Und für den Abgleich mit der Meldedatei 11 Euro
  • Kosten für Trauung in Aachen im Weißen Saal: 200 Euro Raummiete, Eheschließung selbst 40 Euro und drei Eheurkunden 20 Euro
  • Wichtig: Früh anfangen, Nerven bewahren und immer freundlich bleiben.

Fotos: Raphael Timm & Athene Pi Permantier

Wedding Diaries 2: Die Suche nach unserer Location in Aachen

Nach dem Antrag ist vor dem größten Batzen Planung! Die Location ist eindeutig das Herzstück der Feier und – wenn man zwischen Juni und September feiern will – lange im Voraus ausgebucht. Das mussten auch wir auf die harte Tour lernen. Lest hier, wie wir trotzdem eine geniale Location gefunden haben. Die Facts fasse ich euch – wie immer – unten zusammen.

Am Morgen nach dem Antrag war ich um 6 Uhr hellwach und habe angefangen eine provisorische Gästeliste zu tippen. Ich war voll mit Endorphinen, (und mit Whiskey vom Vorabend – Anmerkung Raphael) die mich wacher machten, als es ein Kaffee jemals könnte! Wach und voller Tatendrang. Es soll ja Paare geben, die sich verloben und danach erstmal ein paar Jahre verlobt sind bis die heiraten. Das kam für uns nicht in Frage: 2017 sollte unser Jahr werden, heiraten wollten wir am liebsten an einem Samstag Ende August oder Anfang September.

Nach einem gemeinsamen Blick auf die erste Gästeliste war klar: Mit kleiner Feier wird das bei uns nichts: Kannste vergessen, unsere Verwandschaft ist groß.

Wo soll die Feier stattfinden?

Wir leben in Karlsruhe, allerdings verbindet uns mit der Stadt nicht viel. Raphaels Familie ist in Deutschland verteilt und der größte Teil meiner Familie wohnt in Aachen. Deshalb – aber auch, weil wir Aachen einfach sehr schön finden, haben wir uns für diese Stadt entschieden: beschauliches, altes, kleines Aachen. Wir sind also nach Weihnachten zurück nach Karlsruhe gefahren, haben uns im Internet einmal quer durch die Aachener Hochzeitsbranche gelesen und diverse Locations in der passenden Größe angefragt. Um dann zu merken: Wir haben uns das zu einfach vorgestellt. Die meisten Orte waren an unseren Wunschdaten schon ausgebucht. Außerdem wollten viele Veranstalter die Preise erst nach persönlicher Besichtigung herausgeben. Und wir saßen in Karlsruhe. Na toll.

Viele Locations sind ein Jahr im Voraus ausgebucht

Wir sind also zack zack nochmal nach Aachen gefahren, haben Termine bei jeder schönen Location vereinbart und einen Besichtigungs-Marathon veranstaltet: Zwei Tage mit jeweils drei Terminen. Das war anstrengend und effizient zugleich. Außerdem konnten wir uns so schnell an den Gedanken gewöhnen, dass eine Party, wie wir sie uns wünschen teuer ist. Denn wenn viele Menschen mit Musik, Essen und Getränken versorgt werden, wird es schnell teuer: Pro Gast kann man mit mindestens 80 Euro Kosten rechen. Aber bei den meisten Locations geht die Rechnung erst ab 100 Euro pro Gast auf und das sind am Ende DIE Kosten, die eine Hochzeitsfeier mit vielen Gästen teuer machen.

Locations besichtigen

Ich kann euch nur raten: Nehmt euch die Zeit und besichtigt die Locations, die für euch in Frage kommen persönlich. So bekommt ihr nicht nur ein besseres Gefühl für den Raum und die Umgebung, sondern auch für die Veranstalter. Hat man das Gefühl im Gespräch mit ihnen gut aufgehoben zu sein? Wie reagiert er auf Fragen nach Extrakosten? Was ist es für ein Gefühl im Raum zu stehen? Passt der Raum von der Größe her? Er sollte ja auch nicht zu groß sein…

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Vaalsbroek

Kleiner Einblick in einige der Besichtigungen:

Das Kasteel Vaalsbroek in den Niederlanden, ein kleines romantisches Schloss mit toller Umgebung. Hier haben wir uns bei der Planerin sofort gut aufgehoben gefühlt und es hätte sogar noch einen freien Termin an einem Samstag im August gegeben. Allerdings waren die Kosten für die Veranstaltung hier für uns einfach zu hoch und uns hat der Partyraum nicht gefallen: Vor allem wegen seines bunten Teppichs: Ich bin mir sicher, dass man vom Anschauen des Musters „high“ werden kann. Eigentlich verwunderlich, denn das Schloss selbst ist wunderschön und ansonsten stilvoll eingerichtet.

Da war viel Schönes dabei. Und viel Unschönes

Im Hotel zum Walde fanden wir ursprünglich die Idee toll, dass viele Gäste mit uns dort übernachten könnten: Eine Party in einem Hotel im Grünen. Auch hier haben wir mit einer herzlichen Veranstalterin gesprochen, die uns alles gezeigt und erklärt hat. Günstige Hotelzimmer für uns und die Gäste, netter Betrieb. Preislich wäre eine Feier hier im Rahmen geblieben, allerdings war für uns der Partyraum einfach keine Option: Es ist eigentlich eine Kegelbahn, die für Feiern umgebaut wird. Stellt ihn euch vor wie einen großen, dunklen Partykeller. Die Menschen, die den Raum damals in meiner Snapchat-Story bewundern durften, waren sich alle einig – genau wie Raphael und ich: Das ging gar nicht. Für Paare mit kleinerer Gästezahl könnte dieses Hotel aber eine gute Option sein. Es gibt hier nämlich einen wunderschönen antiken Raum, der für uns leider zu klein war.

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Hotel zum Walde: Hier kam bei uns einfach keine Partystimmung auf

Auf der Burg Wilhelmstein hatten wir ein tolles Gespräch mit einem unfassbar netten Veranstalter. Einer dieser Originale, ein Selfmade Man, denen man alles abkauft. Wisst ihr: So ein Mensch, bei dem man aus Prinzip schon gern gebucht hätte. Leider war sein größter Raum dann doch viel zu klein für unsere Partygesellschaft: Wir hätten komplett aufs Tanzen verzichten müssen. Noch heute trauere ich dem kleinen Garten mit Apfelbaum hinterher, wo die freie Trauzeremonie stattgefunden hätte. Seufz. Man kann nicht alles haben.

(Die weiteren Besichtigungen erspare ich euch. Falls ihr Fragen habt, schreibt mir: Vielleicht war ich ja auch bei eurer Traumlocation zu Besuch. Eine Übersicht mit weiteren Möglichkeiten gibt es hier.)

Und so landeten wir schließlich bei der Location, die uns schon im Netz am besten gefallen hatte, die aber keinen Samstag mehr frei hatte: Gut Hebscheid.

Wann heiraten? Muss es ein Samstag sein?

Natürlich haben auch wir uns gewünscht an einem Samstag zu heiraten und die Feier so mitten an ein Wochenende legen zu können. Nach den vielen Besichtigungen haben wir irgendwann gemerkt, dass wir entweder Ende Oktober feiern oder an einem Freitag. Nach einer kurzen Umfrage in der Familie, bei engsten Freunden und bei Snapchat stand fest, dass nicht viel gegen eine Feier am Freitag spricht, wenn man den Gästen frühzeitig ein „Save The Date“ schickt. Es wird also ein Freitag. Mit viel Zeit hinterher, um mögliche Kater auszukurieren und mit Freunden und Familie noch ein ganzes Wochenende die Feier Revue passieren zu lassen. Inzwischen freue ich mich richtig darüber!

Hier ein paar Eindrücke von Gut Hebscheid:

Die wichtigste Frage: Was wollen WIR als Brautpaar wirklich?

Familie hilft, Familie ist wichtig, aber am Ende soll es doch DIE Hochzeit sein, die wir uns als Brautpaar erträumt haben. Nach den Besichtigungen haben wir dagesessen und rumgerechnet. Die Excel – Tabellen haben uns am Ende eins gezeigt: Es wird teuer. Egal wo.

Hm, dann feiern wir doch einfach da, wo Herz und Bauch sagen: Ja, ich will! Denn darum geht’s doch bei der ganzen Sache, oder? Wir entschieden uns da zu feiern, wo wir komplett hinter stehen können und das war Gut Hebscheid: Ein Biohof, wo etwa hundert Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten. Hier kann man sich eine Biokiste für zu Hause bestellen oder eben Hochzeitsessen für die Feier auf dem Gut zubereiten lassen. Die Zeremonie kann im Innenhof stattfinden und die Feier in der großen, renovierten Scheune. Der Ort, die Idee, der Raum: Es hat einfach alles zu uns gepasst. Und deshalb ist uns die Entscheidung am Ende leicht gefallen. Wir mussten uns nur darauf konzentrieren, was uns wirklich wichtig ist.

Jetzt hoffe ich natürlich, dass die Feier genauso schön wird, wie ich es mir wünsche.

P.S. Sie wurde noch viel schöner als jemals erträumt. Inklusive Deko.

 

Tipps:

  • Falls ihr nicht zwei Jahre im Voraus bucht: Versucht flexibel mit dem Hochzeitsdatum zu sein. So bekommt man oft doch noch die Traumlocation und bisher hat uns niemand abgesagt, weil wir an einem Freitag feiern.
  • Schaut euch die Locations vorher genau an und bewertet sie, um eine leichte Entscheidung fällen zu können.
  • Macht euch vorher klar, wieviel ihr ausgeben wollt und könnt. Im Zweifel ist der Weg bei kleinerem Budget die kleinere Feier.
  • Lest euch die genauen Vertragsbedingungen durch. Bei manchen Locations steigt der Preis ab einer bestimmten Uhrzeit rapide an, zum Beispiel weil der Stundenlohn für die Kellner dann teurer wird.
  • Tipp: Vielleicht gibt es ja jemanden in eurer Familie mit Veranstaltungsraum, einem Bauernhof mit großer Scheune oder großem Grundstück? Da könnte man zum Beispiel ein großes Zelt aufstellen und schon wird die Feier günstiger. Aber das ist vor allem etwas für Menschen, die in der Stadt feiern, wo sie wohnen. Denn bei Self-Made-Hochzeiten ist natürlich mehr Manpower gefragt.
  • Und es sollte eigentlich klar sein, aber wenn sich die Familie einmischt, gerät das schonmal in den Hintergrund. Vergesst nie, dass es eure Feier ist. Es zählt nur, was EUCH gefällt.

Wedding Diaries 1: Der Antrag – wenn das eigene Leben süßer schmeckt als Schokolade

Oh hi! Eine kleine Warnung vorweg – Zu Risiken und Nebenwirkungen sozusagen: Es wird kitschig. Ab jetzt. Dieser Text ist voller rosaroter Gefühle. Also einfach mal gar nichts für alle, die es rational und analytisch mögen. Obwohl – sowas bekommt man bei mir ja eh nie. Aber diesmal ist es besonders krass. Romantik-Overload an Weihnachten 2016: Als ich an Heiligabend den Heiratsantrag bekommen habe.

Ich habe schon immer davon geträumt mal zu heiraten. In einem langen Kleid. Obwohl ich mir das eigentlich ja gar nicht vorstellen kann, weil ich es noch nicht gemacht habe. Es ist wohl auf der einen Seite der Traum davon, dass einen jemand anderes so einzigartig findet, dass er sein Leben mit dir verbringen will. Auf der anderen Seite aber natürlich auch, dass ich so für jemanden empfinde. Und dass sich genau das für mich in genau diesem Moment perfekt anfühlt.

Ich gebe zu: Mit der Zeit habe ich nicht mehr so wirklich daran geglaubt, dass es wirklich passiert. Es ist eine unpraktische Eigenschaft von mir, dass ich manchmal vom Schlechten ausgehe – nur um nicht schlimmer enttäuscht zu werden.

Was ich allerdings sicher wusste, als er in meinem Leben angekommen war: In Raphael hatte ich einen Gefährten gefunden. Einen Freund, Liebhaber, Kindskopf, Reisenden und besten Freund in einem. Manchmal lernt man Menschen kennen und alles ist einfach: Kochen, reisen, schlafen, sitzen, Filme schauen und auch mal schweigen. Den anderen im Leben zu haben fühlt sich einfach angenehm und kuschelig warm an. Und dadurch zu gut um wahr zu sein.

Der Disney-Moment beim Heiratsantrag

Seit wir zusammen sind verbringen wir Weihnachten beispielsweise wie selbstverständlich zusammen. An Heiligabend sitzen wir immer in meinem Elternhaus im Wohnzimmer. So auch im Dezember 2016. Bei uns ist es Tradition, dass jeder nacheinander ein Geschenk auspacken darf. Einer nach dem anderen. Ganz am Ende stand da noch ein relativ großes Päckchen mit meinem Namen darauf. Ich öffne es, es ist so unwirklich leicht, als wäre eine wertvolle Feder darin versteckt. In diesem Päckchen drin versteckt sich ein etwas kleineres Päckchen – und da steht „Raphael“ drauf geschrieben. Also reiche ich das Paket weiter und er beginnt zu erzählen:

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Als alles begann: Roadtrip Italien

Vor drei Jahren haben wir uns kennengelernt. Auf der Arbeit – in der Redaktion. Als „die neue“ habe ich an Weihnachten und Silvester einige Schichten übernommen und war auf einmal ziemlich einsam in Baden-Baden. Ich kannte da ja fast niemanden! – Außer Raphael. Wir haben uns von Anfang gut verstanden und so haben wir uns verabredet Silvester zusammen zu feiern. Keine große Party. Silvester wird meiner Meinung nach eh überbewertet. Raphael hat nur gesagt: „Du und ich wir machen was an Silvester. Das steht fest.“ Und das war das beste was er mir sagen konnte. Unsere Freundschaft bestand damals nur aus kleinen Fäden, die schnell durchtrennt werden können. Aber wir haben nicht nur Silvester zusammen verbracht. Wir haben gekocht, Tatort geschaut, uns unsere Geschichten und unsere kleinen Monster anvertraut und so wurden aus den kleinen Fäden erst Bänder und dann immer festere Seile.

Aus Freundschaft wurde Liebe

Zusammengekommen sind wir auf einem spontanen Roadtrip nach Italien: Wir hatten genau vier Tage Zeit zu verreisen, haben das Auto genommen und Richtung Süden gefahren. Im Februar. Übrigens ein echter Geheimtipp: Genua und Livorno im Februar. Aber das ist ein anderes Thema. Wir saßen am Strand, haben Eis gegessen und natürlich viel Pizza und dazu gab es Wein und Geschichten aus dem Leben: Am letzten Abend der Reise haben wir uns an der Promenade geküsst und sind seitdem fest zusammen. Es ist abends passiert – auf der Promenade von Livorno, die nichts mit den prunkvollen anderen Städten in der Gegend, wie Pisa gemeinsam hat. Livorno ist bodenständig und als großer Hafen-Fan finde ich es ausgezeichnet, dass unsere Liebe genau dort begonnen hat.

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Ich schweife ab. Raphael hat sich da an Weihnachten deutlich kürzer gefasst. Vom Grundstein unserer Liebe kam er zu den vielen unterschiedlichen Reisen, die wir unternommen haben: Chile, Bali, Kalifornien, Neuseeland und und und. Und während er gesprochen hat, war ich wie im Trance. Ich kann mich nur daran erinnern, weil meine Familie zum Glück auch da war und mir hinterher geholfen hat alle Puzzleteile dieses Abends zusammenzubekommen.

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Auf Bali

Raphael hat mit seiner warmen Stimme von unseren bisherigen gemeinsamen Reisen erzählt und dann sagte er auf einmal: „Aber eigentlich ist es egal wohin wir gereist sind, denn das einzig wichtige war, dass wir zusammen sind. Und dann: Jetzt steh bitte auf“. Und während ich seiner Bitte gefolgt bin, ist er auf die Knie gegangen und hat die großen Worte gefragt:

Willst du mit mir gemeinsam auf die Reise dieses Lebens gehen? Willst du mich heiraten?“

„Ja“ – das habe ich sofort gesagt. – Allerdings nicht mit der festen Stimme, mit der ich es mir vorgenommen habe. Rotz und Wasser habe ich geheult und „Ja“ gestammelt. Dieser Moment als der Heiratsantrag da war, hat mich einfach komplett umgehauen. Ich bin nicht oft sprachlos. Da war ich es fast. Ich habe mich gefühlt, als würde ich fliegen. Und dann hat er mir auch noch einen zauberhaften Prinzessinnen-Ring an den Finger gesteckt. – Viel schöner als alle anderen Ringe, die ich bisher gesehen habe. Erst hinterher, viel später habe ich realisiert, was da an diesem Abend passiert ist.

Atacama Wüste Chile

Das war die größte Magie in meinem Leben bisher. Dieser Moment, diese Gefühle und die Gewissheit: Das ist genau das richtige. Das ist Liebe. Wahre Liebe. Und in meinen Romantik-Filmen hatten sie doch ein bisschen recht. Manchmal ist das Leben genauso kitschig und großartig. Zum Glück. Das macht Mut. Wir werden heiraten. Wahnsinn.

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P.S. Ja, viele Selfies – die sind in diesem Fall auch mal erlaubt.

Karibische Hochzeit im All-Inclusive Hotel in Punta Cana

Eine meiner besten Freundinnen heiratet in der Dominikanischen Republik in einem All-Inclusive Hotel in Punta Cana und aus aller Welt reisen Menschen an, um dieses Ereignis zu feiern. Es wird eine richtige Destination Wedding. Eine unvergessliche, großartige Erfahrung – auch wenn meine eigene Hochzeit anders sein wird. Herzensmomente in traumhafter Kulisse und wieviel eine Hochzeit in der Karibik kostet, findet ihr hier.

Die Sonne brennt, klock klock klock. Ich versuche möglichst aufrecht durch die Hotelanlage zu gehen und komme mir dabei verkleidet vor in meinem türkisen Kleid und in den hohen Schuhen. Der Boden ist uneben, ich schaue immer wieder nach unten, um nicht hinzufallen und stelle mir vor, dass ich aussehe wie ein kleines Trampeltier. „Hätte ich nur damals beim High-Heels Training besser aufgepasst“, denke ich und hoffe anzukommen – im besten Fall bevor ich hinfalle.

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Der Ausblick von den Zimmern aus

Der Plan: Destination Wedding im Hotel in Punta Cana

Es ist der große Tag für meine Freundin Vanesa. Sie heiratet hier und heute in diesem riesigen Hotel in Punta Cana, in der Dominikanischen Republik. In einem All-Inclusive Resort am glitzer-blauen Meer. Gleich neben Pool, Bar und Animation wird sie „ja“ sagen.

Es fühlt sich an wie in einer Fotokulisse

Seit ich hier gelandet bin, fühlt es sich an als wäre ich in eine Fototapete gestolpert. Die Natur ist wirklich unfassbar schön: Heller Sand, das türkise Meer und Palmen soweit das Auge reicht. Das einzige was stört sind die vielen Menschen, die sich hier nebeneinander am Strand auf den Liegen sonnen und kleinen Ölsardinen ähneln. Unser Hotel ist eins von vielen All-Inclusive-Resorts in Punta Cana. Und in fast allen kann man auch Hochzeit feiern. Menschen aus der ganzen Welt kommen hierher um so eine Destination Wedding zu feiern. 

Vanesa macht das allerdings nicht nur, um im Urlaub „Ja“ zu sagen. Ihre Familie kommt aus der Dominikanischen Republik. Und ihr Verlobter stammt aus den USA. Deshalb feiern wir  hier. In den vergangenen zwei Tagen sind Menschen aus der ganzen Welt angereist, um den großen Tag der beiden mitzuerleben. Wir haben gemeinsam Salsa tanzen geübt, am Strand gelegen und am VIP-Pool vor dem Zimmer des Brautpaares gefeiert. Es hat ein bisschen was von einer Luxus-Klassenfahrt, wenn man sich so umschaut. Sobald man die vorgemixten All-Inclusive-Drinks probiert, allerdings schon nicht mehr: Der „Mojito“ schmeckt bestenfalls nach passiertem Minz-Zuckerwasser an billigem Rum. Aber darum geht es nicht. Die Aussicht und die Freunde entschädigen für alles.

Getting Ready hora latina

Während ich quer durch die Anlage stöckle, macht sich Aufregung in meinem Magen breit. Es ist soweit. Sie wird wirklich heiraten. Wir haben und bei ihr auf dem Zimmer verabredet, um im großen Moment der Aufregung bei ihr zu sein. Um ihr ins Brautkleid zu helfen und um fürs perfekte Styling zu sorgen. Vanesa ist allerdings noch lange nicht soweit. Das Zimmer ist leer, ich finde sie im Spa, wo sie für den großen Auftritt geschminkt wird. „Tschaka, bisher nicht hingefallen! Und schade, dass sie nicht im Zimmer bei Sekt gestylt wird“, denke ich und bewundere Vanesa und ihre Mutter wie sie geduldig da sitzen und sich anmalen lassen – natürlich schon 30 Minuten zu spät. Hora latina. Gehört wohl dazu.

Mein deutsches Zeitgefühl und ich werden nervös

Kurz darauf warte ich im Zimmer weiter auf die Dame des Tages, als der Bräutigam hereinstolpert. Null gestylt. Er müsse das jetzt schnell machen, sagt er. Mein deutsches Zeitgefühl und ich wir werden etwas nervös. Da bin ich altmodisch: Der Bräutigam soll die Braut auf KEINEN Fall vor der Hochzeit sehen. Aus dem einfachen Grund, dass sonst die Überraschung und die Vorfreude zerstört wird. Während Alan sich in aller Ruhe seinen Anzug anzieht und darüber nachdenkt welche Socken wohl am besten zu seinem Anzug passen, habe ich das Gefühl aufgeregter zu sein als er. Endlich nimmt er seinen Hut in die Hand und macht sich auf zum Ort der Trauung dieser Destination Wedding.

Auch bei einer Destination Wedding: Der wartende Bräutigam

Eine Stunde nach Plan kommt die Braut dann endlich ins Zimmer gerannt und ich bin beeindruckt wie schnell auf einmal alles geht: Rein ins Kleid, straffen straffen, Korsage hinten festziehen und setzen. Schuhe an und fertig. Wir besten Freundinnen bekommen noch Seestern-Klämmerchen ins Haar, die zu Vanesas Haarschmuck passen und es kann losgehen.

Einmal quer durch die Anlange zum Ort der Trauung

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Jede nimmt ein Stück von ihrem Kleid, damit nichts auf dem Boden schleift und dann heisst es wieder: Stöckeln stöckeln nur nicht fallen. Neben uns zwei Fotografen, die den Tag aus allen Perspektiven festhalten. Immer wieder halten wir an: Foto Foto Foto – zum Beispiel auf der Brücke am Pool. Natürlich geht um uns herum das normale Hotelleben weiter. Menschen mit Handtuch in Badehose und Bikini schlendern an uns vorbei, sie sind auf dem Weg zum Strand oder zum Buffet und schauen neugierig rüber zu der Frau, die heute heiraten wird. Welten prallen aufeinander. Ich stelle mir die Situation von außen vor uns muss grinsen.

Die Zeremonie neben dem Main Pool

Die größte Enttäuschung bei dieser angeblichen „Strand-Hochzeit“: Der Ort der Zeremonie. Ich war mir vorher so sicher gewesen (oder hatte es gehofft), dass wir einen feinen kleinen Pavillon am Strand haben würden, wo die Trauung stattfindet. Schließlich hatte ich das so schon in amerikanischen Filmen gesehen. Aber nein. Aber unsere Destination Wedding findet mitten im Herz der Anlage statt. In einem Pavillon am Main-Pool – wo genau an diesem Nachmittag die Miss Bikini gewählt wird.

Direkt neben der Trauung wird die Miss Bikini gewählt

Nach einer langen Wanderung quer durch die Anlage übergeben wir Vanesa an den Arm ihres dominikanischen Vaters. Showtime.

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Die Braut und ihr Vater auf dem Weg zur Trauung

Wir sitzen auf weißen Klappstühlen rund um den Pavillon und da läuft sie ihrem neuen Leben entgegen. Mit festen Schritten. Sie weiß was sie tut, das sieht man ihr an. Und genau das erfüllt mich in dem Moment mit Stolz und Freude. Man sieht dem Bräutigam an, dass er lange gewartet hat. – Dort in der Hitze, während sie gestylt worden ist. Aber jetzt sieht er beruhigt aus. Sie hat es sich nicht anders überlegt. Natürlich nicht.

Eine Zeremonie in gebrochenem Englisch

20161203-IMG_9689Ein Dominikaner hält die Zeremonie in gebrochenem Englisch. Ich wünschte er hätte Spanisch sprechen und emotional werden dürfen. Aber darum geht es nicht. Vanesa strahlt mit sich selbst um die Wette und es ist ein Geschenk sie dabei anschauen zu dürfen. So glücklich habe ich sie in all den Jahren nicht gesehen. Nach zwei Bekenntnissen und „Yes I do“, sind die beiden verheiratet.

Eine Frau im Bikini schaut zu und weint

Eine Frau im Bikini hat extra ihre Liege umgedreht, um zuschauen zu können – jetzt weint sie vor Glück. Alle freuen sich mit den beiden, gratulieren und schmücken das Brautpaar mit Seifenblasen.

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Glück unter Seifenblasen

Bevor die Sonne weg ist: Fotos am Strand

Das ging fast ein bisschen zu schnell, aber auf einmal höre ich wieder die Musik der Animation und bin froh, dass wir nun an den Strand gehen, um da die ersehnten kitschigen Hochzeitsbilder zu machen.

Wir ziehen unsere hohen Schuhe aus und springen durch den Sand, wie kleine Mädchen. Der Fotograf macht einen fantastischen Job und nimmt sich alle wichtigen Fotokonstellationen vor bevor die Sonne für heute verschwindet. Dieser Moment bleibt: Auf Fotos und in unseren Herzen – in der Erinnerung. Ich halte kurz inne, blicke aufs Meer und freue mich über so viel Schönheit durch Liebe und Natur, dass es sich anfühlt als würde ich platzen.

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Girl Squad

Der Abend und die kurze Feier

Die Hochzeitsfeier unserer Destination Wedding findet in einem der vielen Restaurants des Hotels statt, das wir an diesem Abend nur für uns allein haben. Wir dürfen uns einen Platz an runden Tischen suchen. Das Brautpaar sitzt vorne an einem Tisch zu zweit. – Für alle gut zu sehen, auf dem Präsentierteller.

Zwischen Wein und drei Gängen an leckerem Essen verfliegt die Zeit. Vanesas Bruder spielt Songs auf der Gitarre und schließlich steht die Braut selbst auf und schmettert einen Liebessong für ihren Bräutigam. In den Augen der Gäste ist Überraschung zu sehen: Offenbar wussten nur wenige, wie toll sie singen kann. Jetzt ist der Moment gekommen: Ich kämpfe mit den Tränen, denn ich bin unfassbar gerührt. Und Musik bringt mich eh schnell zum Weinen. Als der Brautstrauß geworfen wird, bin ich deshalb gar nicht richtig bei der Sache. Ich fange ihn nicht. Vanesa schimpft hinterher, sie habe ihn extra in meine Richtung geworfen. Es hat nicht sollen sein. Eine andere war schneller. Aber wer muss schon einen Brautstrauß fangen.

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Der Brautstrauß fliegt – Athene ist weit weg

Kurz tanzen – die Dominikaner geben den Takt vor

Danach bringt uns Vanesas lateinamerikanische Familie bei wie tanzen wirklich geht. Ein Onkel kann zu jedem Latino-Song eine Choreographie. Wirklich außergewöhnlich und schön anzusehen. Nur eins hat bis hier gefehlt: Ein paar Worte über das Brautpaar. Ich persönlich bin großer Fan von Reden: Für mich ist es ausgezeichnet, wenn Worte über die Verliebten ausgepackt werden. Das muss auch keine lange Rede sein. Einfach eine Anekdote. Etwas Echtes. Der Stiefbruder des Bräutigams bricht schließlich das Eis und spricht den ersten Toast. Es folgen weitere Worte von Freunden aus den USA – vor allem vom Bräutigam.

Worte an das Brautpaar mit zitternden Knien

Ich fasse mir schließlich ein Herz und gehe vor, obwohl ich Schiss davor habe Englisch zu reden vor all den Amerikanern. Aber egal. Wenn du weißt: Wenn du jetzt nicht gehst, wirst du es bereuen. Ich schlucke den Kloß im Hals runter und sage ein paar Sätze: Über Vanesas und meine Zeiten im Studium, als wir bei Kakao zusammengesessen und regelmäßig unsere Herzen zusammengeflickt haben. Über den Mut der beiden, den ich sehr bewundere. Ich wünsche ihnen, dass die unwirkliche Schönheit dieser Tage der Hochzeit in der Dominikanischen Republik sie immer begleitet und ihnen Glück bringt. Zu zweit.

Am Ende des Abends steht fest: Diese Reise, um zwei Liebende bei ihrer Hochzeit zu begleiten, hat sich gelohnt.

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Braut und Bräutigam am Strand

Facts:

Kosten für so eine Hochzeit im Hotel kann stark variieren. – Je nach Paket, das man bucht. Diese Hochzeit mit 70 Gästen hat rund 5000 US-Dollar gekostet (inkl. Übernachtungen des Brautpaares im Hotel, Zeremonie, Essen, Kuchen, Cocktailempfang, Häppchen etc – ohne Fotograf, Kleidung, Flüge)

Hier lest ihr im Artikel der Braut, wie sie das organisiert hat:

How to have a dream wedding for 5k

  • Hochzeiten im Hotel lohnen sich vor allem für internationale Paare, um Menschen aus aller Welt zusammenzubringen
  • Wir haben im Be Live Hotel Punta Cana gefeiert. Die Braut kann sehr gut handeln und hat gute Preise für die Zimmer der Gäste ausgehandelt
  • All-Inclusive ist nicht jedermanns Sache und heisst oft nur so. Vieles kostet am Ende extra – in unserem Fall zum Beispiel das WLAN
  • Besonders toll sind die Erinnerungsfotos am Strand mit paradiesischer Kulisse

Fotos: Raphael Pi Permantier & Gregory Martinez